Unequally Love. Sara Wagener. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sara Wagener
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738029475
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der Ältere nicht sehen, weil der ihm den Rücken zugekehrt hatte.

      »Ein Unfall«, antwortete er, während er sich abtrocknete. Chris drehte sich kurz zu ihm herum.

      »Was ist passiert?«

      »Ein Mädchen. Sie ist hingefallen, beim Inlineskaten und hat sich den Kopf angeschlagen. Ich habe gewartet, bis der Krankenwagen kam«, erklärte Kian ausweichend.

      »Oh und ist sie okay?« Chris wusch den Rasierer unter dem Wasserhahn ab und legte ihn zurück auf die Ablage.

      »Ja, ich denke schon«, gab Kian zurück, schlang sich das Handtuch um die Hüften und verließ ohne ein weiteres Wort das Bad. Er durchquerte barfuß den kleinen Flur und ließ die Tür zu seinem Schlafzimmer offen stehen. Rasch schlüpfte er in Boxershorts, ein weißes T-Shirt mit irgendeinem nichtssagenden Aufdruck und schlichte Bluejeans.

      So kehrte er ins Bad zurück, wo Chris noch immer vor dem Spiegel stand. Er fasste gerade die vordere Haarpartie seiner schulterlangen, blonden Locken zusammen und flocht sie am Hinterkopf.

      »Ich habe sie geküsst«, sagte Kian und schaltete im nächsten Augenblick den Föhn ein. Er konnte sich das Grinsen kaum verkneifen, als sein Bruder ihm gegen die Schulter boxte.

      »Ist das dein Ernst?«, rief er gegen das laute Dröhnen an. Kian nickte und biss sich auf die Unterlippe. Allein der Gedanke an diese unglaublich blauen Augen ließ seinen ganzen Körper erneut kribbeln. Khyra... Wie sie ihn angesehen hatte... Als wüsste sie genau, was er im Begriff war, zu tun. Dabei hatte er es nicht einmal selbst gewusst.

      Chris zog den Stecker und der Krach erstarb. Kian blickte seinen Bruder an, der ihn ungläubig musterte.

      »Du hast sie geküsst? So richtig?«

      Kian nickte.

      »So richtig...«, gestand er und schloss für eine Sekunde die Augen, während er sich an das Gefühl ihrer Lippen auf seinen erinnerte.

      »Hat sie dir wenigstens eine verpasst? Hast du vorher überhaupt nachgedacht?«

      »Ehrlich gesagt nein«, gab Kian ein wenig zerknirscht zurück.

      »Oh man, du bist echt irre«, sagte Chris, lachte kopfschüttelnd und wollte den Stecker schon wieder in die Dose befördern, als er sich noch einmal zu seinem Bruder umwandte.

      »War‘s gut?«

      Kian grinste.

      »Sehr gut.«

      Mit lautem Knall zerschellte der Stapel Teller am Boden und Kian stieß einen unschönen Fluch aus.

      »Sorry, Kian. Tut mir so leid.«

      Payla hatte sich die Hände vor den Mund geschlagen. Wie erfroren stand sie mit ihren High Heels im Türrahmen zur Küche. In Kian kochte die Wut. Das war so typisch. Er gab keinen Laut von sich, während er sich zwischen die Scherben kniete, einen Mülleimer heranzog und den Unrat beseitigte, bevor...

      »Was ist denn hier los?«

      Kian schloss für einen Augenblick genervt die Augen, bevor er den Kopf hob und Connors Blick begegnete.

      »Kian hat die Teller fallen gelassen«, sagte Payla zuckersüß und nahm den Arm ihres Liebsten. Galle stieg ihm in der Kehle auf, während er sich wieder dem Chaos zuwandte.

      »Willst du mir alle Gäste vergraulen?«, fragte Connor wütend.

      »Welche Gäste?«, murmelte Kian, doch nicht laut genug, damit sein Chef ihn hörte.

      »Tut mir leid. Payla hat mir die Tür vor den Kopf geschlagen.«

      »Willst du ihr jetzt die Schuld geben?«, fuhr Connor ihn an.

