Die Verdammten Reiche. Casy Paix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Casy Paix
Издательство: Bookwire
Серия: Die Verdammten Reiche
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752917314
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mich auf das warme Feuer neben mir zu konzentrieren. Das gelang mir genau so lange, bis ich erneut Ysas aufgewühlte Gefühle wahrnahm und was noch viel Schlimmer war, ihre erwachende Magie. Schwarz schillernde Fäden woben sich in einem wirren Muster um sie herum und ich verfluchte Viktor auf ein Neues, denn irgendetwas hatte Ellysa so durcheinander gebracht, dass ihre dunkle Seele die Chance nutzte sich zu zeigen und dieser verfluchte Dämon war bestimmt der Grund dafür. Schnell erhob ich mich und ging zu ihr. Sobald mein Fell ihre Fingerspitzen berührte, beruhigte sie sich sichtlich. Ihre Magie ebbte ab und ich spürte, wie ihr Herzschlag langsamer wurde.

      „Danke.“

      „Herrin geht es euch gut?“

      Mein Blick schweifte zu der kleinen, rundlichen Nonne, die sichtlich darum bemüht war, ruhig zu bleiben. Sie war nur etwas älter als Ellysa und ich würde es nie verstehen, wie sie es hier mit all den Dämonen, Mördern und sonstigem Abschaum aushielt.

      „Ja, es ist alles in Ordnung. Vielleicht könntest du mir noch etwas zu essen bringen?“

      Ich sah Leah hinterher, als sie eilig Ysas Bitte nachkam und den großen Saal verließ.

      Ellysa begann mich abwesend hinter den Ohren zu kraulen, eine Angewohnheit, die ich ihr nicht abgewöhnen konnte.

      „Was wollte dieser Bote? Hat er eine Nachricht?“

      „Er wollte nicht reden, obwohl er einen Dolch an der Kehle hatte.“

      „Woher weiß er, dass ich hier bin?“

      Viktor zuckte mit den Schultern und ein düsterer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.

      „Ich denke, er wusste es nicht. Wahrscheinlich hat man ihn zu dem Wachposten geschickt und alles weitere hat seinen Lauf genommen.“

      „Und er war sicher alleine unterwegs?“

      Ich hörte Ysas versteckte Drohung und auch Viktor entging sie nicht. Die Gefahr, dass der Bote nicht alleine unterwegs war, war groß. Sollte er oder eine mögliche Begleitung die Gelegenheit gehabt haben nach Hilfe zu schicken, dann konnte es bedeuten das Ellysa in Gefahr war. Ysas bisheriger Schutz galt der Tatsache, dass sich niemand freiwillig Kassathor näherte. Das Kind von damals war wahrscheinlich nicht mehr als eine düstere Geschichte, denn alleine die Möglichkeit das ein siebenjähriges Kind auf sich alleine gestellt überleben konnte, war absurd. Bis jetzt schien es so, als hätte das restliche Land die Fluchträgerin vergessen und es war für alle das Beste, wenn es so blieb. Ellysa war stark geworden und ich wollte mir nicht vorstellen, welche Kräfte sie entfesseln würde, wenn jemand Kassathor oder speziell sie angreifen würde.

      „Ein Wort von dir und er weilt nicht mehr unter den Lebenden. Ich bin mir sicher, dass er alleine war, aber wenn du glücklicher bist, wenn er tot ist, dann genügt nur ein Wort“, entgegnete Viktor unbeeindruckt.

      Ich wünschte Viktor in die Verdammten Reiche zurück. Sollten er und seine Männer Ellysa durch ihr Handeln wirklich in Gefahr gebracht haben, dann würde ich ihn höchstpersönlich dorthin befördern. Sollte es neue Gerüchte geben, dass sie noch lebte, die Erbin des dritten Burgherrn, noch dazu die Trägerin dieses Fluchs, dann wäre ihr Leben aufs Neue in Gefahr.

      Damals in der Eingangshalle, bei dem Streit von Sira und ihrer Tante, hatte mich ein Gefühl reiner Vorfreude gepackt. Ich hatte gespürt das eine Veränderung anstand und sie sehnlichst erwartet. Ich hatte mir so sehr gewünscht aus den einengenden Mauern heraus zu kommen, allerdings nicht auf dem Weg, den wir vor fünfzehn Jahren gezwungenermaßen nehmen mussten.

      So ungern ich es mir jetzt eingestehen wollte, so stieg allmählich genau jene Vorahnung wieder in mir auf, nur mit dem Unterschied, dass sie diesmal mit Furcht vermischt war.

      Bei den Gehängten der Verdammten Reiche was konnte das nur bedeuten?

