Dämon III. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Dämon
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742795526
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in langen dünnen Fäden wie zähflüssiger Sirup direkt aus dem Himmel zu fallen.

      Francesco deutete ihnen an, ihm zu folgen.

      „Was ist das?“ fragte Cynthia, die mittlerweile wieder zu Kräften gekommen war. „Ist das Licht?“

      „Sieht eher aus wie…Wasser!“ meinte Douglas. „Oder wie Sirup!?“

      Beide schauten den Alten fragend an.

      „Es ist Licht!“ erklärte Francesco daraufhin. „Aber derart hoch komprimiert, dass es wie dickflüssiger Sirup wirkt!“

      „So wie Honig!“ warf Bim ein, als er neben sie trat.

      „Ja…!“ meinte Heaven und trat von der anderen Seite neben sie. „…süßer Honig zum Frühstück in der Hölle!“ Ihre Stimme klang so furchtbar emotionslos hoffnungslos, dass Douglas für einen Moment fröstelte.

      „Und wozu ist er hier?“ fragte Cynthia.

      „Es ist eine Verbindung!“ meinte Razor und seine Stimme klang beinahe hasserfüllt.

      „Eine Verbindung wozu?“ Douglas ließ nicht locker.

      „Zum Himmel!“ erwiderte Horror mit angewidertem Gesichtsausdruck.

      „Quatsch!“ widersprach Francesco jedoch sofort. „Es gibt keine direkte Verbindung zwischen Himmel und Hölle. Was soll der Blödsinn?“ Er funkelte Horror angesäuert an. „Es ist eine Verbindung zu dem, was allgemeinhin als Zwischenwelt bezeichnet wird!“

      Cynthia schaute den Alten einen Moment ausdruckslos an, dann nickte sie. „Der Ort, wo man geprüft wird!?“

      „Richtig!“ bestätigte Francesco. „Die, bei denen nicht sicher ist, wo sie hinsollen, kommen zunächst dorthin und werden geprüft. Erst dann wird entschieden, ob sie auffahren oder abfahren!“ Er schaute in die Runde. Cynthia, Douglas und auch Alfredo hörten gespannt zu, der Rest schien einfach nur gelangweilt. „Wenn die Entscheidung negativ ausfällt, kommen sie in den Strom der Verdammten und auf direktem Wege hierher!“ Mittlerweile hatten sie die Lichtsäule fast erreicht. Aus der Nähe wirkte sie sehr beeindruckend. Und wie zur Bestätigung dessen, was Francesco gerade gesagt hatte, schwebte ein dunkles Rechteck langsam zu Boden. Das Licht und das stetige Farbenspiel verhinderten einen klaren Blick darauf, doch je näher das Rechteck kam, umso deutlicher waren menschliche Konturen zu erkennen. Dann sank die Gestalt in den Sockel hinein, verschwand für einen Augenblick darin, bevor sie seitlich aus dem Licht heraus trieb und für einen Moment mit geschlossenen Augen auf dem Rücken auf dem Boden zum Erliegen kam. Alle hatten gerade die Zeit, zu erkennen, dass es sich bei der Gestalt um eine noch relativ junge Frau mit lockigen blonden Haaren in einem hübschen Sommerkleid handelte, als sie ihre Augen aufschlug, für einen Moment unschlüssig in alle Richtungen blickte, bevor sie sich langsam erhob und auf sie zukam.

      „Wo bin ich?“ fragte sie. Sie war nicht nur jung, sondern auch ziemlich hübsch und hatte schmale, feste Formen.

      „Im Himmel!“ erwiderte Terror ohne mit der Wimper zu zucken.

      „Im…Himmel?“ Die junge Frau schaute ihn ziemlich überrascht an. „Aber…?“ Sie blickte sich mit großen Augen in der trostlosen Landschaft um.

      „Was hast du verbrochen?“

      „Ich war drogensüchtig und schwanger. Aber ich konnte uns nicht beide durchbringen, das wusste ich, deshalb habe ich…!“ Sie schaute an sich hinab und streichelte ihren flachen Bauch. Augenblick war in allen Gesichtern um sie herum eine Mischung aus Trauer, Schmerz und Frust zu erkennen. „Wohin soll ich gehen?“ fragte die junge Frau, als alle stumm blieben.

