Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742734396
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      Elsa machte den erfolglosen Versuch, sich zurückzuziehen, aber das war dem Schwarzbart nicht recht.

      „Sie bleiben hier“, sagte er.

      „Was soll ich schon tun? Die Vordertür haben Sie abgeschlossen und hinten heraus kann ich nicht, ohne direkt an Ihnen vorbeizugehen!“, erwiderte Elsa.

      „Trotzdem. Ich möchte Sie im Auge behalten. Setzen Sie sich wieder!“

      Elsa gehorchte.

      „Wissen Sie, wie man Spaghetti kocht?“, fragte er dann.

      Elsa nickte.

      „Klar.“

      „Ich hätte Hunger darauf.“

      „Ich glaube, dass die nötigen Zutaten noch im Haus sind.“

      „Sind sie nicht“, erklärte der Schwarzbart. „Ich habe nachgesehen. Aber vielleicht werde ich nachher in die Stadt fahren, um sie zu besorgen. Steiner kommt ja erst morgen. Bis dahin ist es noch lang...“

      „Was hat er eigentlich getan, dass Sie ihn töten wollen?“

      „Wir haben nur einen Auftrag.“

      „Es wird aber niemand umgebracht, ohne dass es dafür einen Grund gibt!“, meinte Elsa.

      Der Schwarzbart lachte.

      „Ich schätze, Sie wissen sehr viel darüber“, meinte er ironisch. Er zuckte mit den Schultern und sagte dann: „Warum eigentlich nicht? Ich werde Ihnen sagen, weshalb Steiner sterben muss. Es ist etwa ein Jahr oder etwas länger her, da hatte er für irgend jemanden irgendeinen Job zu erledigen...“

      „Einen Mord?“

      „Ich wüsste nicht, dass er mal in einem anderen Gewerbe tätig gewesen wäre. Ja, es war ein Mord, wenn Sie diesen unfreundlichen Ausdruck unbedingt benutzen wollen. Steiner hat seinen Job erledigt, wie man das von einem Killer seiner Klasse erwartet.“

      „Und jetzt will sich jemand rächen, der Sie angestellt hat?“, schloss Elsa.

      Der Schwarzbart lachte schallend.

      „Sie sind wohl wirklich so grün hinter den Ohren, wie sie tun!“

      „Was haben Sie gedacht?“

      „Was ich denke, behalte ich besser für mich. Es geht Sie nichts an.“ Er lehnte sich ein wenig zurück. „Der Mann, den Steiner umbringen sollte, war ein Kurier, der einen Koffer mit Geld bei sich hatte. Er war gerade auf dem Sprung in die Schweiz, um es dort im Auftrag seiner Hintermänner legal anzulegen. Und wie es aussieht, hat Ihr Freund Steiner nicht nur den Kurier erschossen, was ja seine Aufgabe war, sondern auch das Geld kassiert.“ Seine ruhigen dunklen Augen musterten Elsa und studierten jede Regung, die sich in ihrem Gesicht zeigte. „Beginnen Sie nun zu begreifen, weshalb ein paar Leute ziemlich sauer auf ihn sind?“

      Elsa schluckte.

      „Ja.“

      „Wir haben lange gebraucht, um ihn endlich ausfindig zu machen. Steiner ist ein Meister im Verwischen von Spuren. Er passt sich überall perfekt an, spricht viele Sprachen... Weiß der Himmel, wie oft er schon seine Haarfarbe gewechselt, seinen Namen verändert und sich vermutlich sogar kosmetischer Operationen unterzogen hat.“

      „Nun haben Sie ihn ja gefunden.“

      „Ganz richtig.“

      Elsa überlegte. Dann hob sie den Kopf und sagte: „Wenn Sie und Ihre Auftraggeber hinter dem Geld her sind, dann...“

      „Wir sind nicht hinter dem Geld her“, erklärte der Schwarzbart kalt.

