Saisonvorbereitung mit Seitensprung. Uwe Berlin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Berlin
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738073133
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jeden Fall nicht.´ Jan-Derek wusste, dass das nicht stimmte. Porsche und Audi hatten weitaus höhere Provisionen. Sein Einstiegsgehalt wäre zwar niedriger, der Verdienst am Ende aber höher. Dienstreisen gab es dort rund um die Welt mit Frau oder Freundin, erzählte man sich. Allein Jan-Derek war ein Gewohnheitstier. Nichts gegen neue Ufer, aber wo er sein Revier bereits 1 a markiert hatte. `Gibt ja auch die ganz popligen Klitschen. Was solls. Wenn man gehen muss, muss man gehen. Was will Soltje gleich machen? Mich aus dem Auto ziehen?“ Er setzte den Blinker und bog ab. In einer Sackgasse konnte er wenden. Dann war er wieder zurück auf der Automeile, nur diesmal in der falschen Richtung. Plötzlich spürte er keine Angst mehr. `Lohnt sich nicht weiter darüber nachzudenken. In zwei Minuten sehe ich, was passiert. Einen Kuchen überreichen sie mir wohl nicht.´ Erst als er in die Einfahrt einbog, kam der Hass zurück. Überall Blicke hinter den getönten Scheiben. Viktoria lief aufgeregt durch die Gänge: „Er kommt! Er kommt! Er hat das Auto geklaut.“ Selbst die Kunden lachten, diese mickrigen kleinen Knauser. Ordnungsgemäß parkte er in einer der Parkbuchten in der Nähe des Haupteinganges. Nicht gerade da wo der Touareg vorher gestanden hatte, aber im genau symmetrischen Abstand zur linken und rechten Eingrenzungslinie. `Wenn er das Ding heute noch verkaufen will, sollte er ihn hier parken.´ Jan-Derek stieß verächtlich Luft zwischen die Zähne. Er fiel wie ein Mann vom Pferd, wenn man ihn runterschoss. `Ich bin gehör hier zu den Guten. Ich bin einer von denen, die zuerst dem Pferd etwas geben, bevor sie sich selbst versorgen.´ Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Mit einem Ruck öffnete er die Autotür. Frische Luft tat ihm gut. Zugegebener Maßen war er in Gedanken gerade etwas abgeschweift. Im Auto fielen wieder drei Wassertropfen. Er nahm das Handy vom Beifahrersitz. Theodor oder erneut sein Chef... Vielleicht Viktoria, die sich rächen will oder Linda? „Übertreibt es nicht!“, mahnte Jan-Derek die Welt. Bilder aus dem Film „Falling down“ kamen ihm in den Kopf. Nicht umsonst war Michael Douglas in dem Film ein Autoverkäufer….oder etwa nicht? `Es ging um einen Stau. Beschissener Heimweg. Also im Weitesten Sinne um Autos.´ Jan-Derek sah auf das Display: Soltje (Chef). `Ich kann auch was ganz Anderes machen. Kein Mensch ist immer Autoverkäufer.´ Jan-Derek wartete kurz auf eine Eingebung. `Bademeister´, kam ihm in den Sinn. `Wieso zum Teufel Bademeister?´ Er nahm den Anruf entgegen, sagte aber nichts. Wenig später meldete sich Soltje. „Vorsaum?“ „Ja“, Jan-Dereks Stimme klang fast nach Grab. „Warten sie eine Minute. Ich bin gleich bei ihnen.“ `Ja´, dachte Jan-Derek, `es sind schon Autoverkäufer mit einem Wagen in die Verkaufshalle gerast. Durch die Glastüren durch.