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Gesicht ab.

      »Ja«, stimmte der Blonde zu. »Ich hatte allerdings nie die Gelegenheit dazu. Bis du auf mich aufmerksam wurdest.«

      »Für jeden kommt irgendwann das erste Mal«, gab Desiderius ruppiger zurück, als er beabsichtigt hatte.

      Den Blonden interessierte es nicht, es schien fast so, als hätte er genau diese grobe Erwiderung und sonst nichts von Desiderius erwartet. Es war seltsam, dass der Prinz ihn offenbar so gut kannte, Desiderius sich aber beim besten Willen nicht an ihn erinnern konnte.

      Nach einem kurzen Moment sagte der Blonde belustigt: »Ich muss jedoch gestehen, dass es mich ziemlich überraschte, dass du die Dreistigkeit besitzt, mich zu bestehlen.«

      »Was willst du?«, fuhr Desiderius ihn verärgert an. Wollte der kleine Blonde ihm etwa unterschwellig drohen?

      Der junge Prinz runzelte verständnislos seine Stirn. Offenbar verstand er nicht, weshalb aus einer scheinbar harmlosen Unterhaltung plötzlich ein Streit wurde.

      Desiderius riss sich zusammen und sagte nur abweisend: »Wenn du deine Silbertaler wiederhaben möchtest, muss ich dich enttäuschen, ich habe sie nicht mehr.«

      Der Blonde verengte wissend seine eisblauen Augen. »Du lügst.«

      Desiderius’ Mundwinkel fielen herab. Es war ihm absolut schleierhaft, wie der Blonde ihn derart durchschauen konnte.

      Wexmell winkte ab. »Vergiss die Taler, behalte sie ruhig. Ich habe genug davon.«

      »Da bin ich sicher«, stichelte Desiderius. Doch er fragte sich, warum der Prinz ihn nicht an den König verriet. Unsicher hakte er nach: »Du willst sie sicher nicht wieder?«

      »Nein.« Wexmell grinste spöttisch. »Wie du schon sagtest, in einem Bordell muss immer jemand zahlen. Dieses lasterhafte Vergnügen ging dann wohl auf mich. Du warst recht billig.«

      Desiderius starrte ihn sauer an.

      Das beeindruckte den frechen Prinzen nicht. Er zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: »Also behalte die Taler, sie waren die Nacht mit dir allemal wert. Aber wenn ich du wäre, würde ich das nächste Mal deutlich mehr verlangen. Du besitzt eine sagenhafte Kunst, die du nicht derart leichtfertig verschleudern solltest.«

      Desiderius kam gar nicht dazu, etwas Schlagfertiges zu erwidern, denn der Prinz stieß sich ab und ging mit einem höhnischen Grinsen an ihm vorbei. Allerdings bezweifelte Desiderius, dass ihm etwas Passendes eingefallen wäre, er war zu verdattert, um etwas Vernünftiges zu kontern.

      Mit fassungslos offenstehenden Lippen drehte er sich um und blickte Wexmell nach.

      Der Prinz ging einige Schritte rückwärts und rief ihm noch provozierend zu: »Du würdest dich gut als Dirne machen, glaub mir. Frag doch mal den Bordellbesitzer, ob er noch ein Plätzchen für dich frei hat.«

      Desiderius entgegnete drohend: »Komm her und wiederhol das doch noch einmal, wenn du in meiner greifbaren Nähe bist!«

      »Ein Andermal«, grinste Prinz Wexmell. »Ich werde nun vorerst eine Weile ausreiten. Aber wenn du das fortsetzen willst, komm doch später zu mir. Ich habe noch einen vollen Sack Silbertaler auf meinem Zimmer für dich. Du darfst auch gern den Preis erhöhen.«

      Desiderius war versucht, ihn über die Wehrgänge zu schubsen. Stattdessen blieb er stehen und schloss seine Hände zu Fäusten. Er war sauer, aber seine Wut wollte er nicht an dem Prinzen auslassen. Jedenfalls nicht mit Schlägen. Zu Boden werfen wollte er ihn, und ihm den süßen, kleinen Hintern versohlen. Seinen frechen Mund zum Schweigen bringen, indem er ihm die Zunge durch die Lippen schob.

      Aber das würde nicht passieren.

      Es kratzte dennoch stark an seinem Stolz, als Dirne bezeichnet zu werden. Und er hatte vor, diese Sache schnellstmöglich aus der Welt zu schaffen.

      ***

      Eine Dirne! Eine Dirne! Desiderius konnte es nicht glauben. Noch weniger konnte er glauben, dass ihm der fiese Scherz des Prinzen derart zusetzte. Wieso kümmerte es ihn überhaupt, was dieser von ihm dachte?

