Walters Vermutung, dass es sich um den bekannten Kriminellen Herbert Wenninger handelt, wird nicht bestätigt. Der bei der Leiche gefundene Pass gehört zu einem Rumänen. „Muss ein Flüchtling gewesen sein“, meint einer der aktiven Beamten. Insgesamt werden drei tote Flüchtlinge gefunden. Alle erschossen, die Waffe hält einer der Toten noch in der Hand. Selbstmord? Wildfang meldet sich gegen Abend und ist von der Nachricht, dass Fanny eventuell umgebracht wurde erschüttert. Aus dem Staub in einer Urne wird man nichts mehr erfahren, da gibt es keinen Zweifel.
Auch Lauenstein aus Frankfurt holt Erkundigungen ein, nach seinen Unterlagen gab es drei Schleuser, die aus Rumänien stammten. Er schickt Dokumente und fügt Namen dazu. Vielleicht hat man die drei Personen ja zu einem Selbstmord getrieben. Vielleicht war man ihnen ja schon auf der Spur. Die Frankfurter Kripo wird den Kommissar Dieter Lauenstein selbst vorbei schicken um Klarheit zu erhalten, wann, das steht noch in den Sternen, da Dietmar Lauenstein gerade einen sehr komplizierten Fall bearbeitet.
Die Leichen sind inzwischen in der Gerichtsmedizin und werden akribisch untersucht. Auf keinen Fall darf man einen Fehler machen. Der zuständige Amtmann aus Kärnten will sich ganz persönlich um die Angelegenheit kümmern. Ein weiterer Beamter kommt extra aus Wien angereist, so wichtig erscheint der Leichenfund zu sein. Reviervorstand Anton Lechrainer besichtigt die Fundstelle und beschließt, dass eine Person abgestellt werden muss um den Kollegen aus Salzburg zu bewachen.
Walter Broder versteht den ganzen Aufwand nicht, sind doch die gefunden Toten seit etlichen Jahren tot. Einen Hinweis auf ein neuerliches Verbrechen gibt es nicht. Aber okay, wenn der Anton Lechrainer das so will, warum sollte Kommissar Broder etwas dagegen haben.
Samstag der fünfte, Walter und Berta haben gerade ihr Frühstück beendet, da kommt Lechrainer persönlich mit einer Amtsgehilfin und ruft nach Walter Broder. „So nun hören sie mal, mein lieber Broder. Ich darf ihnen die angehende Beamtin vorstellen, es ist Sophie Wagenlauf, sie kommt gerade von der Polizeischule und wird sich bei ihnen beweisen. Sie werden sehen, sie ist eine ganz hervorragende Aushilfskraft.“
Berta steht im Türrahmen und muss lachen, als sie das junge Mädchen sieht. „Aha, sie sind also bereits Polizeibeamtin?“
„Nein, ich bin doch nur Anwärterin, bis ich mal eine richtige Polizistin bin, werden noch drei Jahre vergehen“, meint Sophie mit schüchterner Stimme. Berta zeigt Muttergefühle, „dann komm doch mal rein, ein Kaffee wird dir gut tun. Lassen wir die Männer erst mal machen, die sollen sich erst mal mit ihren Leichenfunden beschäftigen.“
Während um die Fundstelle immer noch große Aufregung herrscht, taucht plötzlich Jörg auf. Er scheint sich beruhigt zu haben, denn er zeigt sich nun von der hilfsbereiten Seite. Aber zuerst holt er sich bei Berta eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee. Mit großen Augen registriert er Sophie, fragt auch gleich nach ihrem Namen und will ihren Dienstgrad wissen. „Ach so, eine Polizeischülerin, na dann lernen sie mal gut. Hier gibt es viel zu lernen.“
Sophie scheint ihm sehr zu gefallen. Er geht sogar so weit, dass er seinen Arm um ihre Schultern legt. „Ich werde auf sie aufpassen, wenn sie Hilfe brauchen, ich bin immer für sie da.“ Dann aber verzieht er sich, er geht zu Kommissar Broder um sich bei ihm zu entschuldigen. „Wissen sie, ich wollte das mit den Leichen lieber für mich behalten, aber jetzt hab ich eingesehen, dass es besser ist wenn alles herauskommt.“
Broder fragt zurück, „was soll denn herauskommen, gibt es da etwas wovon ich noch nichts weiß. Du weißt ja, ich bin der Hauptkommissar, wenn es etwas zu sagen gibt, dann erzählst du es mir.“
Jörg wirft einen Blick in den geöffneten Raum und Broder hat den Eindruck, als gäbe es noch etwas, was sie noch nicht entdeckt haben. So steigt Broder selbst nochmal in den Raum, nimmt sich eine besonders helle Lampe mit um den Raum auszuleuchten. Aber er kann nichts entdecken. Gleich morgen früh wird er nochmals an diesen Ort zurückkommen und dann gründlicher nachsehen.
