Ragnarök. K.T. Rina. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K.T. Rina
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750215917
Скачать книгу
des Hammers.

      Thor nahm den gravierten Hammer in die Hand und schmiss ihn durch ein Fenster. Er öffnete seine Hand. Wie ein Donner brach der Hammer die Luft und kehrte blitzschnell zurück durch das zerbrochene Fenster in Thors Hand. Er lachte und nannte seine neue Waffe Mjöllnir, weil es alles zertrümmern würde.

      „Ich hab auch einen Ring für die Braut“, sagte Loki und holte den goldenen Ring Draupnir hervor.

      Sif, die von ihrem neuen Haar abgelenkt war, merkte nicht, dass Thor ihr Draupnir über den Finger ziehen wollte, der Ring aber war zu klein für sie. „Passt nicht“, sprach Thor und legte den Ring in Odins Hand. „Nimm du ihn, Vater. Vielleicht können wir ihn einschmelzen.“ Der Allvater spürte, dass der Ring eine magische Energie von sich gab und nahm ihn dankend an.

      „Was ist mit dem Schwein?“ fragte Frey.

      „Natürlich deins“, grinste Loki.

      „Ich habe mich vielleicht in dir getäuscht, Loki. Du bist doch ein guter Mann“, sagte Frey und klopfte dem Joten auf die Schulter. Dann streichelte der Wane den goldenen Eber und öffnete den Beutel, der um Gullinborsti hing. Er nahm das Pergament und faltete es auf. Da realisierte Loki seinen Fehler, aber schwieg, dass das Schiff nicht an Frey bestimmt war. Dieser faltete das Pergament weiter und weiter auf. „Ein Schiff?“

      „Nicht in meinem Haus! Geh raus“, sagte Thor und öffnete mit seinem neuen Hammer ein Loch in die Mauern seines Palastes.

      Nach einigen Tagen erschienen die Zwergenbrüder Brokr und Sindri vor Himinbjörg. Heimdall ließ sie Asgard betreten, da sie kamen, um Lokis Kopf zu holen. Der Wächter der Asen führte die Zwerge persönlich zu Odin. Er und die Götter, die die Geschenke von Loki erhalten hatten, bedankten sich alle bei den Zwergen und rühmten sie für ihre außergewöhnliche Schmiedekunst. Loki versteckte sich aus Angst um sein Leben in einem von Asgards Wäldern. Skadi wurde beauftragt ihn ausfindig zu machen und liebend nahm sie diesen Auftrag an.

      Als Adler überflog sie die Wälder und hielt Ausschau nach dem flüchtenden Verlierer. Sie landete auf einem Ast und beobachtete eine Herde Rothirsche, die an Knospen Yggdrasils nagten. Einer der geweihten Tiere verhielt sich untypisch: Es fraß Gras. Skadi verwandelte sich in einen Hasen und hopste näher an diesen Hirsch ran, um einen besseren Blick auf ihn zu werfen. Als sie dessen Auge gesehen hatte—ein rotes und ein blaues—verwandelte sie sich zurück in ihre Jotunform. Die Hirsche flüchteten umgehend, doch die Jägerin konnte den verwandelten Loki ins Bein schießen und fangen.

      „Wartet doch, wartet“, flehte Loki, als sein Kopf auf den Holzstamm zur Enthauptung gelegt wurde.

      „Die Zwerge haben genug gewartet“, sagte Heimdall.

      „Und können einen Moment länger warten“, entgegnete Brokr, sein Bruder Sindri stimmte ihm zu. Tyr senkte das Beil und ließ Loki seine letzten Worte sprechen.

      „Hihihoh“, lachte der Täuscher, „Ich habe euch meinen Kopf versprochen—ja, das ist wahr—aber ich habe nicht meinen Hals verwettet.“

      „Ist das wahr?“ fragte Tyr, der die Exekution richten sollte. Die Zwerge blickten sich einander an und nickten. „Dann werde ich seinen Hals nicht schaden.“

      Empört sprangen Skadi und Heimdall auf und dieser beklagte sich für die Zwergenbrüder: „Tyr, willst du dich denn auch von diesem Joten überlisten lassen?“

      Tyr antwortete ihm vorerst nicht und löste stattdessen Lokis Fesseln. Dann sprach der Ase: „Er hat euch überlistet und damit es nicht so bald wieder vorkommt, werden wir seinen Mund zunähen.“

      Die Zwerge gaben sich geschlagen und stimmten dem Kompromiss Tyrs zu. Heimdall schwor Brokr und Sindri jedoch: „Sollte der Tag kommen, an dem der Täuscher am Ende ist, werde ich ihm persönlich den Kopf nehmen.“

      Das Mundwerk des Täuschers wurde geschlossen und die Welten waren kurzweilig von seinen Witzen verschont.

