Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird in jeder lesen - Nein!
Wir wollen weniger erhoben
Und fleißiger gelesen sein.
Weizsäcker war damals der richtige Mann am richtigen Ort. Oder Nietzsche, wenn der jetzt hier wäre, der würde so richtig vom Leder ziehen, und bestimmt nicht mehr (nur) gegen die armen Christen. Also sprach Zarathustra: Der gesunde Menschenverstand ist tot. So, Virus zero, ich bin hier jetzt auch am Ende der Fahnenstange angekommen, hoffen wer ma, daß es auch weiterhin läuft, sonst solln se auf Mac umsteigen. Warum passieren gerade mir immer diese merkwürdigen Dinge, oder kommts mir nur so vor und jeder denkt, gerade sein Tag wäre etwas Besonderes? Naja, mal sehn, obs was wird mit Bea heut Abend, Ende gut alles gut, normalerweise fallen ja immer Überstunden an, wenn man was vor hat ...
„Tschüß allerseits - bis zum nächsten Mal! ... Wiederschaun! ... Schönen Tag noch!“
Zu Fuß gehn hat schon etwas Edles an sich. Ohne fremde Hilfe, nich wie bei den anderen Fortbewegungsmitteln. Sich selbst bewegend den Weg erkunden, sich ergehen im direkten Kontakt mit der Umwelt, was braucht es mehr. Und eins und zwei, schön im Einklang mit sich und der Natur. Keine Hektik, kein Verkehrslärm, keine Umweltverschmutzung, Geist und Körper wohlauf. Wenn alle mehr zu Fuß gehen würden, wärs doch offenbar besser für die Gesellschaft, sollte man mal wieder öffentlich propagieren, arbeitet ne halbe Stunde weniger, geht zu Fuß, dann seid ihr fitter und glücklicher. Die meisten gehen doch höchstens noch von der Haustür bis zum Auto ... puh, is wohl dochn bisschen weiter als gedacht ... mir tun schon die Füße weh ... wie den Ameisen aus Altona ... warum hab ich nicht nen Taxi genommen ... aaah, die kommt mir gerade recht. Stadtluft sei dank. Wir fahn fahn fahn mit der Straßenbahn ... das warn noch Zeiten, damals, da konnte man noch nach Herzenslust naiv sein, die 70er Jahre kommen einem ja heute so albern vor wie aus nem Retro Science Fiction Film, mit ihren komischen Ideen und Frisuren. Hmmm, jetzt nen Mittagsschläfchen, das Geschaukel macht einen immer so unwiderstehlich müde ... sollten mal Betten konstruieren nach dem Rüttelprinzip, für Kinder und sonstige Schlafgestörte ... oh, da samma scho ... aufstehen, festhalten, Türöffnung abwarten, aussteigen, hinabsteigen, weitergehen, ankommen, hinaufsteigen, hineingehen. Sagt ichs nicht, wer braucht da noch Sport?
So, da wärn ma wieda, zurück an dem uns zugedachten Platz zur Steigerung des Bruttosozialproduktes. Gleich mal nen Blick in die Netnews werfen: böh, auch nix weiter los. Besser so. Die meisten Nachrichten betreffen eh nur belangloses Zeug. Sollten wahre Informationen sein über Fakten oder bevorstehende Ereignisse, auf die ich mein Leben einrichten sollte. Und was lese ich? Soap, oder schlimmstenfalls sogar falsche und irreführende Sachen. Presse als Opium für den Geist. Man muß schon verschiedene Quellen anzapfen, um zwischen den Zeilen hindurch etwas von dem zu verstehen, was wirklich abgeht. Na, wasn des, Das Wort zum Sonntag, oh Mann - gibbs das immer noch? Is heut überhaupt Samstag? Glaub schon. Klar, fast vergessen. Na, schaun mer mal, Lesen bildet.
Das Wort zum Sonntag
Glauben heißt nicht wissen - wissen heißt nicht glauben?
Wenn du glaubst, du glaubst nicht, dann glaubst du nur, du glaubst nicht, könnte man in Anlehnung an einen Gassenhauer aus den 70er Jahren sagen. Denn wer von sich sagen kann, er glaube, der hat es leicht, er weiß ja, wo er steht. Wer aber von sich sagt, er glaube nicht, müßte dies erst noch etwas näher präzisieren: glaubt er wirklich an rein gar nichts, oder nur an etwas anderes als jenes Höhere Wesen, das ewige Liebe verspricht?
