Großvater gleich von der Weißen das Schüsselchen voll und
schnitt ein Stück Brot ab und sagte: »Nun iß und dann geh hinauf
und schlaf! Die Base Dete hat noch ein Bündelchen abgelegt für
und schlaf! Die Base Dete hat noch ein Bündelchen abgelegt für
dich, da seien Hemdlein und so etwas darin, das liegt unten im
Kasten, wenn du's brauchst; ich muß nun mit den Geißen hinein,
so schlaf wohl!«
»Gut' Nacht, Großvater! Gut' Nacht – wie heißen sie,
Großvater, wie heißen sie?« rief das Kind und lief dem
verschwindenden Alten und den Geißen nach.
»Die weiße heißt Schwänli und die braune Bärli«, gab der
Großvater zurück.
»Gut' Nacht, Schwänli, gut' Nacht, Bärli!« rief nun Heidi
noch mit Macht, denn eben verschwanden beide in den Stall
hinein. Nun setzte sich Heidi noch auf die Bank und aß sein Brot
und trank seine Milch; aber der starke Wind wehte es fast von
seinem Sitz herunter; so machte es schnell fertig, ging dann hinein
und stieg zu seinem Bett hinauf, in dem es auch gleich nachher so
fest und herrlich schlief, als nur einer im schönsten Fürstenbett
schlafen konnte. Nicht lange nachher, noch eh' es völlig dunkel
war, legte auch der Großvater sich auf sein Lager, denn am
Morgen war er immer schon mit der Sonne wieder draußen, und
die kam sehr früh über die Berge hereingestiegen in dieser
Sommerszeit. In der Nacht kam der Wind so gewaltig, daß bei
seinen Stößen die ganze Hütte erzitterte und es in allen Balken
krachte; durch den Schornstein heulte und ächzte es wie
Jammerstimmen, und in den alten Tannen draußen tobte es mit
solcher Wut, daß hier und da ein Ast niederkrachte. Mitten in
der Nacht stand der Großvater auf und sagte halblaut vor sich
hin: »Es wird sich wohl fürchten.« Er stieg die Leiter hinauf und
hin: »Es wird sich wohl fürchten.« Er stieg die Leiter hinauf und
trat an Heidis Lager heran. Der Mond draußen stand einmal
helleuchtend am Himmel, dann fuhren wieder die jagenden
Wolken darüber hin und alles wurde dunkel. Jetzt kam der
Mondschein eben leuchtend durch die runde Öffnung herein und
fiel gerade auf Heidis Lager. Es hatte sich feuerrote Backen
erschlafen unter seiner schweren Decke, und ruhig und friedlich
lag es auf seinem runden Ärmchen und träumte von etwas
Erfreulichem, denn sein Gesichtchen sah ganz wohlgemut aus.
Der Großvater schaute so lange auf das friedlich schlafende
Kind, bis der Mond wieder hinter die Wolken trat und es dunkel
wurde, dann kehrte er auf sein Lager zurück.
Auf der Weide
Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten Pfiff, und als
es die Augen aufschlug, kam ein goldener Schein durch das
runde Loch hereingeflossen auf sein Lager und auf das Heu
daneben, daß alles golden leuchtete ringsherum. Heidi schaute
erstaunt um sich und wußte durchaus nicht, wo es war. Aber nun
hörte es draußen des Großvaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm
alles in den Sinn: woher es gekommen war, und daß es nun auf
der Alm beim Großvater sei, nicht mehr bei der alten Ursel, die
fast nichts mehr hörte und meistens fror, so daß sie immer am
Küchenfenster oder am Stubenofen gesessen hatte, wo dann
auch Heidi hatte verweilen müssen oder doch ganz in der Nähe,
damit die Alte sehen konnte, wo es war, weil sie es nicht hören
damit die Alte sehen konnte, wo es war, weil sie es nicht hören
konnte. Da war es dem Heidi manchmal zu eng drinnen, und es
wäre lieber hinausgelaufen. So war es sehr froh, als es in der
neuen Behausung erwachte und sich erinnerte, wie viel Neues es
gestern gesehen hatte und was es heute wieder alles sehen
könnte, vor allem das Schwänli und das Bärli. Heidi sprang eilig
aus seinem Bett und hatte in wenig Minuten alles wieder
angelegt, was es gestern getragen hatte, denn es war sehr wenig.
Nun stieg es die Leiter hinunter und sprang vor die Hütte hinaus.
Da stand schon der Geißenpeter mit seiner Schar, und der
Großvater brachte eben Schwänli und Bärli aus dem Stall herbei,
daß sie sich der Gesellschaft anschlössen. Heidi lief ihm
entgegen, um ihm und den Geißen guten Tag zu sagen.
»Willst mit auf die Weide?« fragte der Großvater. Das war
dem Heidi eben recht, es hüpfte hoch auf vor Freuden.
»Aber erst waschen und sauber sein, sonst lacht einen die
Sonne aus, wenn sie so schön glänzt da droben und sieht, daß du
schwarz bist; sieh, dort ist's für dich gerichtet.« Der Großvater
zeigte auf einen großen Zuber voll Wasser, der vor der Tür in
der Sonne stand. Heidi sprang hin und patschte und rieb, bis es
ganz glänzend war. Unterdessen ging der Großvater in die Hütte
hinein und rief dem Peter zu: »Komm hierher, Geißengeneral,
und bring deinen Habersack mit.« Verwundert folgte Peter dem
Ruf und streckte sein Säcklein hin, in dem er sein mageres
Mittagessen bei sich trug.
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