In Your Arms. Isabella Kniest. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabella Kniest
Издательство: Bookwire
Серия: In Your Arms
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752923735
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er tun?

      Seine mit Tränen gefüllten leuchtenden mich intensiv musternden Augen unterbanden jedoch selbst dieses letzte Aufbegehren meines Geistes, womit ich ihn schlussendlich alleinig anstarren und in weiterer Folge abwarten konnte.

      Erstaunt, benebelt, verwirrt beobachtete ich, wie sein Gesicht sich näherte, spürte, wie seine zärtlichen Hände mir ins offene Haar glitten …

      Und schließlich passierte es.

      Unvermittelt. Unverhofft. Unerwartet.

      Die Zeit stand still, als sein Mund sich unvorstellbar behutsam auf meinen legte.

      Das wunderbare Gefühl seiner warmen Lippen gar nicht recht erfasst, rauschten mir bereits Abertausende unmöglich in Worte zu kleidende, meine Knie unkontrollierbar zum Beben bringende Emotionen durch die Adern.

      Krampfhaft versuchte ich, mich auf den Beinen zu halten, all die Eindrücke zu verarbeiten.

      Die Wärme seines Mundes … sein Atem auf meiner Haut … seine sich vergrabenden Finger in meinen Haaren … diese Empfindungen waren allesamt so fremd und neu, andererseits so vertraut und richtig – als wäre es nie anders gewesen, als hätten wir uns bereits zig Male zuvor geküsst.

      …

      Geküsst.

      Geküsst.

      Jan küsste mich …

      Ich erlebte eben meinen ersten Kuss! Jan gab mir meinen ersten Kuss!

      Wie von selbst schlossen sich meine Lider. Der Regenschirm entglitt meiner Hand, blieb irgendwo im Regen liegen.

      Erzitternd legte ich die Hände auf Jans heiße Brust, spürte sein wild pochendes Herz, welches mir ein brennendes Prickeln freisetzte und mein Gehirn eine weitere Frage zu formen erlaubte: Was musste ich machen?

      Ich wusste nicht, wie man küsste. Ich wusste überhaupt nichts …

      Doch je länger er mich mit seinen weichen Lippen liebkoste, desto leichter wurde es mir. Gleichermaßen wie meine Unsicherheit verschwand, wurden all diese negativen sich hartnäckig festgesetzten Gemütsbewegungen aus meiner Seele gewaschen – Furcht, Trauer, Ängste, Einsamkeit …

      Vom Regen weggespült.

      Von Jan hinfortgeküsst.

      Stattdessen breitete sich Liebe aus – reine, pure, bedingungslose Liebe. Sie überschwemmte mich, kroch in eine jede Faser meines Körpers, erfüllte mich, beschützte mich, öffnete mich.

      Ich spürte Jans Zunge.

      Mein Herz wollte zerspringen. Gleichzeitig übermannte mich eine Emotion, welche es mir weder zu benennen noch zu verstehen gelang.

      Sie war warm … zärtlich … umschlingend … verschmelzend. Sie machte mich ganz, füllte all die leeren Stellen in meiner Seele, tränkte mein Herz mit süßer Leichtigkeit.

      Gierig presste ich mich an seinen Körper.

      Ich wollte mehr … noch viel mehr. Ich wollte ihn kosten, ich wollte ihn spüren … Ich wollte ihn … Ich wollte ihn … Ich wollte nur noch ihn.

      Bedachtsam, so unaussprechlich bedachtsam tastete Jan sich vor. Seine Zunge ließ mich schweben. Sein Geschmack ließ mich erschauern.

      Immer wieder.

      Ich war wie in Trance.

      Sein süßlich herbes Aftershave, seine weichen Lippen, seine kitzelnden Haare in meinem Gesicht, sein zusehends heißer werdender Körper … dieser Kuss war unvergleichlich … Jan war unvergleichlich …

      Seine Berührungen intensivierten sich, entfesselten mir heißkalte Wellen der Begierde, machten mich schwindelig. Es war eine berauschende mich nahezu willenlos machende Empfindung, von welcher ich niemals vermutet hatte, sie jemals empfinden zu dürfen.