´ Er zog die Tür wieder zu und fuhr stattdessen das Seitenfenster herunter. Dann versuchte er sich einzureden, dass auch ein Touran sie nach Laboe brachte. Keine Minute später öffnete sich die Beifahrertür und Soltje sprang neben ihn auf den Beifahrersitz. In der Hand trug er eine Flasche Sekt und im Gesicht ein Grinsen. Er hielt Jan-Derek die Hand hin. Der ergriff sie reflexhaft. „Mann Vorsaum. Sie machen Sachen. Das musste jetzt aber auch sein….unseren Touareg. Die arme Hellen…“ Soltje schüttelte den Kopf, ohne dabei mit dem Grinsen aufzuhören. „Hier, nehmen sie den als kleine Entschädigung für den Spaß. Montag steht die Karre wieder auf dem Hof! Gerne ohne Schild.“ Jan-Derek hatte auch wieder sein breites Verkäufergrinsen eingehakt. Er verstand noch nicht alles, aber er hielt eine Flasche Sekt in der Hand und sein Chef grinste. Es bestand die Möglichkeit, dass er gerade verarscht worden war, aber irgendwie im Guten und da machte man ja gute Miene zum bösen Spiel. Soltje wartete ab, ob Jan-Derek noch etwas zu sagen hatte. Irgendwie erwarteten sie beide, dass Jan-Derek die Sache zum Abschluss brachte. Nur grinsen war zu wenig. `Ja´, dachte Jan-Derek, `viel zu wenig. Geht gar nicht. Also sag was.´ Er nickte und besah sich die Flasche. `Zum Glück nicht die Hausmarke´, stellte er erleichtert fest. Die Hausmarke bekamen die Kunden bei einem Abschluss. Ein Mitarbeiter hatte bei der Weihnachtsfeier mal in eine Flasche gepinkelt und versucht sie danach wieder einwandfrei zu verdrahten. War aber damit aufgeflogen. In seiner Hand lag der Champagner, an dem die Umschläge mit den Jahreszahlen hingen. Die begehrten drei Flaschen. Soltje hatte sich nicht lumpen lassen. `Vielleicht wollte er sie heute Abend mit seiner Frau trinken.´ Jan-Derek verwarf den Gedanken wieder. Männer wie Soltje tranken keine Flaschen Sekt mit ihrer Frau. Ihre Frauen tranken meist gar nicht oder härtere Sachen und Männer wie Soltje tranken immer härtere Sachen, zumindest mit ihren Frauen. Erst jetzt fiel Jan-Derek etwas weit Wichtigeres auf: `Ich kann die Karre behalten. Na super. Habe aber gerade eine viertel Stunde verloren und musste extra noch mal zurück auf den Hof fahren. Herr Soltje, ich habe einen Vorschlag: Ich tu jetzt so als wenn ich ihnen auf die Fresse haue. Sie fallen aus dem Wagen, ziehen ne kleine Show für Viktoria und die anderen 30, die hinter uns am Fenstern hängen ab und wir sind quitt.´ „Na, dann werd ich mal wieder“, sagte er laut. Soltjes Grinsen flackerte etwas. Dann öffnete er die Beifahrertür. Jan-Derek konnte das unmöglich so stehen lassen. `Was denkt der Wixer? Dass wir gerade einen riesen Spaß zusammen hatten?´ Er hörte auf zu grinsen. „Herr Soltje, ich habe gerade gedacht….“ Soltje brach seine Ausstiegsbewegung ab und sah sich gespannt zu ihm um, „…die erste Regel für Probefahrten. Kennen sie die?“ Soltje blinzelte. Natürlich kannte er sie. Aber welche? „Kein Dosenbier auf den Rücksitzen“, sagte Jan-Derek und grinste wieder, breiter als zuvor. Soltje zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn und entblößte beide Zahnreihen. „Ja, ja, das ist richtig. Viel Spaß Mann.“ Er schlug die Wagentür hinter sich zu und klopfte zweimal gegen das Blech. Jan-Derek schlug den Gang rein und trat aufs Gas. Er wollte vom Hof sein, bevor Soltje den Haupteingang erreicht hatte. Warum auch immer. Das Ganze hatte ihn fünfzehn Minuten gekostet.

