Ich hatte ein blaues Seidenhemd und eine weiße, enge Jeans an. Von meiner Computerarbeit hatte ich auch noch meine Brille auf. Ihm gefiel mein Outfit, besonders die Brille. Während wir die Lindenstraße{19} sahen, konnte er seine Hände nicht von mir lassen, was ich regelrecht genoss. Wir kuschelten uns ganz gemütlich aneinander und erlebten unsere Lieblingsserie mit innigen Küssen. Immer wieder kitzelte ich ihn, weil er dann so ein ganz besonderes, süßes Lächeln hervorbrachte. Ich liebte dieses Lächeln und seinen makellosen, schlanken, sonnengebräunten Körper. Und er liebte mich. Ganz verliebt sah er mir tief in die Augen und sah auf den tiefsten Grund meiner Seele.
In der Nacht zum 20.{20} Mai 1998 erlebten wir unser erstes Mal. Wir hatten Sex und es war mein erstes Mal.
In dieser Nacht wurde ich zu einem richtigen Mann und Denis wurde mein Mann. Was auch immer geschehen würde, diese Momente werde ich niemals vergessen. Denis hatte mit dieser gemeinsamen Erfahrung für immer bedeutungsvoll mein Leben geprägt. In kleinen Schritten hatten wir uns vorangetastet. Meine große Liebe war in jeder Situation rücksichtsvoll, damit ich mich auf jedes neue Empfinden einstellen konnte. Mit den Erfahrungen wuchsen der Genuss und auch die Bedürfnisse.
Da ich am nächsten Tag frei hatte, konnte ich ausgiebig mit Denis frühstücken, bevor er zur Arbeit fuhr. Ich hatte mich vormittags mit Manuela verabredet. Sie hatte mir Wichtiges zu berichten.
Nach unserer Disconacht war sie noch zu Michél gefahren und hatte sich mit ihm ausgesprochen. Sie gab ihm eine letzte Chance. Überraschend machte er Ela das Angebot, wieder bei ihr einzuziehen. So richtig war sie darüber nicht erfreut. Der nächste Streit wäre vorprogrammiert.
Abends schrieb mir Denis noch folgende Nachricht per Fax: „Einfach einen ganz lieben Gruß von mir an Dich. Ich wollte einfach nur sagen, dass der gestrige Abend sehr schön war. Jeden Augenblick, wo wir uns nicht nahe sein können, ist unerträglich. Ich bin so unbeschreiblich glücklich und freue mich riesig auf unser nächstes Treffen.“
Tilo: „Lieben Dank für Deinen süßen Guten-Nacht-Gruß. Du gibst Dir wirklich in jeder Beziehung alle Mühe und bist unheimlich rücksichts- und liebevoll. Du weißt, dass ich Dich jeden Tag, wo wir uns nicht sehen, vermisse.“
Der Tag war gekommen. Ich musste mich wegen meiner Steißbeinoperation ins BWK einfinden. Es ging von einer Voruntersuchung zur nächsten. Es war, nach meiner Geburt, das erste Mal, dass ich in einem Krankenhaus behandelt werden würde.
Meine Aufregung hielt sich in Grenzen. Mit meinem Laptop und dem Handy im Gepäck würde die Zeit schon vergehen.
Bereits am Abend des ersten Tages besuchte mich Daniela. Wir gingen in die Cafeteria und aßen Bockwurst. Das Krankenhausessen hatte mich nicht gerade gesättigt. Sie erzählte mir von neuen Problemen, die sie mit ihrem Freund hatte. Außerdem bedrückte sie noch eine weitere Sache. Es betraf mich.
Seit ich mit „Denise“ zusammen war, hätte ich kaum noch Zeit für sie. Ich würde auf Nachrichten, die sie mir auf dem AB hinterlassen hatte, nicht reagieren und unsere Telefonate würden immer kürzer.
Ich erklärte ihr, dass ich in den letzten Wochen tatsächlich weniger Zeit hatte. Dabei erzählte ich natürlich nicht von dem regen Briefwechsel, den ich vorab mit Denis führte. Obwohl ich mit Denis zusammen war, schrieb ich mich auch noch regelmäßig mit Patrick und Julian. Mit ihnen konnte ich mein tatsächliches Glück, ohne mich zu verstellen, teilen.
So schwärmte ich Daniela von „Denise“ vor. Wir hatten es uns auf einer Wiese vor dem Krankenhaus bequem gemacht und genossen das schöne Frühlingswetter. Dabei sprach ich nie von einem Mädchen, wenn es um „Denise“ ging und vermied die Verweiblichung der Person in meinen Sätzen. Eigentlich machten nur die Zuhörer aus Denis „Denise“.
Bereits am nächsten Tag wurde ich operiert. Nachdem ich über die Risiken einer Vollnarkose aufgeklärt wurde, erhielt ich diese und verließ die reale Welt für ein paar Stunden.
