Saisonvorbereitung mit Seitensprung. Uwe Berlin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Berlin
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738073133
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mit ihren Plänen. `Soll sie doch. Ich kann sie anrufen. Dann soll sie mich hier besuchen.´ Dierk sah sich um und schüttelte unwillig den Kopf. `DJ wollte ich nach den Garagen fragen. Vielleicht weiß der Autohändler ja was Interessantes.´ Das war natürlich Quatsch. Er musste sich dringend an die Überarbeitung der Pläne setzen. Am besten heute noch. Das allein war wichtig. Dierk schlürfte seiner Mutter in den Flur hinterher. Die Tennistasche stand gepackt an der Wand. In einer Stunde kam die Polin. Vielleicht sollte er sie von unterwegs anrufen und fragen, ob sie an diesem Wochenende noch eine oder zwei Extraschichten einlegen konnte. Das mit dem Heim konnte er dann später regeln. Er warf sich die Tasche über die Schulter. `Ganz neues Gefühl, die Tasche mal selbst tragen zu müssen.´ Plötzlich war die Vergangenheit wieder präsent. Dierk holte den Koffer aus dem Schlafzimmer. Endlich gab es kein Zurück mehr. Kurz vor dem Verlassen des Hauses warf er noch einen Blick in das Wohnzimmer, fand Margot aber nicht. `Macht keinen Sinn sie zu suchen´, beschloss er, `es regt sie nur unnötig auf. In fünf Minuten ist sie eh wieder ganz woanders.´ „Tschüß Mama, bis in zwei Tagen!“, rief Dierk zum Abschied in den leeren Flur hinein. Er ließ die Haustür hinter sich zufallen und schloss ab. Der Schlüssel ließ er noch einen kurzen Moment im Schloss stecken. Das Abschließen jagte ihm immer den größten Schauer über den Rücken. „Ein Haus wie ein Käfig. Darin ein seltsames Tier, dass gehen kann und alles antatscht. Nichts als ein Tier.“ Auf dem Weg zum Cabrio ließ er seine Gedanken schweifen: `Ich sollte Häuser für Menschen ohne Geist entwerfen. Für die wandelnden Hüllen, die noch genug Geld auf dem Konto haben, um nicht in einen Raum mit Krankenhausbett und Gittern vor den Fenstern abgeschoben zu werden. Viel Panzerglas, viel Gummi. Mindestens das untere Drittel jeder Wand und oben einen Streifen für die Köpfe. Warum rennen sie nur immer mit dem Kopf gegen die Wand? Oder macht Mama das nur? Fußbodenheizung oder versenkte Heizkörper. Vielleicht von innen verspiegelte Fenster, damit sie Gesellschaft haben.´ Dierk legte den Gang ein und fuhr los. Diese Gedankenspiele brachten nichts. Er hatte zunächst einmal Garagen zu bauen und seine Mutter saß in einem Kasten aus der Jahrhundertwende eines vorherigen Jahrhunderts gefangen. Er konnte sich nicht die ganze Zeit daneben setzen. `Ich könnte schon…´ Dierk wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Wie sollte man so Tennis spielen?

