Das Lachen der Sonne. Dennis Klofta. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Klofta
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754173930
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hast, dass das Meer«, er stoppte und führte den Gedanken nicht weiter aus, »Und ich dachte, betrunken geht das bestimmt besser als nüchtern. Können ja nicht alle so durch sein wie du.«

      »Was bei dem Sturm etwa?«

      »Na du warst doch so fasziniert vom wild tobenden Meer«, er lachte, »oder weißt du das etwa nicht mehr?«

      Verwirrt schaute er ihn an. Er hatte recht, er hatte nur noch verschwommene Bilder in seinem Kopf.

      »Naja, am Morgen hatte es aufgeklart.« Er grinste immer noch. Er wusste, dass er keine Erinnerung mehr hatte.

      »Aha. Und? Hast du erlebt, was du erleben wolltest?« Müde und genervt schaute er über die Reling aufs Meer.

      »Als ich an Deck stieg, sah ich ein in Gold getauchtes Meer, an dessen Ende ein roter Feuerball das Meer in Flammen setzte und als mich diese mystische Stimmung zutiefst berührt hatte,«, er setzte eine dramatische Pause an, »hat mir eine Scheiß Möwe auf den Kopf geschissen.« Jetzt konnte er sein Lachen nicht mehr unterdrücken, laut spuckend brach es aus ihm hervor. Zu schlecht war der Versuch gewesen seine Sprache zu imitieren und ihn damit aufzuziehen.

      Zufrieden stieg er mit ins Lachen ein. »Na dann hast du's ja verstanden.«

      »Ne, nicht wirklich.«

      Erst jetzt merkte er, dass sein Kopf gar nicht mehr schmerzte. Was auch immer er ihm gegeben hatte, es wirkte und das schnell. Ganz ruhig atmete er jetzt ein und aus. Sein Brustkorb senkte sich sanft auf und ab. Die salzige Luft in seiner Lunge half seinen Magen zu beruhigen. Er lächelte, schloss seine Augen und schaute in die warme Sonne.

      »Was machen wir eigentlich hier?«, platze es plötzlich aus ihm heraus.

      »Wie? Also ich bin hier um zu arbeiten. Was du hier machst, keine Ahnung, aber an der Arbeit scheint es auf jeden Fall nicht zu liegen.«

      »Haha, was machen wir jetzt hier auf dem Deck?«

      »Pff – keine Ahnung – uns vor der Arbeit drücken.«

      »Was?! Du willst mich verarschen oder?«

      Er lachte. »Ne warum? – ich hab noch frei, was mit dir ist, weiß ich nicht.«

      »Was? – und dann laberst du mich hier voll, du Arsch –«

      Er schubste ihn zur Seite und rannte zur Tür … während diese hinter ihm zu fiel, hörte er noch ein lautes Lachen. Er stoppte. Wohin lief er eigentlich? – oder besser: Wohin musste er eigentlich laufen?

      ›Warte, was haben wir heute, Dienstag? Mittwoch? Oder doch erst Montag? Ach Scheiße!‹ Er hatte die Zeit verloren. ›Moment, gestern sind wir im Hafen eingelaufen,‹, war das wirklich erst gestern, es schien viel weiter weg zu liegen, ›das heißt heute müsste frei sein – oder zumindest – – – .‹

      Langsam drehte er sich um und drückte die Tür wieder auf.

      »Du Arsch!«

      Beide lachten.

      Dann trat eine ruhige und entspannte Stille ein. Beide schauten, nebeneinander stehend, die Arme übers Geländer gelehnt, aufs Meer hinaus.

      Dann drehte er sich plötzlich wieder hektisch um und rannte erneut auf die Tür zu. Er wusste, was er tun musste. Sein Traum war nur eine Ahnung und nicht die Tat gewesen. Ohne zu zögern lief er den Flur entlang, stieg die Treppe hinauf und lief geradenwegs auf eine Tür zu. Verwirrt schaute er in den Raum hinein, drehte seinen Kopf hektisch suchend hin und her. Im Raum standen zwei Männer vor einem regelmäßig piependen Monitor. Beiden starrten ihn verwundert an. Doch sein Blick fuhr einfach an beiden vorbei und schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Er überging sie einfach, als wären sie bloß ein weiterer Teil des Equipments. Dann hielt er kurz inne und schaute sie an.

      »Haeh« Er holte zum Sprechen aus, stoppte aber sofort wieder, schüttelte seinen Kopf und schloss die Tür. Mit leerem Blick starrte er auf die weiße Fläche. Sie war nicht da. Dann drehte er sich um und ging – weiter in die Leere starrend. Er hatte ein klares Ziel vor seinen Augen, nur wusste er nicht, wo es lag. Ohne konkreten Plan ging er einfach weiter, stieg die Treppe wieder hinunter und folge ihr weiter nach unten. ›Am sinnvollsten‹, dachte er, ›wäre es die Treppe einfach als Ausgangspunkt zu nehmen und eine Etage nach der Anderen abzusuchen‹, dass diese Idee Stunden benötigen würde und auch einfach nur verrückt war, kam ihm dabei natürlich nicht in den Sinn.

