Geliebter Prinz. Billy Remie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Billy Remie
Издательство: Bookwire
Серия: Legenden aus Nohva 1
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738073348
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murmelte murrend: »Und Ihr Euch zu wenig.«

      Es gab da jemand auf der Schwarzfelsburg, dem er lieber nicht begegnen würde. Die Erinnerung an jene Person, schnürte ihm die Kehle zu, und Melancholie legte sich wie ein schwerer Mantel über seine Schultern.

      Sie führten ihre Pferde an den Zügeln durch den Wald, bis sich vor ihnen plötzlich die riesige Mauer auftat. Sie banden ihre Pferde fest, damit sie sie bei einer möglichen, nicht eingeplanten Flucht nicht erst suchen mussten.

      Geduckt folgte Desiderius Bellzazar ins Unterholz. Von dort aus spähte er vorsichtig die gewaltige Mauer hinauf, nur um festzustellen, dass sie nicht bemannt war. An einigen Stellen war sie rissig und sogar halb eingestürzt.

      Fragend sah Desiderius Bellzazar von der Seite an.

      Leise erklärte der Halbgott: »Die Burg ist nur teilweise bewohnt. Diese Seite hier ist eine Ruine, ein ehemaliges Kerkerabteil. Seht Ihr die Tür dort?«

      Desiderius folgte dem Fingerzeig und erblickte eine einsame Tür in der Mauer. Sie war massiv und wirkte einbruchssicher. Er nickte.

      »Sie wird verschlossen sein, aber ich kann sie von innen für Euch öffnen. Durch die Ruine gelangen wir in den Kerker der Festung. Er ist nicht groß, deshalb besteht dort die größte Gefahr, entdeckt zu werden.«

      »Und wie wollt Ihr die Tür öffnen?«, fragte Desiderius irritiert. »Wie wollt Ihr hineingelangen?«

      Bellzazar grinste ihm ins Gesicht. »Ich mag Euch, deshalb möchte ich Euch jetzt einen Rat geben, den ich noch nie jemandem gegeben habe.«

      »Welchen Rat?«, seufzte Desiderius ungeduldig.

      Mit einem bösartigen Funkeln in den Augen flüsterte Bellzazar: »Ich bin zwar zur Hälfte ein Gott, vergesst aber niemals, dass ich auch zur Hälfte ein Dämon bin!«

      Und plötzlich war er verschwunden. Von einem auf den nächsten Moment hatte sich seine Gestalt aufgelöst.

      Sprachlos starrte Desiderius den schwarzen Nebel an, der geblieben war und sich langsam verzog, wie Rauch einer ausgeblasenen Kerze.

      »Verdammt, was… ?« Irritiert drehte sich Desiderius in geduckter Haltung um sich selbst. Er konnte nicht glauben, was geschehen war. Passierte es wirklich oder war er in einer Art Fiebertraum gefangen? War er wohlmöglich in der Nacht krank geworden und noch gar nicht erwacht? Nicht einmal Hexen schafften es, sich einfach in Luft aufzulösen.

      Nein ... Nein ... Das konnte nicht stimmen. Es wollte nicht in Desiderius’ Kopf. Er musste sich das eingebildet haben.

      Noch bevor sein Verstand überhaupt verarbeitet hatte, was gerade vor seinen ungläubigen Augen geschehen war, ertönte ein Pfiff.

      Sein Kopf flog herum und ihm fielen fast die Augen heraus, als er Bellzazar lässig im Rahmen der offenen Tür lehnen sah.

      Wie hatte er das gemacht?

      Grinsend zuckte Bellzazar mit der Schulter.

      Es dauerte einen Moment, bis Desiderius sich einigermaßen gefangen hatte, um zu ihm hinüber zu huschen.

      Kopfschüttelnd ging er an Bellzazar vorbei und betrat das feuchte Innere einer halbeingestürzten Burgruine. Der ehemalige Kerker stand teilweiße unter Wasser, das so kalt war, dass ihm die Füße in den Stiefeln gefroren.

      »Wenn Ihr solche ... Tricks auf Lager habt«, zischte Desiderius dem Wesen zu, »wäret Ihr nicht besser ohne mich dran?«

      »Ich reise nicht gern allein«, scherzte der Halbgott.

      Desiderius fuhr zu ihm herum und warnte: »Tut das nicht noch mal!«

      »Fürchtet Ihr Euch so sehr vor Magie?« Bellzazar grinste erheitert.

      Da es stimmte und er darauf nichts zu erwidern hatte, wandte sich Desiderius verärgert ab und folgte dem einzigen Weg durch die Ruine.

