ließen ihn umbringen.
Vom alten Schimmel, dem Wolfe und dem
Bären.
Es war einmal ein Mann, der hatte ein Pferd, und wie
das Pferd alt geworden war, da konnte er es nicht
mehr brauchen. Da ließ er ihm einen stählernen Hufbeschlag
machen, führte es in den Wald und ließ es
laufen: ›Jetzt suche dir selbst dein Futter!‹ Der
Schimmel gieng seines Weges und traf im Walde
einen Bären, der sagte zu ihm ›Na wie, Gevatter, bist
du noch stark?‹ Der antwortete ›O ja freilich.‹ Der
Bär sagte sodann ›Wenn ich einen Stein nehme und
drücke, da kommt immer der Saft heraus.‹ Aber der
Schimmel sagte ›Wenn ich mit meinen Zehen über
einen Stein streiche, da kommt immer das Feuer heraus.‹
Jetzt ward es dem Bären bange, denn er dachte,
jener sei doch stärker als er. Da lief er von ihm weg
und traf einen Wolf und sagte zu ihm ›Wie, Gevatter,
bist du noch stark?‹ Der Wolf antwortete ›O ja freilich.‹
Da sagte der Bär ›Ich bin stark, du bist stark,
aber dort auf jener Wiese ist einer, der ist stark! wenn
der mit seinen Zehen über einen Stein streicht, da
kommt das Feuer heraus.‹ Da wollte der Wolf den
doch auch sehen und der Bär führte ihn hin. Der
Schimmel weidete hinter einer Anhöhe auf einer
Wiese und der Bär konnte ihn sehen, der Wolf aber
nicht. Da hob der Bär den Wolf in die Höhe, damit
auch er den Starken sehen könne, und beim Heben
drückte er ihn so sehr, daß der Wolf das Gesicht verzog.
Da sagte der Bär ›O du Kröte! hast ihn noch
nicht gesehen und verziehst schon das Gesicht‹1, und
schleuderte ihn auf die Erde, daß er mitten enzwei
barst.
Fußnoten
1 fürchtest dich schon.
Vom Däumling.
Es waren einmal zwei Leute, ein Mann und eine Frau,
die hatten keine Kinder, waren aber reich. Mit der
Zeit bekamen sie einen Knaben, der war nur daumenslang.
Als eines Morgens seine Mutter dem Vater
das Frühstück bringen wollte, da bat er, sie solle es
ihn tragen laßen; aber die Mutter sagte ›Was wirst du
tragen, du kleiner Wicht!‹ Er ließ aber nicht nach, bis
sies ihn tragen ließ. Als er das Frühstück seinem
Vater hin getragen, bat er den Vater, er möge ihn
pflügen laßen; aber der Vater sagte ›Was wirst du
pflügen? laß bleiben!‹ Der Junge sagte ›Ich werde in
des Ochsen Ohr kriechen.‹ Und er kroch hinein und
pflügte. Da kam ein Herr gefahren, der sagte ›Aber,
Mensch, gehen denn deine Ochsen so ohne Pflüger?‹
Der Mann erwiderte ›Mein Sohn pflügt; er sitzt in
eines Ochsen Ohre.‹ Der Herr sagte ›Verkauf du mir
deinen Sohn!‹ Aber der Mensch wollte nicht. Da
sagte sein Sohn ›Aber, Väterchen, verkauf du mich
nur; bedeckt er mich mit Geld, so kann er mich nehmen.‹
Der Herr dachte ›Ich werfe einen Silbergroschen
auf ihn.‹ Aber er warf einen Sack voll Geld auf
ihn, der Bursche war immer oben auf; er warf einen
zweiten Sack voll auf ihn und er war noch oben auf,
bis er ihn endlich mit einem Thaler zudeckte. Da
nahm ihn der Herr mit sich nach Hause. Eines Abends
sagte der Junge zum Herren ›Ich will in den Stall
gehen und bei den Ochsen schlafen, damit sie niemand
stehle.‹ Und der Herr ließ ihn dahin. Er gieng in
den Stall und hockte sich in eines Ochsen Ohr. Die
Nacht kamen drei Diebe, um Ochsen zu stehlen; da
sagte er in dem Ohre sitzend ›Die da sind die besten
Ochsen; ich bin auch ein Dieb, wie ihr drei, laßt uns
Kameraden sein!‹ Wie sie nun aufs Feld heraus
kamen und die Ochsen schlachteten, sprachen sie
unter sich ›Wer von uns wird gehen die Därme ausspülen?‹
Da sagte der Junge ›Ich bin der Jüngste, ich
bin der Flinkste, ich will gehen.‹ Die Diebe meinten,
er sei wirklich auch ein Dieb, denn es war finster und
sie konnten nichts sehen, und sagten ›Gut, spüle du!‹
Er trug die Därme ans Waßer, und wie er spülte, fieng
er an fürchterlich zu schreien ›Ach, bester Herr, ich
hab nicht allein gestohlen; dort braten noch drei Männer
das Fleisch am Feuer.‹ Wie sie dies vernahmen,
fiengen sie sämmtlich an zu laufen; denn sie dachten,
der Besitzer habe den Burschen erwischt und prügle
ihn, und ließen das Fleisch auf dem Felde im Stiche.
Da lief der Junge nach Hause zu seinem Vater und erzählte
ihm die Sache. Schnell spannte der Vater die
Pferde an, fuhr hin und holte sich das Fleisch. Nun
hatte er seinen Sohn wieder und so viel Geld und
Fleisch noch dazu.
Vom Fuchse.
Es gieng einmal ein Mensch durch einen Wald und er
ward müde und legte sich nieder. Da kam ein Fuchs
herbei gelaufen und sprach ›Mensch, steh auf, jetzt
hätte dich der Wolf beinahe erwürgt.‹ Der Mensch
stand auf und schaute sich um: kein Wolf war da. Der
Fuchs aber sagte ›Mensch, was wirst du mir dafür
jetzt geben, daß ich dich vom Wolfe errettet habe?‹
Da dachte der Mensch darüber nach, was er ihm wol
geben könne, aber der Fuchs sagte sofort ›So gib mir
ein Paar Hünchen dafür, daß ich dich vom Wolfe errettet
habe.‹ Da geht der Mensch nach Hause, nimmt
einen Sack, steckt ein Paar bunte Hündchen hinein
und geht wieder in den Wald. Der Fuchs kam ihm der
Hünchen wegen schon entgegen gelaufen und sagte
›Weis her!‹ Jener macht den Sack auf und läßt die
Hunde heraus. Der Fuchs erschrak über die Hündchen
und lief nach seinem Loche, und die beiden Hündchen
setzten ihm