Die Verdammten Reiche. Casy Paix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Casy Paix
Издательство: Bookwire
Серия: Die Verdammten Reiche
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752917314
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schwarzen Seele nachzugeben, wurde in solchen Momenten wie diesem immer größer.

      „Komm ich bringe dich nach oben!“

      Viktor drehte sich um und ging mit der Fackel in der Hand voraus.

      „Wir werden uns um das hier kümmern“, sagte Kyran und deutete auf das Blut am Boden und den Toten an der Wand.

      „Wir wollten wirklich nur ein wenig Spaß“, meinte Ayaz leise und hielt sich am Arm seines Bruders fest.

      Ich nickte ihm erschöpft zu. Ich wusste, dass sich die beiden vor meinen Konsequenzen fürchteten. Nach meinen hier geltenden Regeln, durfte niemand innerhalb von Kassathors Mauern umgebracht werden.

      „Ich gebe es nur ungern zu, aber ich glaube, ihr seid nicht am Tod dieses Mannes Schuld.“

      Fragend sah ich zu Viktor, der stehen geblieben war und uns über seine Schulter hinweg mit einem düsteren Blick betrachtete.

      „Ich würde sie dennoch bestrafen“, meinte er kalt und ging weiter.

      „Viktor warte!“

      Schnell stand ich auf und eilte ihm hinterher.

      „Was war das gerade?“

      Viktor hielt mir die Tür auf und ich schlüpfte an ihm vorbei nach draußen. Rias folgte mir, bevor die Tür wieder ins Schloss fiel und die Zwillinge bei dem Toten zurückblieben.

      „Dieser goldene Nebel, das Blut, das unaufhörlich floss …“

      Ein Schauder strich über meine Arme und es war nicht der hier herrschenden Kälte zu verschulden. Ich hatte es gespürt, im Blut des Mannes, als ich meine Finger darin eintauchte.

      „Magie“, flüsterte ich.

      „Ja und noch dazu eine der schlimmsten Art. So eine Magie habe ich bis jetzt noch nicht oft gesehen.“

      „Was glaubst du, hat das zu bedeuten?“

      „Ich denke, es war eine Herausforderung an dich. Ich müsste mich sehr täuschen, wenn es nicht von vornherein geplant gewesen wäre, dass wir den Mann am alten Wachposten aufgreifen. Diese Einladung, von der er sprach, mir gefällt das nicht.“

      „Sie wissen also oder besser gesagt, sie vermuten, dass ich die Verbannung überlebt habe.“

      Die Verbannung.

      Wollte der Mann in seinen letzten Atemzügen mir mitteilen, dass meine Verbannung womöglich aufgehoben war?

      Das konnte nicht sein. Unmöglich!

      Oder?

      Wir gelangten wieder in die Eingangshalle und mir war gerade so, als würde ich eine stärkere dämonische Aura als sonst, aus Richtung des verfluchten Tors wahrnehmen.

      „Rias? Wo willst du hin?“

      Zacharias hielt auf das große Eingangstor zu. Er hatte seit dem Vorfall im Verlies nichts mehr gesagt. Seit ihm Viktor aus dem goldenen Nebel gezogen hatte.

      „Ich brauche nur etwas frische Luft.“

      „Aber es regnet noch immer!“

      „Ich bleibe nicht lange.“

      „Geht es dir gut?“

      „Ja.“

      Mit diesen Worten verschwand er durch das Tor, das hinter ihm mit einem dumpfen Knall zu fiel. Viktors finsterer Blick und sein mahlender Kiefer verrieten, dass ihm Rias Entschluss nicht gefiel. Ich verstand die beiden wirklich nicht. Sie mussten ja keine Freunde sein, das verlangte wirklich niemand, aber diese Spannung zwischen ihnen war einfach unerträglich.

      „Ich werde ein paar meiner Männer zum Wachposten an der Schlucht schicken. Nur zur Sicherheit“, meinte Viktor.

      In diesem Moment öffnete sich erneut das Eingangstor und fröhliches Gegröle erklang, das sofort verstummte, als sie mich sahen.