      Aber eigentlich war es nur gerecht, denn er selbst hatte damit angefangen. In der Nacht, als sie zusammen in diesem Bordell waren, hatte er Wexmell zuerst unterstellt, käufliche Ware zu sein.

      Trotzdem war sein Stolz verletzt.

      Er fand den Prinzen bei den Ställen, wo er neben einem gesattelten Schimmel stand, in feiner Reitkleidung, und sich gerade Reithandschuhe über die zarten Finger streifte.

      Desiderius schritt auf ihn zu und pfiff durch seine schmalen Lippen, um Wexmell auf sich aufmerksam zu machen.

      Der Prinz fuhr zu ihm herum und fing verwundert auf, was Desiderius ihm zuwarf. Das Ledersäckchen klimperte, als es in der zierlichen Hand des Prinzen landete.

      »Behalte deine Taler«, sagte Desiderius mit grimmiger Miene. »Ich bin nicht käuflich.«

      »Fleisch ist immer käuflich«, gab Wexmell zurück und schmunzelte ihn an.

      Diese ständigen, amüsierten Blicke trieben Desiderius in den Wahnsinn. Er wollte nicht, dass der Prinz sich über ihn und sein Verhalten amüsierte. Es sollte ihn abschrecken, von ihm wegstoßen. Vielleicht musste Desiderius es deutlicher machen.

      Er wandte sich ab und wollte gehen.

      Während Wexmell den Beutel an seinem Gürtel befestigte, sagte er zu Desiderius: »Du bist leicht zu beeinflussen.«

      Desiderius fuhr herum. Doch statt darauf etwas zu erwidern, sagte er nur: »Passt da draußen auf Euch auf, Euer Gnaden. Es gibt eine Menge wilder Raubtiere in der Gegend. Wäre doch schade, wenn Euer Pferd scheut und Ihr Euch das zarte Genick brecht, wenn Ihr aus dem Sattelt fallt.« Desiderius grinste spöttisch. »Das wollen wir ja nicht.«

      Wexmell verengte nun seinerseits verärgert seine Augen, ließ es sich jedoch nicht nehmen, zu kontern: »Würdet Ihr Euren Prinzen sehr vermissen, Bastard?«

      Desiderius gab zurück: »Nicht so sehr wie Ihr es gerne hättet, Euer Gnaden. Der Bastard vergnügt sich nämlich lieber mit seinesgleichen. Anderen Bastarden. Die sind nicht so zimperlich wie kleine Prinzen.«

      Er sah noch den verletzten Ausdruck auf dem makellosen Gesicht des anderen, bevor er sich abwandte und ohne ein weiteres Wort zurück zur Burg schlenderte.

      Dieser kleine, verwöhnte Drecksack eines Prinzen konnte ihm gern gestohlen bleiben. Jetzt hatte er ja sein Silber wieder, also hoffte Desiderius, dass er vor ihm nichts mehr zu befürchten hatte. Denn selbst das Wort eines Prinzen brauchte Beweise, bevor jemand verurteilt wurde. Desiderius würde einfach abstreiten, die Taler je genommen zu haben.

      »Desiderius!«

      Schlitternd kam er vor der Treppe in der großen Halle zum Stehen und fuhr dann zu der Stimme des Königs herum. Er verneigte sich eilig, jedoch wenig elegant.

      Der König kam lächelnd auf ihn zu. »Habt Ihr etwas vor?«

      »Ähm ... nein, Majestät«, antwortete Desiderius und wandte sich ihm gänzlich zu.

      »Auf ein Wort?«, fragte der König und nickte zur Tür, die zu den Wehrgängen führte.

      Desiderius nickte einverstanden und folgte ihm, obwohl ihm unwohl dabei war, mit dem König allein zu sein. Er wusste nie so recht, wie er sich ihm gegenüber zu verhalten hatte.

      Sie liefen Seite an Seite eine Weile stumm die Wehrgänge ab, die Hände hinter den Rücken verschränkt, wie es sich gehörte.

      Nachdenklich blickte der König in die Weite, als suchte er Antworten auf Fragen, die in seinem Kopf herumspukten.

      Nach einer Weile begann König Wexmell schließlich zu sprechen. »Euer Vater sagte mir, Ihr wärt unschlüssig was Euer Erbe anbelangt?«

      »Ja, das stimmt«, bestätigte Desiderius, ohne zu zögern. Weshalb sollte er etwas abstreiten, was so offensichtlich war?

      Neugierig fragte der König. »Ihr