      Es war dunkel. Das einzige Licht, das den gesamten Flur beleuchtete, war ein viel zu dunkler Bewegungsmelder. »Ding!« Kaum hatte er die letzte Stufe betreten, sprang dieser an. Er stoppte. Das plötzliche Geräusch und das damit verbundene Aufleuchten des Lichts hatten ihn aus seinem Konzept gebracht. Unerwartet hob ihn das Licht aus der Dunkelheit empor, machte ihn durch seinen eigenen Schatten für ihn selbst sichtbar. Er stieg die letzte Stufe herunter und schaute den dunklen Flur entlang. Kein Licht, kein Ton, nur das leise Summen von arbeitenden Maschinen, die unsichtbar hinter verschlossenen Türen lagen. Unsicher setzte er seinen Weg fort. »Ding!« Das nächste Licht sprang an. Wieder stoppte er, dieses Mal erschrocken von dem ungewöhnlich lauten Geräusch – macht Licht überhaupt Geräusche? – Er ging weiter. »Ding!« Alle fünf Meter setzte ein neuer Bewegungsmelder ein und beleuchtete ein kleines Stück vom Flur, dessen Ende sich weiterhin in der Dunkelheit versteckte. »Ding!« Langsam wurde er schneller. »Ding!« Anstatt bei jedem neuem Licht stehen zu bleiben, begann er zu laufen. »Ding!« »Ding!« »Ding!« Seine Stimmung hatte sich rasend schnell verändert, sein verrückter Gedanke, sie zu finden, war von einem panischen Verfolgungswahn verdrängt worden. Rote Steine hingen an der Wand, bedeckten den Flur – oder wirkten sie nur im dunklem Licht wie rote Steine? »Ding!« Immer wieder durchbrach eine weiße Tür die roten Wände, auf die sofort sein Schatten geworfen wurde. »Ding!« Es schien egal zu sein, wo er gerade stand, ob in der Mitte des Flurs oder mit dem Rücken zur Wand, immer fiel sein Schatten genau auf die kleine weiße Fläche und starrte ihn an. »Ding!« Selbst das leise, kaum hörbare Summen der Maschinen wurde nun immer lauter. Warum waren hier eigentlich keine Menschen? »Ding!« Hektisch blickte er über seinen Rücken. »Ding!« »Ding!« Dann hielt ihn nichts mehr. Panisch rannte er los, überholte die Bewegungsmelder und stolperte blind in die Dunkelheit hinein. »Ding!« »Ding!« »Ding!« »Ding!« Als würde er versuchen vor dem Licht zu fliehen. »Ding!« »Ding!« Das Licht musste sich beeilen, um ihn zu folgen. »Ding!« Sein Atem wurde schwerer. Er hatte das Gefühl als wäre seine Lunge voller Wolle, als würde er ganz langsam ersticken. Schweiß lief ihn von der Stirn, am Auge vorbei, das Gesicht hinunter. Hatte der Flur denn gar kein Ende? »Ding!« »Ding!« Mit jeden Schritt fiel ihm das Atmen schwerer. »Ding!« »Ding!« »Ding!« Dann brach er völlig erschöpft zusammen. Heftig keuchend, kniete er auf allen Vieren. Schweiß tropfte von seinem Kinn auf den Boden. »Ding!« Es hatte ihn eingeholt. Stark hob sich seine Brust, im gleichen Takt senkte sich sein Rücken. Langsam hob er seinen Kopf, der steif in seinem Nacken stockte. Vor ihm lag eine Tür. Ohne Schatten. Matt dämmerte eine kleine Lampe über ihr, dort, wo eigentlich eine Notausgangsleuchte sein müsste – doch auf einem Schiff gibt es keinen Notausgang. Dumpf beleuchtete sie das lackfarbene Rot der Tür. Dicke längst erfrorene Fäden hingen an ihr herunter. Kein Ton schallte aus ihr heraus. Wie hypnotisiert von ihr, vergaß er den Lärm, der durch all die anderen Türen hindurch hämmerte. Ihre Stille verdrängte den Lärm aus seinen Ohren. Auf Knien starrte er sie mit großen Augen an. Ohne seinen Blick von ihr abzuwenden, – als wenn er Angst hatte, dass sie verschwinden könnte, wenn er einmal blinzeln würde – stand er ganz langsam auf. Steif wie eine Puppe, setzte er einen Fuß vor den Anderen, fiel dabei leicht zur Seite, dass sein Arm ganz automatisch zum Boden griff und ihn wie eine Krücke stütze, bis sein Bein gebeugt vor ihm stand und seinen gesamten Körper empor drückte. Leicht schräg kam er zum Stehen. Immer noch steif, streckte er langsam seinen Arm nach der Tür aus. Wie in Zeitlupe verschwand die Bewegung aus seinem Ellenbogen und als würde sie von der Tür gezogen, folgte seine Schulter dem Arm nach, bis seine Hand den schwarzen Griff berührte und seine Finger krampfhaft das harte schwarze Plastik umschlossen. Der nasse Schweiß seiner Finger ließ ihn noch fester zugreifen. Zitternd drückte er die Klinke herunter. Dann Riss er die Tür mit einem starken Schwung auf –

      Vorsichtig,