Die Verdammten Reiche. Casy Paix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Casy Paix
Издательство: Bookwire
Серия: Die Verdammten Reiche
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752917314
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sammelte sich ein Bruchteil meiner schwarz schimmernden Magie an meinen Fingerspitzen und strömte in einem unsichtbaren Wind, in kleinen Wirbeln, um mich herum. Mein Herz schlug immer schneller und ein sonderbares Gefühl bereitete sich in mir aus.

      Leah schlug sich eine Hand vor den Mund und verfolgte angstvoll, wie die schwarzen Fäden sich immer weiter ausbreiteten. Noch ging keine Gefahr von ihnen aus, doch es war nur eine Frage der Zeit.

      Ich hörte, wie sich Rias erhob und keinen Augenblick später spürte ich sein weiches Fell an meinen Fingerspitzen. Die Magie ebbte bei seiner Berührung langsam ab und ich fühlte wie sich mein Herzschlag beruhigte.

      „Danke“, murmelte ich leise und krallte meine Hand in Rias Fell.

      „Herrin geht es euch gut?“, fragte Leah und bemühte sich sichtlich, sich wieder zu entspannen.

      „Ja, es ist alles in Ordnung. Vielleicht könntest du mir noch etwas zu essen bringen?“, fragte ich und zwang mich zu einem Lächeln.

      Leah nickte knapp, schnappte sich die klammen Kleider vom Boden und beeilte sich meiner Bitte nachzukommen. Mit schnellen Schritten verließ sie den Thronsaal. Es glich einer Flucht und ich konnte es ihr nicht verübeln. Dass Leah mich selbst nach all den Jahren, die sie nun schon hier war, noch immer fürchtete, war verständlich. Sie alle fürchteten sich und ich war mir sicher, dass es sich nie ändern würde.

       Ob Sira auch Angst vor mir hatte? Vor meiner Magie?

      Ich hatte mir diese Fragen schon oft gestellt und konnte sie nie beantworten. Die Antwort darauf würde in der Vergangenheit begraben liegen.

       --¤-¤-- Zacharias --¤-¤--

      Das Feuer wärmte mein nasses Fell und vertrieb zu einem gewissen Teil meine schlechte Laune. Ich verstand Ellysa nicht. Warum ging sie jedes Mal bei diesem Wetter hinaus auf den Friedhof?

      Wie ich dieses trübe Wetter und vor allem den Regen hasste!

      Die Herbststürme standen bevor, was wiederum bedeutete, dass es mir noch öfter bevorstand bei Regen und Sturm nach draußen zu gehen.

      Jedes Mal meinte sie, ich solle innen bleiben, doch keine tausend Dämonen aus den Verdammten Reichen könnten mich davon abbringen sie irgendwo alleine hingehen zu lassen.

      In letzter Zeit wurde das Gefühl sie beschützen zu müssen übermächtig. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals jemanden so verschwören könnte.

      Für einen Wolf aus den Verdammten Reichen war ich jung und es gab eigentlich nichts Schöneres für mich, als durch die Wälder zu streifen und jeden zu reißen, der mir über den Weg lief, dabei machte es keinen Unterschied, ob Mensch oder Tier. Der Geruch nach Blut und das Fleisch zwischen meinen Zähnen bedeuteten das pure Glück für mich, aber mit Ellysa hatte sich alles verändert. Jetzt war ich zufrieden, wenn ich mich vor dem Kamin ausstrecken, dem Prasseln des Feuers lauschen konnte und wusste, dass sie in Sicherheit war.

      Im Kopf ging ich nochmals das Gespräch mit Ellysa durch. Ich meinte es ernst damit, dass es mir egal war, ob sie das Land mit Dunkelheit überflutete oder nicht. Ich wusste nur, dass sie es sich niemals verzeihen könnte, wenn es tatsächlich so wäre. Schuld daran war diese andere Seite in ihr und die einzige Frage war, wie lange sie es schaffte beide Seelen einigermaßen im Gleichgewicht zu halten. Irgendwann würde auch ich Ellysa nicht mehr beruhigen können, ganz zu schweigen von Viktor und den abschaumartigen Rest, der sie umgab. Sollte es jemals soweit kommen, dann konnten wir alle nur hoffen, dass sie uns in einem Stück in die Verdammten Reiche schicken würde.

      Ich spürte, noch bevor sich die Türen zum Thronsaal öffneten, dass sich Unheil ankündigte und meine Vermutung wurde bestätigt, als ich Viktor roch.

