Gummifisch zum Frühstück. Freddie Torhaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Freddie Torhaus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847658849
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seiner Eingebung klärte er Babs von seinem Vorhaben auf. Babs musste kurz überlegen, sah sich dann mit Freundin Gabi schon auf der Shopping-Mall und gab kurzerhand ihren Segen ohne jedoch zu vergessen darauf hinzuweisen, dass Leonie nur mit Schwimmweste und Halstuch das Boot betreten darf. Eine halbe Stunde und einem Dutzend Belehrungen später saßen Vater und Tochter im Auto. Freddie fühlte sich beschwingt vom bevorstehenden Vorhaben. Er legte zur Feier des Tages sogar Leonies Lieblings-CD ein, auf der ein dicker lustiger Elefant mit seinen lustigen Freunden lustige Abenteuer in einer kunterbunten lustigen Welt erlebte. Während Leonie von ihrem Kindersitz aus lustige Geräusche zu dem lustigen Treiben auf dem Silberling abgab, stellte sich Freddie vor, wie er seiner Kleinen eine Stippe in die Hand drückt um selbst ein paar schöne Würfe zu zelebrieren, so ganz sacht aus dem Handgelenk heraus. Und mit ein wenig Glück rappelt es wenig später in der Rute, dann gibt es Zander, Barsch, Hecht, Barsch, Zander, ja, fein, und Zack, vielleicht auch Rapfen, ja Rapfen, Zander, Hecht, Barsch...So oder ähnlich hätte sich womöglich die Niederschrift seiner Gedanken gelesen.

      Später auf dem Boot hatte es sich dann ganz schnell ausgezandert. Zwar hatte er seiner Tochter wie zuvor angedacht, eine alte, verkürzte Stipprute in die Hand gedrückt, diese vorab ordnungsgemäß mit einer quicklebendigen, zuvor beim Angelhändler gekauften Made versehen, nur hatte er nicht mit den Künsten seiner kleinen Leonie gerechnet. Und dem Harakiriverhalten der örtlichen Fischbrut. Denn kaum war die eigene Spinngerte fertig montiert, schallte es Freddie schon in den Ohren: »Papaaaaa, guck mal, ein Fisch, ein Fisch.« Sekunden später zappelten zehn Zentimeter Flussbarsch vor Freddies Nase. Fisch abgemacht, zurück ins Wasser, gefolgt von einem entsetzten Aufschrei.

      »Ooooch, nicht ins Wasser, den wollte ich mitnehmen.«

      Das Ganze in einer Lautstärke, das spätestens jetzt auch der letzte Fisch wusste, das da irgendwo Angleralarm angesagt ist. Luft geholt, Kind beruhigt. »Schatz, der war zu klein, der muss noch wachsen.«

      Neue Made an das Häkchen. Made ins Wasser. Griff zu eigenen Rute, Rute ausgeworfen. Twister war kaum im Wasser, vor Schreck zusammengezuckt.

      »Papaaa, guck, schon wieder einer, oh, ein Großer.«

      Eigene Rute zur Seite gelegt, diesmal zwölf Zentimeter Barsch zu Fassen gekriegt, abgehakt, kurz bevor die Hand mit dem Zwölfzentimeterfisch automatisch Richtung Wasser schwingen wollte sich schnell eines anderen besonnen, Barschlein in den Eimer gepackt, Tochter angeguckt, »Zufrieden?« gefragt. Plötzlich fünf Meter vom Boot entfernt lautes Platschen gehört, - Da raubt einer! – schnell die Rute gepackt, Schwung geholt.

      »Papa, ich habe noch keinen Wurm dran.«

      Erneut zusammengezuckt, Wurf in der Hektik ausgeführt, aber Schnurfangbügel der Rolle nicht richtig aufgeklappt. Twister jagt mit Karacho neben der Bordwand ins trübe Nass.

      »Papaaaa!!.«

      »Ja, doch…«, geknurrt, »…das sind Maden und keine Würmer!« hinterher geknurrt, Rute zur Seite gelegt, Made aus Madendose fingern wollen, Madendose fallen lassen, »Scheiße« gebrüllt.

      »Papaaa, das Sch-Wort sagt man nicht«, anhören müssen.

      »Ist ja gut» geantwortet und >Du fliegst gleich ins Wasser< gedacht, dabei nach den Maden gefingert und aus dem Augenwinkel mit ansehen müssen, wie sich die eigene Rute bedenklich gen Wasser neigt. »Papa, du hast einen, du hast einen, oh ich will auch.« Maden Maden sein lassen. Twister hing wahrscheinlich unten am Grund, das Boot richtete sich im Wind neu aus, Twister spielte Anker. Rute verneigt sich wie ein Koffer-Kuli in Erwartung eines dicken Trinkgelds. Noch eine kleine Drehung des Bootes und sie würde über die Bordwand schießen.

      »Papa, die Würmer.«

      »Schatz, es sind Maden, schei…ich kann jetzt nicht...«, antworten wollen, dabei beim Versuch nach der Rute zu greifen mit Fuß in der Ankerleine hängen bleiben, ins stolpern kommen, Eimer umwerfen - »Uiihhh« - nach vorne fallen, von Rute noch einen Kinnhaken kassieren, bevor diese in hohen Bogen übers Boot zischt.

      »Guck mal Papa, der Fisch tanzt mit den Würmern!«

      Liegen bleiben. Zähne knirschen. Rute abschreiben. Zander abschreiben. Maden abschreiben. Sich am Kopf kratzen. Kind den Unterschied zwischen Maden und Würmern beibringen. Und sich schwören, so schnell nicht wieder mit dem eigenen Nachwuchs angeln zu gehen.

      Es soll ja Väter geben, die in der Lage sind, die Freude der Fischerei an ihre Stammhalter weiterzugeben, wie sie es auch schon von ihren Vätern vermittelt bekamen. Freddie kam nach diesem im wahrsten Sinne des Wortes umwerfenden Erlebnis zu dem Entschluss, dass seine didaktischen Fähigkeiten dazu nicht ausreichten, er auch nicht gewillt war, weitere Ruten diesem Experiment zu opfern. Er tröstete sich fortan mit dem Gedanken, dass die friedlichen Bilder von Dreigenerationenangeln nur aus dem Hirn findiger Werbestrategen stammen konnten.

      An all dass musste er zurückdenken, während er mit seiner Tochter auf der Couch lag. Freddie strich Leonie über den Kopf während sie eines seiner Brusthaare zwischen ihren Fingern betrachtete.

      »Lass uns Enten füttern gehen.«

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