Peter Simpel. Frederick Marryat Marryat. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederick Marryat Marryat
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175859
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Ich nahm alsdann mein Strumpfband ab, band es um den Schwanz der Glattroche und zog sie nach dem Boote, welches gerade im Begriff war, abzustoßen. Die übrigen Boote hatten es unmöglich gefunden, die Schiffe flott zu machen, ohne sie auszuladen, daher wurden sie auf Befehl des Kapitäns in Brand gesteckt, und waren, ehe wir sie aus dem Gesicht verloren, schon bis zum Wasserspiegel herabgebrannt. Mein Finger war drei Wochen lang sehr schlimm, aber die Offiziere lachten sehr über mich, indem sie sagten, ich sei beinahe von einer alten Jungfer gefangen worden.

      Wir setzten unsere Fahrt der Küste entlang fort, bis wir in die Bai von Arkason einliefen, wo wir zwei oder drei Fahrzeuge wegnahmen und mehrere auf den Strand zu laufen nötigten. Hier hatten wir einen augenscheinlichen Beweis, wie wichtig es ist, daß ein Kapitän von einem Kriegsschiffe ein guter Seemann ist und sein Schiff so in der Zucht hält, daß ihm die Mannschaft strenge gehorcht. Ich hörte, nachdem die Gefahr vorüber war, die Offiziere einstimmig behaupten, nur die Geistesgegenwart, welche Kapitän Savage gezeigt, habe das Schiff mit der Mannschaft retten können. Wir hatten ein Geschwader von Fahrzeugen bis an das Ende der Bai verfolgt; der Wind wehte sehr frisch, als wir, nachdem wir sie ans Land getrieben hatten, umlegten; die Brandung am Strande war gerade damals so stark, daß die Schiffe in Stücke gehen mußten, ehe sie wieder flott gemacht werden konnten. Wir waren genötigt, die Topsegel doppelt zu reffen, sobald wir dem Winde entgegen fuhren. Das Wetter sah sehr drohend aus. Eine Stunde nachher bedeckte sich der Himmel mit einer schwarzen Wolke, welche so niedrig stand, daß sie fast unsere Mastspitze berührte; eine furchtbare See, welche wie durch Zaubergewalt sich zu erheben schien, rollte auf uns los und trieb das Schiff hart gegen eine Seeküste. Mit einbrechender Nacht wütete ein schrecklicher Sturm; das Schiff wurde durch den Druck der Segel beinahe begraben. Hätten wir offene See gehabt, so würden wir unser Sturmstagsegel beigelegt haben, aber wir mußten auf alle Gefahr hin Segel führen, um die Küste zu vermeiden. Die See brach sich, wenn wir zwischen ihren Hohlwellen lagen, über uns, und überschüttete uns mit Wasser von dem Vorderkastell bis zu den Binakeln. Sehr oft, wenn das Schiff in die Tiefe hinabstürzte, geschah es mit solcher Gewalt, daß ich wirklich glaubte, es werde durch die Heftigkeit des Stoßes entzwei gehen. Wir banden doppelte Anhalt-Taue an die Kanonen, auch wurden sie überdies mit Takelwerk versehen; denn wir legten oft so sehr an die Seite, daß die Kanonen nur durch die Anhalt-Taue und das Takelwerk gehalten wurden, und wäre eine davon los gegangen, so wäre sie gerade durch die Leeseite des Schiffes gebrochen und das Schiff wäre gescheitert. Der Kapitän, der erste Leutnant und die meisten übrigen Offiziere blieben die ganze Nacht auf dem Verdeck, und wirklich glaubte ich bei dem Heulen des Windes, bei der Gewalt des Regens, dem Überfluten der Verdecke, bei dem Arbeiten der Kettenpumpen und dem Krachen und Ächzen der Balken, daß wir unfehlbar verloren seien; ich sagte wenigstens zwölfmal während der Nacht meine Gebete her, denn es war mir unmöglich, zu Bette zu gehen. Ich hatte, oft aus Neugierde gewünscht, einen Sturm zu erleben, aber ich hielt es für keine Scene dieser Art und nicht für halb so furchtbar. Was unsere Lage noch schrecklicher machte, war, daß wir uns an einer Leeküste befanden, und die Beratungen des Kapitäns mit den Offizieren, sowie die Sehnsucht, mit welcher sie nach dem Tageslicht ausschauten, sagten uns, daß wir außer dem Sturme noch andere Gefahren zu bestehen hatten. Endlich brach der Morgen an und der Wächter auf dem Gange rief aus: »Land an der Leeseite!« Ich bemerkte, daß der Schiffsmeister, wie aus Unwillen, mit seinen Füßen gegen das Hängemattengeländer stampfte und, ohne ein Wort zu sagen, mit sehr ernsthaftem Aussehen wegging.

      »Hinauf, Herr Wilson«, sagte der Kapitän zu dem zweiten Leutnant, »und sehen Sie, wie weit das Land sich vorstreckt, und ob Sie die Spitze unterscheiden können.«

      Der zweite Leutnant stieg die Haupttakelung hinan und zeigte mit seiner Hand auf ungefähr zwei Windstriche vor dem Maste.

