dem runden Sitz davor hin und blies ein helles Feuer an. Im
Kessel fing es an zu sieden, und unten hielt der Alte an einer
langen Eisengabel ein großes Stück Käse über das Feuer und
drehte es hin und her, bis es auf allen Seiten goldgelb war. Heidi
hatte mit gespannter Aufmerksamkeit zugesehen; jetzt mußte ihm
etwas Neues in den Sinn gekommen sein; auf einmal sprang es
weg und an den Schrank und von da hin und her. Jetzt kam der
Großvater mit einem Topf und dem Käsebraten an der Gabel
zum Tisch heran; da lag schon das runde Brot darauf und zwei
Teller und zwei Messer, alles schön geordnet, denn das Heidi
hatte alles im Schrank gut wahrgenommen und wußte, daß man
das alles nun gleich zum Essen brauchen werde.
»So, das ist recht, daß du selbst etwas ausdenkst«, sagte
der Großvater und legte den Braten auf das Brot als Unterlage;
»aber es fehlt noch etwas auf dem Tisch.«
Heidi sah, wie einladend es aus dem Topf hervordampfte,
und sprang schnell wieder an den Schrank. Da stand aber nur ein
einziges Schüsselchen. Heidi war nicht lang in Verlegenheit, dort
hinten standen zwei Gläser; augenblicklich kam das Kind zurück
und stellte Schüsselchen und Glas auf den Tisch.
»Recht so; du weißt dir zu helfen; aber wo willst du sitzen?«
Auf dem einzigen Stuhl saß der Großvater selbst. Heidi schoß
pfeilschnell zum Herd hin, brachte den kleinen Dreifuß zurück
und setzte sich drauf.
»Einen Sitz hast du wenigstens, das ist wahr, nur ein wenig
weit unten«, sagte der Großvater; »aber von meinem Stuhl wärst
auch zu kurz, auf den Tisch zu langen; jetzt mußt aber einmal
etwas haben, so komm!« Damit stand er auf, füllte das
Schüsselchen mit Milch, stellte es auf den Stuhl und rückte den
ganz nah an den Dreifuß hin, so daß das Heidi nun einen Tisch
vor sich hatte. Der Großvater legte ein großes Stück Brot und
ein Stück von dem goldenen Käse darauf und sagte: »Jetzt iß!«
Er selbst setzte sich nun auf die Ecke des Tisches und begann
sein Mittagsmahl. Heidi ergriff sein Schüsselchen und trank und
trank ohne Aufenthalt, denn der ganze Durst seiner langen Reise
war ihm wieder aufgestiegen. Jetzt tat es einen langen Atemzug –
denn im Eifer des Trinkens hatte es lange den Atem nicht holen
können – und stellte sein Schüsselchen hin.
»Gefällt dir die Milch?« fragte der Großvater.
»Ich habe noch gar nie so gute Milch getrunken«,
antwortete Heidi.
»So mußt du mehr haben«, und der Großvater füllte das
Schüsselchen noch einmal bis oben hin und stellte es vor das
Kind, das vergnüglich in sein Brot biß, nachdem es von dem
weichen Käse daraufgestrichen, denn der war, so gebraten,
weich wie Butter, und das schmeckte ganz kräftig zusammen,
und zwischendurch trank es seine Milch und sah sehr vergnüglich
und zwischendurch trank es seine Milch und sah sehr vergnüglich
aus. Als nun das Essen zu Ende war, ging der Großvater in den
Geißenstall hinaus und hatte da allerhand in Ordnung zu bringen,
und Heidi sah ihm aufmerksam zu, wie er erst mit dem Besen
säuberte, dann frische Streu legte, daß die Tierchen darauf
schlafen konnten; wie er dann nach dem Schöpfchen ging
nebenan und hier runde Stöcke zurechtschnitt und an einem Brett
herumhackte und Löcher hineinbohrte und dann die runden
Stöcke hineinsteckte und aufstellte; da war es auf einmal ein
Stuhl, wie der vom Großvater, nur viel höher, und Heidi staunte
das Werk an, sprachlos vor Verwunderung.
»Was ist das, Heidi?« fragte der Großvater.
»Das ist mein Stuhl, weil er so hoch ist; auf einmal war er
fertig«, sagte das Kind, noch in tiefem Erstaunen und
Bewunderung.
»Es weiß, was es sieht, es hat die Augen am rechten Ort«,
bemerkte der Großvater vor sich hin, als er nun um die Hütte
herumging und hier einen Nagel einschlug und dort einen und
dann an der Tür etwas zu befestigen hatte und so mit Hammer
und Nägeln und Holzstücken von einem Ort zum anderen
wanderte und immer etwas ausbesserte oder wegschlug, je nach
dem Bedürfnis. Heidi ging Schritt für Schritt hinter ihm her und
schaute ihm unverwandt mit der größten Aufmerksamkeit zu, und
alles, was da vorging, war ihm sehr kurzweilig anzusehen.
So kam der Abend heran. Es fing stärker an zu rauschen in
den alten Tannen, ein mächtiger Wind fuhr daher und sauste und
brauste durch die dichten Wipfel. Das tönte dem Heidi so schön
in die Ohren und ins Herz hinein, daß es ganz fröhlich darüber
in die Ohren und ins Herz hinein, daß es ganz fröhlich darüber
wurde und hüpfte und sprang unter den Tannen umher, als hätte
es eine unerhörte Freude erlebt. Der Großvater stand unter der
Schopftür und schaute dem Kind zu. Jetzt ertönte ein schriller
Pfiff. Heidi hielt an in seinen Sprüngen, der Großvater trat
heraus. Von oben herunter kam es gesprungen, Geiß um Geiß,
wie eine Jagd, und mitten drin der Peter. Mit einem Freudenruf
schoß Heidi mitten in den Rudel hinein und begrüßte die alten
Freunde von heute morgen einen um den anderen. Bei der Hütte
angekommen, stand alles still, und aus der Herde heraus kamen
zwei schöne, schlanke Geißen, eine weiße und eine braune, auf
den Großvater zu und leckten seine Hände, denn er hielt ein
wenig Salz darin, wie er jeden Abend zum Empfang seiner zwei
Tierlein tat. Der Peter verschwand mit seiner Schar. Heidi
streichelte zärtlich die eine und dann die andere von den Geißen
und sprang um sie herum, um sie von der anderen Seite auch zu
streicheln, und war ganz Glück und Freude über die Tierchen.
»Sind sie unser, Großvater? Sind sie beide unser? Kommen sie
in den Stall? Bleiben sie immer bei uns?« so fragte Heidi
hintereinander in seinem Vergnügen, und der Großvater konnte