Walter Broder geht auf den Dienststellenleiter zu und meint, „was gibt es noch, außer dass die gefundenen Pässe nicht zu den Leichen gehören? Wer will uns hier zum Affen machen?“
„Fassen wir zusammen, was wir momentan wissen“, meint Anton Lechrainer zu Broder.
Broder lässt ihn gar nicht mit seiner Aufzählung beginnen und meint nur etwas zerknirscht, „Nichts haben wir. Drei Leichen mit dazugehörigen falschen Pässen, ein Versteck mit einem seltsamen Brief, der höchstens drei Jahre alt ist, wenn das Datum wirklich stimmt. Ein Mauerwerk, das vor etwa drei Jahren errichtet wurde. Alles sehr verwirrend. Vielleicht ein Familiendrama, was vertuscht wurde und dann hat man auch noch versucht uns mit einem Flüchtlingsdrama zu täuschen. Pässe kann man ja überall kaufen.“
Der Reviervorstand macht den Vorschlag, dass Sophie zum Schutz erstmal vor Ort bleiben soll, außerdem könne sie von Walter Broder eine ganze Menge lernen. Er würde die Zahnärzte der Umgebung aufsuchen, vielleicht ergibt sich daraus etwas Handfestes.
Walter Broder bittet im Zeitungsarchiv auf Spurensuche gehen zu dürfen. Was hat es vor drei oder vier Jahren in dieser Gegen an Verbrechen gegeben?
Es wird Zeit zurück zu fahren und so sucht Walter Broder nach Sophie. So erfährt er, dass sie ab sofort eine Uniform tragen muss. Bisher ist sie immer in Zivil erschienen, statt einer Waffe wird ihr ein Holzknüppel übergeben. Sophie ist stolz auf ihr dunkelblaues Kostüm. Sie führt es Walter Broder vor, als wäre sie gerade vom Laufsteg gekommen. „Prima siehst du aus, aber jetzt lass uns endlich fahren.“
Sophie fragt Walter, ob sie den Wagen auch mal privat fahren dürfte, dann könnte sie mit ihrer Oma mal nach Villach fahren, da sei der Opa begraben. Walter sieht darin kein Problem, wichtig für ihn ist nur, dass der Wagen immer Einsatz bereit ist. Sie erhält noch eine Tankkarte und ein Fahrtenbuch muss sie führen, das ist Vorschrift.
Auf dem Weg nach Eisenkappel statten sie der örtlichen Zeitung einen Besuch ab. Hier hat man für ihn bereits die wichtigen Jahrgänge herausgesucht. Nun ist Walter Broder für die Nacht mehr als beschäftigt. Akribisch, so wie er es von sich gewohnt ist, wird er die Blätter durchforsten. Irgendeinen Hinweis erhofft er sich bei der Suche nach den drei Toten.
Berta wartet schon auf ihren Freund und hat auch Neuigkeiten. Dieter Lauenstein hat sich über das Polizeitelefon gemeldet, er hat sich vorgenommen, denn sicher ist es nicht, nächste Woche aufzukreuzen und sich über den Fund berichten lassen. Er hat sich undeutlich ausgedrückt, aber es sieht so aus, als würde der ganze Vorfall mit dem gesuchten Wenninger in irgendeiner Weise zusammen hängen. Lauenstein gab noch die Anregung, ob nicht auch Gerd Wildfang ebenfalls an der Zusammenkunft teilnehmen könnte?
Walter Broder muss schmunzeln, durchblickt er doch sehr genau, den Hintergrund der Frage. Es ist schon eine kleine Ewigkeit her, dass sie alle drei zusammen gekommen sind um sich zu beraten. Nur diesmal geht es um den leckeren Wein und nicht um ein Verbrechen aufzuklären.
Sophie will wissen, ob sie noch gebraucht wird, sie hat nämlich seit einer halben Stunde Dienstschluss und Berta vermutet, dass sie noch eine Verabredung hat. Berta muss unwillkürlich an ihren Walter denken, als er noch kerngesund war und selber mit seinem damaligen Dienstwagen unterwegs war. Es war ein ähnlicher Typ von Mercedes und er hat sich gut darin gemacht.
Walter sitzt seit einer guten Stunde über den Zeitungsartikeln aus der alten Zeit. So manchen Artikel kennt er noch von seinen Untersuchungen und so wird er unwillkürlich in eine andere Zeit zurück versetzt. Er liest Artikel, die für seine aktuellen Fall völlig unwichtig sind, nur um sich an eine bessere Zeit erinnern zu können, denn damit, wie sein Alltag abläuft ist er nicht mehr zufrieden. Er fühlt sich als drittes Rad am Wagen, er spürt deutlich, dass man ihn loswerden will, er soll einer jüngeren Generation Platz machen und das wurmt ihn mächtig. So kam es für ihn gerade richtig, dass er diesen Fall abseits seiner Dienststelle bekommen hat. Als ihm die Augen vom vielen lesen zufallen, bittet ihn Berta endlich zu Bett zu gehen. In dieser Nacht wälzt sich Walter von links nach rechts und wieder umgekehrt, der momentane Fall will nicht in sein Schema passen, was hat er übersehen?
