Aevum. Werner Karl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Werner Karl
Издательство: Bookwire
Серия: Black Ice
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748587880
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seltsamen Felsen auf Violetta III konnten seiner Hülle einige leichte Kratzer versetzen, erinnerte sie sich. Die Explosion des Mazzar-Frachters erstaunlicherweise nicht. Zu weit entfernt, den Göttern des Alls sei Dank. Ein kleiner Teil ihres Verstandes machte sich eine Notiz, dass es wohl interessant und sicher auch lohnenswert wäre, eine Probe dieses Felsmaterials terranischen Forschern vorzulegen. Wenn schon das Erz auf dem Blitz-Planeten so fantastische Eigenschaften besitzt, dass die Mazzar so ein Geheimnis daraus machen, könnte der Ursprung in der generellen Geologie dieses Planeten begründet sein. Und damit das Erz, das sie dort abbauen …

      Bérénice warf einen Blick auf ein halb zerlegtes HAWKING-Modell, das neben Freitags Alkoven auf einem Montagetisch mit geöffneten Brustplatten lag. Die Augen in dem etwas länglichen Metallschädel waren geschlossen. Mehrere Leitungen führten davon zu einer ganzen Batterie von Messgeräten und Monitoren, die Schaltpläne, Diagramme und andere Daten zeigten, die der Trooperin nichts sagten.

       Vielleicht sollte ich einen dieser Eierköpfe mitnehmen. Ein Analyse-Roboter würde gut in die Mannschaft passen.

      Sie verwarf den Gedanken gleich wieder, als sie an die beengten Verhältnisse an Bord ihres kleinen Schiffes dachte. Bérénice wandte sich wieder ihrem eigenen Roboter zu und betrachtete ihn mit gemischten Gefühlen.

       Ich hoffe, ich kann mich auf deine Prägung verlassen, Blechschädel. Du bist schon in deiner Grundfunktion ein unschätzbarer Gefährte. Als auf mich fixierter Bodyguard kannst du auf mich aufpassen, wenn mich wieder mal ein Blackout niederstreckt …

      Plötzlich bemerkte sie, dass Freitag an keine einzige Versorgungsleitung angeschlossen war.

      »Freitag?«

      Er öffnete sofort seine optischen Sensoren. Rotglühende Augen senkten sich auf die Frau vor ihm.

      »Agentin Savoy. Sind Sie mit meiner Betrachtung und Markierung fertig? Darf ich fragen, was Sie auf meiner Stirn und meinem Rücken haben anbringen lassen?«

      Die ehemalige Trooperin staunte ein wenig, dass er den Vorgang offensichtlich mitbekommen hatte. Dann fiel ihr ein, dass er lediglich auf Stand-by gestanden haben musste und nicht völlig deaktiviert gewesen war.

       »Deine Seriennummer konnte und wollte ich mir nicht merken. Nur allein deswegen habe ich dich aber nicht Freitag getauft. Ich brauchte damals – und wie es aussieht auch in Zukunft – einen Partner, auf den ich mich verlassen kann. Und so jemand sollte einen Namen haben. Geraten wir aber jemals in Situationen, in denen mehrere BEHEMOTH agieren, würde ich gerne wissen, wer von ihnen mir gehört. Du trägst einen kleinen goldenen Blitz auf deiner Stirn und auf dem Rücken einen größeren.«

      »Ich bin zwar nicht zu Gefühlen fähig, Agentin Savoy, aber ich berechne eine 96,7%ige Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen meine Existenz nicht völlig egal ist.«

      »Du gehörst mir, Freitag«, sagte Bérénice und hatte plötzlich feuchte Augen.

      »Ich stelle einige Parallelen in Ihrem und meinem erweiterten Äußeren fest. Dieser Markierung hätte es nicht bedurft. Ich bin auf Sie geprägt.«

      In Bérénices Ohren klang es so, als hätte er gesagt: »Ich bin Ihr Freund.« Sie lächelte verhalten und ließ ihre Blicke über sein Chassis schweifen. »Bist du voll einsatzfähig?«

      »Selbstverständlich. Wir BEHEMOTH sind grundsätzlich so konstruiert, dass wir so gut wie keine Verschleißteile besitzen. Lediglich während massiver Kampfhandlungen erlittene Schäden müssen repariert und zerstörte Bestandteile ersetzt werden. Und ich war noch an keinem Kampf beteiligt, der in die Kategorie massiv einzuordnen gewesen wäre.«

      Bérénice erinnerte sich an die brenzligen Situationen, die sie mit Freitag erlebt hatte, und erschauerte ein wenig, als sie sich vorstellte, was nach seiner Beschreibung denn eine massive Kampfhandlung sein mochte. Irgendein Gefühl sagte ihr, dass sie in der Zukunft solche erleben würden.

       Und hoffentlich überleben!

