Tango unterm Regenbogen. Tilo Braun-Wangrin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tilo Braun-Wangrin
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753107073
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gingen. Ich träumte davon, wie schön es wäre mit Denis hier zu sein.

      Kai und ich pilgerten durch angesagte Modegeschäfte, um neue Impressionen für unsere Looks zu holen. René begleitete uns ziemlich bereitwillig. Zu einer neuen Sonnenbrille ließ ich mich überreden. Aber die brauchte ich auch, da die andere langsam out war und brüchig wurde. Abends fuhren wir in ein weiteres Hotel, welches wir die nächsten drei Nächte beziehen würden. Die Zimmer waren ungemütlich und kühl. Kai und René standen stundenlang auf dem Balkon, um die Mädels im gegenüberliegenden Nachbarhotel zu begaffen.

      Getrieben von Hunger und Durst suchten wir ein gemütliches Restaurante auf. Das Lokal war restlos überfüllt. Meine beiden Mitstreiter hatten keine Geduld auf einen freien Platz zu warten. Ich schickte sie weiter und setzte mich an einen Tisch, an dem zwei Indonesien aus unserer Reisegruppe saßen. Wir unterhielten uns angeregt über unsere unterschiedlichen Kulturen. Nachdem ich gespeist hatte, beglich ich die Rechnung und zog mich zurück. Meine beiden Freunde hatten in der Zwischenzeit ein schlechtes Gewissen bekommen und kehrten auch recht bald ins Hotel zurück.

      Pünktlich begann unsere Tour nach Rom. Es war nach London und Paris eine weitere europäische Hauptstadt, die ich unbedingt sehen wollte. Gut gelaunt pilgerten wir zur Spanischen Treppe. Da ich mein Mikrofon vergessen hatte, musste ich die Vor Ort-Sendung für Familienportraet kappen, die ich dort produzieren wollte.

      Die Luft war trocken und die Sonne brannte, als wir den Petersplatz erreichten. Papst Johannes Paul II.{15} sollte hier in ein paar Minuten seine Osterpredigt abhalten. Ein alter Mann trat ans Fenster des Vatikanpalastes und begeisterte mit seinem Erscheinen die Massen zu seinen Füßen.

      Nach der Andacht zogen wir durch die City, bis wir das Colloseum erreichten. So gewaltig wie ich es aus Lexikas, Reiseführern oder Geschichtsbüchern kannte, erschien es mir gar nicht. Der Platz und der im Zentrum stehende Konstantinbogen wirkten dafür umso gigantischer. Gut konnte man sich mit diesen Bildern die römische Vergangenheit vorstellen.

      Zwischendurch schrieb ich zahlreiche Karten an Verwandte und Freunde. Den Abend verbrachten wir in Fiuggi, unserem Übernachtungsort, und diesmal gemeinsam. Während die anderen noch einen Abendspaziergang machten, verzog ich mich in unser Hotelzimmer um in Gedanken an Denis zu schwelgen.

      Wir entschieden uns kurzfristig, an diesem Tag die Tour nach Neapel mitzumachen. Unsere Reise würde uns zum aktiven Vulkan Vesuv und der von Lava verschütteten Stadt Pompeij führen.

      Es war beeindruckend, welche Spuren der Vulkan in seinen schlimmsten Zeiten hinterlassen hatte. Der alte Krater umringte den neuen, kleineren im Inneren. Heiße Dämpfe stiegen aus der Tiefe herauf. Mystische Atmosphäre kam auf. Da wir uns in mitten einer Wolke befanden, war die Sicht über Neapel gedämpft. Die antike Stadt Pompeij war unser nächstes Ziel.

      Wir bestaunten die Überreste der alten Zeit und regten uns über den Reiseführer auf, der jeden seiner Sätze mit „Schauen sie dort...“ begann. Der Tag war nicht so aufregend wie die vergangenen und so gingen wir zeitig zu Bett.

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      Kai, Tilo & René am Krater des Vulkans Vesuv.

      In aller Frühe verließen wir Fiuggi, um zu unseren letzten Zielen der Italienreise nach Venedig und zur Mittelmeerküste aufzubrechen. Venedig erstrahlte mit viel Sonne und der Charme

       der Stadt war noch schöner als bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren, als ich mit Ronda und Janosch hier vor Ort war. Nun eroberte ich mit meinen Bundeswehrfreunden die Lagunenstadt. Wir durchzogen abermals die engen Gassen und wanderten zur Rialtobrücke, welches neben dem Markusplatz unser einziges Ziel war. Durch die Hitze waren wir lieber auf Eis und ein wenig Ruhe aus. Deshalb setzten wir uns ans Ufer des Canale Grande und aßen das bisher teuerste Eis unseres Lebens.

