„Hattest du hier nach Halsbändern geschaut?“
Ich richte meinen Blick nach oben. Diese hängen über den Peitschen an einer Stange.
„Ja. Genau. Damals hatte ich dir ein Bild von einem geschickt, was für mich in Ordnung gewesen wäre, aber eben nicht wirklich meinen Geschmack traf.“
„Die Auswahl ist wirklich nicht rosig. Du hast noch immer keines?“
„Nein, leider nicht“, sage ich kleinlaut.
„Dann suche weiter. Du wirst schon eines finden, was dir gefällt“, ermutigt er mich.
„Und, was dir gefällt“, ergänze ich.
„Es wird mir schon gefallen, wenn du dich damit wohl fühlst.“ Schöne Antwort.
„Was ist das?“ Ich habe mich vor einen Schrank gehockt. Eine Glasscheibe trennt mich von den skurrilen Dingen, die dort hell beleuchtet liegen. Er beugt sich zu mir und legt mir seine Hand auf meinen Rücken. Mir gefällt es, dass er den Körperkontakt zu mir sucht. Das gibt mir ein sicheres Gefühl.
„Das sind Stäbe, die sich der Mann in die Eichel einführen kann. Die gibt es in verschiedenen Größen“, erklärt er.
„Autsch. Tut das nicht weh?“, frage ich nach.
„Haha. Na sicher doch. Das ist ja der Sinn der Sache. Obwohl die dünneren bloß drücken und nicht wirklich wehtun. Ist schon ein geiles Gefühl. Also es geht in die Richtung Lustschmerz“, amüsiert er sich über mich. Ich habe den Eindruck, dass es ihm gefällt, wenn ich Fragen stelle, die er mir beantworten kann und wenn ich naiv bin. Manchmal sage ich Sachen, da frage ich mich, warum ich das gerade gesagt habe. Denn ich weiß ganz genau, dass meine Frage oder Aussage dumm ist.
Als würde ein Teil von mir wollen, dass Liam mich nicht als intelligente, selbstsichere Frau wahrnimmt, sondern als ein unwissendes, unsicheres Mädchen. Damit er sich überlegen fühlt? Damit ich mich ihm unterlegen fühle und somit zu ihm als dominanten Mann aufblicken kann? Ich habe keine Ahnung, wieso ich das tue. Wieso ich mein Licht unter den Scheffel stelle …
Liam klärt mich noch über ein paar der Werkzeuge auf. Zeigt mir überdimensionale Plugs, wirft mir einen frechen Blick zu, den ich mit einem „Komm-nicht-auf-dumme-Ideen-Blick“ erwidere.
„Keine Sorge. Du weißt, dass ich es nicht übertreibe mit dir.“
„Ja, ich weiß.“
Ich schmiege mich an seinen starken Oberarm.
„Gut. Die Plugs und den Rohrstock hast du noch nicht gekauft, oder?“
„Nein. Ich dachte ja, dass du später wiederkommst …“, begründe ich den Nichtkauf.
„Passt schon. Aber du wirst das noch besorgen.“
„Ja, werde ich.“ Ich habe nicht wirklich vor, mir diese Sachen zu kaufen …
Das wäre beinahe so, als würde ein zum Tode Verurteilter seine eigene Todesspritze vorbereiten. Ja, der Vergleich ist extrem. Dennoch fände ich es schöner, wenn er diese Dinge besorgen würde …
Wir verlassen das Geschäft, ohne etwas gekauft zu haben. Immerhin hat er überwiegend meine Hand gehalten und wir waren uns nahe. Mir hat der kurze Abstecher gefallen.
Ein paar Meter vor der Bar, lässt er meine Hand allerdings los. Was mir zeigt, dass er definitiv nicht will, dass sein Freund denkt, dass zwischen uns mehr läuft als Sex.
Diese Tatsache sorgt dafür, dass ich mich ein wenig wie ein Flittchen fühle.
Wir betreten die dunkle Bar, in der nur wenige Gäste sitzen. Um genau zu sein: ein Gast. Schlagermusik läuft, die einen Fluchtinstinkt in mir auslöst. Hoffentlich bleiben wir nicht zu lange.
Liam begrüßt seinen Kollegen und setzt sich auf einen der hölzernen Hocker an der Theke. Ich setze mich neben ihn und begrüße Lars mit einem kurzen „Hallo“.
