Kapitel: 7 Nur altes Gemäuer
Berta ist beim Betreten des alten Gemäuers erstaunt, wie gut es doch eigentlich noch im Zustand ist. Es dauert auch nur wenige Minuten, da wird sie von Mechthild begrüßt. „Was macht ihr denn hier, wollt ihr Urlaub machen?“
„Walter möchte mal sehen, ob es sich hier leben lässt“, schwindelt sie. Berta hat strenge Anweisung erhalten, auf keinen Fall von irgendeiner Recherche zu reden. Alle sollen glauben, dass es ein Urlaub ist, den Walter hier in die Gegend treibt.
Das Schlafzimmer ist gerichtet, die Küche ist bereit für ein leckeres Schmankerl. Berta weiß, wie man es anstellt, ein Haus gemütlich auszustatten.
Walter ist gerade im Heuschober, vermisst die Außenwände und betrachtet sich das Interieur. Berta ruft, „Das Essen ist fertig!“ Als Walter in den Raum kommt, hat er das Gefühl, dass es ein anderes Haus ist. Berta hat sogar den Ofen eingeschürt. Walters geliebtes Bierkrüger´l ist ebenfalls vorhanden. Sie hat das super organisiert. Auf einem eigens aufgebauten großen Tisch liegt ein Bauplan des Anwesens. Walter überträgt genauestens die Masse, die er eigenhändig misst. So will er eventuelle Unterschiede herausfinden. Seine Vermutung geht in die Richtung, dass er glaubt, dass das Anwesen irgendwann umgebaut wurde. Vielleicht gibt es ja ein Geheimversteck. Es versteht sich fast von selbst, dass Walter an die halbe Million denkt, die ihm auf dem Kontoblatt abhandengekommen sind.
Einige Zeit später ist Mechthild wieder auf dem Weg zu ihnen. Walter ist schon ganz verärgert und so langsam wird er das Gefühl nicht los, dass Mechthild ihr Tun überwachen will. Berta ist gerade dabei diverse Fotos, die sie aus dem Fundus mitgenommen hat, zu vergleichen. Viele tragen auf der Rückseite einen Vermerk, wer abgebildet ist, was für ein Jahr war es. Schlüssige Details, die einem die Recherche erleichtern. Berta sortiert sie nach Datum und abgebildeten Personen. Als Mechthild in den Raum kommt, stellt diese sofort fest, dass sie ja auf einigen Bildern abgebildet ist. „Was habt ihr hier für Unterlagen“, fragt sie aufgeregt.
Dann steht Jörg plötzlich im Raum. Berta hat den Eindruck, dass Mechthild ihn informiert hat. So wird er zu Berta ziemlich frech, will wissen, was es mit den Plänen und Bildern auf sich hat. „Da musst du Walter fragen, ich bin nur für das Essen zuständig.“
Jörg wartet auch gar nicht ab, geht mit großen Schritten hinüber zu Walter, der gerade dabei ist eine Innenwand zu vermessen.
Walter wird von Jörg aufgefordert, das sofort zu unterlassen, schließlich wird er das Gehöft kaufen, das Geld hat er schon zusammen. Er soll seine Sachen zusammenpacken und von hier verschwinden. Walter beruhigt Jörg sehr freundschaftlich, „warum regst du dich denn so auf, vielleicht verkaufe ich ja gar nicht, wir sind gerade dabei zu überlegen, ob wir uns nicht eine Ferienwohnung hier einrichten.“
Jörg lässt sich nicht beruhigen. Er beginnt Walter zu beschimpfen, „Du hast mir versprochen, dass ich das Anwesen kaufen könnte und nun willst du plötzlich nicht mehr verkaufen.“
Walter wird gleich die Geduld verlieren, noch hält er sich mit klaren Worten zurück, aber er spürt, dass seine Geduld zu Ende geht.
Berta ruft Walter zu, dass der Kaffee auf dem Tisch steht. Er steht zwar noch nicht, aber Berta will, dass Walter mit seinen Vermessungsarbeiten aufhört. Jörg regt sich nicht grundlos auf, da steckt mehr dahinter, das spürt sogar Berta.
„Wo hast du denn den Apfelkuchen her“, will Walter wissen. Berta hat Walters Lieblingskuchen gebacken und es ist ihr in dem Rohr des einfachen Ofens hervorragend gelungen. Beide überlegen sich, warum Jörg und Mechthild so aufgeregt waren. Was ist denn dabei ein Gehöft zu vermessen.
Aber Walter hat es schon fast heraus, es stimmt etwas mit der rückwärtigen Brandmauer nicht. Sie ist viel zu dick, es sieht so aus, als wäre da noch ein Zimmer gewesen, was man einfach zugemauert hat. Die Wand misst eine Stärke von fast fünf Metern. Gleich am nächsten Tag wird Walter damit beginnen, eine Öffnung in die Wand zu schlagen. Ob es Mechthild passt oder nicht. Den Abend verbringen Walter und Berta auf der Veranda. Eine Kerze sorgt für Stimmung und sie genießen beide einen Veltliner in Kombination mit einem leckeren Schinken.
