Die Suche nach dem ICH. Stefan Kleine Wolter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Kleine Wolter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753129464
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und zu Hause.

      Psychisch krank.

      Hoch ansteckend.

      Konversationsunfähig.

      Das ist wahrscheinlich die Meinung alle „Freunde“ und Bekannten.

      Niemand, wirklich niemand hat sich mal gemeldet.

      Absolut niemand.

      Ist ja auch nicht einfach,

      kann man sich mit einem Depressiven überhaupt unterhalten?

      Mit jemanden, der eine Wortfindungsstörung hat?

      Wenn von den „Freunden“ und „Bekannten“ sich mal

      jemand einen Knochen gebrochen hat, oder operiert wurde,

      strömen „alle“ hin.

      „Oh der/die Arme!“

      Ich habe nicht mal ‘ne SMS,

      ‘ne Nachricht per WhatsApp oder

      sonst irgendwas bekommen.

      Bin ich überhaupt noch existent?

      Oder schon aus den Kontakten gelöscht?

      Lebe ich überhaupt noch in der Realität

      oder nur noch in meinen Träumen, meinen Albträumen?

      Ich weiß es nicht.

      Ach ja, hab’s vergessen.

      Ich muss mich ja melden, wenn ich mal jemanden brauche.

      In den Urlaub schicken

      Ich würde mich gerne mal ein paar Tage in den Urlaub schicken.

      Nicht mich komplett.

      Nur den Teil von mir, der den anderen Teil nicht in Ruhe lässt.

      Den Teil, der sich immer den Kopf zerbricht.

      Den Teil, der mich nachts nicht schlafen lässt.

      Den Teil, der mir nachts diese grässlichen Filme zeigt.

      Den Teil, der mir immer Vorwürfe macht.

      Den Teil, der ständig zweifelt.

      Ein paar Tage nur, damit der andere Teil sich einmal etwas ausruhen kann.

      Ein paar Tage nur, damit der Teil sich entspannen kann und nicht mehr so nervt.

      Ein paar Tage nur, damit ich mal ausschlafen kann.

      Ein paar Tage nur, damit ich mal wieder lachen kann.

      Ich würde so gerne mal.

      Bis dann

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      Meine Motivation,

      meine Konzentration,

      meine Kraft,

      meine Freude,

      mein Mut,

      haben sich verabschiedet.

      Sie sagten „Tschüss, bis dann!“,

      sie gingen, ohne zu fragen,

      sie gingen, ohne zu sagen wohin,

      ohne zu sagen, wie lange.

      Wo soll ich suchen?

      Wann kommen sie zurück?

      Wie kommen sie zurück?

      Kommen sie zurück?

      Falsche Maske

      Ein Freund zu mir:

      „Siehst gut aus heute, geht’s Dir langsam wieder besser?“

      <Hää? Wie bitte?>

      Mein Hausarzt zu meiner Frau:

      „Wie geht‘s Ihrem Mann? Man sieht ihm seine Depression ja gar nicht an!“

      <Hää? Wie bitte?>

      …

      Sollte ich vielleicht doch keine Maske aufsetzten, wenn ich das Haus verlasse?

      Oder muss ich mir meine Krankheit statt auf dem Arm auf die Stirn ritzen?

      Wenn schon Menschen, die mich kennen,

      die mich angeblich so gut verstehen,

      und sich angeblich mit der Krankheit gut auskennen,

      solche Fragen stellen,

      kann man ja von der Allgemeinheit eigentlich gar kein Verständnis erwarten.

      Oder?

      R.I.P.

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      Auf der Suche nach dem ICH.

      in den letzten Wochen hatte ich sehr viel Zeit

      viel Zeit zum Nachdenken

      viel Zeit zum Grübeln

      viel Zeit zum Zweifeln

      viel Zeit zum Suchen

      viel Zeit um mich selbst zu suchen!

      Nein, ich habe mich noch nicht gefunden.

      Aber ein paar Hinweise habe ich gefunden:

      - Verloren habe ich mich eigentlich schon als Jugendlicher

      - habe nicht aufgepasst als meine Umwelt mich von mir getrennt hat

      - habe nicht nach meinen Bedürfnissen gesehen, weil es falsch war, weil die der Anderen vorgingen

      - habe mich immer der Umwelt angepasst, und mich selbst so aus den Augen verloren

      - war wie ein Fähnchen im Wind, weil es so verlangt wurde

      - bin falsch abgebogen, weil alle es erwartet haben

      - irgendwann war der Weg zu mir abgeschnitten, unwegsam, zu gewuchert, weil er nicht genutzt wurde.

      Was ich aber gefunden habe, ist eine Erkenntnis:

      - ICH bin nicht mehr ICH –

      Und die, die MICH von MIR getrennt haben, habe ICH alle mittlerweile, Gott sei Dank, verlassen

      Aber wer bin ICH?

      Wo bin ICH?

      Werde ICH den Weg zu MIR wieder finden?

      Werde ICH irgendwann zu MIR selbst finden?

      Bevor es zu spät ist?

      Im Moment drehe ich mich jedenfalls noch im Kreis

      im Kreis ohne Ausfahrt.

      Depressionen

      Depressionen sind eine klasse Krankheit

      man kann zuhause bleiben solange man will

      man kann machen was man will

      beantwortet den Kollegen jeden Tag mal eben so 2 oder 3 Fragen

      kann ins Café gehen

      kann in der Stadt bummeln und shoppen

      kann den ganzen Tag fern sehen

      macht mal eben den Garten fertig

      darf sich wochenlang mit seine Hobbys beschäftigen

      und, und, und

      ...

      geht Euch allen doch sicherlich