Die Schule. Leon Grüne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leon Grüne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754170724
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nachdem er sie vor der Polizei gedeckt hatte. Seitdem gehörte er zu ihrem vertrauten Kreis und bekam, wenn er es denn wollte, kostenlos einen Joint pro Monat. Ein Freundschaftsabo für seine Hilfe sozusagen. Das Angebot war verlockend, denn die Qualität des Weeds war gut, doch er machte sich nichts daraus und hatte bisher so ziemlich immer darauf verzichtet. Letzte Woche hatte er das Angebot das erste Mal angenommen. Er hatte sich mit seiner Mutter bis aufs Äußerste gestritten und konnte die ganze Sache nicht mehr nüchtern ertragen. „Okay, aber denk dran, meine Tür steht immer für dich offen“, versicherte Trae ihm.

      „Ich weiß.“

      Beide reichten, sich die Hand und waren im Begriff sich voneinander zu verabschieden.

      „Ich hab dich gestern Abend gesehen“, sagte Trae und ließ seine Hand los.

      „Das kann nicht sein. Ich war den ganzen Abend zuhause“, erklärte David ihm verwirrt.

      „Was? Nein. Nicht in Wirklichkeit. In meinem Kopf“, erzählte er. Davids Verwirrung verschwand. Trae war einfach wieder auf einem Trip und hatte die wildesten Sachen erfunden, dachte er.

      „Ich habe gesehen wie du in eine Schule gegangen bist“, erzählte er.

      „Nichts ungewöhnliches oder?“, fragte David belustigt davon, dass Trae es für real hielt.

      „Doch, es war ungewöhnlich. Die Schule war im Wald, und ein Mann ging neben dir her. An seinem Mund und an seinen Händen klebte Blut, weißt du? Voll der kranke Scheiß“, fuhr Trae fort.

      „Ich muss langsam los. Ich hätte schon längst da sein sollen“, redete sich David aus der ihm immer unangenehmer werdenden Situation heraus und entfernte sich ein paar Schritte von ihm. Trae schien ernsthaft besorgt zu sein, weswegen David sich nun doch umdrehte, um ihn zu beruhigen.

      „Mach dir keine Sorgen, Kumpel. Du warst wieder auf einem Trip und hast dir das nur eingebildet. Kein Grund zur Beunruhigung“, beschwichtigte er ihn, was sofort Wirkung zeigte.

      „Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Oh Mann, dieses Zeug wird mich noch umbringen“, stellte Trae einsichtig fest.

      „Fahr lieber einen Gang runter beim nächsten Mal“, riet David ihm.

      „Auf keinen Fall. Das Zeug ist der Schlüssel für meine unsichtbaren Handschellen“, sagte Trae, womit er auf Charles „Haywire“ Patoshik aus Prison Break anspielen wollte.

      „Der einzige Weg, um wirklich befreit zu sein von all dem Bullshit in dieser Scheiß Welt.“

      „Wenn du das sagst, wird’s wohl so sein“, stimmte David ihm unterschwellig zu.

      „Sehen wir uns nächste Woche?“, fragte er abschließend, um das Gespräch zum Ende zu bringen.

      „Klar doch. Schreib mir, wenn du Zeit hast, dann komm ich rum und sammle dich ein“, antwortete Trae, der den Hintergrund der Frage verstand und keine Anstalten machte ein neues Thema anzufangen.

      „Alles klar. Man sieht sich.“

      „Yo, machs gut.“

      Die beiden Jungen gaben sich ein letztes Mal die Hand und gingen ihrer Wege. Während David um die Ecke ging um bei Ms. Robinsons Büro anzuklopfen, ging Trae zwei Klassenräume weiter, um Mr. Kennington abzukassieren, der ihm noch Geld für das Crack schuldete, das er ihm besorgt hatte.

      3

      „Herein“, murmelte Ms. Robinson mit ihrer hohen Stimme, als David an die Tür klopfte. Er öffnete die Tür und betrat den Raum. Ohne, dass er dazu aufgefordert wurde, setzte er sich auf den kleinen schwarzen Ledersessel gegenüber von Ms. Robinson. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss. Die Direktorin hatte ihn scheinbar nicht bemerkt. Sie saß immer noch in derselben Position wie vorher, mit dem Kopf über einem Haufen Papierkram und unterschrieb Briefe. Neben ihrer rechten Hand stand eine rote Kaffeetasse von den San Francisco 49ers auf dem Tisch, in der sich noch der kalte Kaffee vom Vortag befand. Ihre dunklen Haare hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, damit sie nicht auf die Blätter herunterhingen.

