Heidis Lehr- und Wanderjahre. Johanna Spyri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johanna Spyri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742704849
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Nun melkte der

       Großvater gleich von der Weißen das Schüsselchen voll und

       schnitt ein Stück Brot ab und sagte: »Nun iß und dann geh hinauf

       und schlaf! Die Base Dete hat noch ein Bündelchen abgelegt für

       und schlaf! Die Base Dete hat noch ein Bündelchen abgelegt für

       dich, da seien Hemdlein und so etwas darin, das liegt unten im

       Kasten, wenn du's brauchst; ich muß nun mit den Geißen hinein,

       so schlaf wohl!«

       »Gut' Nacht, Großvater! Gut' Nacht – wie heißen sie,

       Großvater, wie heißen sie?« rief das Kind und lief dem

       verschwindenden Alten und den Geißen nach.

       »Die weiße heißt Schwänli und die braune Bärli«, gab der

       Großvater zurück.

       »Gut' Nacht, Schwänli, gut' Nacht, Bärli!« rief nun Heidi

       noch mit Macht, denn eben verschwanden beide in den Stall

       hinein. Nun setzte sich Heidi noch auf die Bank und aß sein Brot

       und trank seine Milch; aber der starke Wind wehte es fast von

       seinem Sitz herunter; so machte es schnell fertig, ging dann hinein

       und stieg zu seinem Bett hinauf, in dem es auch gleich nachher so

       fest und herrlich schlief, als nur einer im schönsten Fürstenbett

       schlafen konnte. Nicht lange nachher, noch eh' es völlig dunkel

       war, legte auch der Großvater sich auf sein Lager, denn am

       Morgen war er immer schon mit der Sonne wieder draußen, und

       die kam sehr früh über die Berge hereingestiegen in dieser

       Sommerszeit. In der Nacht kam der Wind so gewaltig, daß bei

       seinen Stößen die ganze Hütte erzitterte und es in allen Balken

       krachte; durch den Schornstein heulte und ächzte es wie

       Jammerstimmen, und in den alten Tannen draußen tobte es mit

       solcher Wut, daß hier und da ein Ast niederkrachte. Mitten in

       der Nacht stand der Großvater auf und sagte halblaut vor sich

       hin: »Es wird sich wohl fürchten.« Er stieg die Leiter hinauf und

       hin: »Es wird sich wohl fürchten.« Er stieg die Leiter hinauf und

       trat an Heidis Lager heran. Der Mond draußen stand einmal

       helleuchtend am Himmel, dann fuhren wieder die jagenden

       Wolken darüber hin und alles wurde dunkel. Jetzt kam der

       Mondschein eben leuchtend durch die runde Öffnung herein und

       fiel gerade auf Heidis Lager. Es hatte sich feuerrote Backen

       erschlafen unter seiner schweren Decke, und ruhig und friedlich

       lag es auf seinem runden Ärmchen und träumte von etwas

       Erfreulichem, denn sein Gesichtchen sah ganz wohlgemut aus.

       Der Großvater schaute so lange auf das friedlich schlafende

       Kind, bis der Mond wieder hinter die Wolken trat und es dunkel

       wurde, dann kehrte er auf sein Lager zurück.

       Auf der Weide

       Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten Pfiff, und als

       es die Augen aufschlug, kam ein goldener Schein durch das

       runde Loch hereingeflossen auf sein Lager und auf das Heu

       daneben, daß alles golden leuchtete ringsherum. Heidi schaute

       erstaunt um sich und wußte durchaus nicht, wo es war. Aber nun

       hörte es draußen des Großvaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm

       alles in den Sinn: woher es gekommen war, und daß es nun auf

       der Alm beim Großvater sei, nicht mehr bei der alten Ursel, die

       fast nichts mehr hörte und meistens fror, so daß sie immer am

       Küchenfenster oder am Stubenofen gesessen hatte, wo dann

       auch Heidi hatte verweilen müssen oder doch ganz in der Nähe,

       damit die Alte sehen konnte, wo es war, weil sie es nicht hören

       damit die Alte sehen konnte, wo es war, weil sie es nicht hören

       konnte. Da war es dem Heidi manchmal zu eng drinnen, und es

       wäre lieber hinausgelaufen. So war es sehr froh, als es in der

       neuen Behausung erwachte und sich erinnerte, wie viel Neues es

       gestern gesehen hatte und was es heute wieder alles sehen

       könnte, vor allem das Schwänli und das Bärli. Heidi sprang eilig

       aus seinem Bett und hatte in wenig Minuten alles wieder

       angelegt, was es gestern getragen hatte, denn es war sehr wenig.

       Nun stieg es die Leiter hinunter und sprang vor die Hütte hinaus.

       Da stand schon der Geißenpeter mit seiner Schar, und der

       Großvater brachte eben Schwänli und Bärli aus dem Stall herbei,

       daß sie sich der Gesellschaft anschlössen. Heidi lief ihm

       entgegen, um ihm und den Geißen guten Tag zu sagen.

       »Willst mit auf die Weide?« fragte der Großvater. Das war

       dem Heidi eben recht, es hüpfte hoch auf vor Freuden.

       »Aber erst waschen und sauber sein, sonst lacht einen die

       Sonne aus, wenn sie so schön glänzt da droben und sieht, daß du

       schwarz bist; sieh, dort ist's für dich gerichtet.« Der Großvater

       zeigte auf einen großen Zuber voll Wasser, der vor der Tür in

       der Sonne stand. Heidi sprang hin und patschte und rieb, bis es

       ganz glänzend war. Unterdessen ging der Großvater in die Hütte

       hinein und rief dem Peter zu: »Komm hierher, Geißengeneral,

       und bring deinen Habersack mit.« Verwundert folgte Peter dem

       Ruf und streckte sein Säcklein hin, in dem er sein mageres

       Mittagessen bei sich trug.

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