      Elsa runzelte die Stirn und machte eine hilflose Geste.

      „Aber Sie sagten doch...“

      „Es geht den Leuten, für die wir arbeiten um das Prinzip!“

      „Welches Prinzip?“

      „Das Prinzip, das besagt, dass jemand bestraft werden muss, der die Spielregeln verletzt!“

      „Aber...“

      „Und Steiner - Robert - hat die Spielregeln verletzt, als er das Geld genommen hat. Selbst wenn es jetzt hier auf dem Tisch liegen würde - es würde ihm nichts nützen.“

      „Das verstehe ich nicht!“

      „Sie wollen ihn tot sehen.“

      „Wer sind sie?“

      „Das müssen Sie nun wirklich nicht wissen!“

      „Ich verstehe es trotzdem nicht!“

      „Ist es denn so schwer zu begreifen? Es ist eine Art Abschreckung für all diejenigen, die ebenfalls mit Koffern voll schwarzem Geld aus illegalen Geschäften herumreisen oder es sonstwie in die Finger bekommen könnten und auf diese Weise naturgemäß in großer Versuchung sind, sich einmal richtig zu bedienen.“

      11

      Der Schwarzbart hatte seinen Plan wahrgemacht, hatte den Landrover genommen und war damit in die Stadt gefahren, um einzukaufen.

      Elsa war nun mit dem schweigsamen Narbigen allein, der jetzt unruhig im Wohnzimmer auf und ab ging. Die Pistole trug er dabei lässig im Hosenbund. Ab und zu blickte er zu ihr hinüber und musterte sie seltsam. Elsa lehnte sich im Sessel zurück und träumte ein wenig vor sich hin.

      Sie dachte an ihre erste Begegnung mit Robert und dann an die Szene am Strand, als er ihr geholfen hatte. Dann wanderten ihre Gedanken zu jener ersten, stürmischen Vereinigung mit diesem Mann, die sich genau hier, in diesem Raum abgespielt hatte, nachdem sie vom Swimmigpool gekommen waren. Es fiel ihr noch immer schwer zu glauben, dass derselbe Mann, den sie so voller Zärtlichkeit und Verständnis erlebt hatte, ein eiskalter Killer war. Und auf einmal erschien ihr das Vergangene so unwirklich, wie aus einer anderen Welt. Die ganze Zeit mit Robert, diese wunderbaren, viel zu schnell dahingerauschten Wochen...

      Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, und dem Narbigen schien es ganz genauso zu gehen. Jemand öffnete die Haustür.

      Es war noch nicht allzulange her, dass der Schwarzbart nach Tanger aufgebrochen war. Wenn er jetzt schon wieder zurückkehrte - und wer sonst sollte es sein? - dann war er wirklich schnell. Aber vielleicht hatte er auch Probleme mit dem Landrover gehabt. Seit Robert weg war, war nicht mehr nach Öl und Wasser geschaut worden.

      Elsa blickte zu dem Narbigen hinüber. Sie spürte seine Anspannung. Seine behaarte Pranke griff nach der Pistole im Hosenbund. Er zog die Waffe heraus und lud sie mit einer energischen Bewegung durch. Es schien, als wollte er auf Nummer sicher gehen. Er warf Elsa einen kurzen, strengen Blick zu, der ihr soviel sagte, wie: 'Bleib ja sitzen wo du bist!'

      Dann machte er zwei Schritte nach vorn zur Wohnzimmertür und blickte den kurzen Flur entlang zur Haustür.

      Seiner Körperhaltung sah Elsa an, dass es nicht der Schwarzbart sein konnte, der ihn dort erwartete.

      Ein hässliches, kurzes Geräusch ließ sie dann zusammenzucken - und ebenso den Narbigen. Es hatte 'Plop!' gemacht, und Elsa wusste inzwischen nur zu gut, was das bedeutete.

      Der Narbige taumelte nach hinten und