Ausgang
Wo bitte geht‘s zum Ausgang?
Ich hab genug!
Notbremse
Vor acht Wochen endeten meine sechs Wochen Reha.
Das waren sechs Wochen in einer sicheren Welt.
Das waren sechs Wochen Verständnis von anderen.
Das waren sechs Wochen kein Stress.
Das waren sechs Wochen ohne Leistungsdruck.
Dann die Aussetzung zurück in die freie Wildbahn.
Das waren drei Wochen Euphorie.
Das waren fünf Wochen Resignation.
Das waren acht Wochen extremer Leistungsdruck.
Das waren acht Wochen mit vielen verständnislosen Menschen.
Das waren acht Wochen mit Versuchen erlerntes umzusetzen.
Das waren acht Wochen Misserfolge.
Das waren acht Wochen reichlich Stress.
Eben war ich wieder eine Stunde bei meiner Therapeutin.
Ihr Fazit: Es wird Zeit die Notbremse zu ziehen.
Es wird Zeit wieder mehr an mich zu denken.
Es wird Zeit dem Leistungsdruck eine Weile zu entgehen.
Es wird Zeit wieder Halt unter den Füßen zu bekommen.
Habe mich noch nie so nach einer Krankschreibung gesehnt.
Habe mich noch nie so an einem winzigen Funken Hoffnung geklammert.
Hoffentlich teilt mein Hausarzt die Meinung meiner Therapeutin.
Hoffnung
Ist wie eine Fata Morgana,
immer wieder taucht sie auf,
immer wieder scheint sie mich zu rufen,
immer wieder glitzert sie in der Sonne.
Doch,
je mehr ich ihr entgegenkomme,
desto weiter scheint sie sich zu entfernen.
Je fester ich sie halte,
desto mehr rinnt sie mir aus den Händen.
Hoffnung?
Gibt es sie wirklich?
Oktober
Gekämpft
Mittlerweile bin ich am Ende meiner Kräfte angelangt.
Ich habe gekämpft:
• für meine Eltern und Geschwister.
• um meine Eltern und Geschwister .
• gegen meine Eltern und Geschwister.
• gegen meine Gefühle.
• gegen meine Gedanken.
• um meine Arbeit.
• um einen Platz bei einem Psychotherapeuten.
• um eine Reha.
• für meine Ziele.
• für Verständnis.
• gegen meine Depression.
Habe ich etwas erreicht?
Ein wenig schon.
Einige Kämpfe habe ich verloren, einige gewonnen.
Vor allem habe ich aber die erste Runde gegen die Depression haushoch verloren.
Mein Arzt hat mich heute Nachmittag für ein paar Wochen vom Platz gewiesen.
Eines habe ich aber auch geschafft,
habe mich von einer mittelgradigen zur schweren Episode hochgeschossen.
„Na also, ein bisschen was kannste also doch noch“.
Wobei wir wieder beim Thema „Hoffnung“ wären.
Gute Nacht.
Krankgeschrieben
Seit Dienstagnachmittag nun bin ich krankgeschrieben.
Es fühlt falsch an.
Nach Versager.
Heute bin ich das erste Mal allein mit unserem Hund.
Alle anderen sind arbeiten.
Das Aufstehen hat dann um 10:45 Uhr schon mal klappt.
Gut, dass unser Hund kein Frühaufsteher ist.
Nach dem Frühstück richtig angezogen, Hund an die Leine und Gassi gehen.
Unterwegs: „‘ne Tasse Kaffee wäre nicht schlecht“.
Ja!
Nein, die vielen Menschen!?
Doch!
Nein, wenn du dann DIE triffst? Scheiß egal, ich mach’s.
Mit Herzklopfen und fast nass geschwitzt, nicht von dem anstrengenden Weg,
sitzen wir jetzt im Bistro.
In einer Ecke mit Kaffee und Leckerchen für meinen Hund.
Ist doch gut, wenn man(n) eine große starke Hündin dabei hat.
Ein toller Start in den Tag.
Gedankenkarussell
Mir wird ganz schwindelig,
es dreht sich unaufhörlich,
viel zu schnell,
mal links, mal rechts herum,
ohne Pause,
ohne Halt.
Keine Chance, auszusteigen,
keine Chance, es anzuhalten,
niemand hilft mir hier raus,
niemand hält es an.
Es ist zu schnell,
das Karussell,
der Gefühle und Gedanken.
W-Tag
Heute ist wieder so ein verdammter W-Tag.
Was - Warum - Wieso -
Was habe ich Euch getan?
Warum habt ihr mich so behandelt?
Warum waren die anderen wichtiger?
Wieso durfte ich mein Glück und Leid nicht teilen?
Warum habt ihr mir nie zugehört?
Warum wolltet ihr mich nie verstehen?
Wieso wurde ich ständig belogen?
Wann begreift ihr das endlich?
Was geht eigentlich in euren Köpfen vor?
Wie lange soll das noch weiter gehen.
Warum bin ich eigentlich noch hier?
Warum