Seine heißen Wangen schafften das denkbar Unmögliche und wurden abermals einen kräftigen Ton dunkler.
Er lenkte den Blick Richtung Boden. »Das … das wäre wirklich nett … Aber was denken dann die Leute von mir? Dass ich es nicht einmal zustande bringe, mich persönlich zu melden, wenn ich so mir nichts, dir nichts verschwinde?«
Da sprach er ein wahres Wort.
»Ich verstehe … Willst du alleine telefonieren? Tust du dir dann leichter? Soll ich die Küche verlassen?«
Unbeobachtet konnte man sich schließlich besser konzentrieren und seinen Ängsten Herr werden.
Abrupt hob er den Kopf – pure Dankbarkeit breitete sich in seinem Gesicht aus.
»Ist es wirklich in Ordnung? … Ich brauche auch nicht lange.«
»Überhaupt kein Problem … Ich muss ohnehin erst einmal unter die Dusche.«
»Meine Güte!« Er weitete die Augen. »Das habe ich vollkommen vergessen … Ja, geh dich duschen. Es wäre furchtbar, würdest du dich erkälten.« Um seine Äußerung zu bekräftigen, drückte er mich bedächtig von sich weg.
Ein Zeichen, seinem Wunsch zu entsprechen.
»In Ordnung. Ich hole mir nur schnell ein Gewand, dann bin ich schon verschwunden und du kannst Manfred anrufen.«
Alsbald ich vor meinem geöffneten Schrank stand, überkam mich ein heftiger Adrenalinausstoß. Und diesem folgten ein Dutzend Weitere …
Nun befand ich mich in derselben Situation, wie Jan vorhin: Was sollte ich anziehen?
Meinen alten Achtzigerjahretrainingsanzug – mein Vater wollte diesen jedes Mal wegwerfen, wenn er ihn sah – konnte ich nicht überziehen. Er war verschlissen und ausgeblichen. Das smaragdgrüne Seidennegligé stellte jedoch dieselbe unmögliche Option dar. Und reine Unterwäsche ging erst recht nicht …
Himmel, noch einmal!
Da hatte ich diese schöne Wäsche für eben einen solchen Anlass wie den heutigen gekauft – um für meinen Freund oder einen an mir interessierten Mann gut auszusehen – und nun konnte ich diese Kleidungsstücke aus exakt diesem Grund nicht tragen …
Welch Bild hätte ich damit abgegeben?!
Da kannte ich Jan theoretisch ein paar Tage. Da hatten wir uns heute das erste Mal geküsst … Und dann sollte ich mit einem sexuell aufreizenden Stück Stoff am Leib in seine Arme fallen?
…
Nein.
Nein.
Nein, das ging nicht. Das konnte ich nicht tun. Das wäre billig und unpässlich … und überhaupt: Ich war doch kein männermordender Vamp!
…
Wie war ich damals überhaupt auf die Idee gekommen, mir solch teure Unterwäsche zu kaufen? Schließlich war ich bloß eine alte Jungfrau … und keine Hure!
Mit anwachsender Panik durchsuchte ich den Schrank. Ehe ich vollends die Nerven verloren hätte, entdeckte ich zum Glück mein champagnerfarbenes Seidenshirt und die dazu passende kurze Hose, welche ich letzten Herbst – und nach tagelangem Zaudern – erstanden hatte.
Ich atmete erleichtert aus.
Das ging!
Zwar zeigte die Hose viel Bein … sehr viel Bein … dafür punktete das Shirt mit einem geraden Schnitt, welches mein ohnedies geringes Dekolleté nicht zusätzlich in Szene setzte.
Ich nahm das feine Gewand an mich, öffnete eine kleine Lade, aus der ich einen Slip herausfischte und eilte ins Bad.
»Ich bin dann unter der Dusche, in Ordnung?«
Jan nickte mir aus drei Metern Entfernung zu – das Telefon nach wie vor wie eine Art todbringendes Gerät in der Hand haltend. »Ja, in Ordnung.«
»Du machst das. Ich weiß es.« Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, welches er unsicher erwiderte, und schloss daraufhin die Tür.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.