Mission Adam. Michael Gallo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Gallo
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847689973
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noch da waren oder ob ihnen ein Arbeiter auf dem Planeten abhanden gekommen war.

      Da hatte Eva die Erleuchtung. Wenn die hier ihre Arbeiter zählen, dann kann die Kontrolle auf dem Arbeitsplaneten und in den Stollen nicht so genau sein. Sollte sich hier am Schiff nichts zur Flucht ergeben, dann war dieser Außendienst Evas Chance. Der nächste Pfeifton riss sie aus ihren Gedanken.

      Alle Hände senkten sich wieder. Eva war gespannt was wohl als nächstes kommen würde. Kleine elektrisch betriebene quadratische Gullideckel schoben sich zur Seite. nur das diese sich nicht am Boden sondern an der Decke befanden. Exakt jeweils über diesen Futtertrögen, an denen Eva auf dem Weg zu ihrer Schlafkoje vorbeigekommen war, und sie hoffte das sie nicht diesem Zweck dienten nach dem es aussah. Sie hatte falsch gehofft. Lange, zwanzig Zentimeter breite Schläuche wurden jetzt durch die Öffnungen an der Decke etwa einen halben Meter über den Trögen abgesenkt. Eva vernahm das Gurgeln das aus diesen Öffnungen an der Decke kam und immer lauter wurde. Plötzlich ergoss sich aus all diesen Schläuchen ein weißer schleimiger Brei in die Behälter. Nach weiteren drei Minuten war angerichtet und die Bassins voll mit diesem was auch immer. Langsam wurden die Schläuche wieder nach oben gezogen und verschwanden in der Decke bevor sich die Luken wieder schlossen. Dieses Mal war es ein tiefer Hup Ton der diese Kreaturen zum Abendessen aufforderte. Geordnet und immer auf den Vordermann wartend, bis er sich eingereiht hatte, stapften alle in Richtung des weißen Breis.

      Dort Angekommen fuhren die Hände der Klone in diese Matsche und wie kleine Baggerschaufeln fanden sie ihr Ziel in den Mündern. Jeweils zwei Hände voll pro Arbeiter. Niemand nahm mehr, denn das waren mittlerweile feste Konstanten, die sie von Geburt an mitbekommen hatten, ähnlich den Kenntnissen ihrer späteren Arbeitsaufgaben. Alles war genetisch steuerbar. Laut patschend war dass eine Horrorszene für Eva. Breiverschmierte, bleiche Gesichter und Hände mit ihren rot entzündeten Augen, standen apathisch um die Tröge und wurden stetig weitergeschoben von den Nächsten in der Reihe, so das jeder etwas von dem Essen erwischte und das ganze zügig voran ging. Die Vergangenheit hatte nämlich gezeigt, dass selbst die Befriedigung der Grundbedürfnisse, den Klonen selbst zu überlassen, ein Problem darstellte.

      Denn Klone lernten nicht durch Erfahrung wenn, wenn man ihre natürliche Entwicklung auf dem Stand eines fünfjährigen genetisch stoppte, auch wenn sie stetig dasselbe machten. Und nach unzähligem sich übergeben müssen, weil sie ihr Sättigungsgefühl nicht beachteten, mussten die Alvarer die Essensausgabe ebenso wie das Reinigungsritual durch fest verankerte Signaltöne einleiten und begrenzen, damit dieser wertvolle Aminosäuren-Vitamin Brei in ihrem Körper blieb. So kam jeder dran, nicht wie in den ersten Monaten, zu Beginn der Klonexperimente, als alle Klone noch sehr jung und unerfahren, ihrem Körper betreffend, waren. Sich sogar selber vor Heißhunger und Hektik ab und zu die Zungen abbissen oder bei „Bettnachbarn“ die im Schlaf gestorben waren, anfingen an den Gliedmaßen herum zuknabbern da sie auf den süßlichen Geschmack des Blutes gekommen waren. Damals wurden die Toten aber von Reinigungsklone entsorgt, während die Arbeiter auf den jeweiligen Planeten waren, damit das Ganze nicht in einer Epidemie ausartete, oder Nachahmer zur Folge hatte. Sicher war Sicher. Das gehörte aber mittlerweile schon lange der Vergangenheit an. Die Alvarer hatten dazugelernt und auch mittlerweile in der neunzehnten Klongeneration die Mägen der Arbeiter genetisch verkleinert. So das sie genug Energie aufnahmen, und gleichzeitig sich aber nicht überfressen konnten. Eva wusste nur eines ganz sicher.