      Die einsetzende Stille war mir nicht neu. Sie versuchten meine Stimmung abzuschätzen, ob sie mich womöglich mehr reizten, als gut für sie wäre. Schließlich löste sich ein großer Mann aus der Gruppe von Dämonen, Menschen und Gestaltwandlern. Er war in komplettes Schwarz gekleidet, sogar Mund und Nase wurden von einem schwarzen Tuch bedeckt. Einzig seine grünen Augen leuchteten wie zwei funkelnde Smaragde. Er kam auf mich zu und fiel in eine tiefe Verbeugung.

      „Meisterin! Wie geht es euch heute Nacht?“

      Obwohl mir kalt war und ich noch immer verwirrt und irgendwie geschockt von den Ereignissen aus dem Verlies war, musste ich lächeln.

      „Rieel, wie ich sehe, hattest du bisher einen schönen Abend“, meinte ich, ohne auf seine Frage einzugehen.

      Rieel erhob sich wieder und ich konnte genau erkennen, dass er hinter seiner Maske genauso lächelte wie ich.

      „Es gibt nichts Schöneres, als der Arbeit eines Assassinen nachzugehen.“

      „Du meinst wohl eher in einer stickigen Taverne dein Gold zu verprassen.“

      Rieels lautes Lachen hallte von den Wänden wieder. Er hob seine Hand und rieb sich verlegen über seine schwarzen Haare. Die Gruppe Männer hinter Rieel zerstob und verschwand in die verschiedenen Gänge.

      „Bevor du unnütze in dein Bett gehst, verschwinde nach draußen“, knurrte Viktor und deutete mit einem Nicken zum Tor.

      „Warum sollte ich wieder hinaus, wenn ich gerade erst gekommen bin? Es ist wirklich beschissenes Wetter.“

      Ich merkte, wie Viktors Laune noch weiter sank und ahnte, dass er an Rias dachte, der gerade dort draußen war.

      „Geh zum Wachposten an der Schlucht und schau nach, ob du dort etwas Auffälliges entdeckst.“

      Sofort wurde Rieels Miene ernst.

      „Was ist passiert?“

      Rieels Blick blieb bei mir hängen und ich wusste, dass ich nicht gerade den Eindruck erweckte, dass alles in Ordnung wäre.

      „Ich denke Viktor ist beunruhigt“, erwiderte ich zögerlich.

      „Beunruhigt trifft es nicht ganz Meisterin. Ich koche vor Wut, wegen des Angriffes auf dich.“

      „Ein Angriff? Wie bei allen Gehängten ist das möglich? Vor allem hier?“, fragte Rieel.

      „Heimtückische Magie“, knurrte Viktor.

      „Gemischt mit einer schön verpackten Einladung“, fügte ich noch hinzu und sah Rieel an, dass er nicht wirklich verstand, was wir ihm sagen wollten.

      „Mach dich auf den Weg und nimm den verfluchten Wolf mit, der sich dort draußen irgendwo herumtreibt!“

      Rieel verneigte sich vor mir, ohne weiter nachzufragen und schon im nächsten Moment war er verschwunden. Rieel war Viktors rechte Hand und ein sehr geschickter Assassine. Er würde bestimmt Rias nach Einzelheiten löchern.

      „Ich werde zur Sicherheit noch ein paar weitere Kundschafter aussenden. Sie sollen sich im Tal und den Bergen umsehen.“

      Ich sah Viktor nach, wie er wieder in Richtung Treppe ging, die hinab ins Verlies und zu den Quartieren von seinen Männern führte.

      Mir wurde zunehmend kälter und ich fühlte die Müdigkeit in meinen Gliedern, als ich in entgegengesetzter Richtung die Treppe nach oben hinaufstieg. Im Moment brauchte ich Ruhe und Einsamkeit um meine noch immer wild durcheinander wirbelnden Gedanken zu beruhigen. Ich erreichte die Tür zu meinen Zimmern im obersten Stockwerk und öffnete sie erleichtert. Erschöpft betrat ich das große Vorzimmer und ging weiter durch einen Torbogen in einen weiteren Raum, der ähnlich wie im Thronsaal mit verschiedenen Sitzkissen, einem Tisch mit Stühlen und einer fellbesetzten Bank, sowie etlichen Schränken ausgefüllt war. Auf dem Tisch stand ein Teller mit kaltem Fleisch und Brot, sowie ein Krug Wein und Obst bereit