      Je tiefer sie gingen, je lauter hörten sie die Stimmen der Festungsbewohner. Vor allem die Schreie aus dem Kerker, dem sie sich näherten, ertönten bei jedem Schritt lauter.

      Desiderius hatte keine Angst, er war nicht einmal nervös, er war lediglich hochkonzentriert, weil er diesen Auftrag keinesfalls vermasseln wollte.

      Was er mehr fürchtete als das, was vor ihm lag, war das, was sich unmittelbar hinter ihm befand und dessen Atem er im Nacken spüren konnte. Der Halbgott hatte Tricks auf Lager, die beunruhigend waren. Kein Wesen, das in dieser Welt wandelte, sollte so mächtig sein.

      Desiderius war nur froh, dass Bellzazar derzeit auf seiner Seite stand.

      Vielleicht war es doch nicht so schlecht, wenn der Halbgott bald in das Reich der Götter gehen würde, dann wäre Nohva wenigstens von dieser Gefahr befreit. Denn sollte der Halbgott seine Meinung ändern und statt den Luzianern, den Menschen helfen, säße der König, gelinde gesagt, mächtig tief in der Scheiße.

      Es war bereits dunkel um sie, als sie zu einer Tür kamen, unter deren Spalt der warme Schein einer Fackel leuchtete. Viele Schatten liefen an der Tür vorbei.

      Desiderius spürte eine Hand an seiner Schulter, er wurde zurückgehalten. Kurz darauf drängte sich ein männlicher Körper an seine Rückseite und warmer Atem streifte sein Ohr.

      »Was tut Ihr da?«, zischte Desiderius leise nach hinten. Er mochte es nicht, wenn ihm magische Wesen zu nahekamen. Vor allem nicht, wenn sie auch noch große, gutaussehende Männer waren.

      »Wartet!«, hauchte Bellzazar ihm zu und zwang ihn, mit ihm in die Hocke zu gehen. »Es sind noch zu viele Wachen vor der Tür.«

      »Ich hatte nicht vor, sie blind zu öffnen«, flüsterte Desiderius verärgert. Er war ja nicht einfältig!

      »Geht nicht zu nah ran«, erklärte Bellzazar. »Warten wir hier, bis die Luft rein ist.«

      Ergebend ließ sich Desiderius auf seinen Hintern fallen. »Fein, warten wir.«

      ***

      Einige Stunden später musste Desiderius zugeben, dass der Halbgott genau wusste, was er tat. Sie hatten lange gewartet, aber dann hatten sie den Kerker ohne große Probleme durchqueren können. Es war Nacht, und die meisten Wachen waren auf ihrem Posten eingeschlafen.

      Unbemerkt hatten sie den Kerker verlassen und duckten sich nun von Schatten zu Schatten über den Innenhof.

      »Wo ist der Speicher für die Soldatenvorräte?«, fragte Desiderius, als er sich zusammen mit Bellzazar in den Schatten eines abgestellten Heukarrens drückte.

      Bellzazar nickte über den Hof zu einer unscheinbaren Holztür. »Dort lagert ihr Korn.«

      »Gut, wie machen wir es?«, fragte er.

      »Über uns stehen Wachen«, flüsterte Bellzazar. »Sie sehen uns von der Mauer aus, sobald wir zur Tür laufen.«

      Desiderius nickte, er hatte die Wachen auch bemerkt.

      »In der Nähe sind Hunde«, berichtete Bellzazar weiter. »Ich glaube, sie schlafen, sonst hätten sie uns längst gewittert.«

      Hunde? Desiderius sah keine und er roch auch keine, vermutlich wegen des Ziegendunstes. Woher der Halbgott also wusste, dass Hunde in der Nähe waren, konnte er sich nicht erklären. Vermutlich noch so eine magische Gabe, von der er nichts wissen wollte.

      »Was machen wir jetzt?«

      Bellzazar sah sich nachdenklich um. »Ich wüsste etwas, aber es ist riskant.«

      »Gut, raus damit!«

      »Ich lenke die Wachen und die Hunde auf mich«, schlug der Halbgott vor und nickte dabei auf das Dach der Soldatenvorratskammern. »Ich bin schnell, kann mich auflösen, wenn sie zu nahe sind, in der Zwischenzeit müsst Ihr in den Speicher.«

      »Klingt nach einem Plan«, erwiderte Desiderius. »Allerdings nach einem schlechten.«

      »In der Tat«, stimmte Bellzazar zu. »Denn sie werden Alarm schlagen und ausschwärmen,