      Ihr Abendessen würde heute ausfallen. Dieser gesamte widerliche Zustand auf diesem Schiff half ihr auch, das ein Hungergefühl bei ihr auch gar nicht so richtig aufkam. Jetzt erst merkte sie dass sie den Stein immer noch im Mund hatte. Blitzschnell ließ sie ihn wieder in ihrer Hand verschwinden und mischte sich zumindest auch unter die Menschentraube damit es nicht auffiel das sie die einzige war die dem Abendessen fern blieb. Nach ungefähr einer halben Stunde war das „Buffet“ beendet. Ein neuerlicher dumpfer Signalton läutete die Wasseraufnahme und die Abendtoilette ein. Etliche hatten sich nun um die Wasserschläuche versammelt um zu trinken, unmittelbar neben anderen die ihre Notdurft in den dafür abgetrennten Zellen verrichteten. Sie wurden zusätzlich von sogenannten Reinigungsklone, erkennbar in roten Overalls gesäubert. Die sich neben den Toilettenkabinen postiert hatten oder sitzend auf einer Art schwebenden Staubsaugern die Gänge zwischen den Schlafplätzen recht passabel reinigten. Bei dem einen oder anderen der Arbeiter, bei denen etwas „daneben“ ging und Not am Mann war, wurde von der Putzkolonne neue Kleidung verteilt, nachdem sie von den Reinigungsmannschaften mit einem chemischen Trockenpulver gesäubert wurden. Genau diese alltägliche Abendreinigung passierte jetzt. Eva beobachtete die Szenerie sehr aufmerksam damit ihr ja nichts entging was sie eventuell zur Flucht nutzen konnte. Aber Fehlanzeige. Nach knapp einer Stunde war auch dieses Prozedere beendet, jedoch nicht einmal die Reinigungsklone auf ihren schwebenden Staubsaugern vermochten diesen Gestank zu eliminieren der sich über einen sehr langen Zeitraum in jedem Zentimeter des Bodens und der Wände festgefressen hatte. Die letzte Befehlsausgabe war der Zapfenstreich, dieser alles durchdringende Heulton, der den Arbeitern signalisierte sich hinzulegen und zu schlafen. Eva tat es ihnen gleich. Als alle regungslos auf ihren Matten lagen, drehte Eva noch einmal den Kopf zur Seite, zu ihrer unmittelbaren Schlafnachbarin und schaute sich wieder selber in die Augen und in ihr eigenes Gesicht. Es war Gespenstisch. Sie fasste sich selber noch einmal an den Kopf, als wollte sie es nicht wahrhaben das man ihr auch eine Glatze verpasst hatte, und das Wasser stieg ihr erneut in die Augen. Als der Heulton abrupt endete, knallten die Relais und synchron gingen die Lichter in dieser riesigen Halle aus, und die rote Blink-orgie der Notfallbeleuchtung startete ihren fünfstündigen Nachtdienst.

      Eva würde heute sowieso kein Auge zu machen, zu sehr war sie damit beschäftigt den Ablauf ihrer Flucht zu planen, denn eins war sicher noch eine Nacht würde sie hier nicht mehr verbringen. Der Geist war willig doch der Körper forderte seinen Preis. Irgendwann musste Eva kurz vor dem Morgenapell eingeschlafen sein. So hatte sie zumindest soviel Schlaf erwischt damit sie den bevorstehenden Tag überstehen würde. Denn er würde anstrengend werden, dessen war sie sich sicher. Die Nacht verlief ruhig. Die Klone schliefen als hätte man einfach einen Stecker gezogen.

      Als die rote Lichterkette wie jeden Morgen erlosch und die Sirene zum Morgenapell ertönte fuhr Eva gleich in die Höhe vor Schreck, wie all ihre Leidgenossen. Aufrecht sitzend mit all den übrigen kahlen Köpfen vor, hinter und neben ihr.

      Das Problem der Körperbehaarung hatten die Alvarer ganz einfach dadurch gelöst, das diesen Klonen, genetisch, einfach keine Haare mehr wuchsen. Körperbehaarung war nämlich nichts weiter als ein störender Hygienefaktor, und der außerdem einen unnützen Zeitaufwand erforderlich gemacht hätte, nämlich über eintausend Arbeitern die Haare zu schneiden. So billig war die Klonproduktion dann auch wieder nicht, dass man die Gefahr einer Hygiene bedingten Massenverseuchung einging. Eine Gensequenz entfernt und der Haarwuchs gehörte der Vergangenheit an.

      Eva erschrak, wo war der Stein? Hektisch tastete sie mit der Hand ihre Schlafunterlage ab, er war jedoch nirgends. Was sollte sie tun wenn sie ihn nicht mehr wiederfand, er war es doch offensichtlich der dieses „Erwachen“ in ihr ausgelöste hatte. Plötzlich war sie wieder da, die Erinnerung. Eva schnaufte schwer durch vor Erleichterung. Sie hatte den Stein ja gut versteckt, im Dunkeln, wärend alles schlief. Jetzt konnte sie ihn auch wieder spüren wenn sie sich langsam bewegte. Er war in ihrem After. Das war das einzige Versteck das wirklich sicher war, vor allen Dingen wenn sie Heute flüchten würde bräuchte sie sicher beide Hände, und im Mund war die Gefahr zu groß ihn aus irgendwelchen hektischen Bewegungen heraus womöglich noch zu verschlucken. Sie hatte sich in der beinahe schlaflosen Nacht an die vielen Geschichten ihres Großvaters erinnert, wenn er zu Besuch war und mit den alten Kriegsgeschichten anfing. Wozu Menschen in Extremsituationen getrieben werden, wenn es zum Beispiel darum ging in militärischer Gefangenschaft Dinge zu verstecken die der Feind nicht finden sollte. Eva beschloss in der Nacht dass genau dies eine Extremsituation sei. Definitiv. Mittlerweile standen alle Klone neben ihren Matten. Eva tat es ihnen gleich, und erhob sich. Irgendwie war es schon faszinierend, das eine so große Menge an Menschen in einem Raum, sich beinahe geräuschlos bewegte. Der übliche Signalton erklang, und Eva reihte sich in die Parade ein, auf den Weg in Richtung, zu den Containerschiffen.

      Sie wunderte sich noch dass es kein Frühstück für die Arbeiter gab, merkte aber erst jetzt, und das war nur dem Stein zu verdanken, dass sie selber immer noch kein