Mission Adam. Michael Gallo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Gallo
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847689973
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vierundzwanzig Stunden konzentrierte Dauerleistung zu erbringen.

      Als alle in den Schiffen ihren Platz gefunden hatten, surrten die Motoren – die Türen schlossen sich, und es ging wieder in Richtung Denebs Oberfläche. Kaum hatten die Transportschiffe ihre menschliche Fracht ausgespuckt, holte Eva tief Luft. Ein kühler Morgen empfing die Klone auf Deneb, und es schien ein wunderschöner Tag zu werden, denn keine Wolke war am rosaroten Firmament zu sehen. Auch die Sonne kratzte schon auf der andern Seite des Gebirges an den Gipfeln. Vermutlich würde sie in den nächsten fünf Minuten aufgehen. Auch die Wächter waren prompt zur Stelle, und hatten sich neben den Ausgängen der Shuttles postiert. Sie beobachteten regungslos das alltägliche Ritual. Alle steuerten zu ihren Arbeitsplätzen, die Frauen hauptsächlich an die Transportbänder, bei denen auch Eva mühelos ihren gestrigen Platz wieder fand. Die Männer wurden, einer nach dem anderen, mit ihren Werkzeugen vom Berg verschluckt. Evas Augen gingen wie eine Achterbahn, sie sondierte alles ab, die Wächter, die Bewaffnung, die Anzahl der Versorgungsroboter die schwebend bei den Tunneleingängen, noch bewegungslos verharrten und wie weit sie wohl laufen müsste bis sie die rettende Waldlichtung zu ihrer linken Seite erreichen würde. Nach ungefähr zehn Minuten starteten die Förderbänder und eine endlose Schlange aus Steinen und Geröll kam aus dem Dunkel des Berges ans Licht. Die Arbeit begann, und Eva begann zu sortieren und zu verladen. Sie hatte während der nächsten Stunden genug Zeit sich einen Plan zurechtzulegen. Der beste Zeitpunkt dürfte sein wenn die Versorgungsroboter zur Halbzeit auftauchen, um die Arbeiter mit Wasser zu versorgen. Bei dieser Wasserpause war nämlich alles ziemlich ungeordnet, nicht hektisch aber unübersichtlich genug sich aus dem Staub zu machen. Sie musste nur noch kurz etwas testen, um sich zu vergewissern wie aufmerksam die Wachen wirklich waren, wenn es darauf ankam. Eva griff nach einem mittleren Stein vom Förderband, der gut in ihre Hand passte, wartete ab bis sie niemand im Blickfeld hatte und warf den Stein in Richtung Tunnel. Er polterte laut zu Boden nachdem er an der Wand, neben dem Eingang, aufgeschlagen war.

      Die Reaktion der Wächter war erstaunlich. Von der Regungslosigkeit einer Statue gleich, fuhren sie blitzschnell herum, die Mündungen ihrer Waffen auf den Tunneleingang gerichtet wo sie das Geräusch geortet hatten. Und wieder verharrten sie kurz, die Situation abwartend woher das Geräusch gekommen war, und ob sich etwas verdächtiges bewegte. Es rieselten noch ein paar Steine die flache Wand herunter, dort wo Evas Geschoss einschlug.

      Die Wächter gaben Entwarnung. Die Schwarzbehelmten drehten sich wieder langsam in ihre Ausganspositionen, nachdem die Ursache für die Störung entdeckt war. Leicht würde es nicht werden, das war Eva jetzt klar. Aber sie nahm es in Kauf lieber hier und heute zu sterben, als noch einmal da rauf zufliegen. Sie wusste nämlich nicht wie lange ihr Verstand da noch mitspielte. Das sie hier nicht auf der Erde war, war Eva am gestrigen Tag schon klar geworden. Aber als zwei Vögel von den Bergen kommend über ihre Köpfe hinwegzogen, war das für Eva nur noch eine zusätzliche Bestätigung gewesen. Bemerkt hatte sie sie nur durch die kurzen abgehackten Schreie, die diese Tiere ausstießen. Sie erinnerten Eva an große federlose Flugsaurier, wie man sie aus Dinosaurierbüchern kennt. Langsam kamen doch leichte Zweifel auf was sie hier wohl noch alles erwarten würde, wenn sie erst mal auf sich allein gestellt wäre. Wie sollte sie ohne Proviant oder Waffen in so einer Wildnis überleben, von der sie rein gar nichts wusste. Auch die Sonne war irgendwie anders. Sie wirkte etwas kleiner als auf der Erde, obwohl sie im gleichen goldgelb strahlte, und die ganze Temperatur war auch etwas kühler als zuhause. Na gut, New Mexico war ja auch kein Maßstab für Durchschnittstemperaturen auf der Erde. Da sie sich in einem Talkessel befanden der ringsum von einer einzigen Gebirgskette umzäunt war, war die Breite leicht grünliche Lichtung Talausgang der einzig logische Fluchtweg. Was aber wenn sie es nicht schaffte, die Wächter waren wirklich schnell wenn es drauf ankam. Zumindest hatte sie ja knapp zehn Minuten Zeit, so lange dauerte so weit sie sich erinnern konnte die Wasser-Mittagspause. Das musste einfach reichen. Sich in den Höhlen zu verstecken bis es dunkel wäre, war Eva auch in den Sinn gekommen, nur kannte sie sich darin nicht aus und die Dunkelheit war das nächste Problem. Zu riskant. Nach einer Stunde vernahm sie das Surren der Roboter, die der Gravitation strotzend sich beinahe lautlos den Arbeitern näherten. Das war das Zeichen für die Mittagspause.