Womöglich ist dieser erste Typus Ungläubiger ein bekennender Nihilist rational-naturwissenschaftlicher Prägung, der den Kosmos als zufällige Abfolge von Naturgesetzen ansieht, denen er dann und wann den Stempel seines freien Willens aufdrücken darf. Und das nennt er ganz selbstverständlich Wissen, nicht etwa, weil er den mathematischen Gott-ist-tot-Beweis bereits geführt hätte, sondern weil sein Meinungsbildungsprozeß auf einer ihm irgendwann als denknotwendig deklarierten Empirik beruht, die genau besehen allerdings nur einen verschwindend kleinen Teil der Realität mit mehr oder weniger großer Genauigkeit widerspiegelt, wobei es ihn selbstverständlich überhaupt nicht stört, die daraus fließenden Axiome mit schöner Regelmäßigkeit den jeweils neuesten Theorien folgend wieder verändern zu müssen. Denn tatsächlich wissen kann er es natürlich nicht, ob er letztendlich recht hat mit seinen Ansichten zur Wirklichkeit, er glaubt es halt, und fühlt sich somit wenigstens besser als der bloß Glaubende, oder zumindest glaubt er, er fühle sich besser, denn auch dies ist wohl eher subjektiv als objektiv Teil seines Weltbildes.
Der zweite Typus hat sich ebenfalls offiziell eine atheistische Weltanschauung zurecht gelegt, glaubt aber in Wahrheit an vielerlei Dinge, nur ohne sich dessen recht bewußt zu sein, ein Pseudo-Nihilist sozusagen. So kann er z.B. an die Wirkung der eigenen Kraft und Leistung glauben, an die des Geldes, seiner Familie, seiner gesellschaftlichen Position, und diesen Faktoren eine gehörige Portion Macht über sein Schicksal zuschreiben, keine Allmacht vielleicht, aber immerhin genug, um sich auf sie zu verlassen, sich nach ihnen zu richten, sie als höhere Realität anzuerkennen, die ihm besondere Rechte verleiht und das irdische Glück verspricht. Er wird diesem Leitbild hingebungsvoll huldigen, um es herum einen Kultus aufbauen, mit Statussymbolen und Riten, mit wenigen Gleichgesinnten und vielen Ausgegrenzten, ein moderner Baalskult. Er weiß ja, daß es funktioniert, zumindest glaubt er das, denn wie kurzfristig seine Gleichungen Wahrheit besitzen, merkt er erst, wenn sein System urplötzlich zusammenbricht.
Fazit: Glauben besitzen sie alle, Wissen zuvörderst die, die Gewißheit haben. Und die hat man nur im Glauben.
Der erste Nachmittag
Mann, jetzt hauts mich aber um, früher warn die alle immer so brav mit Weihnachtsgeschichte und so, und jetzt das, schierer Angriff auf die bare Vernunft. Wortverdreher. Naja, wer weiß, was gut gesagt ist, kann nicht ganz dumm sein, nen wahrer Kern steckt sicher drin. Ist eben wie alles relativ, subjektiv, soll doch jeder in seiner eigenen Welt leben, solange er seinem Nachbarn nicht auf den Wecker fällt. Oder etwa nicht? Mag sein, es wäre tatswahrhaftig besser, wenn alle in der gleichen Realität leben würden? Man sich darüber austauschen und gemeinsam alles mit den anderen teilen könnte, anstatt nur sein eigenes Süppchen zu kochen? Sicher, wenn Gemeinschaft funktioniert, ist sie etwas wunderbares, aber dazu müssen alle den gleichen Leitgedanken folgen, sonst geht’s wieder nur um das Recht des Stärkeren, und der Rest schaut in die Röhre.
„Na, wieder im Lande? Wie geht’s deinem Riesenbaby?“
„Hi, so weit so gut, bin schon wieder ne ganze Weile hier.“
„Was hatten se denn?“
„Ehrlich gesagt, weiß ich selber noch nich ganz genau. Erst gings Achterbahn: System stürzt ab, System fängt sich wieder auf, dann hab ich rumgedoktert und es meldet sich nen Hacker bei mir. Ich denk erst, der will mich aufn Arm nehm, aber dann kommen wir ganz nett ins philosophieren über Gott und die Welt, bis er meint, er wolle mithelfen. Stell dir vor: wuppdich, auf einmal läuft alles wieder. Also denk ich: der ist doch irgendwie an dem Schlamassel beteiligt gewesen, der Täter kehrt immer zum Tatort zurück. Also hab ich ihm gesagt, er soll das nächste mal die Finger von der Tastatur lassen. Nun hoff ich, daß er wirklich der Verantwortliche war und sich jetzt schön fein raus hält. Sonst bin ich mir nicht sicher, wie lange es gedauert hätte, bis ich ihm auf die Schliche gekommen wäre. Bei dir irgendwelche außergewöhnlichen Vorkommnisse?“
„Ja, schon, scheint tatsächlich ne neue Welle an Attacken in Umlauf gewesen zu sein. Hat hier auch alles nen bißchen verrückt gespielt, gegen Mittag hats sichs dann praktisch von selbst wieder gelegt, auch ohne plaudernden Hackerfreund ... du, vielleicht wars nur nen groß angelegter Test für nen bevorstehenden ernsthaften Cyberangriff, stell mal vor, das war bestimmt erst der Anfang vonns Janze.“
„Gegeben hats das ja schon des öfteren,