Dämon III. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Dämon
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742795526
Скачать книгу
das gesamte Szenario für eine volle Sekunde in absoluter Stille. Dann brüllte der Dämon unfassbar wütend und laut auf und Razor sog scharf die Luft ein. Mehr als alles andere aber waren sie allesamt total überrascht, denn die Beiden waren nicht mehr da!

      Samael riss seinen Kopf in die Höhe und ebenso wie Razor und die anderen starrten sie zum Ausgang der Halle, durch den sie gerade noch einen großen Schatten entschwinden sehen konnten.

      „Lauft!“ sagte Razor mit einer unglaublichen Ruhe in seiner Stimme. Er warf Bim und Terror einen entsprechenden Blick zu und seine Freunde taten, was er von ihnen verlangte. Während der Dämon sich Richtung Ausgang in Bewegung setzte, nahm Razor Bim dessen Granatwerfer ab und lud ihn sofort durch. Heaven und Cynthia nahmen Moonlight in ihre Mitte und zogen sie mit sich. Die Gruppe gewann schnell an Geschwindigkeit.

      Razor richtete sich auf, stemmte die Waffe in seine Hüfte, visierte kurz den Dämon an und feuerte dann das gesamte Magazin von sechs Projektilen auf ihn ab. Alles, was man jedoch zunächst vernahm, war das Spuckgeräusch, als die Granaten aus ihren Vorrichtungen zuckten.

      Davon wurde auch Samael aufmerksam und er warf seinen Kopf hinauf zu Razor. Mit hasserfüllten Augen starrte er den Schwarzen an, knurrte wütend auf und schon zuckte eine Flammenfaust aus einer seiner Pranken in seine Richtung. In allerletzter Sekunde konnte Razor sich zur Seite werfen, da krachte sie auch schon gegen die Hallenwand und zerfetzte auch ein Stück des Daches. Razor nahm seinen Schwung mit und rollte den Abhang hinab, doch konnte er nur gerade so den herab sausenden Trümmern entkommen.

      Dann ertönte im Inneren der Halle die Explosion der ersten Granate und dann jede halbe Sekunde eine Weitere. Der gesamte Berg schien unter ihrer Wucht zu erzittern. Die Statik der Burg gab nach und große Teile donnerten mit gewaltigem Getöse in sich zusammen. In diesen Lärm mischte sich das wütende, aber auch entsetzte Brüllen einer riesigen Bestie.

      Den toten Körper Christophers über der linken Schulter hängend rannte Francesco, was das Zeug hielt. Glücklicherweise verspürte er keinerlei der Handicaps, die er in diesem Moment in seinem richtigen Leben verspürt hätte. Dort wäre er jetzt sicherlich am Rande eines Herzinfarktes zusammengebrochen und hätte übelst gekotzt, ach was, zum Teufel, er hätte Christopher ja nicht einmal hochheben können. Hier aber war das anders: Er schwitzte nicht, kam nicht außer Atem, verlor nicht an Kraft und Ausdauer. Mit einer geradezu erfrischenden Leichtigkeit hastete er durch den langen Gang, erreichte den Ausgang der Burg und flitzte den Weg den Berg hinab.

      Dabei empfand er ein großes Gefühl von Dankbarkeit für Razor. Ihm allein hatte es der Alte zu verdanken, dass er überhaupt die Chance zu dieser überraschenden Flucht bekommen hatte. Der Schwarze hatte ihm zugehört und offensichtlich auch verstanden. Er verspürte großen Respekt vor dem Anführer der Gruppe.

      Noch mehr, als er die vielfachen Geräusche hinter sich hören konnte, denn neben den zornigen und wütenden Schreien Samaels, die ihm zeigten, dass ihn der Dämon verfolgte, waren mehrfache Detonationen zu hören, die ihm auch zeigten, dass Razor und sein Trupp ihm weitere Schützenhilfe gaben.

      Hoffentlich aber vergaßen sie dabei nicht, sich selbst in Sicherheit zu bringen, denn eines war jetzt mal klar: Die Hölle würde gleich noch viel heißer werden.

      *

      Razor spürte all seine Knochen, als er am Fuß der Bergflanke angekommen war und er konnte nur mit Mühe einen schmerzhaften Aufschrei verhindern. Ein Gutes aber hatte seine unfreiwillige Rutschpartie gehabt: Er hatte beinahe zu der Gruppe vor ihm aufgeschlossen.

      Ohne zu zögern und auf seine Schmerzen zu achten, sprang Razor auf und rannte hinter den anderen her. Dabei erkannte er das Problem sofort: Moonlights anfängliche Lethargie war gewichen und an ihre Stelle Angst und Verzweiflung getreten. Mit aller Kraft, die diese zierliche Frau besaß – und Razor wusste nur zu genau, dass sie davon in den letzten Monaten mächtig zugelegt hatte – stemmte sie sich schreiend und um sich schlagend gegen Heaven und Cynthia. Selbst Douglas, der zur Hilfe geeilt war, war nicht in der Lage, sie zu bändigen. Der ganze Trupp geriet ins Stocken.