      »Wir, also du und ich, Naya und die beiden Pazifisten, gehen auf eine Reise, in der es vielleicht massiv werden könnte. Ich hoffe es allerdings nicht.«

      »Ich wurde darüber informiert, dass der Krieg mit den Mazzar beendet werden konnte. Und dies aufgrund Ihrer Bemühungen, Agentin Savoy«, sagte er und Bérénice hatte den Eindruck, dass ein wenig Stolz in seinen Worten mitschwang.

      Du fängst schon wieder an, dieser Maschine Gefühle zuzuschreiben, dumme Kuh!, schalt sie sich und konnte trotzdem ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken.

      »Nun, ja … stimmt schon. Der Krieg mag in diesem Sektor der Milchstraße beendet sein. Aber das All ist verdammt groß. Ich kann mir vorstellen, dass wir auf Mazzar stoßen könnten, die davon noch nichts mitbekommen haben.«

      »Dann muss ich sie also immer noch als feindlich einstufen?«

      »Ja … und nein.« Bérénice ahnte, dass es nicht nur für ihn schwierig sein würde, zwischen friedlichen und feindseligen Mazzar – und deren Verbündeten – unterscheiden zu können.

      »Mit dieser Antwort kann ich nichts anfangen, Agentin Savoy. Spezifizieren Sie.«

      »Das kann ich nicht … zumindest nicht generell. Du wirst mich in diesem Punkt beobachten oder auf mich hören müssen. Wenn ich schieße, schießt du auch, okay? Zumindest Siyoss und Bozadd sind keine Feinde, verstanden? Und ich hoffe, wir werden noch auf viele Pazifisten stoßen. Du erkennst sie an ihrem Zeichen.«

      »Natürlich, Agentin Savoy. Wann werden wir starten?«

      »Heute … du kannst mich gleich begleiten, Freitag.« Dann wandte sie sich um und sah den Techniker in einem Abstand zu ihnen stehen, der ausreichend respektvoll, aber in Hörweite war. »Ich hatte unlängst nach einem Vorrat an Munition für Freitag gefragt, Sir. Wurde der schon auf mein Schiff gebracht?«

      Der Mann trat ein paar Schritte auf sie zu und wieder sah sie seine Bewunderung für sie in seinen Augen aufleuchten. »Selbstverständlich, Madam. Unsere Kollegen vom Depot haben schon vor einigen Stunden mitgeteilt, dass ein Ausrüstungspaket B-III-Alpha vor Ihr Schiff gebracht wurde. Ihre … Kollegin Naya nahm es in Empfang. Die Beladung wurde allerdings von Kerlen des Geheimdienstes durchgeführt. Niemand sonst darf das Schiff betreten.« Er kniff seinen Mund zusammen und machte ein Gesicht, das eine gehörige Portion Neugier zeigte, gemischt mit einem deutlich geringeren Anteil von Verständnis. »Was gäbe ich dafür, mit Ihnen durch das All fliegen zu dürfen, Agentin Savoy. Ihnen gehört sogar ein BEHEMOTH der Klasse III … und ein Mazzar-Spionageschiff! Was für ein aufregendes Leben Sie führen. Ich bin nur ein langweiliger Robo-Techniker; immer an Bord eines Raumschiffes.«

      Sie bot ihm ihre Hand an und er ergriff sie überrascht. »Glauben Sie mir, Techniker …«, sie warf einen kurzen Blick auf sein Namensschild, »Quentin: Ich wünschte mir, es wäre deutlich weniger aufregend … und tödlich. Ich habe viele Freunde verloren.« Sie löste ihre Hand aus seiner und wandte sich ab.

      Freitag folgte ihr und alle Techniker in der Halle sahen dem ungleichen Paar hinterher. Nur der Roboter hörte ihre leis gesprochenen Worte, erwiderte aber nichts darauf.

      »Und jetzt fliege ich dorthin, wo noch welche sein müssen.«

      Januar 2317

      »Sie hat sich ihren Roboter geholt und trägt auch ihr Schwert wieder.« Der Stimme der Frau war anzuhören, dass sie nur ungern zugeben würde, dass auch im 24. Jahrhundert eine so antiquiert wirkende Waffe ihre Vorteile hatte. Nur mühsam konnte die Besitzerin der Stimme ihre Ungeduld unterdrücken. »Sie ist startbereit. Wir sollten uns ebenfalls an Bord unseres Schiffes begeben, Mister Green. Schließlich wollen wir sie nicht schon zu Beginn verlieren.«

      »Das werden wir nicht, Miss Silver«, klang die dunkle Stimme des Mannes auf, an den ihre Worte gerichtet waren. Er trat näher an die Kanzelscheibe des Hangar-Meisters heran und blickte zusammen mit der Frau in die Tiefe der riesigen Halle. Mehr als dreißig kleinere