Später auf dem Boot hatte es sich dann ganz schnell ausgezandert. Zwar hatte er seiner Tochter wie zuvor angedacht, eine alte, verkürzte Stipprute in die Hand gedrückt, diese vorab ordnungsgemäß mit einer quicklebendigen, zuvor beim Angelhändler gekauften Made versehen, nur hatte er nicht mit den Künsten seiner kleinen Leonie gerechnet. Und dem Harakiriverhalten der örtlichen Fischbrut. Denn kaum war die eigene Spinngerte fertig montiert, schallte es Freddie schon in den Ohren: »Papaaaaa, guck mal, ein Fisch, ein Fisch.« Sekunden später zappelten zehn Zentimeter Flussbarsch vor Freddies Nase. Fisch abgemacht, zurück ins Wasser, gefolgt von einem entsetzten Aufschrei.
»Ooooch, nicht ins Wasser, den wollte ich mitnehmen.«
Das Ganze in einer Lautstärke, das spätestens jetzt auch der letzte Fisch wusste, das da irgendwo Angleralarm angesagt ist. Luft geholt, Kind beruhigt. »Schatz, der war zu klein, der muss noch wachsen.«
Neue Made an das Häkchen. Made ins Wasser. Griff zu eigenen Rute, Rute ausgeworfen. Twister war kaum im Wasser, vor Schreck zusammengezuckt.
»Papaaa, guck, schon wieder einer, oh, ein Großer.«
Eigene Rute zur Seite gelegt, diesmal zwölf Zentimeter Barsch zu Fassen gekriegt, abgehakt, kurz bevor die Hand mit dem Zwölfzentimeterfisch automatisch Richtung Wasser schwingen wollte sich schnell eines anderen besonnen, Barschlein in den Eimer gepackt, Tochter angeguckt, »Zufrieden?« gefragt. Plötzlich fünf Meter vom Boot entfernt lautes Platschen gehört, - Da raubt einer! – schnell die Rute gepackt, Schwung geholt.
»Papa, ich habe noch keinen Wurm dran.«
Erneut zusammengezuckt, Wurf in der Hektik ausgeführt, aber Schnurfangbügel der Rolle nicht richtig aufgeklappt. Twister jagt mit Karacho neben der Bordwand ins trübe Nass.
»Papaaaa!!.«
»Ja, doch…«, geknurrt, »…das sind Maden und keine Würmer!« hinterher geknurrt, Rute zur Seite gelegt, Made aus Madendose fingern wollen, Madendose fallen lassen, »Scheiße« gebrüllt.
»Papaaa, das Sch-Wort sagt man nicht«, anhören müssen.
»Ist ja gut» geantwortet und >Du fliegst gleich ins Wasser< gedacht, dabei nach den Maden gefingert und aus dem Augenwinkel mit ansehen müssen, wie sich die eigene Rute bedenklich gen Wasser neigt. »Papa, du hast einen, du hast einen, oh ich will auch.« Maden Maden sein lassen. Twister hing wahrscheinlich unten am Grund, das Boot richtete sich im Wind neu aus, Twister spielte Anker. Rute verneigt sich wie ein Koffer-Kuli in Erwartung eines dicken Trinkgelds. Noch eine kleine Drehung des Bootes und sie würde über die Bordwand schießen.
»Papa, die Würmer.«
»Schatz, es sind Maden, schei…ich kann jetzt nicht...«, antworten wollen, dabei beim Versuch nach der Rute zu greifen mit Fuß in der Ankerleine hängen bleiben, ins stolpern kommen, Eimer umwerfen - »Uiihhh« - nach vorne fallen, von Rute noch einen Kinnhaken kassieren, bevor diese in hohen Bogen übers Boot zischt.
»Guck mal Papa, der Fisch tanzt mit den Würmern!«
Liegen bleiben. Zähne knirschen. Rute abschreiben. Zander abschreiben. Maden abschreiben. Sich am Kopf kratzen. Kind den Unterschied zwischen Maden und Würmern beibringen. Und sich schwören, so schnell nicht wieder mit dem eigenen Nachwuchs angeln zu gehen.
Es soll ja Väter geben, die in der Lage sind, die Freude der Fischerei an ihre Stammhalter weiterzugeben, wie sie es auch schon von ihren Vätern vermittelt bekamen. Freddie kam nach diesem im wahrsten Sinne des Wortes umwerfenden Erlebnis zu dem Entschluss, dass seine didaktischen Fähigkeiten dazu nicht ausreichten, er auch nicht gewillt war, weitere Ruten diesem Experiment zu opfern. Er tröstete sich fortan mit dem Gedanken, dass die friedlichen Bilder von Dreigenerationenangeln nur aus dem Hirn findiger Werbestrategen stammen konnten.
An all dass musste er zurückdenken, während er mit seiner Tochter auf der Couch lag. Freddie strich Leonie über den Kopf während sie eines seiner Brusthaare zwischen ihren Fingern betrachtete.
»Lass uns Enten füttern gehen.«
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.