Vae Victis. György Kristián Szitás. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: György Kristián Szitás
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748590743
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erwischt!“ Erklärte Jotan. „Von jetzt an, gibt es in der Nacht kein helles Feuer mehr, sondern wir umranden es hoch mit Steinen. Ganz auf das Feuer verzichten will ich nicht, denn es wird langsam kalt. Richtet Euch aber in jedem Fall darauf ein, dass uns bald ein paar Krieger begegnen werden.“

      Schweigend und beunruhigt setzten sie ihren Weg fort.

      +++

      Als sie weitergingen, lichtete sich der Wald langsam und gab die Sicht auf ein kleines Tal frei.

      Jotan wollte sich gerade auf seinen Stab stützen, die Arme ausbreiten und zu einem „Na, was habe ich Euch gesagt!“ ausholen, als sie grob angerufen wurden:

      „Was habt Ihr hier zu suchen?“

      Jotan blieb – mitten auf dem Weg – stehen, sein Hund neben ihm. Vaughn griff nach einem seiner Schwerter, Lughs Hand glitt zur Mitte seines Stabes und die langen Riemen der Steinschleudern wurden von Finnian und Ryen von ihren Gürteln gelöst.

      Aber Jotan senkte seine flache Hand nach unten und flüsterte: „Bleibt ruhig, aber kampfbereit. Noch sehen wir nicht, wie viele es sind.“

      Und dann lauter: „Wir sind Reisende, die nach Etrurien wollen. Wer seid Ihr, dass Ihr fragt? Zeigt Euch und wir kommen in Frieden, werden uns aber notfalls unserer Haut zu wehren wissen.“

      „Gut, kommt langsam aus dem Wald heraus, aber lasst Eure Waffen gesenkt. Auch Du, Alter, mit deinem Stab. Du siehst zwar aus wie ein Druide, aber Du bist keiner.“

      Jotan stützte sich auf seinen Stock und ging, langsam und bedächtig, aus dem Wald heraus, der Hund neben ihm und die Krieger dahinter.

      Es zeigte sich eine Gruppe von etwa zehn Kriegern und Jotan überschlug schnell, wie ein Kampf gegen diese jungen Männer wohl ausgehen würde. Der Wortführer mochte etwa fünfundzwanzig Winter erlebt haben, war mit einem Lederpanzer, einem runden Schild, einem mannshohen Speer und einem langen Schwert gerüstet. Die Männer, die hinter ihm postiert waren, hatten ihre Schilde abgelegt, ihre Steinschleudern waren jedoch geladen.

      Sollte es hart auf hart kommen, würde er den Wortführer überwältigen, während sein Hund sich den nächsten Krieger vornehmen würde. Vaughn wäre mit einem Satz beim nächsten Helvetiker, Finnians und Ryens Steine würden ihren Weg finden und Lugh sowie Amdegh könnten ihm den Rücken freihalten.

      Aber er wartete ab!

      „Wir wurden von unserem Häuptling dazu bestimmt, diesen Zugang zu unserem Dorf für Fremde zu sperren. Wir beobachten Euch schon ein paar Stunden.“

      „Also wart Ihr das,“ folgerte Jotan.

      „Das mit dem Felssturz? Es sollte nur eine Warnung sein!“

      Lugh sah Amdegh bedeutsam an.

      „Und wir haben die Warnung verstanden und wurden vorsichtiger!“ antwortete ruhig Jotan.

      „Auch das haben wir bemerkt! Also! Was wollt Ihr hier? Wie einfache Reisende seht ihr nicht aus!“

      „Wir sind Kundschafter des Rango. Er wird im nächsten Frühjahr mit einigen Familien diesen Weg benutzen, damit diese sich in Etrurien ansiedeln können,“ antwortete Jotan wahrheitsgemäß.

      „Gut!“ überlegte der Helvetiker, „Ihr kommt mit zu unserem Häuptling, damit dieser entscheidet, was mit Euch geschehen soll.“

      Ob sie wollten oder nicht – sie mussten sich diesem Befehl beugen. Aber man beließ ihnen die Waffen.

       Das Dorf in den Alpen

      # Alpen, 351 a.u.c., ein halber Mondzyklus vor Samhain (Monat des Regens) (=~ 402 v. Chr., 18. Oktober) #

      Das Dorf der Helvetiker lag einen halben Tagesmarsch talabwärts an einen kleinen, flachen See, der bei den noch immer milden Temperaturen noch nicht zugefroren war. Hinter diesem See erhob sich eine Holzpalisade, die vereinzelt am Fundament mit Steinen verstärkt war, was mehr Stabilität bot.

