Am Morgen des zweiten Tages wollen sich Gerd und Walter die Aktenordner vornehmen. Vielleicht gibt es ja etwas, was sie wissen sollten. Sie haben nicht viel Zeit, denn schon am folgenden Tag müssen sie die Heimreise antreten. Die Sonne gibt ihr bestes und so sitzen Walter und Gerd auf der Veranda, einen Tisch haben sie herausgetragen und nun recherchieren sie, so wie sie es als alte Hasen gewohnt sind.
Schnell finden sie heraus, dass Fanny nur ein Spitzname ist, eigentlich hieß sie Amanda, was nun besser ist, darüber lässt sich streiten. Nach den Unterlagen war ihr Ehemann Grieche aber warum hat sie seinen Namen nicht angenommen, damals war es noch üblich, dass man den Namen des Mannes annahm, wenn man heiratete. Kommissar Walter Broder ist so in seine Recherche versunken, dass er nicht bemerkt, wie sich dem Anwesen ein Motorrad nähert. Ein junger Mann, gut zu erkennen, da er keinen Sturzhelm trägt. Er will schon wenden, da ruft ihm Gerd Wildfang zu, dass er doch näher kommen soll. Etwas wiederwillig nähert er sich dem Tisch und fragt, „Was machen sie denn hier?“ Gerd fragt nach seinem Namen und berichtet, dass er schon von Mechthild erfahren hat, dass es hier einen jungen Mann gäbe, der der alten Dame Fanny geholfen hätte. Nun sei sie aber gestorben und da fragt man sich, was er denn jetzt hier noch zu suchen habe.
Er stellt sich mit dem Vornamen „Jörg“ vor. Er wohne im Dorf und sei mit der Verkäuferin aus dem Gemischtwarenladen zusammen. Nach und nach taut er langsam auf und so fragt ihn Walter, ob er eine Person wüsste, die an dem Anwesen Interesse hätte. Die Antwort kommt prompt, „hängt ganz von dem Preis ab.“
„Machen sie mir doch ganz einfach einen Vorschlag“, meint Walter und muss grinsen, da er schon erahnen kann, was ihm der junge Mann anbieten wird.
„Zehntausend, aber ich kann nur in kleinen Raten zahlen.“
Das ist wenigsten eine ehrliche Antwort, denkt Gerd und meint zu seinem Kollegen, „dann kannst du endlich mal in Urlaub fahren und dir einen neuen Anzug kaufen.“
Walter überhört die böse Antwort und schweigt. Eigentlich hätte er mit einem größeren Betrag gerechnet.
Jörg wirkt ungeduldig und so fragt ihn Walter, ob er keine Zeit hätte, oder ob er vielleicht behilflich sein könnte den alten Wagen in eine Werkstatt zu bringen. Jörg meint etwas erstaunt, "aber der alte Wagen gehört mir, Tante Fanny hat ihn mir geschenkt.“ Gerd reagiert sofort, „Gibt es da Papiere, hast du die Fahrzeugunterlagen?“
Jörg ist verärgert, „nein, die Papiere sind im Safe.“
Kapitel: 6 Wo gibt es einen Safe?
„Wo gibt es hier einen Safe? Wir haben zwar einen Schlüssel, aber den Safe selbst haben wir noch nicht gefunden“, meint Gerd Wildfang.
„Kommen sie mit.“ Jörg führt sie beide in einen Nebenraum und dann hängt er eine Landkarte von der Wand ab. „Hier ist das gute Stück.“
Walter zückt den dazugehörigen Schlüssel und sperrt den altertümlichen grauen Kasten, der in der Wand eingemauert ist auf. Eigentlich hätten sie darin mit einer gähnenden Leere gerechnet, aber das Gegenteil ist der Fall. Walter greift hinein und nimmt einen Berg vergilbter Papiere heraus. Sogar einige alte Geldscheine sind gebündelt darin.
„Aha, dann lassen sie uns jetzt mal alleine, wir müssen jetzt erstmal mit dem Ordnen beginnen.“ Tatsächlich finden sich unter den Papieren ein Grundbuchauszug, Fahrzeugpapiere, Verträge und etliches mehr. Gerd geht in die Küche um einen Karton zu holen. Er ist zwar mit einer Bananenreklame beschriftet, aber er wird ausreichen um alles darin verstauen zu können.
Inzwischen hat sich auf der Eckbank einiges angesammelt. Die Aktenordner, der Safeinhalt und die Unterlagen, die im Fahrzeug unter den Sitzen lagen.
Gerd und Walter sind mit ihrer Arbeit am Ende. Sie brauchen jetzt nur noch einen guten Tropfen und so entschließen sie sich in den Gemischtwarenladen zu fahren und nochmals einiges einzukaufen. Sie hofften auf Jörg zu treffen, aber seine Freundin meint, dass er noch einiges im Supermarkt in Völkermarkt einkaufen musste.
