Fara - Kampf um Villa Patria. Rolf Berkamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Berkamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752912159
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Weile schwieg Wisgard, um ihre Überlegungen zu ordnen.

      „Oda ist von beiden die jüngere Prinzessin und Fara ist etwa neunzehn bis zwanzig Jahre alt. Da stimmt etwas nicht. Normalerweise werden Prinzessinnen eher verheiratet und wenn, dann zuerst die älteste Tochter im Hause. Wenn Fara nicht zuerst verheiratet wurde, ist sie keine Tochter Vankors. Aber eine Prinzessin an einem fremden Hof ist meist eine Geisel. Fara muss schon lange an Vankors Hof gewesen sein, wenn sie emotional so an Vankor hängt. Ihre Familie hat sie nie ausgelöst. Sie hat übrigens mit dem Hengst jazygisch gesprochen.“

      Clarissa nickte bedächtig. „Fara ist eine Tochter eines Fürsten der Jazygen und sie kannte den Gaul, oder?“

      Kapitel 4, Straße nach Sala, 11. April 373

      ♦

      Auf der Römerstraße kamen sie zügig voran. Je weiter sie sich von Savaria entfernten, umso seltener trafen sie Reisende oder andere Fuhrwerke. Da sie nur wenig geladen hatten, war es leicht bergauf und bergab für die Pferde. Die Sonne schien schon seit dem Morgen. Die beiden Männer schwiegen vorn auf der Fuhrmannsbank. Fara hatte sich ihr Sagum zusammengefaltet, auf ein Weinfass gelegt und sich daraufgesetzt. Es war warm genug und die von den ersten Blumen bunten Wiesen und das leuchtende helle Grün zogen links und rechts an ihr vorbei. Trotz der gepflasterten Straße ruckelte und zuckelte es doch auf der Ladefläche durch die relativ schnelle Fahrt. Ab und zu trabten die Pferde, wenn es leicht bergab ging.

      Markus und Vitus stierten vor sich hin. Vitus hielt die Zügel, aber er hatte nichts zu lenken. Die Straße war vorgegeben und die Pferde waren noch frisch. Nur die Männer wirkten nicht so. Markus gähnte seit einiger Zeit.

      Er hatte vorgehabt, die Prinzessin an einem Strick gefesselt hinter dem Wagen herlaufen zu lassen. Seine Rache dürstete nach Taten. Aber dann hatte sie Ferox angeschirrt. Es war immer noch nicht zu verstehen. Wenn der Stallmeister versagt hätte und das sah so aus, dann wäre es seine Aufgabe gewesen. Vitus hatte zu wenig mit Pferden zu tun und mit Ferox erst recht. Markus hatte den Hengst nur mitgenommen, weil er Bewegung brauchte. Sonst hätte er vor Ungeduld seine Stallbox zertrümmert. Obwohl Ferox sich nie gern vor einen Wagen spannen ließ, trabte er jetzt los, als wollte er die Welt einreißen.

      Wie verhext war der Gaul. Ha, durch wen wohl. Sie wären nie so schnell vorwärtsgekommen, wenn Fara hätte hinterherlaufen müssen. Jetzt saß sie da hinten und angelte sich in Abständen etwas zu essen aus dem Proviantkorb. Wie hatte sie Ferox nur so schnell umgarnt.

      Wieder gähnte Markus. Es brachte nichts, zu grübeln. Bedächtig stieg er nach hinten auf die Ladefläche und gab, ohne etwas zu sagen, Fara mit dem Kopf ein Zeichen, dass sie sich nach vorn auf die Fuhrmannsbank setzen sollte. Als Fara ihr Sagum mitnehmen wollte, riss er es ihr aus der Hand.

      „Das brauche ich jetzt“, knurrte er. Sie nahm neben Vitus Platz. Markus suchte sich auf der langen Holzkiste eine bequeme Lage zum Schlafen. Obwohl es so ruckelte, schlief er sofort ein.

      Nach einer Weile drehte sich Fara vorsichtig um.

      „Bei welcher Schönheit hat er denn die ganze Nacht verbracht?“, fragte sie Vitus.

      Vitus warf ihr einen kurzen Blick zu. „N-Nur die halbe. Und bei d-der Schönheit m-musste er auf einem Stuhl vor der T-Tür sitzen.“

      „Die große Liebe scheint das ja nicht zu sein“, stellte Fara fest.

      „D-Das kannst du l-laut sagen!“ Vitus nickte vielsagend mit dem Kopf.

      „Ihr seht beide müde aus“, bohrte Fara weiter.

      „Zuerst h-habe ich auch auf eine Sch-Schönheit gewartet. Aber sie hat nicht die T-Tür geöffnet. Dann h-habe ich mir gedacht, d-die ist sowieso zu verklemmt. Soll doch M-Markus vor ihrer T-Tür schmachten. Dann b-bin ich zu einer Schönheit aus der K-Küche gegangen. D-Da kommt man auch nicht v-viel zum Schlafen.“

      „Ist das bei euch Römern so üblich, dass ihr immer erst auf einem Stuhl vor der Tür hocken müsst?“, stichelte Fara.