      Jan-Derek

      Jan-Derek hielt sein Handy in der Hand und wartete, ob der verrückte Theodor sich noch einmal meldete. `Einsam oder was?´, dachte er grimmig. Als wenn er nicht schon genug zu tun hätte. Er besah sich die drei Mappen in dem schwarzen Ledereinband, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. Auf ihrem Einband war das Blau-weiße VW Zeichen eingestanzt. Er sah auf die Uhr. Schon halb drei. „Au Backe“, Er kratzte sich mit den oberen Schneidezähnen an der Unterlippe, wie er es auch beim Tennis zu tun pflegte, wenn es eng wurde. Und es wurde nicht selten eng. `Ganz andere Luft dort oben an zwei´, dachte er bei sich, um seine Laune aufzubessern. „das kann Theo nicht nachvollziehen. Das bisschen Ball-hin-und-her-Geschubse. An zwei spielt man schon richtig Tennis!´ Er sah durch die große Scheibe nach draußen in den Verkaufsraum. `Auch ganz andere Luft als in Theos Bücherstube. Ist der nicht sogar Beamter?´ Selbst wenn er erst in einer Stunde aufbrach - und das war eindeutig zu spät: Mehr als zwei von drei Mappen schaffte er dann auch nicht. „Ein Auto muss ich auch noch besorgen.“ Schließlich wollten sie nicht mit dem Bus nach Laboe fahren. Jan-Derek klemmte sich die Mappen unter den Arm. `Ich brauch einen Buddy´, war der Gedanke, den er in solchen Situationen zu denken pflegte. Betont unauffällig streifte er durch den großzügig angelegten Verkaufsraum. Auf zwei Etagen nichts als glänzender Lack und Ledergeruch. Bloß keinen Anflug von Eile zeigen. Im Erdgeschoss waren drei von vier Verkaufstischen besetzt. Zwei der vier Bürodamen standen hinter dem Tresen im Verkaufsraum. „Wo sind die anderen Zwei mal wieder? Rauchen oder Käffchen trinken. Die dicke Olga hat wahrscheinlich schon wieder Feierabend gemacht. Freitagnachmittag und alle denken es ist Wochenende. Dabei ist es Showtime!“ Von weitem traf ihn der Blick von Janz. `Die sterile Halbglatze...´ Sogar über den Kopf eines Kunden hinweg behielt Janz den Überblick über das, was im Haus geschah. `Guter Mann´, gestand Jan-Derek ihm zu, aber zum Du würden sie nicht mehr finden. `Riesen Stock im Arsch, hat sich auch nach vier Jahren noch nicht gebessert. Oder wie lange ist der jetzt hier? Kam damals zur Japan-Südkoreaweltmeisterschaft. Machte sich gleich über meine Idee mit der Sushi Deko lustig. Stank noch nach zwei Wochen im ganzen Haus das Zeug. Würd ich auch nicht mehr machen. Keine Lebensmittel auf die Kühlerhaube. Die Brasilianerin war besser. Wie hieß sie noch? Für Katar dann ne Araberin. Mal was anderes. Sollte ich mir notieren. Im Internet kriegst du sowas. Wann war Japan? 2002! Der ist doch nicht schon 13 Jahre hier. Muss wohl so sein. Da waren die Kinder ja noch nicht mal geboren. Keine Sorge´, zischte Jan-Derek und wiegte die zwei Mappen in der Hand hin und her, „dir geb ich schon nicht meine dicksten Fische.´ Immerhin steckten in den Mappen zweimal Tiguan und einmal Golf Plus. `Du schreibst da glatt deinen eigenen Namen drunter.´ Jan-Derek wusste, dass Janz das nicht tun würde. Er würde die Mappen ganz einfach nicht annehmen. Vermutlich verstünde er gar nicht, was Jan-Derek von ihm wolle. `Kollegenschwein´, dachte Jan-Derek, `ein aufmerksames Kollegenschwein. Hätte auch zur Stasi gehen können.´ Die Tür des Chefbüros. Eiche in Stahloptik. Eher industriell als klobig. Jan-Derek hatte versucht, so etwas für sein Arbeitszimmer zu Hause zu bekommen. War aber anscheinend eine Extraanfertigung. `Ich kann um Aufschub bitten. Die drei hier nehme ich mit nach Haus. Bekommt ihr am Montag. Mh, nicht meine Art.