      Razor erkannte, dass er handeln musste. Er beschleunigte seine Schritte und hatte die Gruppe nach wenigen Sekunden erreicht. Er hielt direkt auf Moonlight zu, die ihn jedoch scheinbar nicht wahrnahm. „Hey!“ rief er deshalb. Moonlights Augen zuckten kurz zu ihm, doch kämpfte sie jetzt fast noch stärker gegen die anderen an. „Sieh mal, Christopher!“ Razor streckte seinen linken Arm aus und deutete nach links. Für einen winzigen Augenblick zuckte auch sein Kopf in diese Richtung. Moonlight zeigte die erhoffte Reaktion und folgte seinem Blick. Das reichte ihm aus, um ihr einen kurzen, aber harten Kinnhaken zu verpassen, der ihr sofort die Besinnung raubte. Ihr Körper sackte augenblicklich mit einem Stöhnen in sich zusammen.

      „Was zum Teufel tun sie da?“ rief Douglas ziemlich sauer.

      „Wir haben keine Zeit für solche Spielchen!“ erwiderte Razor ungerührt und gab Bim ein Zeichen, zu ihm zu kommen.

      „Aber…!“ Cynthia Stimme klang vorwurfsvoll, aber auch schmerzhaft. „…sie haben doch gesehen, was passiert ist!“

      Razor nickte. „Ja, habe ich!“ Bim trat neben ihn. „Trotzdem!“ Er blickte zu dem Riesen. „Nimm du sie!“ Bim nickte und legte sich Moonlight mit spielender Leichtigkeit über die Schulter. Dann wandte sich der Schwarze wieder an Cynthia und Douglas. „Ich bin für die ganze Gruppe verantwortlich. Ihr Schmerz in Ehren, aber…!“ Wie auf Kommando ertönte aus den Trümmern der Burg ein bösartiges Brüllen und erste Gesteinsbrocken flogen wild durch die Luft. Außerdem war vermehrte Bewegung um sie herum zu erkennen. Die Anzahl der Dämonen nahm deutlich zu. „…er wird uns noch alle umbringen!“

      Douglas wollte etwas erwidern, doch auch er konnte sehen, was um sie herum geschah und so nickte er nur mit traurigem Blick. „Es ist nur, weil er auch mein Freund war!“

      Razor lächelte müde, dann klopfte er seinem Gegenüber auf die Schulter. „Willkommen in der Hölle, Mann!“

      *

      Als Francesco den Berg hinter sich gelassen hatte und auf die Ebene hinauslief, konnte er den Trupp um Razor etwa fünfzig Meter links von sich erkennen. Sofort änderte er seine Laufrichtrung und hielt direkt auf sie zu.

      Zwanzig Sekunden später hatte er sie erreicht.

      „Sie…!“ brüllte Douglas wütend auf. „…Bastard!“ Er sprang den Alten förmlich an und wollte ihm eindeutig an die Kehle. Auch Cynthia trat mit hasserfülltem Blick zu ihm. Horror und Terror hatten Mühe, die Beiden im Zaum zu halten.

      Francesco rümpfte nur die Nase und schaute Bim an. „Was ist mit meiner Enkeltochter?“

      „Das fragen sie jetzt nicht wirklich, oder?“ raunte Heaven.

      Der Alte schien tatsächlich verwirrt, als alle ihn anstarrten. „Was ist denn?“

      „Was los ist?“ rief Cynthia. „Sie haben Christopher getötet!“

      „Von allen anderen hätte ich das ja fast erwartet…!“ meinte Bim. „….aber von ihnen? Sie sind doch ein Engel, verdammt nochmal!“

      „Das ist kein Engel!“ erwiderte Heaven und funkelte den Alten böse an. „Das ist ein Arschloch!“

      „Ach das meint ihr?“ Er warf einen kurzen Blick auf den Körper auf seiner Schulter, dann lachte er einmal auf. „Halb so wild!“

      „Was?“ Douglas explodiert förmlich und hätte sich beinahe losreißen können. „Wie können sie nur so …!“

      Weiter kam er nicht, denn Francesco hob abwehrend seine Hand. „Beruhigen sie sich!“ Er wartete, bis Douglas ihn ansah. „Der Schein trügt!“

      Für einen Augenblick starrten ihn erneut alle an, nur dieses Mal aus totaler Verblüffung.

      „Wollen sie damit etwa sagen…?“ begann Cynthia.

      „Nein!“ fuhr Francesco dazwischen und schüttelte