      Fühlte ein jeder Mensch auf eine solche Weise, wenn er geküsst wurde?

      Fühlte Jan auf diese Weise?

      …

      Eine nächste Gewissheit brach über mich herein wie der strahlende Morgen nach einer viel zu langen Nacht. Eine Gewissheit, welche mich vollends meiner Selbstkontrolle beraubte.

      Jan wollte mich. Er hatte Interesse! Schließlich würde er mich sonst niemals küssen!

      Jan wollte mich.

      Er wollte mich.

      …

      Himmel! Er wollte mich!

      Seine sich überraschend entfernenden Lippen erweckten eine seelenzerreißende mich den Tränen nahebringende Sehnsucht.

      Nein … er durfte nicht aufhören! Er durfte mich nicht loslassen!

      Gott, ich wollte weiter festgehalten werden – in diesem Sturm aus Gefühlen, kalten Regentropfen und schier endloser Hoffnungslosigkeit.

      Atemlos flüsterte ich seinen Namen.

      »Liza.«

      Seine von Seelenschmerzen durchtränkte Stimmlage öffnete mir die müden Lider.

      Ich erschrak.

      Tränen quollen ihm aus den Augen.

      Reine Verzweiflung umfing mein Herz.

      Ein zweites Mal schlang er die Arme um mich – solch eine kostbare Geste, die ich unbedingt erwiderte.

      »Liza.« Immer und immer wieder schluchzte er meinen Namen – sehnsüchtig, hoffnungsvoll, hilflos …

      Seine wilden Emotionen drangen in mich ein, riefen meine eigene zu Boden bringende Trauer wach, vermischten sich mit dieser, zerbarsten diese durch Herrn Urbans Äußerung errichtete Mauer der Gleichgültigkeit. Wie Faustschläge malträtierten sie mein Innerstes, wüteten durch meinen Geist.

      Heiße aus Verzweiflung und Schmerz geborene Tränen suchten sich ihren Weg über meine glühenden Wangen.

      Es musste aufhören! Dieser Schmerz musste endlich aufhören!

      Ich ertrug ihn nicht mehr …

      Und plötzlich nahm die Last wieder ab – mit einer jeden vergossenen Zähre. Ein jeder Atemzug wurde leichter, ein jeder Herzschlag befreiter, die tragende Last geringer.

      Bebend hielten wir uns aneinander fest – als wollte der Regen uns voneinander wegreißen, als würden wir jeden Moment voneinander getrennt …

      Tiefes Donnergrollen hallte über den Platz.

      Jan drückte sich fester an mich.

      »Ich habe dich unvorstellbar vermisst.« Er klang gebrochen, verloren, verängstigt. »Bitte sag nicht, du willst nichts mit mir zu tun haben.«

      Mir wurde es übel.

      Weshalb sollte ich dies sagen? Weshalb sollte ich nichts mit ihm zu tun haben wollen?

      Hatte er etwa vermutet …

      »Das … das würde ich nie tun«, gab ich leise zurück. »Ich habe … ich habe selbst die gesamte Zeit über angenommen, du würdest nichts mit mir zu tun haben wollen.«

      Langsam ließ er von mir ab, auf seinen Zügen lag purer Schock. »Aber das Buch …«

      Ich erstarrte.

      Ja, ich hatte es mir inniglich gewünscht. In manch einem schwachen Moment hatte ich mir ausgemalt, wie Jan mir die Widmung in sein Buch schrieb …

      All meiner verdrängten Hoffnung zum Trotz fühlte die Erkenntnis sich wie ein Hieb mit einem Rohrstock an.

      …

      Jan war es gewesen … er hatte sie tatsächlich geschrieben … diese zärtliche Liebesgeschichte …

      Mein Gott …

      Nun gab es keine Zweifel mehr!

      »Ich habe es angefangen, zu lesen«, antwortete