´ Er brauchte ja auch noch ein Auto. `Da kann ich dann auch gleich nach fragen: Hey Jungs, ich nehme mir dann noch ein Auto mit. Ok, DJ, bester Mitarbeiter. Pass aber auf, dass keiner von den Jungs reinkotzt. Ehrensache.´ Der dünne Michael saß am Tisch vorne und starrte auf seinen Computer. `Hat mal wieder keine Kunden. Arme Sau und das am Freitagnachmittag.´ Letzten Freitag hatte Jan-Derek zwei A8, einen Golf…die Liste war lang. `Dass der sich immer noch hält. Die Zahlen, die er bringt sind anscheinend ausreichend, unteres Limit, aber ok. Ich frag mich nur, wann er die einfährt. Verkauft er online oder was?´ Auf jeden Fall schuldete Michael ihm keinen Gefallen und er ihm bisher auch nicht. `Dabei kann es bleiben! Apropos Gefallen: Trixi!´ Aber wo war die geile Trixi? Hinter dem Tresen standen die weißblonde Viktoria und die kleine Hellen. „Aber wo ist Trixi-Bitch?“ Er hatte vor ein paar Wochen bei der Kontrolle des Überwachungsvideos gesehen, wie sie die Karte eines Kunden entgegengenommen hatte. Auf eindeutig privater Ebene. Er hatte sie nur spaßeshalber darauf angesprochen. Sie hatte es zunächst geleugnet und ihn dann sehr giftig angesehen. Dabei hatte er doch nur einen Spaß gemacht. `Nun ist es aber mindestens eine Mappe wert. Trixi schreibt ganz sicher nicht ihren billigen Namen unter mein schönes Auto.´ Aber Trixi stand nicht hinter dem Tresen. Den Gedanken mit drei Mappen unter dem Arm raus auf den hinteren Parkplatz in die Raucherecke zu gehen und Trixi dort zu stellen, verwarf Jan-Derek. Um Zeit zu gewinnen, starrte er durch den Verkaufsraum als wenn er etwas suchte. In Wirklichkeit hatte er die Lust am Suchen verloren. Drei Mappen waren doch ein heikles Thema. Außerdem hatte er bereits Feierabend. Das war mit den Chefs abgesprochen. „Was suche ich also noch hier.“ Er drückte die Mappen enger an sich und ging zurück in sein Büro. Dort warf er sie auf den Schreibtisch. „Bis Montag müssen die Dinger fertig sein. Ohne PC schwierig. Muss Lindas I Pad mitnehmen. Muss dann noch das Programm installieren. Vielleicht mach ich gleich alles auf dem Stick.“ Er kratzte sich am Kopf. Das nächste Mal würde es doch ein Samsung werden. Der Stick mit dem Programm lag in der Schublade. Schwungvoll riss er sie auf. `Nicht wirklich ein Spaß, das auf dem I Pad zu erledigen.´ Er griff sich die Mappen, steckte den Stick und seine Schlüssel in die Jackentasche und verließ das Büro. Mit einem leicht angedeuteten, keineswegs aufdringlichen Lächeln steuerte er auf den Empfangstresen durch. Er wusste, was sie von ihm erwarteten. „Hallo die Damen.“ Hellen strahlte ihn an. Viktoria sah kurz auf, lächelte kühl und heftete weiter Zettel ab. `Du bist wenigstens sexy!´, dachte Jan-Derek und wandte sich an Hellen. „He has left the building.“ Hellen Strahlen verlor ein wenig an Glanz. Aber sie hielt es aufrecht. Nur eine leichte Neigung ihres Kopfes verriet ihre Ungeduld. “Wer denn?” “Ich”, erklärte Jan-Derek, „gleich bin ich weg, aber nicht in den Feierabend, wie du jetzt denkst“, er bezog Viktoria absichtlich nicht mehr in das Gespräch mit ein, „sondern auf Probefahrt.“ Hellen musste lachen. Jan-Derek nutzte den Augenblick: „ Eine längere Probefahrt und dafür brauche ich.., nein, machen wir es andersherum: Sag mir, wer mich braucht?“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern. Viktoria hob den Kopf und bemerkte tonlos: „Deine Frau vielleicht?" „Janni“,