      Am Abend erreichten wir Jesselo, einen Badeort direkt am Mittelmeer, wo wir unsere letzte Nacht in Italien verbringen würden. Mit frischen Klamotten gingen wir ins Nachbarhotel, um Siggi zum Abendessen abzuholen. Er führte uns zum letzten Mal in eine gute Pizzeria, die über alle italienischen Delikatessen verfügte. Siggi scherzte heute Abend. Wir mussten ständig lachen, während wir uns die Bäuche vollschlugen, sodass wir kaum noch Luft zum Atmen bekamen.

      Die Rückkehr nahte. Endlich würde ich meinen Denis wiedersehen und wir könnten unsere erste gemeinsame Nacht miteinander verbringen.

      Das Klingeln meines Handys riss mich aus den Gedanken. Wir waren bereits in Deutschland und hatten wieder Empfang zum nationalen Funknetz. Bereits auf dem Display konnte ich erkennen, dass es Markus war. Mir schoss gleich

       mein letztes mysteriöses Telefonat mit Marén in Kopf, die mir erklären wollte, dass sie bei ihrem Liebhaber wäre. Ich merkte schon an Markus‘ Stimmung, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich fragte, ob Reni wieder aus Hamburg zurückgekehrt sei. Sie sei zurück, aber das sei auch das einzige Gute, erklärte er. Als ich ihn fragte, was denn passiert sei, sollte ich raten, was geschehen ist. Ich tippte auf Beziehungsstress, da ich zunächst nicht vom Schlimmsten ausgehen wollte. Doch es war Schluss und diesmal sei alles endgültig. Ich war schockiert. Nun endete also die Beziehung, die vor genau fünf Jahren so dramatisch begonnen hatte, wie sie nun endete. Wir hatten in all den Jahren so viel miteinander erlebt und nun sollten sich unsere Wege trennen?

      Zu Hause lag ein Fax von Denis: „Herzlich willkommen Weltenbummler! Ich habe Dich wahnsinnig vermisst und freue mich schon sehr auf unser Treffen. Bis morgen, sei liebt gedrückt von Deinem Denis.“

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      Erste gemeinsame Nacht mit Denis.

      5. Krisen

      Ich schwebte im siebten Himmel mit Denis. Unser Wiedersehen nach der Italienwoche war wunderschön. Ich schätzte an meinem Freund, dass er mich mit allem nicht bedrängte. Er nutzte meine Unerfahrenheit nicht aus.{16}

      Den Duft von Cartier Déclaration{17}, den Denis bei unserem Kennenlernen trug, hatte ich mir besorgt. Immer dann, wenn er nicht bei mir sein konnte, schnupperte ich an dem Parfumfläschchen und träumte mich zu ihm. Es roch männlich markant und war anderseits ein Duft voller Energie und Raffinesse. An Denis roch es nach Verführung und Leidenschaft mit der Eleganz von purer Lebenslust.

      Manuela (Ela) erzählte mir von Renis Besuch vor ein paar Tagen. Sie wollte mit Ela über das Ende der Beziehung mit Markus zu sprechen. Sie erläuterte, dass sie seit Monaten mit Markus nicht mehr glücklich gewesen sei und die ganze Situation auch nicht mehr ausgehalten habe.

      Im Internet suchte sie Kontakt zu anderen Männern. Dabei lernte sie Frank aus der Lüneburger Heide kennen. Beide merkten schnell, dass sie eine tiefe Zuneigung zueinander empfanden. Das erste Treffen fand statt, als Marén angeblich die in Hamburg lebende Freundin besuchen wollte.

      Ich teilte Manuela meine Bedenken in Bezug auf die gemeinsame Tochter Isabelle (Isa) mit. Mir lag viel daran, Isa in geordneten Verhältnissen aufwachsen zu sehen. Im Moment hatte ich Zweifel. Ela hatte aber aus Renis Erzählungen herausgehört, dass Frank recht kinderlieb sein würde. Es waren während ihres Besuches bei ihm mehrere Malöre mit Isa passiert, wo er wohl cool reagiert hätte. Zudem sei er bereits 29 Jahre alt und besitzt eine gewisse Erfahrung. Seine Eltern hätten sie bereits kennengelernt und sich prächtig mit ihr verstanden. Das musste ich erst einmal verarbeiten.

      Das Telefon klingelte. Ich sah Denis Nummer im Display. Wie sollte ich jetzt reagieren, denn Ela saß ja direkt neben mir. So nahm ich nicht ab und sprang zur Telefonsteckdose, um das Kabel herauszuziehen, damit mich jetzt keine weiteren Anrufe oder Faxe von Denis während Elas Anwesenheit überraschen konnten. Manuela wunderte sich über meine plötzliche Unruhe, doch ich entschuldigte die Maßnahme damit, dass wir uns ungestört weiterunterhalten konnten.

      Nachdem Ela gegangen war, rief ich meinen Hasen (Denis) an. Er war traurig, dass ich seinen Anruf unterbrochen hatte. Ich erklärte ihm die Situation und wir verabredeten uns für den Abend. Wir freuten uns schon wahnsinnig darauf.

      Nach