weg und es wird Zeit, dass ich loskomme“, erklärte er schnell. David schmiss seine Jacke auf das Fußende der Matratze, setzte das Cap auf und begann in seine Hose zu steigen. Niki krabbelte ihm entgegen. Schneller als er reagieren konnte, hatte sie seine Beine erreicht. „Bist du sauer?“, fragte sie mit weinerlicher Stimme und sah mit großen Augen an seinen Beinen hinauf. „Nein“, antwortete er gedehnt. Was sollte er dazu schon sagen? „Ist nicht schlimm, wenn du keinen mehr hochkriegst“, sagte sie und streichelte über die Beule seiner Unterhose. Sein Schwanz und sein Magen zuckten gleichzeitig. „Mir ist nur unglaublich schlecht“, entschuldigte sich David und versuchte vorsichtig Niki von seinen Beinen zu lösen, „sonst wäre noch alles drin, wie du merkst.“ Niki ließ zwar zu, dass er die Jeans hochzog, aber seine Beine ließ sie nicht los. „Ja, du bist ein guter Ficker. Tschuldige, wenn ich eben so rumgeheult hab. Was meinst du…“, ihre Hand krallte sich in seinen Po, und er befürchtete schon, sie würde wieder in ihn eindringen, „kann ich dich morgen oder übermorgen mal in Laboe besuchen? Du fährst doch nach Laboe?! Ich muss mal raus hier.“ Wieder der Augenaufschlag des kleinen Mädchens. David verschlug es die Sprache. `Dass sie sich gemerkt hat, wo ich hinfahre.´ Er musste etwas sagen: „Ist, glaube ich, nicht so eine gute Idee. Reine Männerrunde. Wir spielen Tennis. Saisonvorbereitung. Ich komm auf dem Rückweg bei dir vorbei.“ Wie immer, wenn er etwas sagen musste, sagte er zu viel. `Nur eine Notlüge´, beruhigte er sich selbst, `ich muss ganz dringend diese Wohnung verlassen.´ „Komm schon“, sie ließ ihn los, aber das Flehen blieb, „mir fehlt nur etwas Geld für Benzin im Augenblick. Aber dann komm ich vorbei bei euch und seh dir beim Tennis zu. Wir können am Strand spazieren gehen…vielleicht finden wir ja auch noch einen Platz…für heute Morgen schuldest du mir noch einen Fick, oder?“ `Was hießt, nicht viel Geld für Benzin?´, fragte sich David. War Niki pleite? So wie er? David nickte. „Ruf mich an. Dann sehen wir weiter.“ Er war jetzt vollständig angezogen und startbereit. Seine Zunge schmeckte immer noch pelzig und die Zähne hatte er seit gestern Morgen nicht mehr geputzt. `Da müssen die Jungs wohl mal durch.´ Er würde das Badezimmer in dieser Wohnung jedenfalls nicht mehr betreten. Niki stand vom Bett auf. Eine Schlange schlängelte sich seitwärts an ihrer rechten Brust vorbei. Die Brüste waren klein und fest. „Komm gib mir ein´ Fuffi, dann tank ich voll und komm zu euch.“ Einen Fuffi? Den hätte er selbst gern. `Wen auch immer du volltanken willst´, dachte David. Er kam sich vor wie in einem Match: Die Situation verlangte seine volle Konzentration. Eine kurze Unaufmerksamkeit und… ja, was sollte passieren? Im Match ging der Ball dann zwei Zentimeter neben die Seitenlinie. Aber hier? `Sie könnte mich hauen.´ Er befürchtete mehr die Peinlichkeit der Aktion als die Wucht ihrer Schläge. `Aber vielleicht haut sie auch ganz ordentlich. Hat sie nicht Tae Bo oder so was gemacht?´ Oder sie konnte wieder jammern und zetern. Seine starke Niki. „Vielleicht wollt ihr ja auch mit der Mannschaft ein bisschen Spaß haben“, versuchte sie es weiter. David nickte. Da war sie wieder: Crazy girlfriend Niki. Er hatte eindeutig auf das falsche Pferd gesetzt. Ganz abgesehen davon hatte er selbst gerade mal 100€ von seinem Vater. Er sagte es Niki. „Du kriegst es wieder. Nächste Woche habe ich wieder einen Job“, bettelte sie weiter. Hätte er sich noch für sie interessiert, hätte er sich wahrscheinlich danach erkundigt welchen Job sie in Aussicht hatte. Stattdessen sagte er: „Niki, ich muss jetzt wirklich los und die 100€ brauche ich.“ „50 und ich schulde dir was.“ Sie warf ihren Kopf nach hinten und nahm ihre Brüste in die Hand. „Überleg es dir gut, vielleicht willst du ja mal wieder.“ `Nutte´, David sprach das Wort nur in Gedanken aus. `Eine Nutte, die mir den Weg zur Tür versperrt.´ Ohne sie beiseite zu schubsen, konnte er die Wohnung nicht verlassen. Er kramte sein Portemonnaie aus der Jackentasche und zog einen der 50er seines Vaters heraus. „Hier, bitte.“ „Nicht danke“, sagte sie mit einem frivolen Grinsen, „ich zahle es dir in Laboe zurück.“ Einem Instinkt folgend öffnete David sein Portemonnaie ganz. Ein Kassenbon, zwei drei unwichtige Karten. Aber kein Geld mehr. Er nickte vor sich hin. `Natürlich, irgendjemand musste die Zeche gestern ja bezahlen.´ Ein wenig wunderte es ihn, dass sie ihm den zweiten Fuffi erst heute Morgen abgeknöpft hatte. `Vermutlich war sie gestern zu breit, um daran zu denken.“ Niki trat demonstrativ einen Schritt zur Seite. Er war entlassen. `Für eine Nutte eigentlich billig. 15 Euro pro Fick mit Essen und Getränken“, dachte David. Sie würde niemals nach Laboe kommen. Hoffte er.
