Spinnen-Feind. Michael H. Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael H. Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847611585
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Segelmarine noch angewandt worden war. Die kleine Gruppe, hinter ihm, beobachtete konzentriert die Bemühungen des langsam verzweifelnden Armeeoffiziers, an den Kontrollen der Raumüberwachung.

      “Okay, ganz langsam, Bender.” Greer versuchte, beruhigend auf den nervösen Mann einzuwirken. “Es ist gar nicht so kompliziert, wie es aussieht.”

      Bender wischte sich Schweiß von der Stirn und trocknete seine Hände an der Uniformhose. “Ich kriege es nicht hin, Sir.”

      Auch wenn sie eigentlich gleichrangig waren, fungierte Greer als Ausbilder und war somit Vorgesetzter seiner Schutzbefohlenen. Obwohl sich in seinem Team sogar ein Captain befand, der eines der neuen Schiffe befehligen sollte.

      “Noch mal zurück, Bender. Das Ding ist echte Navy-Ware. Stossfest und wasserdicht, damit so dumme Typen wie wir es nicht kaputt machen. Man braucht es nicht einmal zu ölen. Man muss nur sein einfaches Programm verstehen. Die Sensortasten sind ganz einfach geordnet. Noch mal, von rechts nach links. Die untere Reihe bestimmt die Reichweite der Radarerfassung. Jeweils in Zehnerwerten. Ein Kilometer Umkreis, zehn Kilometer, Hundert, Tausend und so weiter. Das rechte Display zeigt den “Himmel” über dem Schiff, das linke den unteren Erfassungsbereich. Beide überschneiden sich, und genau das passiert gerade. Dabei haben Sie den unteren Erfassungsbereich auf Tausend Kilometer und den oberen auf einen Kilometer eingestellt. Was haben wir dann?”

      “Störungen vom eigenen Radar, Sir.”

      “Sehr gut, Bender. Dabei ist dieser kleine Zacken hier”, Greer deutete auf das Display des “oberen Himmels”, “unsere Kommandobrücke, in der wir uns gerade befinden. Die rechte Seite dieses Zackens dürften wir sein”, fügte er scherzend hinzu.

      Okay, Bender war immerhin besser als der Stoppelhoppser vor ihm. Der Mann gehörte zu einer englischen Einheit, und identifizierte den Mond als Raumstation, weil er den Doppler-Effekt nicht berücksichtigte. Greer räumte ein, dass diese Männer und Frauen auf der Erde eine relativ gute Einweisung erhalten hatten, aber die praktische Durchführung einer Ortung im Raum, war einfach etwas ganz anderes.

      “Okay, ich glaube, jetzt habe ich es.” Die Finger des Mannes glitten über die Tastatur. “Das verwaschene Echo hier dürfte dann der Mond sein und diese Blips, hier oben, sind wahrscheinlich Satelliten der Erdverteidigung.”

      “Sie machen sich, Lieutenant. Was ist das hier?” Greer wies auf ein Radarecho, welches sich kaum merklich bewegte.

      “Shuttle, Sir. Schätze, es kommt von Woomera.”

      “Kennedy”, korrigierte Greer. “Betrachten Sie die eingeblendete Erdkrümmung und den Winkel des Shuttles. Nordamerika.”

      “Ja, Sir.” Bender schaltete wieder über das Display.

      “Stopp, Bender.” Greer beugte sich vor, aber der aufgeregte Controller hatte schon wieder die Radarerfassungsbereiche unterschiedlich eingegeben. Erneut überschnitten sich die Impulse, diesmal auf einige hunderttausend Kilometer.

      Bevor Lieutenant Bill Greer eine Korrektur vornehmen konnte, hielt ihn die erstaunte Frage seines Schützlings zurück. “Äh, Sir, ich habe hier etwas komisches. Interferenzen, aber ziemlich deutlich. Wie ein echtes Echo.”

      Greer beugte sich vor, betrachtete die Displays der Radarerfassung. Stirnrunzelnd drängte er Bender aus dem Sitz, zwängte sich selbst hinein. “Interessant”, murmelte er leise.

      Die anderen Soldaten um ihn herum beobachteten, wie der Chief-Controller der UNCS-Enterprise etwas tat, was laut Vorschrift eigentlich verboten war. Die Finger Greers huschten über die Tasten, die Displays flackerten, erloschen und bauten sich wieder auf. Plötzlich war nur noch einer der Schirme im typischen grünen Farbton erhellt. Die anderen sahen überrascht, dass ihr Ausbilder beide Erfassungsbereiche übereinander legte. Mit derselben fehlerhaften Einstellung, die den Nachwuchscontroller so irritierte.

      “Verdammt”, murmelte Greer. “Da ist etwas. Da ist ganz bestimmt etwas.”

