Die Suche nach dem ICH. Stefan Kleine Wolter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Kleine Wolter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753129464
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nicht mehr wirklich menschlich.

      Bin jetzt fast 3 Wochen krankgeschrieben.

      Und es werden weitere Wochen folgen.

      „Nimm Dir alle Zeit, die Du brauchst, damit Du bis Weihnachten wieder fit bist“.

      Aus einem kleinen „kannst Du mal eben schauen, wir kommen da nicht so einfach weiter?“

      in der ersten Woche, wurden das dann 2 bis 3 Stunden jeden Tag.

      Immer wieder: „wäre schön, wenn Du noch eben das machen könntest“

      Oder „kannst Du nächste Woche mal eben den Auftrag abarbeiten?“ (4 Tage á 8 Std. angeboten)

      Kurz danach eine Nachricht, in der mir erklärt wird, das es den andern beiden jeden Tag bewusst wird, wie sehr ich fehle, sie mir damit aber keinen Druck machen wollen.

      O.k., ich bin Programmierer und kann alles auch von zu Hause machen.

      Aber ist das ein Grund die ganze Hand zu nehmen, wenn ich den kleinen Finger reiche?

      Ist das ein Grund, mir die Chance, meinem Kampf zu gewinnen, zunehmen?

      Nein, ich … ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt.

      Ich fühle mich bereits zerquetscht. :-(

      Solange ich funktioniere,

      solange ich wie ein Fähnchen in dieselbe Richtung wehe,

      solange ich keine eigene Gedanken und Meinungen habe

      solange bin ich gut

      solange werde ich unterstützt.

      In der Familie, in der Firma, in der Gesellschaft.

      Und wenn wieder mal jemand seinen Kampf verliert,

      sind alle total geschockt,

      Der war doch sooo stark, die armen Angehörigen.

      Wie kann man ihnen so etwas antun?“

      Hass

      I hate my feelings!

      Ich hasse meine Gefühle, gerade jetzt wieder.

      Dieses Schuldgefühl macht mich noch ganz verrückt.

      Oder bin ich das schon?

      Es war eigentlich ein ganz guter Tag.

      Habe meine Tochter mit ihrem Freund zum Flughafen gebracht.

      Was ist daran so schlimm, dass ich jetzt wieder dieses Schuldgefühl habe?

      Dieses entsetzlich starke Schuldgefühl.

      Auch auf der Fahrt lief alles ruhig.

      Ich war ruhig und gelassen.

      Wir waren pünktlich am Flughafen.

      Also alles perfekt.

      Warum kommt dann dieses Gefühl?

      Warum?

      Hausarzt

      War heute wieder beim Doc (Hausarzt) Krankschreibung lief aus.

      Er hatte den Bericht meiner Psychiaterin schon erhalten.

      Keine Frage mehr, ob ich eventuell doch wieder arbeiten könnte.

      Gut, brauche es also nicht noch mal alles erklären.

      Krankschreibung ausgefüllt, unterschrieben, fertig.

      Jeder Arzt muss dann ja noch seine Kenntnisse zur Behandlung als Tipps zum Besten geben.

      Also eigentlich nur, dass ich das tun soll, was ich schon tue.

      Therapie, bewegen, bla bla bla. Nichts Neues.

      Dann: „Sie müssen sich erst einmal klar machen, was Ihr Ziel ist“.

      Hä?

      Beinahe hätte ich echt gesagt: „Hä?“

      Das hat mir bisher noch niemand gesagt.

      Weder in der Reha noch die Psychiaterin noch meine Therapeutin.

      Teilziele setzen, kenne ich.

      Das Ziel der Therapie steht doch schon von Anfang an fest.

      Bin fast drei Jahre beim ihm wegen den Depressionen in Behandlung.

      Nach kurzem Zögern sagte ich ihm, dass ich möchte, dass das alles aufhört.

      „Gut“ meinte er, darauf sollte ich hinarbeiten.

      Meine Gedanken: Oh, mal ein ganz neuer Ansatz.

      Na ja, ist halt nicht jeder ein Fachmann.

      So können sogar Halbgötter in Weiß bei einer ernsten Sache noch zur Erheiterung beitragen.

      Auch ein Aspekt, öfter mal wieder zu lachen.

      Anhalten

      Bitte mal kurz die Welt anhalten.

      Nur für einen Augenblick.

      Möchte aussteigen.

      Bin fertig mit hoffen.

      …

      Wollte Liebe, war für mich aber nichts mehr übrig.

      Wollte Anerkennung, bekam Zurückweisung.

      Habe anderen die Hand gereicht, bekam selbst keine.

      War um das Wohl anderen besorgt. Um meins niemand.

      Habe Depressionen.

      Hatte Freunde, alle weg.

      Kämpfe um Verständnis, zu viel verlangt, muss funktionieren.

      …

      Habe fertig.

      Gefühle

      Gefühle intensiv wie nie!

      Habe in den letzten Tagen irgendwo den Begriff „Gefühlskirmes“ gelesen.

      Das ist der richtige Ausdruck für meine derzeitigen Gefühle.

      Für die Guten wie die Schlechten.

      Grell und hektisch.

      Intensiv und ungewohnt.

      Abrupt von Hü nach Hott.

      Abrupt von „ja, ich lebe“ nach „warum eigentlich noch?“

      Keine Zeit zum Einordnen, schon wieder weg, schon wieder andere.

      Sie scheinen zu schreien:

      „Zusteigen, dabei sein, die nächste Fahrt geht rückwärts“,

      „Komm‘ se näher, komm‘ se ran, hier werden ‘se genauso beschissen wie neben an.“

      Immer in Bewegung, immer mal was Neues.

      Bin ich noch ich?

      Oder bin ich jetzt endlich ich?

      Bin nicht da

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      Zweideutig

      Und plötzlich haben so banale Sätze wie:

      „Ich geh dann mal“

      „Ich nehme den nächsten Zug“...

      eine ganz andere Bedeutung.

      November

      Allein, allein.