      „Nein, n-nur wenn sie eine P-Prinzessin ist.“

      Fara fiel es wie Schuppen von den Augen. Sie lief rot an. Der Stuhl vor ihrer Kammer! Die beiden hatten vor ihrer Tür Wache gehalten. Dabei hatte sie befürchtet, sie brauchte Schutz vor den beiden.

      „Habt ihr angenommen, ich würde abhauen oder ich wäre für euch gefährlich, so ohne Waffen?“, fragte sie zum Schein.

      „Markus w-wusste nicht, wie d-du reagierst nach diesem T-Tag. Da w-war alles möglich. Wir wollten k-keine Scherereien bei C-Clarissa haben. Der Sklaventreiber hat s-so viele Sachen von dir erzählt. Wenn die H-Hälfte nur stimmt, d-dann musste man v-vorsichtig sein. F-F-Furie und so.“

      „Von wegen Furie. Der Aufseher wollte mich vergewaltigen!“, rief Fara wutentbrannt.

      „Eben, es g-gibt viele Männer auf V-Vinea Clarissa“, entgegnete Vitus.

      „Ach, dann habt ihr mich also beschützt“, stellte Fara fest.

      „N-Nicht ganz, die M-Männer.“

      Darauf hatte Fara nichts mehr zu sagen. Die Gedankenwelt der Männer waren ihr schon immer suspekt.

      Vitus schmunzelte vor sich hin. Am liebsten hätte er ein Liedchen gepfiffen, aber er war zu müde. Bis Mittag zur Rast, dann war er dran, sich hinten hinzulegen und endlich zu schlafen.

      Als sie zur Rast unter einem schattigen Baum anhielten, weckte Vitus den schlafenden Markus.

      Der wandte sich an Fara. „Spanne die Pferde aus und suche eine Stelle zum Grasen. Ferox scheint dir ja aus der Hand zu fressen. Sieh zu, dass der nicht abhaut. Da hinten fließt ein Bach für die Tränke.“

      Sollte sie doch mit dem Mistvieh klarkommen. ‚Wir essen jetzt.‘

      Fara band die langen Zügel so an einen Baum, dass die Pferde den Bach erreichten und genügend Gras zum Fressen fanden. Langsam näherte sie sich den beiden Männern, die auf einem umgestürzten Baumstamm vor dem Proviantkorb saßen.

      Markus sagte bewusst nichts. Egal, was sie jetzt machte, er konnte auf ihr herumhacken. Sie hatte kein Messer und sollte um jeden Happen betteln.

      Nachdem Fara eine Weile unschlüssig auf einen Wink oder eine Einladung gewartet hatte, drehte sie sich um und schlenderte zu dem Gebüsch, das in einiger Entfernung am Waldrand stand. Dabei pflückte sie die unterschiedlichsten Pflanzen und Gräser. Früher hatte sie solche im Frühling mit Wunna für einen Salat gesucht. So frisches Grün war nach dem langen Winter dringend nötig. Sie musste sowieso hinter die Büsche. Mal sehen, was die beiden unternahmen, wenn sie aus deren Sichtfeld verschwand.

      „Was macht sie denn jetzt?“, fragte Markus mehr zu sich selbst.

      „Na, sie m-muss mal. Oder sie h-haut ab.“ Vitus sinnierte weiter. „Oder sie b-besteigt Ferox und r-reitet davon.“

      „Quatsch“, meinte Markus. „Du weißt doch, dass der fast jeden in den Dreck wirft, der das versucht. Nur mich lässt er manchmal oben, aber nicht immer. Jetzt ist sie vollkommen weg.“

      „S-Siehst du, wenn d-du ihr zu Essen gegeben h-hättest, müsstest du s-sie nicht im ganzen W-Wald suchen.“

      „Nicht mal in Ruhe essen kann man!“ Markus stand vom Baumstamm auf und schaute angestrengt in die Richtung, wo Fara verschwunden war. „Hätte ich sie bloß angebunden. Los, holen wir sie da raus, ehe sie einen zu großen Vorsprung hat.“

      Sie nahmen sich jeder einen Kanten Brot mit und machten sich auf die Suche.

      Nach einer ganzen Weile brachen sie die Verfolgung ergebnislos ab und kehrten zurück zum Rastplatz. Da saß sie auf dem Baumstamm, die Beine ausgestreckt und reckte satt und zufrieden ihr Gesicht in die Sonne.

      Markus wollte wutschnaubend lospoltern, als sie aufsprang. „Ich spanne schnell die Pferde ein. Länger können wir nicht mehr warten, um Sala zu erreichen.“

      Schon