DER KAMPF UMS GLÜCK. Mijo Peša. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mijo Peša
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753191331
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Schlafzimmer. >>Mama, was machst du da?<<

      >>Ich habe den Brief deines Vaters gelesen.<< Sie setzte ihren Sohn neben sich und gab ihm einen Kuss auf sein dunkles Haar.

      >>Wann kommt mein Vater zurück?<<

      >>In zwanzig Tagen wird er wieder mit uns sein. Sag mir, was du werden wirst, wenn du groß bist. Wirst du Pfarrer?<<

      >>Ist das der Mann, der vor dem Altar steht und spricht?<<

      >>Hervorragend gemerkt. Und? Wirst du das tun, was er macht?<<

      >>Ja, Mama, er ist so schön angezogen.<<

      >>In Ordnung, mein Sohn. Ab heute musst du jeden Tag zwei volle Stunden die Zahlen und Buchstaben üben. Du musst ein ausgezeichneter Schüler werden. Ist dir das klar?<<

      >>Ganz klar, Mama. Ich werde brav sein.<<

      Jage zögerte ziemlich lange, bis sie mit ihrer Schwiegertochter sprach. Eigentlich hat sie gemerkt, dass sie ziemlich neurotisch ist. >>Was quält dich, Rozina? Normalerweise solltest du glücklich sein. In einigen Tagen kommt Markan zurück.<<

      >>Mutter, du weißt, dass mein Gesundheitszustand nicht gut ist. Ich fürchte...<<

      >>Ich weiß, was du sagen willst. Du willst mit deiner Familie selbstständig leben, nicht war?<<

      >>Ja. Das ist mein Wunsch.<<

      Jage seufzte. >>Glaub mir, ich habe über dich und Markan lange nachgedacht. Ich habe Angst, dass meine Söhne streiten und einander hassen könnten. Vielleicht ist es für alle die beste Lösung. Trotzdem warten wir bis Markan wieder da ist.<<

      5

      Nachdem Markan zurückkam, redete er mit seiner Mutter und seinen Brüdern über ihn, seine Familie und deren Zukunft. Zu seinem Glück hatten sie für ihn und seine Familie volles Verständnis. So zog er mit seiner Frau und den Kindern in das gemietete Heim. Für ihn und seine Frau begann ein neues Leben. >>Rozina, wir müssen uns so schnell wie möglich ein eigenes Zuhause bauen<<, sagte Markan, während sie und ihr Sohn Marco im Wohnzimmer beim Tisch saßen.

      >>Das sollte kein Problem für uns sein. Verstehst du mich? Von meinem Vater kann ich gleich Geld bekommen, sodass du all das, was wir brauchen, kaufen kannst. Plane und besorge alles!<<

      Sie nahm das Geld von ihrem Vater und gab es ihrem Mann, der unweit vom Zentrum des Weilers den Hausbau plante und das Baumaterial vorbereitete. Leider bekam Markan erst nach fünf Monaten eine Arbeit im Bergwerk Alte Grube in Zenica. Unter ihrem Herzen trug Rozina das dritte Kind. Ihre Schwangerschaft war ein zusätzlicher Grund für Markan, um das Haus zu bauen. Er engagierte seine Brüder und dank ihrer Hilfe schaffte er fast alles, was er für den bevorstehenden Hausbau vorbereiten musste. Seine Frau gebar das dritte Kind, die Tochter Bela. Nach dieser Geburt verschlechterte sich Rozinas Gesundheitszustand. Die Herzanfälle wurden immer häufiger und dauerten immer länger an. Markan hatte Angst um sie und um ihr Leben. Ihr Liebling war immer bis auf den Tod verängstigt, da er seiner Mutter sehr nahestand. Zu seinem Glück bekam Markan einen Kredit. Der Bau von Markans neuem Heim hatte feierlich begonnen. Er forcierte die Bauarbeiten, da er so schnell wie möglich in sein neues Haus einziehen wollte. Obwohl der Hausbau länger als erwartet dauerte, war das Ehepaar glücklich und zufrieden nachdem das Vierzimmerhaus zur Gänze fertig und bescheiden eingerichtet war. Der 26-jährige Markan und seine gleichaltrige Frau, die unter ihrem Herzen das vierte Kind trug, zogen mit ihren Kindern ihn ihr neues Haus. So erwarteten sie den Tag, an dem Rozinas Sohn in die Schule gehen musste. Sie war sehr aufgeregt. >>Sei brav, mein Sohn. Du bist unsere große Hoffnung. Du musst ein artiger Schüler sein. Hör dem Lehrer zu und merk dir alles.<< Sie zog ihm die Schultasche über den Rücken. >>Hast du mich verstanden?<<

      >>Keine Sorge, Mama.<< Er küsste seine Mutter und lief nach draußen.

