Maria Stuart. Friedrich Schiller Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Schiller Schiller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753197159
Скачать книгу
Wo kam der Schmuck her?

       Vom obern Stock ward er herabgeworfen,

       Der Gärtner hat bestochen werden sollen

       Mit diesem Schmuck – Fluch über Weiberlist!

       Trotz meiner Aufsicht, meinem scharfen Suchen

      Noch Kostbarkeiten, noch geheime Schätze! (Sich über den Schrank machend.) Wo das gesteckt hat, liegt noch mehr!

      Kennedy. Zurück,Verwegener!

       Hier liegen die Geheimnisse der Lady.

      Paulet. Die eben such ich.(Schriften hervorziehend.)

      Kennedy. Unbedeutende

       Papiere, bloße Übungen der Feder,

       Des Kerkers traur´ge Weile zu verkürzen.

      Paulet. In müß´ger Weile schafft der böse Geist.

      Kennedy. Es sind französische Schriften.

      Paulet. Desto schlimmer!

       Die Sprache redet Englands Feind.

      Kennedy. Konzepte

       Von Briefen an die Königin von England.

      Paulet. Die überlief'r ich – Sieh! Was schimmert hier?

      (Er hat einen geheimen Ressort geöffnet und zieht aus einem verborgenen Fach Geschmeide hervor.)

      Ein königliches Stirnband, reich an Steinen,

       Durchzogen mit den Lilien von Frankreich!

      (Er gibt es seinem Begleiter.)

       Verwahrt's, Drury. Legt's zu dem übrigen!

      (Drury geht ab.)

      Kennedy. O schimpfliche Gewalt, die wir erleiden!

      Paulet. Solang sie noch besitzt, kann sie noch schaden,

       Denn alles wird Gewehr in ihrer Hand.

      Kennedy. Seid gütig, Sir. Nehmt nicht den letzten Schmuck

       Aus unserem Leben weg! Die jammervolle

       Erfreut der Anblick alter Herrlichkeit,

       Denn alles andere habt Ihr uns entrissen.

      Paulet. Es liegt in guter Hand. Gewissenhaft

       Wird es zu seiner Zeit zurückgegeben!

      Kennedy. Wer sieht es diesen kahlen Wänden an,

       Daß eine Königin hier wohnt? Wo ist

       Die Himmeldecke über ihrem Sitz?

       Muß sie den zärtlich weichgewöhnten Fuß

       Nicht auf gemeinen rauhen Boden setzen?

       Mit groben Zinn – die schlechtste Edelfrau

       Würd' es verschmähn – bedient man ihre Tafel.

      Paulet. So speiste sie zu Sterlyn ihren Gatten,

       Da sie aus Gold mit ihrem Buhlen trank.

      Kennedy. Sogar des Spiegels kleine Notdurft mangelt.

      Paulet. Solang sie noch ihr eitles Bild beschaut,

       Hört sie nicht auf, zu hoffen und zu wagen.

      Kennedy. An Büchern fehlt's, den Geist zu unterhalten

      Paulet. Die Bibel ließ man ihr, das Herz zu bessern.

      Kennedy. Selbst ihre Laute ward ihr weggenommen.

      Paulet. Weil sie verbuhlte Lieder drauf gespielt.

      Kennedy. Ist das ein Schicksal für die Weicherzogne,

       Die in der Wiege Königin schon war,

       Am üpp'gen Hof der Mediceerin

       In jeder Freuden Fülle aufgewachsen!

       Es sei genug, daß man die Macht ihr nahm,

       Muß man die armen Flitter ihr mißgönnen?

       In großes Unglück lehrt ein edles Herz Sich endlich finden, aber wehe tut's, Des Lebens kleine Zierden zu entbehren.

      Paulet. Sie wenden nur das Herz dem Eiteln zu,

       Das in sich gehen und bereuen soll.

       Ein üppig lastervolles Leben büßt sich

       in Mangel und Erniedrigung allein.

      Kennedy. Wenn ihre zarte Jugend sich verging,

       Mag sie's mit Gott abtun und ihrem Herzen –

       In England ist kein Richter über sie.

      Paulet. Sie wird gerichtet, wo sie frevelte.

      Kennedy. Zum Freveln fesseln sie zu enge Banden.

      Paulet. Doch wußte sie aus diesen engen Banden

       Den Arm zu recken in die Welt, die Fackel

       Des Bürgerkrieges in das Reich zu schleudern

       Und gegen unsere Königin, die Gott

       Erhalte, Meuchelrotten zu bewaffnen.

       Erregte sie aus diesen Mauern nicht

       Den Bösewicht Parry und den Babington

       Zu der verfluchten Tat des Königsmords?

       Hielt dieses Eisengitter sie zurück,

       Das edle Herz des Norfolk zu umstricken?

       Für sie geopfert fiel das beste Haupt

       Auf dieser Insel unterm Henkerbeil –

       Und schreckte dieses jammervolle Beispiel

       Die Rasenden zurück, die sich wetteifernd

       Um ihrentwillen in den Abgrund stürzen?

       Die Blutgerüste füllen sich für sie

       Mit immer neuen Todesopfern an,

       Und das wird nimmer enden, bis sie selbst,

       Die Schuldigste, darauf geopfert ist.

       – O Fluch dem Tag, da dieses Landes Küste

       Gastfreundlich diese Helena empfing.

      Kennedy. Gastfreundlich hätte England sie empfangen?

       Die Unglückselige, die seit dem Tag,

       Da sie den Fuß gesetzt in dieses Land,

       Als eine Hilfeflehende, Vertriebne

       Bei der Verwandten Schutz zu suchen kam,

       Sich wider Völkerrecht und Königswürde

       Gefangen sieht, in enger Kerkerhaft

       Der Jugend schöne Jahre muß vertrauern –

       Die jetzt, nachdem sie alles hat erfahren,

       Was das Gefängnis Bittres hat, gemeinen

       Verbrechern gleich, vor des Gerichtes Schranken

       Gefordert wird und schimpflich angeklagt

       Auf Leib und Leben – eine Königin!

      Paulet. Sie kam ins Land als eine Mörderin,

       Verjagt von ihrem Volk, des Throns entsetzt,

       Den sie mit schwerer Greueltat geschändet.

       Verschworen kam sie gegen Englands Glück,

       Der spanischen Maria blut'ge Zeiten

       Zurückzubringen, Engelland katholisch

       Zu machen, an den Franzmann zu verraten.

       Warum verschmähte sie's, den Edinburger

       Vertrag zu unterschreiben, ihren Anspruch

       An England aufzugeben und den Weg

       Aus diesem Kerker schnell sich aufzutun

       Mit einem Federstrich? Sie wollte lieber

       Gefangen bleiben, sich mißhandelt sehen,