Die dunkle Seite der Seele. Dorle Weichler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dorle Weichler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738021363
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ihre Firma! Wenn sie jetzt sofort arbeiten könnte wäre sicher ganz schnell wieder alles gut! Wenn sie doch wenigstens erst einmal Ulrike und Johanna finden würde... die beiden wüssten ganz bestimmt wie sie ihr helfen könnten!

       Sie suchte und suchte...... aber sie konnte das Gebäude einfach nicht finden! Wohin konnte das ganze Haus denn bloß verschwunden sein? So etwas kann es doch gar nicht geben, sie war doch gerade erst vor ein paar Tagen noch da gewesen! Aber an der Stelle, wo eigentlich das Gebäude hätte stehen müssen, befand sich nur ein sehr großer Hochstuhl! Und darauf saß ein riesengroßer, schwarz gekleideter Mann, der sie im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab ansah!

      „Was wollen Sie denn hier, junge Frau?“ fragte er mit einem ironischen Ton und einem üblen Grinsen im hässlichen Gesicht.

      „Arbeiten natürlich! Ich will hier wieder arbeiten! Wie schon seit Jahren! Wo ist denn die Firma? Und wo sind denn nur meine ganzen Kollegen? Die sind doch bestimmt nicht schon wieder umgezogen! Das kann doch gar nicht sein! Und wenn würden sie auch ganz bestimmt nicht ohne mich gehen! Sie wissen doch bestimmt dass ich wieder zurück komme! Und sie können mich doch nicht einfach ganz allein hier zurück gelassen haben!“

      „Sie wollen hier wieder arbeiten? Ich lach mich kaputt! Diese Firma und ausgerechnet auf Sie warten? Haben sie ja wohl lange genug getan! Die müssen ja Ihre Arbeit jetzt auch noch machen! Also sind sie wieder zurück gezogen nach Ostwestfalen! Das müssten aber gerade Sie am besten wissen! Warum wissen Sie das nicht? Stellen Sie sich doch nicht dämlicher an als Sie sind! Hauen Sie bloß endlich ab! Sie sind doch bestimmt die, die versucht hat, hier alle umzubringen! Los! Hauen Sie ab! Ich will sie hier nie wieder sehen! Sie ganz allein sind doch Schuld an der ganzen Misere! Sie sollten sich in Grund und Boden schämen!“

       Ihr wurde ganz schwindelig und Übelkeit stieg langsam in ihr auf! Das konnte doch alles gar nicht wahr sein! Sie hätten sie doch wieder mit nach Hause nehmen müssen! Sie konnten sie doch nicht einfach hier ganz allein zurück lassen? Und was meinte dieser schreckliche Mann? Sie hätte versucht, die Kollegen alle umzubringen? Aber sie konnte doch niemandem etwas zuleide tun! Das wussten sie doch alle! Sie kannten sie doch! Und sie hatten sie doch damals auch unbedingt mitnehmen wollen!

       Lena hatte Angst! Ganz furchtbare Angst! Nahm dieser schreckliche Albtraum denn niemals ein Ende? War sie wirklich von allen Freunden hier verlassen worden? Und was warfen sie ihr denn nur vor? Das ausgerechnet sie alle hatte umbringen wollen konnte doch nur ein ganz übler Scherz sein! Sie hasste ja schon Streit, aber morden? Das würde sie doch niemals im Leben können! Warum glaubte denn nur jeder dass ausgerechnet sie an allem Schuld hätte? Ganz plötzlich wurde ihr furchtbar kalt und Scham stieg in ihr auf! Sie musste an ihre tote Mutter denken! Und da hatte sie ja auch ganz allein die Schuld gehabt! Sollten denn alle diese bösen Verdächtigungen Wahrheit sein? War sie vielleicht, ganz tief unten in ihrer Seele, eine Mörderin? Und hatte sie nur alle diese furchtbaren Taten verdrängt oder vergessen? Wenn nur dieser widerliche große Mann in schwarz nicht wäre! Lenas hatte das Gefühl, von ihm beobachtet zu werden! Seine Blicke bohrten sich in ihren Rücken!

       Nein! Nein und noch einmal Nein! Sie war doch keine Mörderin! Niemals könnte sie einem Menschen Böses tun! Oder doch? Was wollte der schreckliche Mann mit seinen Beschuldigungen denn erreichen? Wer war das denn nur?

      „Bitte, lieber Gott! So hilf mir doch! Gib mir wenigstens meine ganzen Erinnerungen zurück! Wenn ich auch hier Schuld auf mich geladen habe dann muss ich auch dafür einstehen! Aber wenn ich mich doch an nichts erinnern kann? Wie soll es denn dann nur mit mir weiter gehen?“

       Sie hatte sich auf den Stein gesetzt der früher einmal neben der Treppe zur Eingangstür gestanden hatte. Nur das es jetzt keine Treppe mehr vor einem Haus gab! Sie konnte nicht aufhören zu weinen und zu beten! Doch dann fielen ihr wieder die Worte ein die ihr Vater immer gesagt hatte! „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ Und er hatte damit immer Recht gehabt! Und hatte nicht auch die Mutter erst kürzlich diese Worte benutzt? Ihre Gedanken jagten nur so durch ihren Kopf. Sie musste endlich etwas unternehmen, aber was?

