Ragnarök. K.T. Rina. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K.T. Rina
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750215917
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nicht. Fenrir fletschte die Zähne und blickte grimmig auf die teleportierte Freya. „Ganz ruhig, Fenrir“, sprach Odin, der an Freyas Seite stand. Der Wolf leckte seine Nase und setzte sich dann auf die Hinterbeine. „Guter Junge.“ Odin streichelte ihm hinterm Ohr, was der Wolf mit einem Abschlecken der Hand bedankte. „Hel, ich habe Freya von deinen Zaubern erzählt. Sie glaubt mir nicht wie gut du doch darin bist.“

      Hel lächelte und blickte auf die Wanin. Diese blickte entsetzt auf sie. Das Mädchen merkte dann, dass sie ihren Schleier nicht aufgesetzt hatte und wandte ihr Gesicht von den Göttern, bis sie es überzog. „T–t–tut mir Leid, dass ihr mich sehen musstet.“ Fenrir tapste zu seiner Schwester und leckte ihre verbrannte Hand, worauf sie kichern musste. Hel mit dem Schleier übergezogen drehte sich wieder zu den Göttern. „K–K–Kommt mit rein“, stotterte das Mädchen und ging mit gesenktem Haupt zu ihrem Haus.

      „Ich dachte eher, wieder zu den Wurzeln zu gehen“, entgegnete Odin. Er reichte ihr die Hand.

      „Wir sind gleich wieder zurück, Fenri‘.“ Sie nahm Odins Hand und er warf seinen Mantel um sie.

      Die Luft fror in den Lungen. Freya zitterte und klammerte sich an Odin. Er nahm ihre kalte Hand und legte sie auf Hels Schulter. Die Wanin zuckte zurück, als sie dem heiß–glühenden Körper nahe kam. „Wie ist das möglich?“ flüsterte Freya fragend. Hel legte ihre schwarze und weiße Hand auf die Wurzel Yggdrasils und schon bald glühten diese hell auf. Eine Schlange kroch aus der berührten Stelle heraus. „Unmöglich!“ rief Freya entsetzt, „Unmöglich!“ Hel ließ ihre Hände fallen und blickte auf ihre Füße, schwarz verbrannt und weiß von Knochen wie ihre Hände. Freya ballte ihre Faust und wollte das Kind vernichten, doch sie vermochte kein Seidr nutzen. Es fehlte ihr an Kraft, an Wärme. „Wie kann dieses…dieses MONSTER hier Magie nutzen?“ schrie Freya und schmerzte Hel zu Tränen.

      „Nicht weinen, Hel“, sagte Odin und legte seine Hände auf die Schultern des Mädchens. Sie verbarg ihre Hände hinter ihrem Schleier und wischte sich die Tränen ab. „Freya ist eifersüchtig. Sie ist wütend, dass sie es nicht kann. Magst du es ihr erklären, damit sie nicht mehr böse ist?“

      Hel schluchzte nickend. Sie legte ihre Hände wieder auf die Wurzel, aus dem Glühen kroch abermals eine Schlange heraus. „Ich…Ich kann auch andere Tiere erschaffen“, sagte das Mädchen. „Ich denke an das, was ich machen will, und dann mach ich es einfach“, und sie kreierte ein Eichhörnchen, welches umgehend hochkletterte.

      „Tiere…ist das alles? Kannst du Götter schaffen? Kannst du einen Gott kreieren?“ sagte Freya mit erhobener Nase herabblickend. Hel schaute auf Odin, der mit einem Nicken sein Einverständnis gab. Das Mädchen legte ihre Hände auf die Wurzel. Lange glühten sie, sie strich über die Wurzeln entlang. Sie hob ihre Hände und ein Mann rollte von der Wurzel herab. „Un—“, verstummte die Wanin, bevor sie vor dem nackten Mann kniete, der auf dem Boden kauerte. Sie strich über seine Brust und Arme.

      „Vili, mein Bruder“, sagte Odin, der ebenfalls auf die Knie fiel. Er strich die braunen Haare des Mannes zur Seite und blickte in dessen blaue Augen. „Nein, es ist Ve.“ Der Ase hob ihn hoch und drückte ihn tränengerührt fest an sich.

      „Ich–Ich habe an dich gedacht, O–O–Odin“, stotterte Hel.