Sophie ist die erste am Morgen, sie hat den Bus genommen und dann stellt Berta fest, dass es erst halb acht ist. Sie bittet Sophie herein, deutlich ist zu erkennen, dass Berta in Sophie eine Art Tochter sieht. Also eine Art Kindersatz, denn sie hatte ja selbst nie Kinder.
Broder blättert in irgendwelchen Papieren und gibt zwischendurch irgendwelche unverständlichen Worte von sich. „Sophie, kommen sie, sie müssen mir das Kabel reichen, ich gehe nochmals an den Fundort.“
Sophie trinkt die Tasse hektisch aus und geht schon mal voraus, das Kabel zu richten. Als dann Walter Broder hinzukommt, meint sie, „die haben die Leichen vor etwa drei Jahren hier begraben.“
Walter Broder sieht sie erstaunt an, „wie kommen sie denn auf die Idee?“
Kapitel: 9 Sophie erzählt
Sophie beginnt vorsichtig ihr Wissen zu erklären, „die Ziegel, die verwendet wurden, das ist ein neuer Typ, mein Opa hat vor drei Jahren diesen Typ zum ersten Mal verwendet.“
Walter Broder ist sprachlos, das kommt nur sehr selten vor und er meint ganz spontan, „Mensch Sophie, sie sind ja unbezahlbar, das wirft ja die gesamte Theorie über den Haufen, los lassen sie mich in die Höhle steigen, jetzt weiß ich auch, warum Jörg so seltsam schaute, als ich gestern Abend in den Raum leuchtete.“
Sophie zieht das Kabel nach und Walter Broder steigt in den Raum. Dann ruft er, „Sophie besorgen sie mir irgendwoher einen großen Schraubenzieher, oder ein Stemmeisen.“
Sophie geht zurück in das Haus und dabei begegnet ihr Jörg, der sie gleich sehr höflich begrüßt. „Ich brauch ein Stemmeisen oder einen Schraubenzieher“, meint sie fachmännisch.
Jörg geht zu Mechthild und kommt mit einem Stemmeisen und einem Hammer zurück. Er reicht die beiden Gegenstände Sophie, die damit gleich zu Broder läuft. „Hier das Werkzeug.“
Broder beginnt aufgeregt an einer Wand zu klopfen, bis sich die ersten Steine lösen. Sophie hört ihn sagen, „Dachte ich es mir doch, hier gibt es ein Versteck und was finde ich darin, es sind zwei Briefe, die wohl keiner finden sollte.“
Walter Broder kommt mit den Briefen ans Tageslicht und beginnt darin zu lesen. Jörg steht neben ihm und wenn Broder nicht lesen würde, würde er erkennen, wie nervös Jörg gerade ist.
„Und ist es wichtig, was darin steht“, fragt Jörg so ganz nebenbei.
„Das kann man wohl sagen“, antwortet Broder. Während er liest, läutet bei Berta das Telefon und so ruft Berta aufgeregt nach Walter. „Telefon für dich, es ist wichtig.“
Walzer Broder telefoniert eine kleine Ewigkeit und geht dann wieder hinaus. „Sophie, es ist an der Zeit, dass wir unseren Dienstwagen abholen. Jörg bietet sich an, sie beide nach Klagenfurt zu fahren. Er hat sich den kleinen Opel Corsa von Mechthild geliehen, da er ja sonst mit seinem Motorrad über die Lande braust.
Während sie in das Tal hinunter fahren, will Jörg gerne von Walter Broder wissen, was er denn von den drei Leichen halten würde. Aber Broder schweigt, ist in seine Gedanken versunken. Das Telefonat hat ihn irgendwie beunruhigt. Sophie wirkt nun hilflos, sie ahnt, dass es schon in Kürze zu einem Knall kommen würde. Sie ist sehr feinfühlig und hat die Fähigkeit, Gefühle erahnen zu können. So steht ihr Signal momentan auf „Rot“.
Natürlich weiß Jörg um welchen Dienstwagen es sich handelt und so beobachtet er die Reaktion von Sophie, als sie vor dem Altertum steht. „Das soll ein Dienstwagen sein“ meint Sophie und beginnt zu lachen. Walter Broder meint gelassen, „Klar, damit werden wir viel Spaß haben. Den fährt man noch mit Zwischengas. Los steigen sie ein, wir haben keine Zeit, wir müssen auf das Kommissariat in Klagenfurt.“
Sophie entert den alten Mercedes und beginnt damit, sich im Fahrzeug zu orientieren. Zündschloss, Schaltung, Spiegel und die Armaturen. Die Werkstatt hat ihn aufpoliert, gesaugt und geputzt. Ein Kotflügel wurde neu lackiert und so wirkt der Wagen zwar alt, aber doch sehr gepflegt und Walter Broder liebt es, wenn man ihn unterschätzt, was ihm mit diesem Fahrzeug natürlich gelingt. Sophie startet den Wagen und er beginnt auch gleich zu brummen. Zufrieden, dass er sofort