Heidis Lehr- und Wanderjahre. Johanna Spyri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johanna Spyri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742704849
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»Nimm dort dein Bündel Kleider noch mit«, befahl er im

       Hereintreten.

       »Das brauch' ich nicht mehr«, erklärte Heidi.

       Der Alte kehrte sich um und schaute durchdringend auf das

       Kind, dessen schwarze Augen glühten in Erwartung der Dinge,

       die da drinnen sein konnten. »Es kann ihm nicht an Verstand

       fehlen«, sagte er halblaut. »Warum brauchst du's nicht mehr?«

       setzte er laut hinzu.

       »Ich will am liebsten gehen wie die Geißen, die haben ganz

       leichte Beinchen.«

       »So, das kannst du, aber hol das Zeug«, befahl der

       Großvater, »es kommt in den Kasten.« Heidi gehorchte. Jetzt

       Großvater, »es kommt in den Kasten.« Heidi gehorchte. Jetzt

       machte der Alte die Tür auf und Heidi trat hinter ihm her in einen

       ziemlich großen Raum ein, es war der Umfang der ganzen Hütte.

       Da stand ein Tisch und ein Stuhl daran; in einer Ecke war des

       Großvaters Schlaflager, in einer anderen hing der große Kessel

       über dem Herd; auf der anderen Seite war eine große Tür in der

       Wand, die machte der Großvater auf, es war der Schrank. Da

       hingen seine Kleider drin und auf einem Gestell lagen ein paar

       Hemden, Strümpfe und Tücher und auf einem anderen einige

       Teller und Tassen und Gläser und auf dem obersten ein rundes

       Brot und geräuchertes Fleisch und Käse, denn in dem Kasten

       war alles enthalten, was der Alm-Öhi besaß und zu seinem

       Lebensunterhalt gebrauchte. Wie er nun den Schrank

       aufgemacht hatte, kam das Heidi schnell heran und stieß sein

       Zeug hinein, so weit hinter des Großvaters Kleider als möglich,

       damit es nicht so leicht wiederzufinden sei. Nun sah es sich

       aufmerksam um in dem Raum und sagte dann: »Wo muß ich

       schlafen, Großvater?«

       »Wo du willst«, gab dieser zur Antwort.

       Das war dem Heidi eben recht. Nun fuhr es in alle Winkel

       hinein und schaute jedes Plätzchen aus, wo am schönsten zu

       schlafen wäre. In der Ecke vorüber des Großvaters Lagerstätte

       war eine kleine Leiter aufgerichtet; Heidi kletterte hinauf und

       langte auf dem Heuboden an. Da lag ein frischer, duftender

       Heuhaufen oben, und durch eine runde Luke sah man weit ins

       Tal hinab.

       »Hier will ich schlafen«, rief Heidi hinunter, »hier ist's schön!

       »Hier will ich schlafen«, rief Heidi hinunter, »hier ist's schön!

       Komm und sieh einmal, wie schön es hier ist, Großvater!«

       »Weiß schon«, tönte es von unten herauf.

       »Ich mache jetzt das Bett!« rief das Kind wieder, indem es

       oben geschäftig hin- und herfuhr; »aber du mußt heraufkommen

       und mir ein Leintuch mitbringen, denn auf ein Bett kommt auch

       ein Leintuch, und darauf liegt man.«

       »So, so«, sagte unten der Großvater, und nach einer Weile

       ging er an den Schrank und kramte ein wenig darin herum; dann

       zog er unter seinen Hemden ein langes, grobes Tuch hervor, das

       mußte so etwas sein wie ein Leintuch. Er kam damit die Leiter

       herauf. Da war auf dem Heuboden ein ganz artiges Bettlein

       zugerichtet; oben, wo der Kopf liegen mußte, war das Heu hoch

       aufgeschichtet, und das Gesicht kam so zu liegen, daß es gerade

       auf das offene, runde Loch traf.

       »Das ist recht gemacht«, sagte der Großvater, »jetzt wird

       das Tuch kommen, aber wart noch« – damit nahm er einen guten

       Wisch Heu von dem Haufen und machte das Lager doppelt so

       dick, damit der harte Boden nicht durchgefühlt werden konnte -;

       »so, jetzt komm her damit.« Heidi hatte das Leintuch schnell

       zuhanden genommen, konnte es aber fast nicht tragen, so schwer

       war's; aber das war sehr gut, denn durch das feste Zeug konnten

       die spitzen Heuhalme nicht durchstechen. Jetzt breiteten die

       beiden miteinander das Tuch über das Heu, und wo es zu breit

       und zu lang war, stopfte Heidi die Enden eilfertig unter das

       Lager. Nun sah es recht gut und reinlich aus, und Heidi stellte

       sich davor und betrachtete es nachdenklich.

       »Wir haben noch etwas vergessen, Großvater«, sagte es

       »Wir haben noch etwas vergessen, Großvater«, sagte es

       dann.

       »Was denn?« fragte er.

       »Eine Decke; denn wenn man ins Bett geht, kriecht man

       zwischen das Leintuch und die Decke hinein.«

       »So, meinst du? Wenn ich aber keine habe?« sagte der

       Alte.

       »O dann ist's gleich, Großvater«, beruhigte Heidi; »dann

       nimmt man wieder Heu zur Decke«, und eilfertig wollte es gleich

       wieder an den Heustock gehen, aber der Großvater wehrte es

       ihm.

       »Wart einen Augenblick«, sagte er, stieg die Leiter hinab

       und ging an sein Lager hin. Dann kam er wieder und legte einen

       großen, schweren, leinenen Sack auf den Boden.

       »Ist das nicht besser als Heu?« fragte er. Heidi zog aus

       Leibeskräften an dem Sacke hin und her, um ihn

       auseinanderzulegen, aber die kleinen Hände konnten das

       schwere Zeug nicht bewältigen. Der Großvater half, und wie es

       nun ausgebreitet auf dem Bette lag, da sah alles sehr gut und

       haltbar aus, und Heidi stand staunend vor seinem neuen Lager

       und sagte: »Das ist eine prächtige Decke und das ganze Bett!

       Jetzt wollt' ich, es wäre schon Nacht, so könnte ich hineinliegen.«

       »Ich meine, wir könnten erst einmal etwas essen«, sagte der

       Großvater, »oder was meinst du?« Heidi hatte über dem Eifer

       des Bettens alles andere vergessen; nun ihm aber der Gedanke

       ans Essen kam, stieg ein großer Hunger in ihm auf, denn es hatte

       auch heute noch gar nichts bekommen, als früh am Morgen sein

       Stück Brot und ein paar Schlucke dünnen Kaffees, und nachher

       Stück Brot und ein paar Schlucke dünnen Kaffees, und nachher

       hatte es die lange Reise gemacht. So sagte Heidi ganz

       zustimmend: »Ja, ich mein' es auch.«

       »So geh hinunter, wenn wir denn einig sind«, sagte der Alte

       und folgte dem Kind auf dem Fuß nach. Dann ging er zum