Peter Simpel. Frederick Marryat Marryat. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederick Marryat Marryat
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175859
Скачать книгу
Gewande von Mufti, Zivilkleidung (anglo-indischer Offiziersausdruck). und fragte den Oberkellner, welches die beste Gelegenheit nach Schottland wäre.«

      »›Extrapost mit Vieren, mein Lord. Wann soll ich's bestellen?‹«

      »›O‹, versetzte ich, ›ich weiß noch nicht gewiß, ob ich morgen abreisen werde.‹«

      »Gerade in diesem Augenblicke trat der Hotelbesitzer mit der Morgenpost herein, machte mir eine tiefe Verbeugung, indem er auf einen Artikel hinwies, der meine Ankunft in seinem Hotel unter der Noblesse bezeichnete. Dies ärgerte mich, und da ich nun fand, wie schwierig es war, meinen Titel loszuwerden, wünschte ich sehnlichst, wieder William Chucks zu sein, wie vorher. Vor zwölf Uhr wurden drei oder vier Gentlemen in mein Zimmer geführt, welche meine Ankunft in der verdammten Morgenpost entdeckt hatten und mir ihre Ehrerbietung bezeugen wollten; ehe der Tag vorbei war, hatte ich von einem Dutzend Personen Einladung über Einladung. Ich sah ein, daß ich mich nicht zurückziehen konnte, und ging mit dem Strome, wie früher zu Gibraltar und Portsmouth. Drei Wochen lang war ich überall, und wenn ich es in Portsmouth angenehm fand, wie viel angenehmer in London? allein ich fühlte mich nicht glücklich, Herr Simpel, weil ich ein Betrüger war, der jeden Augenblick erwarten mußte, entdeckt zu werden. Doch war es wirklich etwas Hübsches, ein Lord zu sein.

      »Endlich hatte die Posse ein Ende. Einige junge Leute hatten mich in ein Spielhaus gelockt, wo sie mich zu rupfen beabsichtigten, aber in der ersten Nacht ließen sie mich, glaube ich, dreihundert Pfund gewinnen. Ich war ganz erfreut über mein gutes Glück und hatte versprochen, den nächsten Abend wieder mit ihnen zusammen zu kommen; allein als ich eben mit übereinander geschlagenen Beinen beim Frühstück saß und die Morgenpost las, – wer trat herein? – mein Onkel-Vormund. Er kannte seines Neffen Züge zu gut, um sich täuschen zu lassen, und der Umstand, daß ich ihn nicht erkannte, bewies sogleich, daß ich ein Betrüger war.

      »Erlauben Sie mir über die Scene hinweg zu eilen, welche nun folgte. – Die Wut des Onkels, die Verwirrung in dem Hotel, das Schimpfen der Aufwärter, des Polizeioffiziers, und wie ich in einer Mietkutsche nach Bowstreet geschleppt wurde. Hier wurde ich verhört und gestand alles. Der Oheim freute sich so sehr, zu finden, daß sein Neffe wirklich tot war, daß er keinen Groll gegen mich empfand, und da ich überhaupt nur einen Namen angenommen, aber niemand als den Wirt in Portsmouth betrogen hatte, so wurde ich an Bord des Lichters beim Tower geschickt, um einem Kriegsschiffe überliefert zu werden. Von meinen dreihundert Pfund, meinen Kleidern und so fort, habe ich nie mehr etwas gehört, sie wurden vermutlich von dem Hotelier für meine Rechnung in Beschlag genommen, und er muß sich sehr gut damit bezahlt gemacht haben. Ich trug zwei Ringe an meinen Fingern und eine Uhr in meiner Tasche, als ich an Bord des Lichters geschickt wurde, und verwahrte sie sehr sorgfältig. Ich hatte auch einige Pfund in meinem Beutel. Man schickte mich nach Plymouth, wo ich auf einer Fregatte Dienst nehmen mußte. Nachdem ich hier einige Zeit verweilt hatte, verwandelte ich die Uhr und die Ringe in Geld, und kaufte mir einen guten Vorrat Kleider; denn Schmutzigkeit konnte ich nicht leiden. Ich wurde für den Besanmast bestimmt, und niemand wußte, daß ich ein Lord gewesen bin.«

      »Sie fanden gewiß einen Unterschied in Ihrer Lage?«

      »Allerdings, Herr Simpel, allein ich war viel glücklicher. Ich konnte die Ladies, und die Diners, und die Oper und alle Ergötzlichkeiten Londons, nebst dem Respekt, welchen man meinem Titel zollte, nicht vergessen; allein der Polizeioffizier und Bowstreet kamen mir auch ins Gedächtnis, und ich schauderte bei der Erinnerung. Es hatte jedoch eine gute Wirkung; ich faßte den Entschluß, womöglich Offizier zu werden, lernte meinen Dienst und arbeitete mich zum Quartiermeister und von da zum Bootsmann hinauf – und ich kenne meinen Dienst, Herr Simpel. Allein für meine Thorheit habe ich seitdem stets gebüßt. Ich faßte Gedanken, die über meine Stellung im Leben hinausgehen, und kann nicht umhin, zu wünschen, daß ich ein Gentleman sein möchte. Es ist ein böses Ding für einen Mann, wenn er Ideen hat, die über seinen Stand sind.«