      »Sehen Sie zwei Hügel im Binnenlande?«

      »Ja, Sir«, versetzte der zweite Leutnant.

      »Dann ist es so«, bemerkte der Kapitän dem Schiffsmeister, »und wenn wir es umsegeln, so werden wir mehr offene See haben. Haltet den Schnabel voll und laßt ihn durchs Wasser gehen, hört Ihr, Quartiermeister?«

      »Ja, Sir.«

      »So und nicht näher, Mann. Hebt mit eine oder zwei Speichen, wenn das Schiff aufwirft; aber gebt acht, oder es nimmt Euch das Rad aus der Hand.«

      Es war in der That ein furchtbarer Anblick. Als das Schiff in der hohlen See daherfuhr, konnten wir nichts als eine stürmische Wasserwüste unterscheiden, aber wenn es auf der Spitze der ungeheuern Wogen tanzte, sah man unter sich, scheinbar ganz nahe, eine niedrige sandige Küste, mit Schaum und Brandung bedeckt.

      »Die Fregatte hält sich gut«, bemerkte der Kapitän, indem er an dem Steuerhäuschen Halt machte und auf den Kompaß schaute. »Wenn der Wind sich nicht gegen uns dreht, so können wir herumkommen.«

      Der Kapitän hatte kaum Zeit, diese Bemerkung zu machen, als die Segel sich füllten und gleich dem Donner krachten.

      »Hinauf mit dem Steuer! wie steht es, Quartiermeister?«

      »Der Wind weht uns ins Gesicht, Sir«, versetzte der Quartiermeister kaltblütig.

      Der Kapitän und der Schiffsmeister blieben an dem Steuerhäuschen, um den Kompaß zu beobachten; als die Segel sich wieder füllten, war die Fregatte um zwei Windstriche abgewichen und die Landspitze nur ein wenig an der Leeseite.

      »Wir müssen umlegen, Herr! Hand angelegt! Wendet das Schiff – fertig, he, fertig!«

      »Es kommt wieder herauf«, schrie der Schiffsmeister, welcher an dem Binnakel stand.

      »Haltet fest hier eine Minute. Wie steht nun seine Spitze?«

      »Nordnordost, wie sie war, ehe sie abwich, Sir.«

      »Pfeift zum Belegen«, sagte der Kapitän. »Falkon«, fuhr er fort, »wenn sie noch einmal abweicht, so haben wir keinen Raum zum Vieren mehr, es ist in der That so wenig Raum hier, daß ich es auf die Gefahr hin wagen muß. Welches Kabel wurde letzte Nacht aufgerollt – der beste Buganker?«

      »Ja, Sir.«

      »Dann eilen Sie hinab, und sehen Sie, daß er doppelt umschlungen und auf dreißig Faden gestoppt wird. Sehen Sie zu, daß es sorgfältig geschieht, unser Leben hängt davon ab.«

      Das Schiff hielt fortwährend seinen guten Lauf; wir waren eine halbe Meile von der Spitze entfernt und hofften zuversichtlich, sie zu umsegeln, als die nassen und schweren Segel wieder im Winde kappten und das Schiff wie vorher um zwei Striche abwich. Die Offiziere und Matrosen erblaßten, denn das Schiff ging gerade auf die Brandung los.

      »Angeluvt, so viel als möglich, Quartiermeister!« schrie der Kapitän, »die Mannschaft sogleich aufs Hinterdeck! Meine Jungen, jetzt ist keine Zeit zum Sprechen, ich will das Schiff klubholen, denn zum Vieren ist kein Raum; die einzige Möglichkeit eurer Rettung besteht darin, daß ihr kaltblütig seid, in meinen Augen lest und meine Befehle genau vollzieht. Auf eure Posten zum Schiffwenden! Den besten Buganker herbei. Herr Wilson, Sie bleiben unten mit dem Zimmermann und seinem Gehilfen, und sind bereit, sogleich das Tau zu kappen, wenn ich den Befehl gebe. Alles still vorn wie hinten! Quartiermeister, haltet das Schiff voll für die Stagsegel. Laßt das Steuer nach, wenn ich es sage.«

      Ungefähr eine Minute verging, ehe der Kapitän weitere Befehle gab. Das Schiff hatte sich ungefähr eine Viertelmeile dem Strande genähert, die Wogen umschäumten und berührten uns, indem sie uns der Küste zuführten, welche eine zusammenhängende Oberfläche von Schaum darstellte, und sich ungefähr eine halbe Kabellänge von unserem Standorte erstreckte, bis zu welcher Entfernung die ungeheuren Wogen sich auftürmten und mit Donnergeräusch niederfielen. Der Kapitän winkte dem Quartiermeister am Rade schweigend mit der Hand, und das Steuerruder wurde niedergelassen. Das Schiff wandte sich langsam dem Winde zu, und stürzte, sobald man die Segel luvwärts brasste. Als es seinen Weg verloren hatte, gab der Kapitän Befehl: »den Anker los! wir wollen alle auf einmal ziehen, Herr Falkon.«

      Kein Wort wurde gesprochen, die Matrosen gingen an die Vorderbrassen, welche nicht bemannt waren; die meisten derselben wußten (was bei mir nicht der Fall war), daß, wenn das Schiff sich nicht anders wende, wir in einer halben