Dierk
„Mama, Mama, bist du da?“ Immer wieder das gleiche Spiel. Dierk zog geräuschvoll die Haustür hinter sich zu. Nur hatte er heute keine Zeit für Versteckspiele. `Zur Not finde ich sie heute halt mal nicht´, dachte er und schämte sich gleich ein wenig. `Die Polin kommt in zwei Stunden. Also kein Grund für ein schlechtes Gewissen.´ Er hielt inne. Die letzten Monate, in denen mit Margot alles schlimmer geworden war, hatten ihn gelehrt, zunächst die Sinne walten zu lassen. Er spürte: nichts. Weder übertriebene Hitze oder Kälte. Sie hatte also die Finger von der Heizung und den Fenstern gelassen. Es roch weder verbrannt noch nach vergossenen Flüssigkeiten. Selbst den Geruch von Spüli auf Kacheln bekommt man tagelang nicht aus den Räumen, wenn die Flasche nur groß genug war. Kein Piepen, Surren oder Klopfen. Dierk schüttelte den Kopf. Er war es leid. Natürlich gab es nirgendwo im Haus mehr frei herumstehende Spüli, Ajax oder sonst irgendwelche Flaschen. In jedem Raum hing mindestens ein Rauchmelder. Der Kühlschrank ließ sich verriegeln. `Ich muss raus hier´, dachte Dierk, `wenigstens mal zwei Tage.´ „Mama!“ Die Tennistasche stand schon gepackt im Flur. Er ging an ihr vorbei zur Gästetoilette. Niemand drin. Margot saß in der Küche. Als Dierk eintrat erhob sie sich vom Stuhl und ließ sich gleich wieder fallen, erhob und setzte sich wieder. „Bleib sitzen, Mama“, sagte Dierk liebevoll. Sie stand auf und setzte sich wieder. Der schwere Dierk mit der Halbglatze und dem schicken Kortsakko über dem rotweiß karierten Hemd ging zu ihr hin und streichelte seiner Mutter übers Haar. „Brav gemacht“, lobte er nach einem Rundumblick durch die Küche. Alles schien heil zu sein, auch an ihr selbst. Sie trug immer noch den blauen Rock und die dunkle Bluse unter der Strickjacke, die er ihr morgens angezogen hatte. Die Blumen hatte sie gegossen. Vom Fensterbrett tropfte noch etwas Wasser. Dierk riss ein Blatt Küchenpapier ab und wischte darüber. Es war nicht viel. Nur ein paar Tropfen, die aus der übervollen Untertasse des Übertopfes getreten waren. `Sie hat einen guten Tag´, sagte er sich. `Umso besser.´ „Hast du Hunger Mama?“ Margot sah mit ausdruckslosen Augen zu ihm herüber. „Was wollen sie?“, Die Falte zwischen ihren Augen wurde noch tiefer. Gesiezt hatte sie ihn bisher noch nicht. Dieser misstrauische Ausdruck ihrer Augen. Der Arzt hatte ihm gesagt, dass es so kommen würde. Es fühlte sich merkwürdig an. „Du brauchst mich nicht zu siezen. Ich bin dein Sohn“, sagte er ruhig. Es traf ihn mehr, als er gedacht hatte. Margot wandte ihren Blick ab und schüttelte ein paarmal heftig den Kopf. So als wollte sie einen Gedanken vertreiben. Vielleicht auch durcheinandergewirbelte Gedanken ordnen. „Hast du Hunger?“, wiederholte Dierk seine Frage. Wie gern hätte er ihren Kopf genommen und ihn so lange geschüttelt, bis alle Gedanken wieder am richtigen Platz waren. Er sah ein Tetrisspiel vor sich, in dem die Formen von oben langsam in die richtige Lücke setzten. Laut sagte er: „Ich kann dir ein Brot schmieren.“ Margot sah wieder zu ihm auf. „Da sind Dinger. Immer wieder.“ Mit der Hand fuhr sie in der Luft herum. Dierk verfolgte die kreisrunden Bewegungen mit seinem Blick. „Wer schwirrt? Dinger?“ `Gott´, dachte er dabei, `wie ich es hasse.´ Margots Gestik fiel in sich zusammen und ihr Blick senkte sich in Richtung Boden. „Frau Bogdana kommt später und macht dir ein Abendbrot. Ich muss jetzt los.“ Margot richte sich wieder auf. „Wohin?“ Dierk fiel darauf rein. Ein einziges echtes Wort und er begann sich mit ihr zu unterhalten. „Zum Tennis, das habe ich dir gesagt. Wir fahren heute nach Laboe. Ich mit der Tennismannschaft. Du weißt doch, dass ich jetzt wieder in einer Mannschaft spiele. Jetzt aber Tennis. Ein ganzes Wochenende mal nichts anderes als Sport und Freunde. Mal abschalten. Ich habe die Garagen gewonnen, Mama. Habe ich dir das schon erzählt?“ Noch während seiner letzten Worte wippte Margot wieder auf die Füße und eilte mit trippelnden Schritten in Richtung Flur. „Wer sind Sie? Immer alles Dinger.“ Sie rief es laut und schrill. Dierk schüttelte langsam den Kopf. `Gut, dass uns die Nachbarn nicht hören.´ Es war nicht mehr lange auszuhalten mit ihr. Die Polin hin oder her. Wenn er jetzt auch noch mehr Arbeit durch die Garagen hatte… „Ich hätte sie in ein Heim geben sollen. So kann ich sie doch nicht allein lassen“, flüsterte Dierk vor sich hin. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Es sei denn, er fuhr nicht mit. `Passt