      3 Monster aus einem Schoß

      ᚠᛁᛗᛒᚢᚱᚲᛁᚾᛞᛁᚾ

      Bald nach der Vermählung Thors und Sifs suchte sich Loki aus Einsamkeit auch eine Frau an seiner Seite. Viele Asen mochten ihn, aber die Eltern wollten dennoch ihre Töchter nicht einem Täuscher überlassen, besonders seit sie von seiner ehrlosen Wette mit den Zwergen erfuhren. So blieb Loki nichts übrig als in Jotunheim nach einer Frau zu suchen. Dort fand er die Jotin genannt Angrboda. So wie Thor Vater von der Asin Thrud wurde und seither in ihren Ehren Thorheim in Thrudheim umbenannt hatte, so sollte auch jener Täuscher ein Vater werden.

      Loki stand seiner Frau bei der Geburt zur Seite. Angrboda war in sichtlichen Schmerzen. Sie meinte, es würde sich so anfühlen als würde ein Wurm in ihrem Bauch rumkriechen. Odin bat Freya, einige ihrer Gehilfinnen bei der Geburt bereit zu stellen. Die Wanin meldete sich freiwillig, der Jotin zu helfen. Freyas loyale Dienerin Hlin schaute nach, dass das Kind bei der Geburt sofort versorgt würde und sollte das Kind aus Angrboda aufnehmen. Hlin schrie auf. Ein Schlangenkopf kroch aus Angrbodas Scheide. Es war wie aus einem Alptraum, die Schlange schlängelte sich heraus, blutbefleckt waren ihre Schuppen. Verstört vom Aufschrei nahm Loki Hlins Platz ein und zog die Schlange beim Kopf heraus. „Bei den Göttern, was ist das für ein Monster?“ weinte seine Frau Angrboda in Agonie. Loki legte die blutbedeckte Schlange sanft auf seine Schulter, wo es sich um seinen Hals schlängelte und seine Wangen mit ihrer gespaltenen Zunge ableckte.

      „Jörmungand“, sagte Loki lächelnd. „Es ist mein Kind, unser Kind, Angrboda. Wir sind Eltern.“

      Angrboda schüttelte den Kopf. Sie weinte bis sie einschlief. Freya hatte den Geburtssaal umgehend verlassen und berichtete Odin in Gladsheim von der Geburt. „Zwei Joten. Und nun ein wahres Monster in Asgard. Ich sagte dir, dass es ein Fehler war, solche Wesen hier aufzunehmen.“

      „Von wie vielen Joten hast du gehört, dass sie Schlangen gebären? Keine!“ proklamierte Odin. Er lief denkend auf und ab. „Es muss wohl an Loki liegen…als wir unser Blut mischten…als ich ihm mein Asenblut gab.“

      „Er zeugte schon ein Pferd, nun ist es eine Schlange. Was wird noch Folgen, bevor du es ihm verbietest?“

      „Ich kann keinem verbieten, Kinder zu kriegen.“

      „Dann befiehl es ihm! Du bist Gott aller Götter!“

      Der Allvater warf seinen Wunschmantel um und teleportierte zu Loki und seiner Frau, die in Thors Palast Bilskirnir hausten—die damals größte Einrichtung in ganz Asgard. Freya hatte nicht gelogen: Eine schwarze Schlange mit Flecken rot wie Blut kroch über Loki umher, während er neben der schlafenden Mutter lag. „Was ein schöner Tag heute ist, nicht wahr, Allvater?“ sprach Loki euphorisch. „Schau nur wie lebhaft Jörmungand ist.“ Sie beobachteten wie Lokis Kind sich an den Säulen des Bettes hochwickelte und dort oben Insekten verspeiste.

      „Loki, findest du es nicht merkwürdig, dass ihr Joten eine Schlange gezeugt habt? Nie habe ich von dergleichen gehört“, sagte Odin besorgt.

      „Nein, warum auch? In Jörmungand fließt mein Blut–“

      „Und dadurch etwas von mir. Ich fürchte, dies ist der Grund, weshalb ihr kein Jotenkind habt…“

      Loki stand auf und nahm die Schlange von der Säule. Sie schlängelte sich über seine Schulter sanft um seinen Hals. „Allvater. Ich liebe meine Tochter. Mir macht es nichts aus, dass sie die Form einer Schlange hat. Und es ist keinesfalls dir verschuldet. Möchtest du sie mal halten?“ Loki nahm Jörmungand von seinem Hals und legte sie Odin in die Arme. Sie rollte sich ein und schlief in seinen offenen Händen ein. „Sie mag dich, hihihoh“, lächelte Loki. Odin legte die aufgerollte Schlange vorsichtig aufs Bett, wo die Sonne einen wärmenden Kreis zeichnete und die blutroten Schuppen glänzen ließ.

      Odin vermochte nicht, Loki sein Glück des Vaterseins zu rauben und Angrboda wurde wieder schwanger. Diesmal war Odin selbst bei der Geburt dabei, damit er und Freya zur Not mit Seidr beistehen könnten. Dies blieb jedoch aus, die Geburt verlief ohne Komplikationen. Angrboda hatte eine gesunde Jotin