Berta ist schon recht früh auf und bemerkt, dass in den vier Gehöften, die hier in eine Reihe vor weit über hundert Jahren gebaut wurden keine Person in die Arbeit fährt und dass außer Mechthild und Jörg keine weiteren Personen hier wohnen. Sie richtet das Frühstück und beobachtet sehr genau, wo Jörg überall herum schleicht. Seit einer halben Stunde ist er in den beiden anderen Gehöften unterwegs. Das Türen schlagen ist deutlich zu hören.
Am Frühstückstisch berichtet sie Walter über ihre Beobachtungen und so entschließt sich Walter beim Reviervorstand in Klagenfurt zu recherchieren, wem die Gebäude gehören und wer hier mal gewohnt hat. Er erhält die Bestätigung, dass zurzeit tatsächlich nur sie beide und Mechthild und Jörg dort leben. Weiter erfährt er, dass noch vor drei Jahren über dieses Gebiet die Personenschleuser gezogen sind. Sie kamen aus dem Kosovo und Rumänien.
„Aber da kommt heute niemand mehr über die Grenze“, versichert der Reviervorstand.
Kapitel: 8 Ein Loch in der Mauer
Walter ist gerade damit beschäftigt, ein Loch in die Mauer zu schlagen, da steht Jörg hinter ihm. „Da wirst du nichts finden, ja, da ist ein Hohlraum. Die Schleuserbanden haben hier immer eine Rast eingelegt, da haben sie sich verstecken können. Das hat deine Tante so geregelt. Also lass es hier herum zu stöbern.“ Walter hat es schon vermutet, aber jetzt braucht er Gewissheit.
Er verständigt Wildfang, der aber gerade überhaupt keine Zeit hat und ihn auf eine spätere Zeit vertröstet. Walter hat ein gutes Stemmeisen und so ist er gerade damit durch die Wand gestoßen. Tatsächlich ein Hohlraum. Er hat Gewissheit. Wie gut, das Jörg sich verzogen hat. Das Loch wird noch vergrößert und dann leuchtet Walter mit einer Stablampe hinein. Ein riesiger Raum. Matratzen am Boden verstreut, Kübel und Kleidung. Die Lampe ist zu schwach, er braucht eine starke Beleuchtung, die bekommt er nur in Klagenfurt.
Berta wird gleich losziehen und Walter hat ihr genau aufgeschrieben, was sie besorgen muss.
Auf dem Weg nach Klagenfurt, wird sie von einem roten Fahrzeug verfolgt. Berta fährt langsamer, da die Strecke nicht richtig befestigt ist. Es ist eine typische Landstraße für Traktoren und Landfahrzeuge. Sie wird überholt und der Fahrer eines roten Lieferwagens versucht sie von der Fahrbahn zu drängen. Aber Berta ist vorsichtig und bremst, bleibt einfach stehen. Der Fahrer steigt aus und geht auf sie mit Drohgebärden zu. Er hat eine Flinte in der Hand. „Verschwindet hier sofort, sonst sorg ich dafür, dass ihr wie die Fanny sterben werdet.“
So schnell wie er da war, ist er auch schon wieder verschwunden. Berta hat sich die Aufschrift des Fahrzeugs gemerkt, es war ein Installationsbetrieb aus Klagenfurt.
Fanny ermordet? Berta kann es nicht fassen. Sie kannte zwar Fanny nicht, aber wenn das Walter erfährt, gibt es Ärger. Ob sie hier noch länger bleiben soll, jetzt, wo sie bedroht wurde?
Das Loch in der Wand ist inzwischen so groß, dass Walter hineinsteigen kann. Er verlegt ein Stromlabel und steigt mit einer Handlampe in den stark stinkenden Raum hinein. Er schützt sich mit einem Taschentuch. Dann die Gewissheit. Ein Knochenskelett!
Walter verständigt die Gendarmerie in Klagenfurt. Eine Leiche im Landhaus, so wird der Fund in der Presse bekannt werden.
Die Klagenfurter Polizei kommt mit dem gesamten Mord-Einsatzkommandos. „Endlich mal etwas aufregendes“, meint der Kommandant. Als Berta mit dem Material zurückkommt, berichtet sie von der Person, die sie von der Fahrbahn abdrängen wollte. Selbstredend hat sie sich die Nummer und die Beschriftung des Fahrzeugs aufgeschrieben. Leider stellt sich nach wenigen Minuten heraus, dass das Fahrzeug als gestohlen gemeldet ist.
Eine Personenbeschreibung folgt und dann beginnt die Fahndung nach einem noch Unbekannten.
Mechthild hat sich nach dem Polizeiaufgebot in ihre Behausung zurückgezogen.