Der Abendtisch ist gedeckt und eigentlich fühlen sich Walter und Gerd schon recht wohl im Haus. Das Feuert prasselt und die Wärme verteilt sich recht schnell. Walter seniert darüber, ob er das Anwesen nicht doch besser behalten sollte, schließlich geht er in Kürze in Rente, da hätte er ja Zeit ohne Ende. Aber weg von seinem geliebten Salzburg. Nein, das wird er sicher nicht machen, dann doch lieber verkaufen.
Bis spät in die Nacht wird noch diskutiert. Mal sehen, ob Jörg am nächsten Morgen auftauchen wird um den Wagen mit ihnen zusammen in die Werkstatt zu bringen, oder ob Walter Broder obwohl er sehr schlecht sieht, den Wagen eigenhändig in den Ort fahren muss. Gerd könnte ja langsam voran fahren und ihm so eine Hilfe sein.
Die Diskussionen um das Haus halten noch bis Mitternacht an. Erst als es draußen zu regnen beginnt, entschließen sich Walter und Gerd sich zum Schlafen zu legen.
Der Tag der Abreise ist gekommen und beide, Walter und Gerd sind damit beschäftigt den Kofferraum des Opels zu befüllen. Von Jörg ist nichts zu sehen, er wird verärgert sein, da er den Wagen nicht für sich requirieren konnte. Nun muss tatsächlich Walter Broder das Gefährt lenken und es geht besser als gedacht. Er folgt seinem Freund Gerd dicht auf den Fersen und so gelangen sie sicher in die Werkstatt in Klagenfurt. Sie halten noch kurz bei den Kollegen um die Schlafsäcke zurück zu geben und berichten von dem alten Wagen. Großes Gelächter folgt und dann müssen sie sich leider verabschieden und die Heimreise antreten.
In Salzburg angekommen versucht Gerd so nah wie irgend möglich an des Haus von Walter heranzufahren, was sich als äußerst schwierig erweist. So müssen sie die Papiere über eine längere Treppe hinauf bis in Walters Wohnung schleppen.
Wie gut, dass Walter Broder noch zwei Tage Urlaub hat, so wird er die Unterlagen sichten und aussortieren. Die Urne mit dem Inhalt von Tante Fanny versorgt er zwischen den alten Weckgläsern, bis sich ein besserer Platz findet und irgendwann muss er ihren letzten Willen ja noch erfüllen, aber Gott sei Dank ist von ihr kein Datum festgelegt worden.
Walter kramt in seinen Landkarten herum um nach einer Straßenkarte von Griechenland zu finden. Er will wenigsten wissen, welchen Ort sich seine Tante auserkoren hat, um sie dem Meer zu übereignen. Feierlich, das versteht sich ja ganz von selbst.
Endlich, die gesuchte Landkarte fand sich zwischen alten Fotos von einer Griechenlandreise in den fünfziger Jahren. Damals war seine Mutter mit ihm nach Korfu gefahren. Dann nach langem Überlegen fällt bei Walter Broder der Groschen.
Ja klar, sie ließ ihn seinerzeit für drei Tage alleine bei einer Freundin zurück um einen Bekannten zu besuchen, so erzählte sie es ihm.
Dann beginnt er in den alten Fotos zu wühlen und wird auch sofort fündig. Es gibt ein Foto seiner Mutter mit einem sehr eleganten Herrn. Er wirkt wie ein Bankmitarbeiter, denn im Hintergrund ist eine Bank abgebildet. Walter dreht das Foto, vielleicht ist ja ein Hinweis darauf. Tatsächlich steht hier „Mein Freund Herbert Wenninger, der neue Bankdirektor von Lakka“. Lakka, ist ein kleiner Ort auf der griechischen Insel Paxi, gleich um die Ecke von Korfu.
Herbert Wenninger, wo hat Walter den Namen schon mal gelesen? Walter hat kein gutes Gefühl je mehr er über den Namen nachdenkt. Trotzdem, Walter wäre nicht Walter Broder der Oberkommissar, wenn er der Sache nicht auf den Grund ginge.
Seine Mutter Betty, was hatte sie mit diesem Herrn zu tun? Interessant ist nur, dass auch Fanny ihre Schwester diesen Kontakt pflegte.
Walter Broder hat sich entschlossen, die Papierberge zu sortieren. Unwichtiges steckt er in einen Müllsack, dann folgen Prioritäten. Geld, Familie, Kontakt zu Wenninger und dann Grundvermögen.
Den ersten Ordner, den sich Walter zu Gemüte führt ist der Bankordner. Hier fällt ihm schon nach wenigen Minuten des Blätterns auf, dass es hier Einzahlungen in nicht unerheblicher Höhe gibt. Wo ist das Geld geblieben? Das Konto weißt noch vor einem halben Jahr ein Vermögen von über einer halben Million Euro auf. Dann wird alles an einem zwanzigsten Mai abgehoben. In Cash und dann fehlt jede weitere Bewegung,