      „Es war nicht dein Bruder, Odin“, sagte Freya, während sie auf dem Bett in ihrer Schlafkammer lag. Odin lief nervös auf und ab. „Vili und Ve sind im Krieg für dich gestorben. Was immer sie kreiert hat, ist kein Gott, geschweige denn dein Bruder.“

      „Du fürchtest dich vor ihr. Du hast Angst, dass sie tatsächlich Götter erschaffen hat.“

      „Nur Götter können Götter machen!“ fauchte sie und strich sich über den Bauch. „Sie kann nur Tiere kreieren. Es sind auch nur Tiere, hörst du: Nur Tiere…Tiere, die unser Aussehen haben! Mehr nicht!“

      „Neunmal hat sie es geschafft. Und du zweifelst immer noch an ihrer Fähigkeit! Fünf Männer und vier Frauen.“

      „Sie können nicht in Asgard bleiben!“

      „Sie sind Unseresgleichen. Sie gehören hierher.“

      „Du hast Asgard genug Chaos beschaffen. Erst die Joten, dann ihre Monsterkinder, jetzt die Monster der Monster. Denke nicht, dass die anderen Götter dies noch lange dulden werden.“

      Was Freund war, wird Feind. „Freya, ich denke immer an alle!“ Odin setzte sich zu seiner Frau aufs Bett und strich über ihre Wange. „Wir können sie für uns Nutzen, die neuen Götter.“

      „Die Tiere!“ fauchte sie.

      „Die Tiere, von mir aus. Wir werden sie im Kämpfen lehren. Ich bringe sie nach Midgard (Freya grinste). Unter einer Bedingung (Freyas Freude verschwand). Wir müssen die Magie von Hel erlernen.“

      „Ich habe dir doch gesagt, es ist unmöglich!“

      „Schweig! Wir werden diese Magie erlernen!“

      „Wie kannst du mir, deiner Frau, der Mutter deiner Kinder, sowas nur antun: Von einem Kind belehrt zu werden?“

      „Lerne diese Magie und wir werden das Alter, den Tod nicht mehr fürchten müssen. Iduns Beeren werden obsolet, wenn wir wiederauferstehen können.“

      Freya lachte: „Ich kann es doch bereits. Der Tod wird mich so früh nicht finden!“

      „Du weißt ganz genau, dass aber ich diesen Zauber nicht erlernen konnte! Ich kann mich selbst nicht verwandeln—nicht in Asche, nicht in einen Falken, gar nichts…“

      Freya klammerte sich um den Hals ihres Mannes und flüsterte in sein Ohr: „Ich verstehe deine Angst. Aber es bist nur du, der das Ende fürchtet, Gott aller Götter.“

      Was sein wird, wird sein. Odin legte verzweifelt seinen Kopf in die Hände. „Ich muss diese Magie erlernen. Ich muss es…“

      Joten und Asen

      ᛃᛟᛏᚢᚾ

      Thor saß in einem Boot und überquerte das Meer Midgards nach Jotunheim. Jörmungand schwamm irgendwo tief in diesen Wassern, aber traute sich nicht dem Asen zu stellen. Sie hatte Angst, er würde sie für den Angriff auf seine Tochter immer noch zu Tode hassen. Thor war aber nicht wegen der Schlange in Midgard unterwegs. Seit sein Vater die Menschen erschaffen hatte und ihnen Midgard als Heim zuwies, war Jotunheims Anteil der Erde nochmals geschrumpft. Die Joten fanden sich ungerecht behandelt, aber Odins Wort galt über ihres. Schließlich war es er und seine Brüder, die aus Ymirs Fleisch die Erde Midgards und Jotunheims geschaffen hatten und darüber richten durften. Ohnehin fand Thor die Menschen, die nach dem Ebenbild der Asen kreiert waren, sympathischer als die Eiswanderer. Sein Vater wies ihm an, sie zu schützen; er hatte einen Plan für sie, er wollte sie als seine Armee nutzen. Eins musste Thor ihnen lassen: Sie waren begeistert vom Wettstreit und Kampf.

      Thor schob sein Boot an den Strand. Der Kies knirschte unter den Füßen. Die Luft war kalt, salzig. Schwarzer Rauch hob sich am Horizont. Er zog Mjöllnir und lief dorthin. Um ein Lagerfeuer saßen fünf Joten—zwei Männer, zwei Frauen und ein Kind—und brieten sich Fische auf Stöcke gezogen an. „Ich bin Thor, Sohn Odins. Ihr seid in Midgard. Kehrt sofort nach Jotunheim und ich werde euch dieses Mal verschonen.“

      Eine der Jotunfrauen nahm das Kind und lief sofort mit ihm fort. Einer der Joten sprach: „Die Väter meiner Väter haben bereits hier gelebt. Dies ist Jotunheim!“

      Thor hob sein Hammer: „Testet nicht meine Geduld! Dies ist nun Teil Midgards.“

      „Wohin sollen wir hin? Weiter im Land ist der Boden Eis, die Tiere mager. Dort lebt so viel wie in Niflheim.“

      Thor warf Mjöllnir gegen den Schädel des widersprechenden Joten und tötete ihn auf der Stelle. „Wollt ihr ihm nach Niflheim folgen?“ fragte er, während sein Hammer zurück in seine Hand flog. Die zwei Joten nahmen ihre Speere, doch bevor sie aufstehen und sich wehren konnten, war der nächste Schädel bereits zerquetscht. Nur eine Jotunfrau blieb übrig. Sie