      Wer von dieser Seite angreifen wollte, musste also erst den See überwinden, wo er leicht eine Beute für die Steinschleuderer geworden wäre. Der Zugang zum Dorf, war durch eine kleine Brücke und ein dahinterliegendes Tor möglich, die beide gerade breit genug waren, dass ein einzelner Ochsenkarren hindurch, beziehungsweise darüber, passte.

      Auf Zuruf des Anführers wurde dieses Tor geöffnet und die Kundschaften traten, mit ihren Bewachern in das Dorf, wo sie sofort dem Häuptling gemeldet wurden.

      Als dieser hörte, wer die „Fremden“ waren, kam er ihnen sofort entgegen.

      Jotan war überrascht, als er den jungen Mann – er mochte vielleicht dreißig Winter alt sein – sah.

      „Das muss ja mehr als 15 Jahre her sein, wahrscheinlich eher 20, dass ich Dich zuletzt hier gesehen habe,“ stürmte der junge Häuptling auf den verdutzt dreinschauenden Jotan zu und schüttelte ihm kräftig die Hand. Jotan hielt dagegen und der junge Mann freute sich sichtlich.

      Jotans Begleiter wussten nicht so recht, wie sie dreinblicken sollten, waren aber froh wegen der willkommenen Begrüßung.

      Noch bevor Jotan etwas sagen konnte, fing der junge Häuptling schon an zu erzählen, packte Jotan am Arm und führte ihn zu seinem Haus, wie ein aufgeregtes kleines Kind:

      „Ihr kanntet noch meinen Vater, als Ihr das letzte Mal hier ward, war ich noch ein unscheinbarer, bartloser Jüngling, von 14 Wintern.“

      Jotan hatte sich also leicht verschätzt.

      „Mein Vater starb vor mittlerweile – na wie lange ist das her – fünf, nein sechs Wintern. Und ich wäre für die Aufgabe eines Häuptlings eigentlich zu jung. Aber unser Ältestenrat trat zusammen und wählte mich trotz alledem zum Häuptling, unter der Bedingung, dass sie mich beraten würden und ich ihre Ratschläge annehmen würde.“

      Der Häuptling machte eine sehr kurze Pause.

      „Ich war damals erleichtert und der Bruder meines Vaters war mir ein wirklich guter Ratgeber. Andere freilich, wollten sich gern selbst auf dem Häuptlingssessel sehen. Die berieten mich schlecht.“

      Der junge Mann dachte einen Moment nach.

      „Naja, jedenfalls hatte ich bei den meisten meiner Entscheidungen auch Glück und so regiere ich hier in unserem Dorf. Und die meisten meiner Leute sind zufrieden,“ schloss er.

      Jotan wollte gerade anfangen zu erklären, als ihm der junge Häuptling ins Wort fiel:

      „Und was treibt Euch, nach so langer Zeit, wieder hierher? Noch dazu mit einer Handvoll Krieger.“

      Jotan holte tief Luft und als der junge Mann wieder zu reden anfangen wollte,hielt ihm Jotan einen Finger vor's Gesicht:

      „Zum ersten hätten Euch Euer Vater und Euer Onkel lehren sollen, dass man Menschen im gesetzteren Alter aussprechen lässt, wenn man von diesen etwas wissen will.“

      „Entschuldigt, ich war zu aufgeregt, Euch wiederzusehen.“

      Der junge Mann hielt augenblicklich inne, als Jotan wieder seinen Finger hob.

      „Wir sollen einen Weg für Rango, unseren Brennos, erkunden, der im nächsten Frühjahr mit etwa tausend Männern, Frauen und Kindern, ins Land der Etrustker ziehen will, um sich dort niederzulassen. Das ist schon alles, was ich hier will. Darüber hinaus, wäre es sehr hilfreich, wenn Ihr vorläufig mich und meine Begleiter bei Euch unterbringen könntet, damit wir etwas Kraft tanken können, für den Rest des Weges. Ein paar Berge müssen wir noch übersteigen, bevor wir das Gebirge hinter uns gelassen haben. Existiert die Siedlung der Tauriner noch?“

      „Soweit ich weiß ja,“ antwortete der Häuptling langsam, aber dann winkte er ab, „selbstverständlich nehmen wir Euch auf und verpflegen Euch.“

      Sie waren am Haus des Häuptlings angekommen, so dass dieser laut ausrief:

      „Nun kommt schon raus und schaut, wen ich Euch mitgebracht habe. Hier steht Jotan persönlich und Ihr faulenzt hier