Das Seelenkarussell - Band 1 - Vera. Andreas Loos Hermann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Loos Hermann
Издательство: Bookwire
Серия: Das Seelenkarussell
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742778994
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gar in ihn zu verlieben.

      Bauer erwies sich als passionierter Segler, der die Ostsee und die Nordsee wie seine Westentasche kannte. Er erzählte Vera von den wilden Stürmen, die im Herbst über die Nordsee fegten und das Segeln zu einem richtigen Abenteuer machten. Bei den kurzen, harten Wogen, die über das Deck der Yacht brachen und dem Skipper die ganze Geschicklichkeit abverlangten, das Boot auf Kurs zu halten, war es oft unmöglich gewesen unter Deck eine warme Mahlzeit zu kochen, da das Boot zu hart im Wind lag.

      Vera wäre gerne einmal bei so einem Sturm dabei gewesen, denn sie kannte vom Segeln nur den Neusiedler See, und dort hatte es immer nur Flirts und niemals Segelabenteuer gegeben. Dieser Dr. Bauer konnte so interessant erzählen, schade dass er ein Norddeutscher war, dachte Vera nach einem weiteren Glas Rotwein.

      Vera wollte ja eigentlich zeitig ins Bett und den Abend nicht allzu lange ausdehnen. Die anderen Konferenzteilnehmer am Tisch waren alle nicht mehr sehr nüchtern und in mitunter recht laut geführte Diskussionen verstrickt. Es sah nicht so aus, als ob sie den Abend bald beenden würden. Vera verstand von diesem Englisch fast nichts mehr und hatte auch keine Lust, sich in irgendeiner Weise daran zu beteiligen. Sie wollte ins Hotel zurück, da es bereits nach elf Uhr war. Sie sagte zu Dr. Bauer, dass sie nun aufbrechen wolle, weil sie schon recht müde sei. Dr. Bauer fragte, ob er sie ein Stück begleiten dürfe, da die U-Bahnen um diese Zeit nicht sehr zuverlässig seien und sie besser ein Taxi nehmen sollten. Das war Vera nicht unangenehm, da ihr nächtens allein in einer fremden Stadt nie sehr wohl war.

      So brachen sie gemeinsam auf. Svensten unterließ seine anzüglichen Bemerkungen, da ihm ihr Aufbruch entgangen war, obwohl er jetzt eigentlich allen Grund gehabt hätte, eine kräftige Meldung von Stapel zu lassen.

      Kapitel 8

      Sie verabsäumten, das Taxi gleich vom Lokal aus rufen zu lassen. So gingen sie den Weg Richtung Grande Place zurück in der Hoffnung, unterwegs ein Taxi stoppen zu können. Der Abend war nun kühl geworden, Vera fröstelte es nach der Hitze des Lokals. Dr. Bauer schritt kräftig aus. Anscheinend wollte auch er schon in sein Hotel. Vera sah ihn von der Seite unauffällig an. Seine hohe Stirn glänzte im Schein der Straßenlampen. Weit und breit war kein Taxi zu sehen.

      Sie bemerkten bald, dass sie wohl einen Fehler gemacht hatten, nicht gleich im Restaurant ein Taxi zu bestellen. Vera fragte, wo denn sein Hotel sei. Er erklärte, dass dieses fast beim Konferenzzentrum sei. „Da haben wir aber ziemlich getrennte Wege“, meinte Vera, „das Hilton liegt ja ganz woanders“. Die U-Bahn Abgänge waren auch schwer auszumachen. Sie hatten noch keinen einzigen gesehen, obwohl laut Stadtplan hier in der Gegend welche sein müssten.

      Da fragte sie Dr. Bauer unvermittelt, ob sie eigentlich verheiratet sei, denn eigentlich müsse sie dies sein, er sehe aber keinen Ring.

      Vera stockte und dachte, ob dies jetzt die neue Anmache sei, und entgegnete: „Ich weiß es nicht“. Erst nachdem sie es gesagt hatte, kam ihr die Unsinnigkeit ihrer Aussage in den Sinn.

      „Diese Antwort ist neu, das habe ich noch nie gehört“. Jetzt war es an Bauer verblüfft zu sein. „Aber vielleicht hat es seine Richtigkeit“, meinte er darauf trocken. „Ich bin jedenfalls schon geschieden und habe die Ehe bereits hinter mir.“

      „Oh, je, einer dieser Scheidungstypen“, kam es Vera in den Sinn, „die dir jetzt auf diese Weise kommen und dich um den Finger wickeln wollen, das hätte ich von ihm eigentlich nicht erwartet.“

      „Ich weiß, was Sie denken“, sagte Bauer trocken, „da ist jetzt schon wieder so ein Geschiedener spät in der Nacht, der junge unschuldige Frauen um den Finger wickeln möchte, stimmt´ s etwa nicht.“

      Vera errötete trotz der Kälte ein wenig. „Wie kommen Sie denn darauf“, rief sie aus, „Mich kann man so leicht nicht um den Finger wickeln, ich weiß mich zu wehren.“

      „Das ist gut so, denn sonst könnte ich es am Ende sogar noch versuchen.“ Er sah ihr dabei in die Augen. Sie waren stehen geblieben und sahen sich an.