      So befand sich Marco im Klassenzimmer der baufälligen Schule. Seine Lehrerin war eine 25-jährige, schlanke, schwarzhaarige Frau mit dem Namen Ksenija. Sie hatte eine mittlere Figur, einen dunklen Teint und weiße Zähne. Sie war sportlich angezogen und sah äußerst progressiv aus. >>Meine lieben Schüler und Schülerinnen, ich heiße Ksenija. Zunächst möchte ich euch alle kennenlernen<<, wandte sich die Lehrerin an ihre Schüler, ging von Einem zum Anderen und sprach eine Weile mit jedem einzelnen. Als sie zu Marco kam, fragte ihn sie: >>Wie heißt du?<<

      >>Marco Pery.<< Er stand auf. >>Kann ich Sie etwas fragen, Frau Lehrerin?<<

      >>Selbstverständlich. Nur zu, Marco.<<

      >>Warum haben wir uns nicht bekreuzigt und zu Gott gebetet?<<

      >>Eine überaus gute Frage. Dir und allen anderen Schülern möchte ich sagen, dass wir in einer kommunistischen Gesellschaft leben. Der Glaube ist nicht verboten, aber er ist vom Staat getrennt, besser gesagt, von der Politik. Der Glaube und die Gläubigen existieren selbständig.<<

      >>Was ist eine kommunistische Gesellschaft?<<

      >>Du bist ein überaus neugieriges Kind. Eine kommunistische Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der alles allen gehört, und das bedeutet, dass es in unserer Gesellschaft keine privaten Unternehmen und Institutionen gibt. Alles gehört dem Volk. Verstehst du mich?<<

      >>Ach so! Und die Kommunisten?<<

      >>Das sind Menschen, die nicht an Gott und an Gottes Ordnung glauben.<<

      >>Sind Sie eine Kommunistin?<<

      >>Ja, ich bin Kommunistin und Atheistin. Ich glaube nicht an Gott, da ich ihn noch nie gesehen habe.<<

      >>Meine Mutter hat Gott auch noch nie gesehen, trotzdem glaubt sie an ihn.<<

      >>Deine Mutter hat ihre Meinung und ich meine. Wir alle haben das Recht zu glauben oder nicht zu glauben. Marco, du kannst dich schon hervorragend ausdrücken. Kannst du schreiben?<<

      >>Klar<<, erwiderte er selbstbewusst und stolz.

      >>Los! Zeig uns jetzt, was du kannst! Komm!<< Die Lehrerin nahm ihn an der Hand und brachte ihn zur Tafel. >>Hier ist Kreide. Hier ist die Tafel. Bitteschön, Marco!<<

      Er schrieb alle Nummern auf und sprach sie währenddessen laut aus. Danach schrieb er fast alle Buchstaben des Alphabets auf und sprach sie richtig aus. Unter die Buchstaben schrieb er: MAMA, PAPA, BRUDER, SCHWESTER und Marco Pery. Mit offenem Mund und Augen starrte die Lehrerin ihren Schüler an, dann streichelte sie ihm übers Haar. >>Wer hat dir das beigebracht?<<

      >>Meine Mutter.<<

      >>Ich bin sehr stolz auf deine Mutter und auf dich. Danke dir. Jetzt geh wieder auf deinen Platz!<< Sie wandte sich den anderen Schülern zu: >>Wer etwas schreiben kann, soll vortreten und auf die Tafel schreiben.<< Kein Kind meldete sich.

      Nachdem der Unterricht zu Ende war, eilte Marco nach Hause. Einige Dinge waren ihm nicht klar und er wollte diese mit seiner Mama erörtern. Mit einem Lächeln im Gesicht wartete Rozina vor dem Haus auf ihren Sohn. Als er zu ihr kam, küsste sie ihn und führte ihn ins Wohnzimmer. >>Wie war dein erster Schultag, mein Sohn?<<

      >>Mama, unsere Lehrerin heißt Ksenija. Sie ist nicht so schön wie du, aber sie ist schön. Wenn du dich so anziehen und die Frisur so herrichten würdest wie sie, wärst du die hübscheste Frau auf der Welt.<<

      >>Dankeschön. Aber ich bin der Ansicht, dass geistige Schönheit und Verstand wichtiger sind, als äußere Schönheit. Erzähl mir jetzt, was ihr gelernt habt.<<

      Ganz langsam erzählte Marco ihr alles und am Ende fragte er: >>Gibt es einen Gott, Mama?<<

      >>Natürlich, mein Sohn. Du musst deiner Mutter nur glauben. Jetzt zieh dich um! Mama wird dir etwas zum essen geben. Nach dem Essen musst du zwei Stunden das Schulbuch