      „Ich werde ihn selbst fragen, was ihn an die Grenzen von Kassathor geführt hat“, meinte Ysa ruhig und zog ihre Hand aus meinem Fell.

      Viktor wandte sich zum Gehen und streifte mich dabei mit seinem Blick.

      „Vielleicht solltest du den Hund hier lassen. Das Verlies ist kein Ort für ihn. Am Schluss könnte ich noch auf die Idee kommen ihn dort anzuketten.“

      Ich stieß ein leises, warnendes Knurren aus und mein Nackenhaar sträubte sich. Viktors braune Augen verengten sich belustigt und ein wissendes Lächeln glitt über seine Lippen.

      „Viktor hör auf ihn zu provozieren! Und du, lass dich nicht ärgern! Du weist doch, wie er es meint.“

      Ellysa zwickte mich ins Ohr, während ich mit meinen Blicken versuchte diesen verfluchten Dämon zu töten.

      Ja, ich wusste ganz genau, wie er es meinte. Viktor meinte es genau so, wie er es sagte.

      Ich folgte den beiden aus dem Thronsaal und mit jedem Schritt nahm dieses ungute Gefühl in mir weiter zu.

      Kapitel 2

       --¤-¤--Ellysa--¤-¤--

      Als ich hinter Viktor den Thronsaal verließ, sah ich mich suchend nach Leah um. Vielleicht sollte ich ihr Bescheid geben, dass mein Essen noch etwas warten musste, aber wahrscheinlich würde sie zu dem gleichen Ergebnis kommen, wenn sie mich nicht mehr im Saal vorfand.

      Ich betrachtete Viktors breiten Rücken und wieder einmal musste ich feststellen, was für ein Hüne er war. Im Gegensatz zu ihm war ich klein, fast schon winzig. Selbst Rias wirkte neben Viktor, von seiner Größe her wie ein ganz normaler Wolf. Ein Wolf der sichtlich schlechte Laune hatte. Es fehlte nur noch, dass er mir knurrend und zähnefletschend folgte. Ich stöhnte innerlich auf, denn ich wusste einfach nicht, warum er und Viktor in letzter Zeit immer wieder aneinander gerieten.

      Wir erreichten die breite Wendeltreppe die hinab in die Eingangshalle führte. Ich ärgerte mich, dass ich vergessen hatte meine Stiefel anzuziehen, denn der kalte Steinboden unter meinen Füßen erinnerte mich mit jedem Schritt daran.

      Die Eingangshalle von Kassathor ähnelte nicht im Geringsten der meines alten Zuhauses. Sie war um ein Vielfaches größer und furchteinflößender. Neben dem großen doppelflügeligen Eingangstor, führten mehrere Gänge und Treppen weiter ins Innere. Ein Blick auf die große, mit Edelsteinen verzierte, goldene Uhr sagte mir, dass es kurz nach Mitternacht war. Normalerweise quoll die Eingangshalle um diese Uhrzeit über vor Leben. Jeder kam und ging und es herrschte manchmal eine solche Lautstärke, in der man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Doch heute Abend war es so still wie auf dem Friedhof. Wie Rias schon vermutete gingen mir alle anderen, an diesem speziellen Tag, aus dem Weg. Sie fürchteten sich davor meinen Zorn, der auf meiner nicht zu verleugnenden Angst und Traurigkeit beruhte, auf sich zu ziehen. Ich stieg die Stufen nach unten und versuchte krampfhaft die Wand gegenüber des Eingangstores, nicht anzusehen.

      Genauso gut hätte ich versuchen können Rias zu überreden im Thronsaal auf mich zu warten. Es gelang mir nie, egal wie sehr ich mich auch bemühte.

      Dort war er, der Ursprung meiner ganz persönlichen Angst. Ich hatte das Tor versiegelt und doch konnte ich eine nicht zu leugnende, bösartige Aura spüren, die daraus hervorströmte. Der Weg in die Verdammten Reiche.

      Wer bei allen Göttern baute solch ein Tor in eine Burg? Wollten die ehemaligen Bewohner Kassathors sich freiwillig Dämonen ins Haus holen?

      Bei mir waren sie immerhin durch das Haupttor gekommen und hatten zumindest angeklopft.

      Ich spürte, wie sich die dunkle Seele in mir freudig erhob, aber was noch viel schlimmer und unbegreiflich war, war das auch die andere Seite von mir voller Glücks anschwoll. Ich biss mir auf die Lippe und war froh, dass mich der Schmerz auf das Wesentliche konzentrieren ließ.

      Wie oft hatte ich dieses Tor schon versiegelt?

      Ich wusste es nicht, aber bis jetzt hielt es und nichts und niemand würde es dort hindurchschaffen.