       Ob Tales wohl auch schon etwas mit ihr hatte? So nötig wie beide es haben, würde es mich jedenfalls nicht wundern.

      In dieser Hinsicht war er trotzdem neidisch auf Tales. Viele der jungen Lehrerinnen waren teilweise mehr als einfach nur ansehnlich und zudem gut proportioniert.

      „David“, stöhnte Ms. Robinson zugleich genervt und angestrengt auf.

      „Hm“, brummte er den Anschein gebend, er wäre interessiert an dem, was sie gleich sagen würde.

      „Deine Mutter und ich haben uns unterhalten“, fing Ms. Robinson an und legte den Kugelschreiber aus der Hand.

      „Wo? Auf einer Swinger Party oder bei der Partnervermittlung?“, entgegnete er wütend.

      „Hältst du wohl den Mund! Denk ja nicht, dass, nur weil wir verwandt sind, du mir gegenüber sagen kannst was du willst!“, schrie sie empört. Sie hatte sich wohl vor sich selbst erschreckt, da sie nach ihrer Schimpftirade verwirrter aussah als David. Ms. Robinson war ein eigentlich sehr zurückhaltender und schüchterner Mensch Schülern gegenüber, aber wenn sie müde und überarbeitet war, wie grade jetzt, dann konnte sie energischer werden, als sie es selber für möglich hielt.

      „Und genau das ist auch der Grund, warum ich dich herbestellt habe. Ich muss mit dir etwas Wichtiges besprechen, David.“

      Sie hatte sich wieder etwas beruhigt.

      „Wenn Mom etwas will, soll sie es mir sagen und nicht an dich outsourcen. Wenn es wieder darum geht, dass ich sie zu Unrecht hasse und mich mit ihr versöhnen soll, dann bin ich hier raus.“

      Mit diesem Satz stand er auf und schnappte sich seine Tasche. Er hatte keine Lust, sich erneut der belanglosen Beschwerden von seiner Mutter hinzugeben und am Ende zu lügen, dass er es überdenken würde. Doch dieses Mal sollte das Gespräch nicht von seiner sich ständig unfair behandelt fühlenden Mutter handeln.

      „Setz dich wieder hin“, sagte sie genervt.

      Ihre Augenringe waren fast so dunkel wie der ranzige Kaffee in ihrer American Football Tasse. Sie hatte die Nacht am Tresen einer Disco mit etlichen Cocktails verbracht, welche ihr ein Typ spendiert hatte, nur um sie dann später auf der verschmutzten Clubtoilette, in welche sie sich vorher übergeben hatte, ordentlich durchzuvögeln.

      „Was soll das denn? Es ist schwachsinnig, mich wegen etwas, das außerhalb dieses Gebäudes passiert ist, hier vorzuführen!“

      „Schwachsinnig ist wie du dich ausführst, obwohl deine Mutter nicht schuld an diesem Gespräch ist!”

      Natürlich war es ihre Schuld. Sie hatte Bobby alleine gelassen. Sie hatte gewollt, dass er für immer aus ihrem Leben verschwand. Sie hatte keine Träne vergossen als er verschwunden war. Vielleicht hatte sie ihn sogar vorsätzlich verschwinden lassen. Schließlich gab es nie eine Vermisstenmeldung, geschweige denn auch nur die Idee ihn zu suchen. Als wüsste sie genau, dass es sinnlos wäre, weil er sich längst im Keller einer ihrer Stecher befand oder schon sechs Fuß unter der Erde lag.

      „Ihr liegt etwas an dir, und es macht sie traurig, dass du ihr keine Chance gibst, ihr das zu zeigen“, erklärte Ms. Robinson ihm und deutete ihm an, sich wieder zu setzen.

      David verharrte einen kurzen Moment und schnaufte tief durch. Es war tatsächlich dasselbe wie jedes Mal, dachte er. Wieso konnte diese verdammte Hure nicht einfach ihre Klappe halten und sich nicht jedes Mal von seiner Mutter beschwatzen lassen.

      „Ich sagte, wenn es wieder so ist wie immer, dann bin ich hier raus. In diesem Sinne also: Schöne Ferien Ms. Robinson, genießen Sie ihren Urlaub und passen Sie auf, dass Sie sich kein Sonnenstich beim Ficken am Strand holen.“

      „Ich bin noch nicht fertig!“, meckerte sie ihn an. Mittlerweile hatte sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle und sprach wieder so leise wie vorher.

      „Ich aber“,