      Karsten

      Karsten ließ die Wohnungstür zufallen und zog das Handy aus der Tasche. Kein Anruf. Dabei hatte er sich eingebildet, seinen Klingelton gehört zu haben. Was genau hatte Kalle gestern eigentlich am Telefon gesagt? Wollte er kommen oder nicht? „Wir kommen vielleicht“, hatte er am Telefon gesagt, aber bezog sich das „Vielleicht“ nur auf den Dänen? Karsten kannte den Dänen kaum. Groß, blond, feingliedrig. Angeblich ein guter Tennisspieler. `Wirkte irgendwie schwul.´ Karsten scrollte in seinem Telefonbuch. „Moin Kalle... Bin jetzt auf dem Weg zum Clubhaus… Kommt ihr morgen nach? Weißt ja, muss mein Training darauf einstellen… Ok, dann bis morgen. Auch der Däne?“ Aber Kalle hatte schon aufgelegt. „Nimmst du was mit?“, hätte Karsten ihn noch gerne gefragt. Aber immerhin wusste er jetzt, dass die beiden nachkamen. Zumindest Kalle. Seine Laune besserte sich. Hoffentlich hatte Theo genügend Zimmer reserviert. `Wenn nicht, schläft der Däne halt bei mir.´ Karsten lachte laut auf und vergewisserte sich, dass ihn keiner beobachtete. `Müsste schon ein Gedankenleser sein´, beruhigte er sich und holte seinen Mercedes aus der Garage. Er war spät dran. `Eigentlich nicht gut, den Wagen die ganze Zeit auf dem Parkplatz vorm Club stehen zu lassen.´ Erneut zog er sein Handy heraus und dachte einen Moment nach: `Wer soll noch mal das Auto besorgen? DJ natürlich.´ Er wählte Dj´s Nummer. Besetzt. `Wahrscheinlich verabschiedet er sich von seiner Alten.´ Theodor wohnte auf der anderen Seite der Stadt in der Nähe des Stadtparks. `David könnte hier vorbeifahren, wenn er aus Hamburg kommt.´ Karsten sah auf die Uhr. `In fünf Minuten ist Treffpunkt. Vermutlich stehen sie schon alle da.´ Er war der Trainer und selbst die Erwachsenen erwarteten, dass er ein Vorbild war. Karsten seufzte. `Das hört wohl nie auf. Also selber fahren.´

      Theodor

      Theodor saß bei geöffneter Fahrertür im Auto und hörte leise Radio. Er war unzufrieden. Um halb fünf wollte er in Laboe sein. Sollte er. So hatte die Wirtin es ihm in der Email empfohlen und daran wollte er sich halten. Die gewählte Abfahrtszeit von 15 Uhr hatte er dementsprechend mit genügend Zeitpuffer versehen. Nun war es zehn nach drei und niemand außer ihm war da. `Was sind das für Sportler´, stöhnte er. Er überlegte Frauke noch einmal anzurufen. Waren die Kinder heil zu Hause angekommen? Ein Wochenende musste sie alle drei mal ohne ihn bespaßen. Er könnte ihr wenigstens noch Glück wünschen. Aber wahrscheinlich traf gerade dann einer aus der Mannschaft ein. Also wartete er weiter. Zwei Minuten später fuhren zwei Autos hintereinander auf den Parkplatz. Ein Mercedes und ein Mazda-Cabrio. Dierk im Mazda wollte als Rechtsabbieger dem linksabbiegenden Mercedes den Vorrang lassen. Doch Karsten verweigerte sich und eine kurze Zeit bekämpften sich beide mit ihren Lichthupen. Dann endlich fuhr Dierk auf den Parkplatz. Karsten musste noch ein paar Autos, die hinter Dierk gewartet hatten, durchlassen und folgte dann. Müde stand Theodor auf. `Wie zu