      „Was wird das jetzt“, fragte Vera, „versuchen Sie jetzt, mich zu küssen, aber Achtung, ich beiße.“

      „Unsinn, „meinte Bauer darauf knochentrocken, „jemand der nicht weiß, ob er verheiratet ist oder nicht, hat entweder Gedächtnisverlust oder ein Beziehungsproblem. Da Ihr Gedächtnis aber in Ordnung ist, bleibt nur das Beziehungsproblem, aber das geht mich ja nichts an, wie Sie schon treffend bemerkt haben, deshalb sollten wir jetzt weitergehen“, schlug Bauer vor.

      Vera blieb wie angewurzelt stehen und entgegnete: „Vielleicht haben Sie das Beziehungsproblem und nicht ich, denn Sie können nicht wirklich mit Frauen umgehen.“

      Bauer, der schon zwei Schritte gemacht hatte, blieb stehen, drehte sich um und sah sie an. „Vielleicht haben wir beide ein Problem mit unseren Beziehungen, aber ich habe noch nie jemanden getroffen, der so gar keine Emotion dabei zeigt.“

      „Sollte ich das, ich wüsste nicht, warum?“.

      „Frauen geben sich doch gerne als das emotionelle Geschlecht, zumindest dann, wenn sie den Männern vorwerfen, keine Emotionen zu zeigen“, meinte Dr. Bauer.

      „Komisch, weshalb werfen Sie das dann mir vor, Sie sind der Mann und ich bin die Frau“, rief Vera verwundert.

      „Daran besteht kein Zweifel, und eine sehr hübsche noch dazu.“

      „Lassen Sie das, wir sollten ins Hotel gehen.“ „Das meinen Sie aber nicht so, wie Sie es gesagt haben“. Bauer schmunzelte dabei.

      „Jeder in sein eigenes, meinte ich“, rief Vera jetzt wirklich erbost, da er sie anscheinend nicht ernst nahm. „Ich habe doch gar nichts gesagt, ich habe nur gemeint, dass Sie das nicht so gemeint haben können“, entgegnete Bauer amüsiert, „ich wollte Sie wirklich nicht in Verlegenheit bringen.“

      Vera war verwirrt, was hatte sie wirklich gesagt oder hatte ihr das Unterbewusstsein da einen Streich gespielt. Freudscher Versprecher oder so, nannte man das doch. Sie musste mehr Acht geben, dieser Dr. Bauer war ihr irgendwie überlegen, und sie konnte ihm nicht wirklich böse sein.

      Da war auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine geöffnete Bar, aus der leise Musik drang. Vera bemerkte sie zuerst und meinte: „Da können wir ein Taxi rufen, dort gibt es sicher ein Telefon“. Bauer war einverstanden. Irgendwie war diese Frau für ihn auf einmal sehr anstrengend.

      Sie betraten die Bar. Es waren kaum Gäste darin, der Wirt schien sich gerade auf die Sperrstunde einzurichten. Bauer fragte auf französisch, ob er telefonieren könne, er brauche ein Taxi. Der Wirt meinte, ohne Konsumation gehe das nicht, sein Lokal sei ja keine Telefonzelle. „Na gut, trinken wir noch einen Schluck, was bleibt uns übrig.“ Vera war nicht begeistert und sagte zu Bauer, „da dürfen Sie aber zwei Schluck trinken“.

      Er bestellte zwei Pernod zum Abschluss des Abends, wie er sagte. Als der Wirt die Gläser brachte, sagte er zu ihm, jetzt könne er ein Taxi rufen.

      Da stellte sich heraus, dass ab heute Abend bis morgen Abend alle Taxis in Brüssel streikten und in der ganzen Stadt kein Fahrzeug zu bekommen sein werde. Wieso sie keine Zeitung gelesen hätten, meinte der Wirt.

      „Richten wir uns auf einen Fußmarsch ein, das ist das Beste“, meinte Bauer, „denn die U-Bahn fährt mittlerweile auch nicht mehr und zum Hilton ist es nicht allzu weit zu Fuß, ich bringe Sie hin, damit Sie sicher dort ankommen“.

      „Da brauche ich vorher was zum Aufwärmen“, seufzte Vera und griff Schicksals ergeben nach ihrem Pernod. „Weshalb lesen Sie auch keine Zeitungen“, versuchte sie witzig zu sein, „wenn Sie sich schon in Brüssel so gut auskennen.“

      „Weil mein Flieger erst heute morgen hier gelandet ist“, erklärte Bauer. „Aber für die bevorstehende Nachtwanderung, ich heiße Georg.“ „Wie der Drachentöter, entfuhr es Vera. „Na gut, ich heiße Vera, aber das Du verpflichtet zu nichts, damit das klar ist.“

      „Zu was denn auch, aber wenn zwei Beziehungsgeschädigte nachts in Brüssel in einer