Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Berkamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752912159
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redete wieder unablässig auf Ferox beim Anschirren ein. So fasste es Markus auf. Vitus kletterte auf die Ladefläche und streckte sich auf der Kiste aus. Jetzt war er mit Schlafen dran.

      Markus stieg auf die Fuhrmannsbank und setzte sich neben Fara. Er sollte sie nach hinten jagen. Aber vielleicht entlockte er ihr so mehr Informationen und griff nach den Zügeln.

      „Hüh, Ferox, hüh“, rief er und klatschte die Zügel auf die Pferdehintern.

      Der Wagen blieb stehen. Das zweite Pferd machte zwar Anstalten loszulaufen, aber Ferox biss sofort nach seiner Seite.

      „Hüh, Ferox, hüh, du Mistvieh“, rief Markus wieder, aber der Wagen rührte sich nicht.

      Vitus rappelte sich hinten von seiner Kiste hoch. „S-Soll ich es mal v-versuchen?“, fragte er und erntete nur einen finsteren Blick von Markus.

      „Gib mir lieber mal die Peitsche nach vorn“, rief Markus und wartete gespannt auf die Reaktion von Fara.

      „Heyja, Jago, heyja“, rief sie mit heller Stimme und der Pferdewagen zog an, dass Vitus sich am Dachgestell festkrallte, um nicht vom Wagen zu fliegen.

      Lange Zeit fiel nicht ein Wort. Vitus schlief hinten zusammengerollt auf der Kiste. Das ergab eine stabilere Lage.

      Fara griff hinter sich und holte das Bündel Pflanzen nach vorn auf ihren Schoß. Sie sortierte die einzelnen Stängel nach ihrer Art und band die Bündel mit einigen langen Grashalmen zusammen. Die Bündel würde sie zum Trocknen an das Dachgestell des Wagens hängen, wenn sie einen Faden oder Strick bekam.

      Bei Markus kreiselten die Gedanken. Das mit Ferox ging nicht mit rechten Dingen zu. Er glaubte zwar nicht daran, aber sie schien hexen zu können. Was sie mit dem Gaul anstellte, brauchte normalerweise einige Jahre Beschäftigung mit dem Pferd.

      „Wie weit ist es bis Villa Patria, Herr?“, fragte Fara.

      Markus stutzte. „Woher weißt du von Villa Patria?“

      „Wisgard hat es mir gesagt, wegen Swingard. Ich soll doch die Kräuterpflanzen bei ihr abgeben.“

      Markus runzelte seine Stirn. „Was hat sie dir denn alles erzählt?“ Dass die Weiber immer ihr eigenes Süppchen kochten!

      Fara überlegte, was sie sagen konnte. „Sie hat nur noch Patricia erwähnt, dass die auch Kräuter zum Würzen braucht.“

      Markus schmunzelte innerlich. Patricia war ein gutes Stichwort. Sie hatte sehr an seinem Vater gehangen. Wenn ich die Tochter von Vankor in ihre Küche stecke, dann brauche ich diese Vorwitzige nicht zu schikanieren. Zwiebeln schneiden. Abfall wegschaffen. Früh weit vor Morgengrauen aufstehen, um für andere das Frühstück zu machen. Abends die Letzte in ihrem Tagewerk sein und immer den Drachen Patricia im Rücken. Prinzessin, du wirst dich umgucken. Arbeiten von früh bis spät.

      „Wie weit ist es bis Villa Patria?“, fragte Fara noch einmal.

      „Etwa achzig römische Meilen. Wenn wir heute Abend in Sala sind, brauchen wir drei Tage.“

      „Bist du extra meinetwegen nach Savaria gefahren oder wegen des Weines?“, fragte Fara weiter.

      „Nein. Wir kamen von Carnuntum und haben bei Clarissa angehalten. Da habe ich erst von dir und dem Sklavenmarkt erfahren.“

      Fara drehte sich um und blickte auf die Ladefläche. „Auf dem Wagen kannst du aber nicht viel transportieren. Lohnt sich dann die weite Fahrt bis Carnuntum überhaupt?“

      „Ich habe dort einen Aufkäufer für Electrum. Das nennt man auch Meeresgold oder Bernstein. Wir sind hier auf der Bernsteinstraße auf dem römischen Gebiet von Carnuntum, über Savaria, Sala, Poetovio, Celeia und Emona bis Aquileia.“

      „Wir Frauen nennen ihn Heilstein oder Brennstein. Er hat für manches eine heilende Wirkung. Aber warum kaufst du nicht das Electrum in Savaria oder Sala? Da ist der Weg doch nicht so lang.“ Fragte Fara neugierig.