Denis war der erste Besucher nach meiner Operation. Er hatte mir Blumen, eine süße Karte und eine Plüschmaus von Diddl{21} mitgebracht.
Es waren nur noch wenige Tage, bis ich bei ihm in Neuenhagen das erste Mal übernachten und ein paar Tage wohnen sollte. Seine Eltern machten Urlaub in der Türkei. In dieser Zeit hätten wir Haus und Hof für uns allein. Es war für uns der erste Test, ob wir zusammen auch für eine längere Zeit klarkommen würden.
Tilo im Bundeswehrkrankenhaus
Eines Morgens meldete sich Marén telefonisch bei mir. Sie hatte sich solche Sorgen gemacht, dass ich ihr wegen ihrer neuen Partnerschaft die Freundschaft kündigen würde. Dass es nicht meine Art sein würde, musste sie eigentlich gewusst haben. Ich war froh zu hören, dass sie glücklich und zufrieden mit ihrem neuen Freund sei. Nach einem knappen Jahrzehnt unserer Freundschaft würde Marén in der achten Staffel Familienportraet als Hauptfigur verlassen. Sie wollte dann ihr neues Leben in Lüneburg beginnen.
Nachdem ich bereits eine Woche im Krankenhaus verbracht hatte, planten Denis und ich von dort einen Ausflug ins Grüne. Da ich noch nie am Kloster Chorin{22} und am Schiffshebewerk Niederfinow{23} war, entschieden wir, dass dies unser erster gemeinsamer Ausflug sein sollte.
Bei sengender Hitze besuchten wir die bekannten Barnimer Wahrzeichen und drehten zugleich für Familienportraet. In Strausberg bekamen wir Appetit auf Eis. Im Café Altstadt blieb mir fast das Herz stehen. Mein alter Bekannter Oliver G. stand vor mir. Schnell wählte ich einen Tisch in der hinteren Ecke des Cafés. Zunächst klärte ich Denis über die Person auf und wir benahmen uns wie zwei alte Kumpels, die sich lange nicht gesehen hatten. Ausgerechnet dieser Typ sollte der Erste sein, der Denis und mich das erste Mal zusammen sah.
Wieder zurück im Krankenhaus hatte mir Doreen telefonisch Andeutungen gemacht, dass sie evtl. schwanger sei. Ihre Menstruation hatte nicht fristgerecht eingesetzt.
Ihre Vermutung wurde bei einer frauenärztlichen Untersuchung bestätigt. Mich informierte sie per Fax über den aktuellen Stand. Da sie mit dem Vater des Kindes nicht mehr zusammen war, wollte sie weg aus Leipzig. Allerdings nicht zurück nach Strausberg, sondern nach Berlin. Dort suchte sie bereits eine Wohnung. Marén wollte ihre Wohnung in Berlin Hellersdorf ab August abgeben. Konnte Doreen Nachmieterin werden?
Da Doreens Eltern inzwischen im benachbarten Hönow wohnten, fand sie die Idee hervorragend. Jetzt mussten nur noch die Einzelheiten mit Marén und der Wohnungsbaugesellschaft abgestimmt werden.
Nachdem ich das BWK endgültig verlassen hatte, besuchte mich Marén. Ich erlebte sie locker und selten so entspannt. Eine neue Frisur und elegantere Kleidung signalisierten eine äußerliche Veränderung. Sie schien glücklich und hatte viele Pläne.
Reni schilderte mir ihre besondere Beziehung. Frank konnte seine Gefühle zeigen, gut mit Isabelle umgehen und auch zwischenmenschlich stand alles zum Besten. In nicht allzu ferner Zeit sollten die Hochzeitsglocken läuten. Auch ein gemeinsames Kind war geplant. Um mir Frank ein wenig näher zu bringen, hatte Marén ein Video mitgebracht. Darin konnte man sehen, wie er sich mit Freude und liebevoll mit Isabelle beschäftigte - als wäre es sein eigenes Kind.
Für Familienportraet drehten wir ein STARgespräch. Die Dreharbeiten fanden bei Manuela statt, der wir so einen Besuch abstatten konnten. Im Gespräch stellte ich u. a. folgende Frage: „Marén, zum zweiten Mal brichst du deine Zelte in Berlin ab. Hast Du Angst vor diesem Schritt?“
„Ja, sehr Große. Die alten Freunde verlieren, Neue finden. Das wird schon nicht einfach. Aber ich verlasse Berlin, um mir dort ein neues Leben aufzubauen.“
Persönlich wünschte ich ihr viel Glück für ihren Neuanfang.
Das Haus und das Grundstück von Denis Eltern waren ansprechend und wirkten sehr gepflegt. Den ganzen Nachmittag