      »Sie mußten allerdings einen Unterschied zwischen der Londoner Gesellschaft und den Unteroffizieren finden.«

      »Es ist nun schon einige Jahre her, Sir, allein ich vermag über das Gefühl nicht Herr zu werden. Ich kann mich durchaus nicht mit ihnen befassen. Es kann jemand auch in einem niedrigen Stande die Gefühle eines Gentleman haben, aber nie kann man mit solchen Leuten, wie Herr Dispart oder Herr Muddle, dem Schiffszimmermann, auf vertrautem Fuße stehen. Sie sind zwar ganz recht in ihrer Art, Herr Simpel, aber was läßt sich von Offizieren erwarten, welche ihre Kartoffeln in einem Kohlnetze zum Sieden in den Schiffskessel hängen, während sie wissen, daß ihnen ein Dritteil eines Kochofens eingeräumt ist, um daselbst ihre Speise zu kochen?«

. .

      Ich trete den Dienst an und werde von einer alten Lady zum Gefangenen gemacht, welche nicht imstande, meine Hand zu erlangen, meinen Finger nimmt zum Andenken. – O'Brien befreit mich. – Eine Seeküste und knappes Einkommen.

      —————

      Zwei oder drei Tage nach dieser Unterhaltung mit Herrn Chucks lief der Kapitän mit der Fregatte ans Land; als wir noch fünf Meilen davon entfernt waren, entdeckten wir zwei Fahrzeuge. Wir machten mit allen Segeln Jagd darauf, und wollten ihnen die Flucht um eine Sandbank abschneiden, welche sie zu umsegeln suchten. Als sie sahen, daß sie ihr Vorhaben nicht ausführen konnten, liefen sie unter eine kleine Batterie von zwei Kanonen ans Land, und fingen an, auf uns zu feuern. Der erste Schuß, welcher durch die Masten schwirrte, hatte für mich einen schrecklichen Klang; aber die Offiziere und Matrosen lachten darüber, und ich versuchte natürlich das Nämliche, obwohl ich in der Wirklichkeit nichts zum Lachen sehen konnte. Der Kapitän befahl, die Steuerbordwache aufs Verdeck zu pfeifen und die Boote zu reinigen, damit sie zum Auslaufen bereit wären; wir ankerten nun eine Meile von der Batterie entfernt und erwiderten das Feuer. Mittlerweile lief die übrige Schiffsmannschaft aus, und es wurden hier Boote ausgesetzt, welche zum Sturm auf die Batterie bemannt und ausgerüstet waren. Ich sehnte mich sehr, ins Feuer zu kommen, und O'Brien, welcher das Kommando über den ersten Kutter hatte, erlaubte mir, mitzugehen, unter der Bedingung, daß ich mich unter den Vordersegeln verborgen halte, damit mich der Kapitän nicht sehe, ehe die Boote vom Lande abstießen.

      Ich befolgte dies und wurde nicht entdeckt. Wir segelten gerade auf die Batterie los; in weniger als zehn Minuten liefen die Boote auf den Strand und wir sprangen heraus. Die Franzosen feuerten eine Kanone auf uns ab, da wir nahe an die Küste hinfuhren, und liefen dann davon, so daß wir ohne Kampf Besitz nahmen, was, um die Wahrheit zu gestehen, mir nicht leid that, da ich mich nicht für alt oder stark genug halten konnte, um mit einem erwachsenen Mann handgemein zu werden. Nahe bei der Batterie fanden sich einige Fischerhütten, und während zwei von den Booten an Bord der Schiffe gingen, um zu sehen, ob sie wieder flott gemacht werden konnten, andere die Kanonen vernagelten und die Lafetten zerstörten, ging ich mit O'Brien zu den Hütten, um sie zu untersuchen. Sie waren von den Leuten verlassen, wie vorauszusehen war, aber es lag eine große Menge Fische darin, welche, dem Anschein nach, erst den Morgen gefangen worden waren. O'Brien wies auf eine sehr große Glattroche.

      »Alle Hagel,« rief er aus, »das ist wahrhaftig der Geist meiner Großmutter, wir müssen sie haben, wenn es auch nur wegen der Familienähnlichkeit wäre. Peter, stecke Deinen Finger in die Kieme und schleppe sie zum Boote hinab.«

      Ich konnte meinen Finger nicht in die Kieme einzwängen, und da das Tier ganz tot schien, so krümmte ich denselben in sein Maul; aber ich machte einen dummen Streich, denn das Tier war noch am Leben, und schloß sogleich seine Kinnladen, indem es meinen Finger bis aufs Bein durchbiß und ihn so fest hielt, daß ich ihn nicht zurückziehen konnte; auch war der Schmerz zu groß, als daß ich ihn mit einem Ruck herauszureißen vermochte. So war ich nun in einer Falle, und von einem Plattfische zum Gefangenen gemacht. Zum Glücke schrie ich laut genug, so daß O'Brien, welcher, mit einem großen Stockfisch unter jedem Arm, schon nahe bei den Booten war, wieder umkehrte und mir zu Hilfe kam. Zuerst