      Es war ein undeutlicher Radarimpuls, aber als der Chief-Controller einen Befehl in den Computer eingab, wurden die Konturen schärfer. Da war ein Objekt, welches die Tasterstrahlen reflektierte. Etwas Kugelförmiges. Etwas, dass sich offensichtlich rasend schnell näherte.

      “Captain.” Die halblaute Bemerkung Bill Greers verriet seine Anspannung. Er hatte inzwischen den Captain des Trägers im Nacken, und das in des Wortes wahrstem Sinn.

      Captain Buzz Phillips stand über die Schulter Greers gebeugt und betrachtete ebenso aufmerksam das Radarbild. “Das Mistding hat einen Affenzahn drauf”, knurrte der Kommandant des Trägerschiffes. “Das ist keine Störung, kein Reflex von irgendetwas. Schätze, wir bekommen Besuch. Gut gemacht, Leute.”

      Nach dem kurzen Lob eilte der Kommandeur der Enterprise zu seinem Sessel. Die anderen schraken zusammen, als Buzz Phillips den Alarm auslöste.

      Der auf- und abschwellende Ton heulte durch das Schiff, und ließ die Männer und Frauen an Bord für einige Sekunden entsetzt erstarren. Dann gewann die Routine die Oberhand. Die Besatzung schwebte, durch die Schwerelosigkeit im Schiff, an ihre Stationen. Rücksichtslos rempelte die hastende Crew die verwirrten Soldatinnen und Soldaten an, die zur Ausbildung an Bord waren, und die nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten.

      “Verbindung zur UNSA und zum NORAD”, ordnete Buzz Phillips an.

      In kürzester Zeit stand eine Konferenzschaltung. zu der Kommandozentrale der Erdverteidigung bei der UNSA und dem der panamerikanischen Luftverteidigung, in der Bergfestung NORAD, in den Cheyenne-Mountains.

      Nach den Angaben von Bill Greer schalteten auch andere Stationen ihre Displays um, und erfassten jetzt ebenfalls das kugelförmige Objekt. Es näherte sich rasend schnell, weit schneller, als irdische Schiffe zu fliegen vermochten, und es war riesig. Erste Messungen ergaben einen Durchmesser von rund 240 Metern. Das fremde Objekt näherte sich aus der Ekliptik der Erde, von der dem Mars abgewandten Seite.

      Die Zerstörer UND-Tse-Tung und UND-Muhammad nahmen, gemeinsam mit dem Kreuzer UNC-Aboukir, Kurs auf den Gegner, denn um nichts anderes konnte es sich handeln.

      “Gefechtsstationen, Gefechtsstationen. Dies ist keine Übung. Ich wiederhole, dies ist keine Übung.” Buzz Phillips Stimme klang durch die Decks und Räume des Trägers. “Jäger vorbereiten zum Alarmstart. Alle losen Gegenstände verzurren, wir müssen manövrieren. Maschine und Antrieb auf volle Bereitschaft.”

      Der Träger Enterprise schloss zur ISS auf, wo Moskva gerade die Andockklammern löste. Der neue Kreuzer Pjotr Amassov und die beiden Zerstörer Makeb und Lancaster standen auf der abgewandten Seite der Erde, zwischen ihr und dem Mars. Sie sollten als Vorposten die Annäherung des Feindes melden, und wurden, wie die anderen, überrascht, als der Gegner aus der entgegengesetzten Richtung kam. Die drei Schiffe beschleunigten, um sich dem Feind zu stellen.

      Die Annäherung der aufeinander zueilenden Schiffe erfolgte rasend schnell. Schon bald übermittelten die Videokameras der Aboukir erste Bilder des Objektes. Eine mächtige Kugel, in dem typischen blauen Farbton der Fremden. Sie wirkte stark strukturiert. Als bestehe sie aus Waben, ähnlich einem Bienenstock.

      Muhammad und Tse-Tung hatten sich auf Schussweite genähert, feuerten ihre Schiff-zu-Schiff-Raketen auf den Fremden ab. Nahezu gleichzeitig antwortete das Kugelschiff. Es war ein regelrechter Feuersturm, der die beiden irdischen Zerstörer traf und nahezu gleichzeitig vernichtete. Noch bevor die Raketen der Zerstörer den Fremden erreichten, verwandelten sich die beiden Schiffe in aufglühende Feuerbälle.

      Eines der größeren Trümmerstücke flog gerade in dem Moment an dem Kreuzer Aboukir vorbei, als dieser von dem Fremden passiert wurde.

      Beide Schiffe feuerten.

      Das Schirmfeld des Gegners leuchtete auf. Die Kugel schien für einen Moment aus dem Kurs gerissen zu werden.

      Die Aboukir verlor ihren vorderen Gefechtsturm und den unteren Radardom. Das Schiff taumelte aus dem Kurs, blieb jedoch kampffähig, und begann sofort mit dem