Die Suche nach dem ICH. Stefan Kleine Wolter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Kleine Wolter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753129464
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      Vertrauen

      Vertraue nicht den Menschen,

      die ständig versprechen zu helfen.

      Vertraue den Menschen,

      die helfen, ohne zu versprechen.

      Schlafen

      Jetzt ist es wieder Zeit zu schlafen.

      Ich bringe meine Lieben ins Bett.

      Zuerst den kleinen Tinnitus – gute Nacht Tinnitus.

      Dann die Gedanken – gute Nacht Gedanken.

      In der Zwischenzeit ist der Tinnitus wieder aufgestanden.

      Also noch mal – gute Nacht Tinnitus.

      Ey Gedanken, warum seit ihr denn schon wieder da?

      Ab ins Bett...

      Gott sei Dank geschafft.

      Jetzt nur noch die Tränen,

      dann kann ich auch ins Bett.

      Gute Nacht Tränen.

      Ich lege mich hin und mache meine Augen zu.

      Endlich denke ich. Endlich Ruh‘.

      „Wir können nicht schlafen“...

      Alle stehen neben mir. Hellwach.

      Okay, kommt halt wieder zu mir.

      Machen wir eben wieder die Nacht durch.

      Bis morgen.

      Bettzeit

      So, Bettzeit.

      Zeit um den Tag Revue passieren zu lassen.

      Fing eigentlich so ... naja, kacke an.

      Aufstehen, frühstücken, war noch recht gut.

      Klamotten raus suchen.

      Scheiße, wird warm heute.

      Kurze Ärmel? Nee.

      Meine Frau versteht es nicht.

      Mir kommen die ersten Tränen.

      „Was ist?“

      „Zu viele Kratzer auf dem linken Unterarm.“ erkläre ich.

      Verständnislosigkeit in ihrem Gesicht.

      Meine Tränen laufen weiter. Ich zeige ihr meinen Arm.

      Sie ist geschockt.

      Logisch.

      „Warum?“

      Stille.

      Tränen.

      Habe den ganzen Tag überlegt, ob es richtig war.

      Es war richtig.

      Irgendwann hätte ich es nicht mehr verstecken können.

      „Wie kann ich Dir helfen?“

      Bleib einfach bei mir, verlass mich nicht.

      „Ok. Gerne“

      Irgendwie bin ich erleichtert.

      „Möchtest Du drüber reden?“

      Ich kann nicht.

      Autofahrt

      Musste heute Morgen wieder mal eine etwas längere Strecke mit dem Auto fahren.

      Eigentlich liebe ich Auto fahren,

      schnell und ruhig,

      war immer mein Ding.

      Ohne Hektik,

      ohne Stress,

      ohne drängeln,

      aber schnell.

      Heute Morgen war es Stress pur.

      Alle gingen mir auf den Keks.

      Alle!

      Am liebsten hätte ich alle einfach weggeschubst.

      Am liebsten hätte ich eine Vollbremsung gemacht

      mitten auf der Autobahn

      austeigen,

      wegrennen,

      irgendwo auf einen Wiese hocken

      die Tränen laufen lassen.

      Geht natürlich nicht.

      (warum eigentlich nicht? macht doch eh fast jeder was er will, naja.)

      Bin dann doch heile am Ziel angekommen.

      Warum regt mich sowas plötzlich so auf?

      Warum macht es keinen Spaß mehr?

      Warum werde ich aggressiv? war ich doch sonst eigentlich nie?

      Warum stehe ich morgens eigentlich noch auf?

      Erholung

      Es sollte ein ruhiger Abend werden

      Entspannung pur,

      Sauna, ausruhen, abschalten,

      kaum liege ich und schließe die Augen,

      taucht SIE auch schon wieder auf,

      nebulös und grinsend,

      einen kurzen Moment wollte ich wieder verzweifeln,

      riss mach aber zusammen,

      und schrie IHR stumm entgegen:

      „komm doch, komm her und sag‘s mir.

      Sag mir dass ich böse bin, dass ich ein Versager bin“.

      So schnell wie SIE auftauchte war SIE wieder weg.

      Ich war stolz auf mich. Ein tolles Gefühl.

      Aber ..., zu früh gefreut.

      Dann kam es wieder,

      das Gefühl der Schuld,

      das Gefühl der Getriebenheit.

      So muss sich jemand fühlen, der versehentlich z.B. einen Mord begangen hat und Angst hat, dass es rauskommt.

      Hinter jeder Ecke lauert jemand,

      der ihn erwischen könnte.

      Alle sehen ihn an, als wüssten sie es.

      ...

      Da will man sich mal was Gutes tun,

      sich entspannen und erholen,

      und was wird es?

      Ein Abend für‘n Arsch!

      Ich will nur noch nach Hause.

      In die sicheren 4 Wände.

      Wo mich niemand findet.

      Ich hasse mich,

      hasse meine Krankheit und hasse SIE.

      DU!

      Du, der du urteilst.

      Du, der du sagst „reiß dich mal zusammen“.

      Du, der du sagst „Schultern hoch“.

      Du, der du auch mal traurig bist.

      Du, der du sagst „Alles wird gut“.

      Du, der du auch mal schlecht geträumt hast.

      Du