Ich habe es zur Kenntnis genommen, dass sein Blick direkt auf meine nackte Haut fiel, als wir den Laden betreten haben. Das Gefühl, ein Flittchen zu sein, wurde dadurch verstärkt.
Liam hält einen kurzen Small Talk mit ihm und verabschiedet sich dann aufs Klo.
Lass uns bitte nicht alleine! Dieser unangenehme Moment des Schweigens. Ich rede nicht mit Lars. Er nicht mit mir. Verlegen schaut er auf den Fernseher, der sich hinter der Bar an der Wand befindet. Es läuft ein Fußballspiel. Ich krame in der Zeit mein Handy aus der Handtasche und tue so, als würde ich meine Nachrichten checken. Dabei habe ich keine einzige empfangen …
Liam braucht viel zu lange. Wahrscheinlich muss er groß. Das ist wieder klar, dass ich mir über so was Gedanken machen muss. Innerlich verdrehe ich die Augen und versuche, das Bild von Liam, auf dem Klo sitzend und sein großes Geschäft verrichtend, loszuwerden. Als er wiederkommt, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Glücklicherweise merkt er es nicht und fragt somit nicht, was ich so lustig finde.
„Wollen wir?“ Er legt seine Hand auf meinen unteren Rücken.
„Sofort. Ich muss auch eben auf die Toilette.“
Besser hier als bei Lars in der Wohnung …
Während ich meine Blase entleere, frage ich mich, ob er und Lars gerade über mich sprechen. Das werde ich wohl nie erfahren …
Als ich die Treppen hochkomme, sehe ich, wie die beiden auf den Bildschirm starren.
Dabei kann Liam eigentlich nichts mit Fußball anfangen. Möglicherweise hatten sie keinen Gesprächsstoff.
„Wir sehen uns dann später, Diggi!“, verabschiedet er sich von Lars.
„Tschau und viel Spaß euch beiden!“
Unangenehmes Gefühl, zu wissen, dass er ahnt, was Liam und ich nun vorhaben. In seinem Zimmer.
„Wir fahren mit dem Auto hin. Ansonsten müsste ich es später holen und darauf habe ich keine Lust. Außerdem muss ich dringend tanken“, sagt er, nachdem wir die Alm verlassen haben.
„Okay.“
Ein paar Meter hinter der Bar nimmt er meine Hand. Dadurch fühle ich mich ein wenig besser.
Die Touristen, die draußen sitzen und ein kühles Astra genießen, scannen uns von oben bis unten ab. Es ist so auffällig, dass selbst mir das nicht entgeht.
Ich versuche, die Blicke auszublenden. Im Gegensatz zu Liam möchte ich nicht auffallen.
Als wir im Auto sitzen, erwarte ich, dass ich irgendetwas tun muss, um meine Lust in Fahrt zu bringen, aber Liam fährt direkt zur Tankstelle, fragt mich, ob ich etwas aus dem Shop haben möchte, was ich dankend ablehne, bringt sich selbst die obligatorischen Energydrinks mit und fährt uns dann zu Lars Wohnung, die wir nur wenige Minuten später erreichen.
Wir befinden uns in der Nähe der S-Bahn Königsstraße. Hier kenne ich mich nicht aus. Aber es ist grüner, als ich gedacht habe. Dafür, dass wir uns in der Nähe der Reeperbahn befinden, wirkt die Straße ziemlich ruhig.
Die WG liegt im Erdgeschoss. Endlich mal keine endlosen Stufen, die erklungen werden müssen …
Wir stehen in einem viereckigen Flur, von dem alle Zimmer abgehen. Liam geht direkt in Lars Zimmer. Eine Wohnungsführung gibt es nicht.
Ich folge ihm. Der Raum ist super klein. Rechteckig geschnitten. Am Zimmerende ist das Fenster. Davor steht ein hohes, großes Bett, rechts von uns ein kleines Sofa und links ein Fernseher auf einer niedrigen Kommode. Ich erblicke die Playstation.
„Zockt ihr gemeinsam?“, unterbreche ich die Stille.
„Ja, mehr kann man hier auch nicht machen. Wir verbringen für meinen Geschmack zu viel Zeit zusammen, da hat man kaum noch etwas, worüber man quatschen