Nachts träumt er von wilden Horden, die über seinen frisch geerbten Hof herfallen und dann träumt er wieder von Berta, wie sie Rücklinks gemeuchelt wird. Er hat einen Alptraum nach dem anderen. Schweißgebadet wacht er auf und Berta macht sich ernstliche Sorgen über seinen Zustand. „Lass uns einen Ausflug nach Slowenien machen, das wird dich ablenken“, schlägt sie beim ausgiebigen Frühstück vor. „Slowenien? Warum eigentlich nicht. Vielleicht gibt das der Sache eine neue Wendung?“
Als Sophie auf den Vorplatz fährt, teilt er ihr gleich die Neuigkeit mit. „Wir fahren nach Slowenien“, mehr sagt er nicht. Sophie lächelt und meint nur, „warum nicht, dann eben Slowenien.“ Sophie putzt den Benz noch ein wenig und dann steht plötzlich Jörg neben ihr. Sie berichtet, dass sie nach Slowenien fahren und Jörg will wissen, was man sich von so einem Ausflug erwarten würde. Sophie spürt, dass Jörg immer gleich auf eine Bemerkung eine Frage hat, das gefällt ihr nicht. Warum muss er wissen, was man sich dort erwartet. Vielleicht eine leckere Brotzeit, vielleicht einfach nur die Gegend ansehen? Was geht es ihn an? Sophie ist verärgert, gibt ihm auf seine Frage keine Antwort. So betrachtet Jörg die neue Uniform und lästert darüber, dass sie keine Waffe tragen darf, nur einen Holzknüppel, aber Handschellen, das ist ja wenigsten etwas zum Spielen.
Er will gerade weitere unpassende Bemerkungen loswerden, da steht Walter Broder neben ihm und bittet ihn Platz zu machen. Berta kommt mit einem Korb, der Inhalt scheint eine Brotzeit zu sein.
Jörg merkt, dass er im Wege steht und so verabschiedet er sich ziemlich schnell. Sie wollen gerade vom Platz fahren, da hat Walter Broder eine Idee. „Lass mich noch mal schnell hineingehen. Ich muss noch etwas aufräumen.“
Walter räumt die wichtigen Dinge in eine Tasche und nimmt diese an sich. Weiß er doch, dass es für Jörg kein Problem darstellt zu jeder Zeit in das Anwesen gehen zu können. Vielleicht hat er sogar einen Zweitschlüssel, aber auch ohne solchen, sind diese Fenster und Türen kein wirkliches Hindernis für ihn.
Walter verstaut die Tasche im Kofferraum des alten Benz. Dann startet Sophie den Wagen und sie freut sich, wie sicher sie das Gefährt bewegt. Zwischengas? Kein Problem“
Geschickt fragt Walter Sophie über Jörg aus. „Findest du ihn sympathisch“ fragt er ganz beiläufig. Sophie, die gerade sehr konzentriert auf der schlechten Landstraße unterwegs ist, antwortet zunächst nicht. Erst nach einer ganzen Weile beginnt sie zu erzählen.
„Wir haben uns in Klagenfurt ganz zufällig in einer Disco getroffen. Ich war da mit einigen Kollegen, plötzlich stand der Jörg neben mir. Er tanzt übrigens nicht schlecht. Hat ein gutes Rythmusgefühl. Walter fragt weiter und will nun wissen, von was Jörg eigentlich lebt. Hat er überhaupt einen festen Job oder verdient er sich nur nebenbei etwas bei der Gemischtwarenbude. Der Laden gehört doch seiner Schwester, oder war es die Cousine? Oder ist er mit ihr sogar verheiratet?
Sophie weicht gerade einem größeren Felsbrocken aus, der mitten auf der Fahrbahn lag. Sie muss zu all den Fragen von Broder leider passen, sie hat Jörg über diese Dinge niemals ausgefragt. Sie wollte auch gar nicht den Eindruck erwecken, dass sie eventuell Interesse an ihm hätte. Nur eines hat sie ganz sicher festgestellt, seitdem sie eine Polizeiuniform trägt, sieht er sie anders an. Sein Blick hat etwas von großem Interesse. Besonders ihre neuen Handschellen in dem Lederetui, das sie an ihrem Gürtel trägt, haben ihn schwer beeindruckt.
Er wollte sie auch schon mal testen, aber sie hat nur gelacht und ihn auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet.
Die Fahrbahn wird immer schwieriger, die Felsbrocken werden größer und sind quer über die ganze Fahrbahn verteilt. Broder schließt daraus, dass diese Straße nur äußerst selten befahren wir. Sophie will nun von ihm gerne wissen, wohin sie dieser Weg führen wird, aber Walter meint nur, „Sie werden schon sehen, es ist eine kleine Ortschaft