      Viktor, Ellysas erster Hauptmann, der ebenfalls für ihre Sicherheit sorgte und die restlichen Bastarde in Kassathor unter Kontrolle behielt. Viktor, der sich hier eingenistet hatte aus welchem Grund auch immer.

      Viktor, der Dämon, der bei mir ein undefinierbares Gefühl auslöst.

      Wie ich ihn verabscheute!

      Er nutzte jeden Moment, um verächtlich auf mich hinabzusehen, als wäre er etwas Besseres.

      Warum bei allen verfluchten Göttern hatte Ysa ihn nur aufgenommen? Warum war er nicht in den Verdammten Reichen geblieben?

      Am Rande bekam ich mit, wie sich Viktor und Ellysa über irgendetwas unterhielten, doch es interessierte mich nicht sonderlich. Ich wollte nur meine Ruhe, vor allem vor Viktor.

      Das prasselnde Feuer war so beruhigend, dass ich fast wegdöste, bis ich das Wort Hund hörte.

      Wie konnte er es nur wagen, mich als solchen zu bezeichnen?

      Wütend öffnete ich meine Augen und versank regelrecht in Viktors braunen Seen. Bei seinem Blick erstarrte alles in mir.

      Warum nur? Warum überkam mich in letzter Zeit so ein sonderbares Gefühl bei seinem Anblick und warum wurde es immer stärker anstatt zu verschwinden?

      Ellysa schien meine Anspannung mitzubekommen, denn ihr grauer Blick richtete sich auf mich und ich mahnte mich selbst, mich nicht weiter von Viktor provozieren zu lassen.

      „Warum geht ihr nicht beide raus und lasst mich alleine?“

      „Herrin!“

      Meine Augen huschten zu Leah, die gerade zu einem ihrer bekannten Tadel ansetzte, in der Hoffnung Ysa noch etwas mehr Lieblichkeit und Schicklichkeit einzutrichtern.

      Die Jahre in denen Ellysa noch etwas angenommen oder gar gelernt hätte, waren allerdings vorüber. Ich hatte sie die ersten Jahre, in denen wir alleine waren geprägt und mir lag wenig an Etikette oder gar Schicklichkeit.

      Ein leises Geräusch aus Viktors Richtung ließ mich wieder zu ihm sehen und meine Augen huschten über sein kantiges Gesicht und mir entging nicht sein süffisantes Lächeln.

      „Hört auf ihr beiden!“

      Ellysas Befehl erlöste mich aus seiner Anziehungskraft und ich wandte schnell den Kopf ab. Viktors dämonische Aura strich um mich herum und setzte sich in meinem Fell fest.

      Im Moment wäre ich tausendmal lieber draußen im Regen als mit ihm hier zusammen in einem Raum.

      Plötzlich spürte ich Ellysas Angespanntheit und wandte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen vor mir. Ich durfte mich nicht von Viktor ablenken lassen und zum Glück wusste ich gleich, was bei Ysa so plötzlich dieses Gefühl auslösen konnte. Dieses verfluchte Tor!

      Jedes Mal, wenn sie daran dachte, wurde sie nervös.

      Ich fragte mich oft ob Ellysas Tante und die Männer, die sie damals nach Kassathor verbannt hatten, wussten, dass es dort einen direkten Zugang in die Verdammten Reiche gab. Ob sie wohl wussten, wie viel Glück sie hatten, dass dieses Kind klug genug war, dieses Tor zu versiegeln?

      Wohl kaum! Ich hätte ihnen gegönnt, zu erleben was aus diesem Tor alles hervorkommen konnte. Finsternis und Verderben, etwas anderes gab es in den Verdammten Reichen nicht. Bis auf ihn. Er, der über all das dort herrscht. Mein ehemaliger Herr und Meister.

      Ellysas innerliche Angst nahm zu und ich riss mich von meinen Erinnerungen los, um sie zu beruhigen, wie ich es so oft tat.

      „Du hast das Tor selbst versiegelt, warum jagt es dir jedes Mal aufs Neue so eine Angst ein?“

      „Ich weiß es nicht. Es hat etwas an sich das ich nicht greifen, nicht in Worte fassen kann. Es ist schwer zu beschreiben. Genauso wie das, was auch immer zwischen dir und Viktor vorgeht. Warum kannst du dich nicht mit ihm vertragen?“

      „Warum sollte ich? Er ist derjenige der nichts besseres weiß als mich jedes Mal aufs Neue zu reizen.“

      Mein gedankliches Gespräch mit Ysa verlief in eine Richtung, die nicht gut war.