      „Wenn das Electrum an der römischen Grenze ankommt, kann man sich in Carnuntum die besten Stücke heraussuchen. Sie sind dort nicht so teuer, wie in Poetovio, wo Villa Patria liegt, oder in Aquileia.“ Markus schaute Fara von der Seite an. „Ach, was erzähle ich dir von meinen Geschäften. Bleibe du bei dem Weiberkram da.“ Damit nickte er mit dem Kopf in Richtung Kräuterbündel.

      „Ja, Herr“, entgegnete Fara spitz. „So wie Pferde einspannen?“

      Verschnupft drehte sich Markus nach vorn und sagte kein Wort mehr, bis sie in Sala in den Hof einer Taberna einfuhren.

      Kapitel 5, Sala, 11. April 373

      ♦

      Unsanft langte Markus nach hinten und klopfte Vitus munter. „Kümmere dich um die Sicherheit der Ladung auf dem Wagen. Du, Fara bringst die Pferde in den Stall dort drüben und versorgst sie mit Futter. Ferox hat sich mit fast jedem Stallmeister angelegt. Der hier kennt ihn schon. Ich besorge in der Zwischenzeit eine Schlafkammer. Wir treffen uns in der Gaststube.“ Mit den Augen gab Markus Vitus einen Wink, dass er auf Fara aufpasste.

      Markus öffnete die große Holzkiste, entnahm ihr einen kleinen Kasten und einen kleinen Leinensack und verschwand in der Gaststube. Vitus klärte mit dem Hofmeister, wo die Ladung auf dem Wagen über Nacht eingeschlossen wurde. Dann schirrte er das zweite Pferd aus und ging Fara hinterher in den Stall.

      Als Vitus und Fara in die Gaststube kamen, saß Markus schon an einem Tisch. Den kleinen Kasten hatte er unter die Bank gestellt. Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit Wasser zum Händewaschen. Daneben lagen weiße Tücher zum Abtrocknen. Eine Schankmagd brachte einen Korb mit duftendem, frischem Brot. Normalerweise nahmen die Sklaven in einem hinteren Raum ihr Essen ein, aber Markus hielt Fara lieber unter Kontrolle.

      Die Männer stellten den Brotkorb zwischen sich und brachen zwei Stück Brot ab. Fara saß am anderen Ende der Bank, auf der Vitus saß. Sie wartete gespannt, wie es weiterging. Die Männer schwelgten in Erinnerungen, was sie hier in dieser Taberna schon alles erlebt hatten und kümmerten sich nicht um sie. Da stand sie auf und wollte weggehen.

      „Wo willst du hin?“, fragte Markus streng.

      „In die Küche, Herr. Dort haben sie sicher ein Messer übrig.“

      „Und dann verschwindest du und wir suchen dich in der ganzen Stadt“, sagte Markus. „Du bleibst hier. Du brauchst kein Messer.“

      Bevor sich Fara wieder hinsetzte, zog sie kurz entschlossen den Brotkorb zu sich heran, nahm das Brot in beide Hände und biss herzhaft hinein. Genüsslich kauend machte sie keine Anstalten mehr, das Brot wieder herzugeben. Die Männer hatten ihr Stück aufgegessen und guckten nun ihrerseits. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Vitus Markus auffordernd an.

      Der schob sein Messer über den Tisch zu Fara hinüber. „Hier, schneide das Brot in Stücke.“

      Auf diese Weise bekamen die Männer wieder Brot, aber von Fara zugeteilt.

      „He, Wirt“, rief Markus laut.

      Eilfertig kam der Wirt vom Weinfass herüber und brachte gleich je einen Krug mit Wein und Wasser mit. Der Wirt kannte Markus schon lange. Angesehene und reiche Gäste bediente er immer selbst. So ein Handelsherr musste mit ihm zufrieden sein. Der kam häufig vorbei und seine Handelstransporte mit Fuhrleuten, Unterhändlern und Wachen erst recht.

      „Herr, ihr habt gerufen?“, fragte er und verbeugte sich leicht.

      „Wir brauchen Puls, Fleisch, Ei, Käse und Gemüse, was du zu dieser Jahreszeit dahast“, bestellte Markus.

      Der Wirt schaute hinüber zu Fara. „Für die Herrin zur Nachspeise Rosinen in Honig, Äpfel und Nüsse?“

      „Die Herrin hier ist mein Pferdeknecht, Cornelius. Für die war der Puls bestellt“, antwortete Markus schmunzelnd.

      „Sie hätte aber die Nachspeise nötig. Sie sieht nicht aus, als ob euer Ferox sie überhaupt wahrnimmt. Erst letzte Woche