       Vielleicht würden sie ja alle zuhause auf sie warten! Aufgeregt sprang sie auf! Sie musste nach Hause, einfach nur ganz schnell nach Hause! Und das war ja auch gleich hier um die Ecke! Natürlich! Warum hatte sie nicht früher daran gedacht? Und wenn sie dann endlich in ihrer Wohnung sein könnte würde sie sofort die Tür hinter sich absperren! Dann konnte ihr keiner mehr was tun!

      „Schneller Lena, lauf schneller“, spornte sie sich selber an, „Du musst schneller laufen! Viel schneller! Gleich bist du endlich zuhause!“

       Da! Geschafft! Da war das Haus! Sie stürzte die Eingangstreppe hoch, riss die Tür auf, jagte durch den Flur! Endlich! Zuhause! Wo ist denn nur der Schlüssel? Hatte sie etwa auch noch ihren Schlüssel verloren? Das durfte jetzt nicht wahr sein! Ihre Hände griffen ins Leere! Sie hatte gar keine Jacke an, nur dieses Engelshemdchen, das man im Krankenhaus anziehen musste! Und natürlich gab es darin gar keine Taschen!

       Verzweifelt schlug sie mit ihren Fäuste gegen die Tür! Wieder und immer wieder! Wenn doch wenigstens der Hausmeister käme, der würde sie doch auch in die Wohnung lassen können! Doch da wurde die Tür auf einmal von innen aufgerissen! Vor ihr stand schon wieder dieser Angst einflößende, schreckliche Mann im schwarzen Anzug!

      „Ach schau mal an! Du schon wieder! Warum begreifst du denn nicht endlich dass du hier unerwünscht bist! Du hast hier nichts mehr verloren! Verschwinde endlich! Oder soll ich dir vielleicht erst ein ganz kleines bisschen weh tun?“ Und dabei schüttelte er sich schier aus vor Lachen, sein ganzer hässlicher, fetter Körper wabbelte und schaukelte, „Hahahahahaha“!

      „Aber meine Wohnung! Das hier ist doch meine eigene Wohnung! Lassen Sie mich endlich rein!“

      „Vergiss es ganz schnell, Schätzchen! Du hast hier nichts mehr zu suchen! Und verschwinde endlich aus meinem Dunstkreis!“

       Als er diese hässlichen Worte zischte traf sie sein übler Mundgeruch! Er stank aus dem Hals wie die verwesten Tiere aus der Truhe auf dem Friedhof!

       Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten und sich ihr Magen umdrehte, sie musste würgen, gleich würde sie ihm vor die Füße spucken müssen!

       Sie drehte sich um und lief wie von Furien gehetzt die Flure wieder zurück. Sein widerliches, hämisches Lachen verfolgte sie noch bis draußen! Sie konnte nicht mehr, die Tränen schossen ihr nur so aus den Augen! Nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so einsam, verlassen und gedemütigt gefühlt wie jetzt! Was sollte oder konnte sie denn jetzt überhaupt noch tun? Irgend jemand musste ihr doch helfen können! Aber wer würde sie denn überhaupt noch in seine Nähe lassen? Und wo sollte sie sie überhaupt suchen?

       Ihr Kopf fühlte sich an als wäre er mit Watte gefüllt, die Geräusche um sie herum wurden immer leiser, bis sie nicht einen einzigen Laut mehr hören konnte! Sie ließ sich einfach fallen! Immer tiefer, immer dunkler! Sie war so schrecklich müde! Und so schrecklich allein!

      Kapitel 13

      Sie hatte starke Kopfschmerzen. Und ihre Augen brannten! Und sie hatte schon wieder so einen furchtbaren Durst! Wo war sie? Zuhause? In ihrem Bett? Oder hatte sie doch vielleicht wieder ganz entsetzlich geträumt? Sie hörte, dass jemand das Zimmer betrat! Ihr Herz begann zu rasen! Und wieder wurde ihr vor Angst ganz schlecht! Angst vor dem, was da genau jetzt auf sie zukommen würde! War es etwa wieder dieser schreckliche Mann?

      Angestrengt versuchte sie, etwas zu erkennen. Es ging einfach nicht, es war zu dunkel und alles drehte sich vor ihren Augen.

      Anscheinend lag sie noch immer in diesem Krankenhausbett, aber es kam ihr vor, als würde sich das Bett auf einem Schiff befinden und durch die Wellen auf und ab getrieben. Wenn ihr doch nur nicht immer wieder so schrecklich übel würde! Immer wieder versuchte sie, die Augen zu öffnen. Sie konnte einfach nicht klar sehen! Gingen sie mit ihrem Bett durch irgendwelche