      »Natürlich nicht. Ich passe beim nächsten Mal besser auf.« Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, während er sich aufrichtete, um Handfeger und Kehrblech zu holen.

      »Kian, ich warne dich. Das ist schon das zweite Mal, dass du Geschirr zertrümmerst. Beim nächsten Mal ziehe ich dir das vom Gehalt ab.«

      Kian verdrehte die Augen. Dann konnte er auch gleich kündigen. Vielleicht wurde das ohnehin langsam Zeit. Er arbeitete jetzt seit über zwei Jahren im Pub und hatte die Nase gestrichen voll. Vor allem seit Payla hier aufgetaucht war. Sie war schlappe 13 Jahre jünger als Connor und kaum den Windeln entschlüpft.

      Aber er wollte sich nichts vormachen. Er brauchte diesen Job. Anders konnte er sich die Miete nicht leisten und mit seinen Songs hatte Kian noch keinen Cent verdient. Der Job in Connors Pub war zwar nicht gerade gut bezahlt und machte ihm keinen Spaß, doch irgendwie musste er sich ja über Wasser halten. Sein Cousin hatte ihm damals einen Gefallen tun wollen und ihn eingestellt, doch Kian fragte sich manchmal, ob er ihm damit wirklich geholfen hatte. Vielleicht hätte er längst einen anderen Job gehabt, der ihm mehr brachte, als die Bestellungen von unfreundlichen Touristen entgegen zu nehmen.

      Kian beeilte sich, die restlichen Scherben zu beseitigen und ging dann in die Küche zurück.

      »Alles okay mit dir?«, fragte Jayden, der an dem großen Herd stand und klein geschnittene Pilze in die Suppe gab.

      »Verfluchte Göre«, murmelte Kian. Jayden grinste.

      »Payla oder Connor?«

      Kian musste lachen.

      »Beide, glaub ich«, antwortete er und machte sich daran, das schmutzige Geschirr - das, was nicht zerdeppert war - in die Industriespülmaschine zu räumen.

      Kapitel 3 - Nadeya

       Dear Lord,

       Give me a few friends

       who will love me for what I am,

       and keep ever burning

       before my vagrant steps

       the kindly light of hope...

       And though I come not within sight

       of the castle of my dreams,

       teach me to be thankful for life,

       and for time‘s olden memories

       that are good and sweet.

       And may the evening‘s twilight

       find me gentle still.

       - Irish Blessing -

      »Verdammt Alan! Meine Mom ist vor weniger als einem Monat gestorben. Findest du das komisch?«

      Nadeya presste sich das Smartphone fest ans Ohr und hörte das unterdrückte Seufzen, das ihr Freund von sich gab.

      »Nein Babe. Natürlich nicht. Aber du warst schon ewig nicht mehr hier. Langsam nervt‘s einfach und ich überlege schon, ob ich was mit der hübschen Blondine anfangen soll, die gerade in die Wohnung unter mir eingezogen ist.«

      Alans Stimme triefte vor Sarkasmus.

      »Dann mach doch!«, zischte Nadeya, legte auf und warf ihr Handy achtlos aufs Bett. Kochend vor Wut griff sie nach ihrem Wäschekorb und machte sich auf den Weg in den Keller. Alan war einfach unmöglich. Natürlich hatte sie keine Zeit gehabt, ihn in Dublin zu besuchen. Zuerst die Beerdigung ihrer Mutter, dann die ganzen anderen Dinge, die es zu klären gab. Das Testament hatte bei einem Notar gelegen. Doch es hatte sie viele Gänge zu Behörden und Anrufe bei Versicherungen gekostet, um endlich alles ins Reine zu bringen. Khyra war ihr keine große Hilfe gewesen, war sie doch seit ihrem Unfall noch immer nicht richtig auf der Höhe.

      Nadeya seufzte, während sie die Klamotten wahllos in die Maschine stopfte. Ihre Schwester war nicht mehr dieselbe, seit diesem Sturz. Vielleicht auch einfach wegen des Todes ihrer Mutter. Sie war zu oft fröhlich und traurig zugleich.

      Am