Es gibt so viele Weinregionen in Deutschland. Meine Zeugin Elisabeth Winkler sagte mir damals, dass er andeutungsweise Hessisch sprach. Es könnte also genauso gut sein, dass er jemanden im Weingebiet an der hessischen Bergstraße tötet.“ Voigt lachte leicht genervt. Man sah auf dem Monitor, wie sich seine Gesichtsfarbe von blass in Rot änderte.
Kommissar Holz aus Berlin glättete die angeheizte Stimmung. „Fakten, Fakten, Fakten. Das ist wichtig. Das nächste Opfer wird blond sein, es wird weiblich sein, und der Täter kannte es schon vorher ziemlich gut. Sie wird etwas mit Wein zu tun haben, sei es als Verkäuferin oder als Eigentümerin eines Weinguts oder Weinladens. Er wird überrascht tun, sie zu sehen, er wird mit ihr essen und trinken gehen, ihr das Schlafmittel per Flüssigkeit geben und sie dann nach dem Einschlafen voraussichtlich an der Stelle töten, an der sie einschlief. Und zwar mit dem alten Piloten-Messer durch drei gezielte Stiche in den Hals. Dann wird er ihr den Erzgebirgs-Engel mit der Weinflasche in der Hand in den blutigen Hals legen und eventuell eine erneute Botschaft als gerollten Zettel in den Mund schieben. Wir können jetzt unter anderem nur darauf hoffen, dass die in der Presse abgebildeten und in den öffentlichen Gebäuden hängenden Phantombilder und Angaben ausreichen, um ihn vor einer neuen Tat zu überführen. Jetzt im Herbst sind zum Beispiel immer noch so viele Weinfeste, dass die Wahrscheinlichkeit, ihn irgendwo dort zu überführen, sehr gering ist.“
Alle drei Kommissare verabschiedeten sich mit dem Ziel, die Fälle weiterhin mit größter Intensität in der Hoffnung zu bearbeiten, kein weiteres Opfer mehr registrieren zu müssen.
Kommissar Geigele fuhr nach dem Gespräch direkt zum Flughafen, um seine Frau vom einwöchigen Urlaub auf Lanzarote abzuholen. Eigentlich hätte er am Liebsten einen Bekannten geschickt, da ihm die beiden Mordfälle innerlich keine Ruhe ließen. Allein der Gedanke, dass jede Sekunde eine neue Person voraussichtlich auch noch in seiner Region ermordet werden könnte, kostete ihn zahlreiche Nerven. An Schlaf in den nächsten Nächten Tagen dürfte kaum zu denken sein. Alles was wir bisher haben, grübelte er, ist zwar schon viel, aber eigentlich wieder nichts, das uns besonders gut in diesen Fällen weiterhelfen könnte. Geigele fuhr zum Flughafen und sah, dass der Flieger seiner Frau zwanzig Minuten Verspätung hatte. Er setzte sich fast meditierend auf eine Bank im Ankunfts-Terminal und schaute in die Menge, als ihm beim Vorbeigehen einer Fluglinien-Crew plötzlich ein Gedankenblitz in den Kopf schoss. Die beschriebenen Streifen, die der Mörder als Tattoo hatte, sahen mit etwas Fantasie aus wie die Kapitänsstreifen auf einer Pilotenuniform. Könnte er eventuell auf dieser Erkenntnis weiter aufbauen? Seine Frau kam aus dem Ankunfts-Terminal heraus und umarmte ihn. Das Interesse von Geigele jedoch konzentrierte sich erneut auf eine weitere Crew, die an ihnen vorbeilief.
„Hallo mein Schatz. Freust Du Dich denn überhaupt nicht, dass ich wieder zurück bin? Du machst so einen weggetretenen Eindruck.“
„Doch doch, natürlich freue ich mich sehr. Ich hatte nur gerade eben so eine Art „Eingebung“ im Rahmen der Ermittlung eines Falles mit einem Serienmörder. Schatz, ich werde Dich jetzt zu Hause absetzen, allerdings danach gleich weiter ins Präsidium fahren, um dort noch wichtige Details zu klären. So zu sagen, um aus diversen Glasscherben ein Mosaik zusammenzusetzen.“ Geigele fuhr seine sonnengebräunte und entspannte Frau ohne Tempolimit nach Hause und verabschiedete sich hektisch mit einem Kuss von ihr.
Im Präsidium fixierte er seine Arme neben einer großen Teetasse aufgestützt, die vorbeifahrenden Autos der nahe liegenden Schnellstraße. Seinen Gedanken ließ er dabei freien Lauf. Deutete bisher in den Fällen weiteres auf den Bereich des Luftverkehrs hin? „Natürlich“ dachte Geigele sich. Die Tote in Berlin hatte laut System ebenfalls ein Tattoo mit einem Flugzeug auf dem Rücken. War der Mörder ein Pilot und was hatte das Flugzeug auf dem Rücken der Toten damit zu tun? Bei dem Opfer in Freiberg kaufte der Mörder einen Piloten als Räuchermännchen. Alles ziemlich herbeigesponnene Dinge, aber weitere Recherchen diesbezüglich könnten mit Sicherheit Fortschritte bringen. Vorausgesetzt, es sollte sich bei dem Streifen-Tattoo wirklich um Kapitäns-Streifen handeln. Fantasie hatte in seinem Beruf schon bei so manchen Fällen zum Ergebnis geführt. Geigele behielt diese Gedanken zunächst für sich, um von seinen anderen Kollegen nicht ausgelacht zu werden.
Unkonzentriert fuhr er nach Hause zu seiner Frau, die bereits voller Ungeduld auf ihn wartete.
„Schatz“, sagte er fast euphorisch. „Lass uns etwas essen gehen. So hast Du keine Arbeit, und ich komme hoffentlich auf andere Gedanken. Außerdem können wir uns dann auch endlich in Ruhe über Deinen Urlaub unterhalten.“
Ohne zu zögern liefen beide Arm in Arm zu ihrem Lieblings-Italiener und genossen den gemeinsamen Abend in der wunderschönen Freiburger Altstadt.
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