      „Vollkommen egal, Süße!“ erwiderte Terror. „Hier findest du in jeder Richtung immer das Gleiche!“

      Die junge Frau nickte, obwohl man ihr ansah, dass sie Terrors Worte nicht verstand. „Und was werde ich dort finden?“

      „Alles!“ meinte Heaven und lachte verächtlich auf. „Nur nie das, was du suchst!“

      „Werden wir uns widersehen?“

      Sie erhielt keine Antwort darauf, nur ein mehrfaches Kopfschütteln.

      Doch damit schien sich die junge Frau zufrieden zu geben. „Lebt wohl!“ sagte sie noch, dann drehte sie sich um und ging mit langsamen, aber kräftigen Schritten davon.

      Alle schauten ihr stumm und mit traurigem Gesichtsausdruck hinterher.

      „Wenn es keine direkte Verbindung zwischen Himmel und Hölle gibt…?“ hob Razor an. „…wie sind sie dann hierhergekommen?“

      Francesco musterte den Schwarzen einen Moment stumm, dann sagte er. „Ich bin nicht aus dem Himmel gekommen!“

      „Sondern?“ Das war Heaven.

      „Aus der Zwischenwelt!“

      „Dann…!“ Horrors Blick verriet, dass er seinen eigenen Gedanken im Geiste nochmals durchging. „…sind sie gar kein Engel!?“

      Francesco Blick wurde ernst, sein rechtes Auge zu einem Schlitz. „Das habe ich auch nie behauptet!“ Er blickte in die Runde und erkannte teils überraschte, teils ablehnende Blicke. „Ich habe in meinem Leben weiß Gott genug Fehler gemacht, um mir den Weg dorthin zu verbauen. Tatsächlich war ich sehr überrascht, nicht gleich hier zu landen, sondern in der Zwischenwelt. Was ER sich dabei gedacht hat, weiß ich nicht, aber…!“

      „Aber was?“ fragte Bim.

      „Ich denke, diese Mission ist Teil meiner Prüfung!“

      „Na dann…!“ hob Heaven an und lächelte den Alten freudlos an. „Herzlichen Glückwunsch und alles Gute. Bis dann irgendwann!“ Sie hob ihre rechte Hand zum Abschiedsgruß.

      „Was?“ Terror schrie förmlich auf. „Aber…das geht nicht!“ Er schaute Heaven beinahe flehentlich an.

      „Doch das geht!“ erwiderte die junge Frau ungerührt. „Christophers Rettung war seine Mission, nicht unsere. Er war erfolgreich, jetzt kann er über den Strom zurück in die Zwischenwelt…!“ Sie schaute den Alten direkt an. „Richtig?“ Francesco nickte. „Genau!“ Heaven nickte beinahe zufrieden. „Er wird Christopher, Cynthia, Douglas und Alfredo mitnehmen!?“ Wieder schaute sie Francesco fragend an und er nickte abermals. „Ach, und Moonlight!“ Sie blickte erst zu Bim, der die bewusstlose Silvia noch immer geschultert hatte, dann zu Razor, in dessen Augen sie Schmerz erkennen konnte. „Sie hat ohnehin nie wirklich hierhergehört, nicht wahr?“ Sie wartete, bis Razor widerwillig nickte, dann wandte sie sich zurück zu Terror. „Du siehst also, das alles geht geradezu prima. Die Mission ist vorbei. Sie gehen zurück. Er…!“ Sie deutete auf Francesco. „…wird ein Engel…!“ Sie lachte leise, aber nicht verächtlich auf. „…und wir gehen zurück, wo wir hergekommen sind. Basta, Ende, Aus!“

      „Aber…!“ Terror wollte nochmals anheben, doch er sank förmlich in sich zusammen, weil er offensichtlich erkannt hatte, das Heaven auf ganzer Linie Recht hatte.

      „Nicht ganz, junge Dame!“ Francesco Stimme klang klar und kräftig und sein Blick war auf Heaven fixiert. Als die junge Frau sich umdrehte, schaute er sie für einen Moment stumm an, dann sagte er. „Warum wohl habe ich sie mit hierher mitgenommen?“

      „Keine Ahnung!“ Sie zuckte achtlos mit den Schultern. „Vielleicht um etwas Raum zwischen uns und Samael zu bringen!?“

      „Samael?“ Terror war sichtlich irritiert. „Was hat der damit zu tun?“

      „Was glaubst du denn?“ fragte Heaven. „Wir sind jetzt ganz bestimmt seine verfluchten Lieblinge!“

      „Aber was nützt es dann, uns hierherzubringen?“ rief Horror. „Dieses Mistvieh wird uns doch überall finden!“

      „Stimmt!“ Heaven nickte.

      „Verdammt, das ist nicht fair!“ rief Terror.