      Eva war als erste bei den Wasserschläuchen, nachdem die Förderbänder zum Stillstand kamen. Sie musste diese Gelegenheit noch nutzen, wer weiß wann sie das nächste mal wieder die Möglichkeit hatte an Wasser zu kommen. Bis Eva genug von dem Nass aufgenommen hatte, bildete sich schon eine Menschentraube um sie und den Roboter der lautlos auf der Stelle schwebte. Sie ertappte sich noch bei dem Gedanken, wo wohl das ganze Wasser herkam, den so groß waren diese fliegenden Wasserkanister nun auch wieder nicht. Egal. Langsam drückte Eva sich mit dem Rücken durch den Pulk nach hinten. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen dass die Wächter ihre Blicke auf die Wasserversorgung gerichtet hatten. Das war ein guter Zeitpunkt. Jetzt oder nie. Mit einem Satz hechtete Eva so lautlos es ging, im Schutz einiger Klone die ebenfalls darauf warteten trinken zu können, hinter das erste Transportschiff, das auch das ihrige war, mit dem sie hierher befördert wurde. Im Schatten auf der Rückseite des Shuttles, verharrte sie tief schnaufend, flachgepresst gegen die Bordwand. Dieser Zeitpunkt war wirklich der einzig mögliche um zu flüchten, denn die Versorgungsroboter, die ja ebenfalls mit Überwachungskameras ausgestattet waren, waren regelrecht von allen Seiten von den Arbeitern belagert, und hatten somit eine Sicht von gleich Null. Es waren also nur die Wächter auf die Eva sich konzentrieren musste. Nach zwanzig Sekunden wusste sie dass sie niemand bemerkt hatte. Ihr nächstes Ziel war ein, Ein Meter großer Felsbrocken etwa acht Meter hinter dem Schiff. Wenn sie den erreichte, hatte sie einen besseren Überblick über den Platz.

      Sie spähte langsam mit einem Auge hinter der linken Seite des Schiffes in Richtung des Platzes, wo sie den zweiten Wächter in Erinnerung hatte. Perfekt, er stand mit dem Rücken zu Eva. Sie rannte los, so leise es ging, sie wusste wie schnell die Wächter reagierten wenn es nötig war. Als sie im Schatten des Felsens auf der Rückseite in die Hocke ging, wäre ihr beinahe der Stein aus ihrem Hinterteil entglitten. Dem Schließmuskel sei Dank, konnte sie ihn noch zurückhalten. Zur Sicherheit presste sie noch eine Hand gegen ihren Hintern. Zum Glück – alles war im grünen Bereich. Wie Eva vermutete, hatte sie hier wirklich einen guten Überblick, und konnte die drei Wächter die ihr am nächsten waren und die ihr gefährlich werden konnten, gleichzeitig überblicken. Sie verharrte noch etwa drei Minuten hinter dem Felsen, bis endlich der letzte der drei Wächter ihr den Rücken zugewandt hatte, und Eva startete los. Anfangs noch etwas leise aber je mehr sie sich entfernte und sicher war das man sie nicht mehr hören konnte, sprintete sie los das die Steine unter ihren Füßen zur Seite spritzten. Leben oder Tod, leben oder Tod - hämmerte es in Evas Gehirn. Niemals hätte sie es gewagt sich jetzt umzudrehen um die Lage zu checken. Zu gefährlich – keine Zeit, und sie hätte auch stürzen können. Sie hatte ohnehin schon zu viel Zeit hinter dem Felsen verloren bis sie endlich losstarten konnte. Der Untergrund wechselte langsam von staubigem Geröll in ein leichtes Grün. Und der Boden wurde auch weicher. Farne und Moose bedeckten den Boden. Die Lichtung war jetzt zum Greifen nah.

      Als sie nur mehr einige Meter vom ersten größeren Baum entfernt war, schossen ihr die Tränen in die Augen und laut weinend torkelte sie wie eine Betrunkene hinter den rettenden Stamm und ließ sich fallen. „Geschafft, ich hab´s geschafft.“

      Sie war noch nicht richtig zu Atem gekommen, da ertönten die Alarmsirenen im Tal unter ihr. Aha, Mittagspause zu Ende und ihr Fehlen am Förderband wurde jetzt auch bemerkt. Es war Zeit, Eva kämpfte sich in die Höhe, sie musste weiter, sie war noch nicht in Sicherheit, und das war ihr auch bewusst. Nach weiteren zwanzig Schritten tauchte Eva vollends in den Wald ein und eine neue, fremde Welt erwartete sie.

      6.

      Adam stand an seinem „Steuerknüppel“, die Hand darauf liegend, und mit sanften unmerklichen Bewegungen seiner Handfläche dirigierte er das Schiff Richtung Larimar. Er konnte es noch nicht richtig fassen. Er steuerte eigenhändig ein Raumschiff auf einen Planeten, um dort zu landen. Hätte man ihm das noch vor einer Stunde erzählt, hätte er wahrscheinlich denjenigen für verrückt erklärt.

      Je näher er kam umso imposanter kam ihm die Größe dieses Planeten vor. Direkt vor seinen Augen, durch die großen Panoramafenster lag diese