Maria Stuart. Friedrich Schiller Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Schiller Schiller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753197159
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Hatt' Euch der Wahnsinn blinder Liebesglut,

       Euch unterjocht dem furchtbaren Verführer,

       Dem unglücksel'gen Bothwell – Über Euch

       Mit übermüt'gem Männerwillen herrschte

       Der Schreckliche, der Euch durch Zaubertränke,

       Durch Höllenkünste das Gemüt verwirrend,

       Erhitzte –

      Maria. Seine Künste waren keine andre

       Als seine Männerkraft und meine Schwachheit.

      Kennedy. Nein, sag ich. Alle Geister der Verdammnis

       Mußt' er zu Hilfe rufen, der dies Band

       Um Eure hellen Sinne wob. Ihr hattet

       Kein Ohr mehr für der Freundin Warnungsstimme,

       Kein Aug' für das, was wohlanständig war.

       Verlassen hatte Euch die zarte Scheu

       Der Menschen; Eure Wangen, sonst der Sitz

       Schamhaft errötender Bescheidenheit,

       Sie glühten nur vom Feuer des Verlangens.

       Ihr warft den Schleier des Geheimnisses

       Von Euch; des Mannes keckes Laster hatte

       Auch Eure Blödigkeit besiegt, Ihr stelltet

       Mit dreister Stirne Eure Schmach zur Schau.

       Ihr ließt das königliche Schwert von Schottland

       Durch ihn, den Mörder, dem des Volkes Flüche

       Nachschallten, durch die Gassen Edinburgs

       Vor Euch hertragen im Triumph, umringtet

       Mit Waffen Euer Parlament, und hier,

       Im eignen Tempel der Gerechtigkeit,

       Zwangt Ihr mit frechem Possenspiel die Richter,

       Den Schuldigen des Mordes loszusprechen –

       Ihr gingt noch weiter – Gott!

      Maria. Vollende nur!

       Und reicht' ihm meine Hand vor dem Altare!

      Kennedy. O laßt ein ewig Schweigen diese Tat

       Bedecken! Sie ist schauderhaft, ermpörend,

       Ist einer ganz Verlornen wert – Doch Ihr seid keine

       Verlorne – ich kenn Euch ja, ich bin's,

       Die Eure Kindheit auferzogen. Weich

       Ist Euer Herz gebildet, offen ist's

       Der Scham – der Leichtsinn nur ist Euer Laster.

       Ich wiederhol es, es gibt böse Geister,

       Die in des Menschen unverwahrter Brust

       Sich augenblicklich ihren Wohnplatz nehmen,

       Die schnell in uns das Schreckliche begehn

       Und, zu der Höll' entfliehend, das Entsetzten

       In dem befleckten Busen hinterlassen.

       Seit dieser Tat, die Euer Leben schwärzt,

       Habt Ihr nichts Lasterhaftes mehr begangen,

       Ich bin ein Zeuge Eurer Besserung.

       Drum fasset Mut! Macht Friede mit Euch selbst!

       Was Ihr auch zu bereuen habt, in England

       Seid Ihr nicht schuldig, nicht Elisabeth,

       Nicht Englands Parlament ist Euer Richter.

       Macht ist's, die Euch hier unterdrückt; vor diesen

       Anmaßlichen Gerichtshof dürft Ihr Euch

       Hinstellen mit dem ganzen Mut der Unschuld.

      Maria. Wer kommt?

      (Mortimer zeigt sich an der Türe.)

      Kennedy. Es ist der Neffe. Geht hinein.

      Fünfter Auftritt

      Die Vorigen. Mortimer scheu hereintretend.

      Mortimer (zur Amme).

       Entfernt Euch, haltet Wache vor der Tür,

       Ich habe mit der Königin zu reden.

      Maria (mit Ansehn).

       Hanna, du bleibst.

      Mortimer. Habt keine Furcht, Mylady. Lernt mich kennen.

      (Er überreicht ihr eine Karte.)

      Maria (sieht sie an und fährt bestürzt zurück).

       Ha! Was ist das?

      Mortimer (zur Amme).

       Geht, Dame Kennedy.

       Sorgt, daß mein Oheim uns nicht überfalle!

      Maria. (zur Amme, welche zaudert und die Königin fragend ansieht).

       Geh! Geh! Tu, was er sagt.

      (Die Amme entfernt sich mit Zeichen der Verwunderung.)

      Sechster Auftritt

      Mortimer. Maria.

      Maria. Von meinem Oheim,

       Dem Kardinal von Lothringen, aus Frankreich!

      (Liest.) "Traut dem Sir Mortimer, der Euch dies bringt,

       Denn keinen treuern Freund habt Ihr in England."

      (Mortimer mit Erstaunen ansehend.)

       Ist' s möglich? Ist's kein Blendwerk, das mich täuscht?

       So nahe find ich einen Freund und wähnte mich

       Verlassen schon von aller Welt – find ihn

       In Euch, dem Neffen meines Kerkermeisters,

       In dem ich meinen schlimmsten Feind –

      Mortimer (sich ihr zu Füßen werfend). Verzeihung

       Für diese verhaßte Larve, Königin,

       Die mir zu tragen Kampf genug gekostet,

       Doch der ich's danke, daß ich mich Euch nahen,

       Euch Hilfe und Errettung bringen kann.

      Maria. Steht auf – Ihr überrascht mich, Sir – Ich kann

       So schnell nicht aus der Tiefe meines Elends

       Zur Hoffnung übergehen – Redet, Sir –

       Macht mir dies Glück begreiflich, daß ich's glaube.

      Mortimer (steht auf).

       Die Zeit verrinnt. Bald wird mein Oheim hier sei,

       Und ein verhaßter Mensch begleitet ihn.

       Eh' Euch ihr Schreckensauftrag überrascht,

       Hört an, wie Euch der Himmel Rettung schickt.

      Maria. Er schickt sie durch ein Wunder seiner Allmacht!

      Mortimer. Erlaubt, daß ich von mir beginne.

      Maria. Redet, Sir!

      Mortimer. Ich zählte zwanzig Jahre, Königin,

       In strengen Pflichten war ich aufgewachsen,

       In finsterm Haß den Papsttums aufgesäugt,

       Als mich die unbezwingliche Begierde

       Hinaustrieb auf das feste Land. Ich ließ

       Der Puritaner dumpfe Predigtstuben,

       Die Heimat hinter mir, in schnellem Lauf

       Durchzog ich Frankreich, das gepriesene

       Italien mit heißem Wunsche suchend.

       Es war die Zeit des großen Kirchenfests,

       Von